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Spinalkanalstenose – Engpass im Wirbelkanal

Veröffentlicht am:19.01.2024

7 Minuten Lesedauer

Schmerzen im Rücken, die in das Gesäß, die Beine oder Arme ausstrahlen und die beim Gehen zunehmen– das kann auf eine Verengung im Spinalkanal hindeuten. Betroffenen helfen in der Regel physiotherapeutische Übungen und Medikamente. Eine Operation ist selten nötig.

Frau mit Spinalkanalstenose macht Rückenübungen auf einer Yogamatte.

© iStock / KatarzynaBialasiewicz

Was ist eine Spinalkanalstenose?

Der Spinalkanal (Rückenmarkskanal) verläuft im Inneren der Wirbelsäule. Als knöchernes Zentrum des Körpers erfüllt die Wirbelsäule wichtige Aufgaben. Sie dient als Stützgerüst – ohne sie wäre ein aufrechter Stand oder Gang nicht möglich. Gleichzeitig ist sie eine flexible Achse, die zahlreiche Bewegungen ermöglicht. Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbelkörpern sowie dem Kreuzbein und dem Steißbein. In den Wirbeln gibt es ein Loch, alle diese Wirbellöcher zusammen bilden den Wirbelkanal, der auch als Spinalkanal bezeichnet wird. Der Spinalkanal umschließt und schützt das sehr empfindliche Rückenmark und die von diesem abgehenden Rückenmarksnerven, die zudem von Wasser umgeben sind. Doch in manchen Fällen werden die sensiblen Strukturen von innen heraus belastet, zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall oder durch eine Verengung des Spinalkanals – einer sogenannten Spinalkanalstenose. Betrifft die Spinalkanalstenose die Halswirbelsäule, kann dabei das Rückenmark Schaden nehmen. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kommt es zu Funktionsbeeinträchtigungen der Rückenmarksnerven.

An welchen Stellen tritt die Spinalstenose auf und wie oft kommt sie vor?

Grundsätzlich kann sich der Wirbelkanal an jeder Stelle verengen. Da die Brustwirbelsäule durch den Brustkorb gestützt wird, treten solche Veränderungen dort seltner auf. Oft betrifft eine Spinalkanalstenose den Bereich des unteren Rückens, die Lendenwirbelsäule (LWS). Mediziner und Medizinerinnen sprechen dann von einer lumbalen Spinalkanalstenose. Die Verengung kann aber auch auf Höhe des Nackens an der Halswirbelsäule (HWS) auftreten. Diese Form heißt zervikale Spinalkanalstenose. Wie oft eine Spinalkanalstenose in Deutschland vorkommt, dazu gibt es keine verlässlichen Zahlen. Schätzungen zufolge sind etwa 11 bis 39 Prozent der Erwachsenen von einer lumbalen Spinalkanalstenose betroffen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter ansteigt. Die lumbale Spinalkanalstenose ist viel häufiger als die zervikale Wirbelkanalstenose . Kernspintomographien finden jedoch auch bei vielen Menschen, die keine Symptome haben, eine Spinalkanalstenose.

Welche Ursachen gibt es für die Spinalkanalstenose?

Der Spinalkanal verengt sich bei Betroffenen meist im Laufe des Lebens. Verschleißerscheinungen oder degenerative Prozesse der Wirbelsäule sind die häufigsten Ursachen. Mit zunehmendem Alter und Belastungen verdicken die Wirbelgelenke und Bänder zwischen den Wirbelkörpern, manchmal bilden sich auch Verknöcherungen an den Wirbelkörpern oder es kommt vielleicht noch ein Bandscheibenvorfall dazu. Alles zusammen führt dann dazu, dass der Wirbelkanal sich über ein kurze oder längere Strecke verengt. Ist die Lendenwirbelsäule betroffen, werden die Rückenmarksnevern eingeengt, im Bereich der Halswirbelsäule das empfindliche Rückenmark.

Neben den alterbedingten Abnutzungen gibt es auch andere seltene Ursachen für eine Spinalkanalstenoste:

  • Unfälle oder Stürze, die mit Wirbelsäulenverletzungen einhergehen
  • infektionsbedingte Entzündungen an den Knochen, des Knochenmarks oder der Bandscheiben
  • Stoffwechselerkrankungen, die beispielsweise die Stabilität der Wirbelkörper beeinflussen
  • chronisch-entzündliche Gelenkerkrankungen
  • Knochenerkrankungen, die die Knochen instabiler werden lassen

Diese Symptome kann eine Spinalkanalstenose auslösen

Eine leichte Verengung des Wirbelkanals verursacht in der Regel keine Symptome. Erst wenn die Verengung weit fortgeschritten ist, kommt es zu Beschwerden. Die Art der Beschwerden bei einer Spinalkanalstenose hängt davon ab, ob die Verengung in der Lendenwirbelsäule oder der Halswirbelsäule vorliegt.

  • Symptome bei Spinalkanalstenose LWS (Lendenwirbelsäule): Patienten und Patientinnen verspüren oft chronische Schmerzen im unteren Rücken, die in das Gesäß oder die Beine ausstrahlen. Die Beschwerden treten in der Regel unter Belastung auf, zum Beispiel beim Gehen. Besserung tritt ein, wenn Betroffene stehten bleiben und sich nach vorne beugen oder setzen. Unter Belastung können auch Gefühlsstörungen und Lähmungen in den Beinen auftreten. Weil die Gehstrecke, die ohne Schmerzen bewältigt werden kann, durch das Auftreten der Beschwerden deutlich verkürzt ist, spricht man auch von der spinalen Schaufensterkrankheit. Hintergrund ist, dass das Rückenmark in der Regel nur bis zum ersten Lendenwirbelkörper reicht, sodass im Bereich der Lendenwirbelsäulel in der Regel „nur“ die Rückenmarksnerven eingeengt werden, die unter anderem zu den Beinen ziehen. Durch die Einengung sind in den Nerven die Versorgungungswege eingeschnürt. Müssen sie arbeiten, kommt es zu einem Mangel. Durch das Vorbeugen wird der Raum im Wirbelkanal etwas weiter und die Nährstoffe können wieder durch die Nerven fließen.
  • Symptome bei Spinalkanalstenose HWS (Halswirbelsäule): Bei der Halswirbelsäule kann eine Wirbelkanalenge dazu führen, dass die Nervenwurzeln, die aus dem Rückenmark herausgehen, eingeengt werden. Dann kommt es zu Schmerzen in Schulter oder Arm. Drücken Knochenvorsprünge auf das empfindliche Rückenmark, wird dieses geschädigt. Weil die Lageinformationen der Beine nicht mehr zum Gehirn gelangt, wird das Gehen unsicher, was sich erst einmal besonders bei Dunkelheit bemerkbar macht. Zudem kann man zunehmend schlechter das Gleichgewicht halten. Die Hände werden ungeschickt, was sich zum Beispiel beim Knöpfen von Hemden zeigt. Die Beeinträchtigungen können irgendwann so weit gehen, dass Arme und Beine kaum mehr bewegt werden kann.

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Wie wird eine Spinalkanalstenose diagnostiziert?

Betroffene sollten ihre Beschwerden ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt schildern. Da die Beschwerden nicht immer ganz spezifisch für eine Wirbelkanalseinengung sind, muss diese beziehungsweise dieser genauer nachfragen, wann die Beschwerden auftreten und wann sie sich bessern. Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem die Muskelkraft, die Gefühlswahrnehmung, die Reflexe, die Geschicklichkeit der Hände und das Gleichgewicht untersucht werden. Gegebenenfalls werden Betroffene auch zur weiteren Abklärung zu anderen Fachärzten und Fachärztinnen (Neurologie, Orthopädie, Neurochirurgie) überwiesen. Falls notwendig, erfolgt dann die Überweisung in eine radiologische Praxis, um dort zum Beispiel eine Kernspintomographie durchzuführen. Manchmal ist diese nicht möglich, zum Beispiel bei Patientinnen oder Patienten mit Herzschrittmacher, dann kann auf eine Computertomographie ausgewichen werden. Die Kernspintomographie gaukelt manchmal auch durch sogenannte Teilvolumenartefakte eine größere Einengung vor, sodass zusätzlich zur Kernspintomographie eine Computertomographie erfolgt. In der können Knochen besser untersucht werden. Bildgebende Untersuchungen machen aber nur dann Sinn, wenn auch typische Beschwerden bestehen. Denn bei vielen Menschen vor allem im höheren Lebensalter sieht man auch Verengungen im Wirbelkanal, ohne dass sie Beschwerden haben.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Spinalkanalstenose?

Bei einer Spinalkanalstenose im Bereich der Lendenwirbelsäule sollte, sofern keine höhergradige Lähmung oder eine Störung der Blasenentleerung oder Mastdarmentleerung besteht, immer zuerst der Versuch einer konservativen Behandlung mit Krankengymnastik und Medikamenten erfolgen.

Im Bereich der Halswirbelsäule ist eine konservative Behandlung sinnvoll, wenn keine Störung des Rückenmarks besteht. Ist jedoch eine Rückenmarksstörung mit Gleichgewichtsstörung, Beeinträchtigung der Feinmotorik oder Lähmungen vorhanden, ist eine Operation geboten.

Konservative Behandlungsansätze bei einer Spinalkanalstenose sind:

  • Muskeltraining und Bewegungsübungen, gemeinsam mit einem Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin
  • Übungen für zu Hause
  • Einnahme von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend oder muskelentspannend wirken
Eine Gruppe von Menschen macht Wassergymnastik im Schwimmbad.

© iStock / FatCamera

Bei einer Spinalkanalstenose hilft tägliche Bewegung und sanfter Muskelaufbau – Aquagymnastik ist dafür die ideale Sportart.

In welchen Fällen ist eine Spinalkanalstenose-OP notwendig?

Lassen sich die Beschwerden mit den konservativen Maßnahmen nicht ausreichend lindern, besteht eine höhergradige Begrenzung der Gehstrecke oder Lähmungen, so ist eine Operation notwendig. Treten Gefühlsstörungen im Bereich des Afters auf, eine Blasenentleerungsstörung oder eine höhergradige Lähmung, muss sehr schnell operiert werden. Ebenso ist eine Operation notwendig, wenn eine Schädigung des Rückenmarks besteht. Diese Operationen erfolgen in der Regel durch Neurochirurgen oder Neurochirurginnen. Ziel der Operation ist die Dekompression, also eine Erweiterung des Wirbelkanals. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kann dabei von hinten zwischen den Wirbelbögen das verdickte gelbe Band entfernt werden und über diesen Weg von innen Verdickungen der Wirbelgelenke mit einer feinen Stanze entfernt werden. Besteht zusätzlich ein Bandscheibenvorfall, wird dieser entfernt. Im Bereich der Halswirbelsäule wird in der Regel von vorn die Bandscheibe zwischen den betroffenen Wirbelkörpern entfernt und dann die Knochenausziehungen mit einer kleinen Stanze vorsichtig entfernt. Anschließend wird die Bandscheibe in der Regel mit einem kleinen Titan-Cage ersetzt. Wenn es gelingt, mit diesem kleinen Eingriff wieder genügend Platz zu schaffen, erholen sich Patientinnen und Patienten in der Regel sehr schnell.

Muss zu viel von den Wirbelgelenken abgetragen werden oder besteht schon vorher eine Instabilität der Wirbelsäule, die zu der Einengung geführt hat, so wird die Wirbelsäule zusätzlich durch Schrauben und Stäbe beziehungsweise Implantate zwischen den Wirbelkörpern stabilisiert.6 Am besten ist es aber immer, wenn es ohne solch umfangreiche Stabilisierungen geht. So wie bei allen medizinischen Eingriffen gibt es gewisse Risiken, über die Patientinnen und Patienten vor dem Eingriff aufgeklärt werden müssen.

Für einen starken Rücken

Diese Übungen sind bei einer Spinalkanalstenose geeignet

Bewegung ist bei einer bestehenden Spinalkanalstenose sinnvoll, weil die Rücken- und Bauchmuskeln die Wirbelsäule stützen. Generell sind sanfte Sportarten wie Wassergymnastik, Radfahren oder Pilates empfehlenswert – vorausgesetzt, Betroffene können die Sportart schmerzfrei durchführen. Außerdem bieten sich bei einer Spinalkanalstenose Übungen für Zuhause an.

Übung 1 bei Spinalkanalstenose an der LWS (Lendenwirbelsäule):

  • Mit leicht gebeugten Knien an eine Wand lehnen.
  • Das Becken nach vorne schieben, der Rücken wird nun sanft gegen die Wand gedrückt.
  • Diese Position für 20 Sekunden halten, die Übung zweimal wiederholen.

Übung 2 bei Spinalkanalstenose an der HWS (Halswirbelsäule):

  • Aufrecht auf einen Stuhl setzen und den Blick nach vorne richten.
  • Einen Mittel- und Zeigefinger einer Hand auf das Kinn legen.
  • Das Kinn vorsichtig nach hinten schieben – der Hals befindet sich in gestreckter Position, ein Doppelkinn entsteht.
  • Die Position für insgesamt 5 Sekunden beibehalten – die Übung zweimal wiederholen.

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