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Gesundheitsmagazin

Muskel-Skelett-System

So können Sie das Piriformis-Syndrom loswerden

Veröffentlicht am:17.08.2023

4 Minuten Lesedauer

Als Piriformis-Syndrom wird die Einengung des Ischiasnervs durch den Piriformis-Muskel bezeichnet. Das Syndrom geht mit Schmerzen und Taubheitsgefühlen einher und verschlimmert sich häufig nach dem Sitzen. Entlastung und gezielte Übungen können helfen.

Ein Jogger greift mit der Hand an seinen schmerzenden Oberschenkel.

© iStock / Jan-Otto

Was ist das Piriformis-Syndrom?

Der Musculus piriformis ist ein kleiner flacher Muskel, der unter dem großen Gesäßmuskel liegt. Er zieht auf beiden Seiten vom unteren Ende der Wirbelsäule zum Oberschenkel. Mit seiner Hilfe rotiert der Oberschenkel aus der Hüfte nach außen, und ist bei fast allen Bewegungen der Beine beteiligt. Unter dem Piriformis-Muskel verläuft der Ischiasnerv, bei manchem Menschen auch durch diesen hindurch. Dieser dickste Nerv des Menschen wird aus den Nervenwurzeln der unteren Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeins und verläuft über das Gesäß auf der Rückseite jedes Beins bis in die Füße.

Ist der Piriformis-Muskel gereizt, verdickt, oder verkrampft, kann hierdurch der empfindliche Ischiasnerv gereizt werden: Da das Gehirn die Schmerzsignale vermeintlich von den Enden der Nervenfasern erhält, entstehen Schmerzen im Verlauf des Ischiasnervs, so dass die Schmerzen nicht nur im Gesäß wahrgenommen werden, sondern auch in die Hinterseite des Oberschenkels, die Waden und sogar bis zum kleinen Zeh ziehen können. Die Schmerzen können plötzlich einschießen, sie sind häufig brennend oder stechend und es kommt oft auch zu einem Taubheitsgefühl in der hinteren Gesäßregion und auf der Rückseite des Oberschenkels. Ausgelöst werden die Schmerzen häufig durch langes Sitzen oder auch durch Treppensteigen, Rennen oder Gehen.

Die Gründe für eine Reizung oder Verletzung des Piriformis sind vielfältig:

  • Trauma im Bereich der Hüfte, im Gesäß oder Bein, zum Beispiel durch einen Unfall
  • zu hohe Belastung des nicht ausreichend starken Muskels
  • übermäßiges ungewohntes Training, zum Beispiel Lauftraining
  • zu schwacher Piriformis-Muskel durch fehlendes Training
  • unzureichendes Aufwärmen vor dem Training und unzureichendes Dehnen danach
  • langes Sitzen
  • anatomische Anomalien wie ein zweiteiliger Piriformis-Muskel oder Verzweigungen des Ischiasnervs, bei denen der Nerv sich durch und um den Muskel windet

Das Piriformis-Syndrom wird häufig nach langem Sitzen, Treppensteigen, Gehen oder Laufen schlimmer. Zudem können die Symptome beim Aufstehen aus dem Bett heftiger auftreten.

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Wie wird ein Piriformis-Syndrom behandelt

Ein Piriformis-Syndrom verschwindet oft nach wenigen Tagen ohne Behandlung oder mit einfachen Übungen. Wenn es länger anhält oder nach einem Sturz oder Unfall auftritt, sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen.

Am wichtigsten ist es, eine weitere Reizung des Ischiasnervs zu verhindern. Probieren Sie aus, ob Wärme oder Kälte die Schmerzen lindert. Gleichzeitig sollten Sie den Piriformis-Muskel mit gezielten Übungen dehnen und kräftigen.

  • Vermeiden Sie für einige Tage alles, was die Schmerzen auslöst, also beispielsweise langes Sitzen, Treppensteigen, Laufen, das Hochheben von Lasten oder lange Spaziergänge.
  • Probieren Sie aus, ob Wärme oder Kälte die Schmerzen lindert. Kühlkissen, die mehrfach täglich über etwa 15 Minuten angewendet werden, können eine Schwellung lindern, Wärme, zum Beispiel mit einer Wärmflasche oder einem Heizkissen kann verspannte Muskulatur entspannen.
  • Schmerztabletten wie Ibuprofen können kurzfristig helfen, die Beschwerden zu lindern. Sie sollten jedoch nicht über längere Zeit in Eigenregie eingenommen werden.
  • Die folgenden Dehn- und Kräftigungsübungen können zur Linderung des Piriformis-Syndroms und zur Vorbeugung neuer Beschwerden beitragen.
Junge Frau liegt in Sportkleidung auf dem Teppich und dehnt sich, indem sie ihr rechtes Bein angewinkelt zur Brust zieht.

© iStock / Eleganza

Gezielte Dehnübungen helfen dabei, den Piriformis-Muskel zu entspannen und Beschwerden zu lindern.

Welche Übungen helfen beim Piriformis-Syndrom?

Um den Piriformis-Muskel zu entspannen, können Massagen oder bestimmte Übungen helfen. Probieren Sie diese Dehnübungen aus:

  1. Legen Sie sich mit dem Rücken auf den Boden. Achten Sie während der Übung darauf, den unteren Teil der Wirbelsäule auf dem Boden zu halten und nicht ins Hohlkreuz zu kommen. Dafür müssen Sie den Bauch etwas anspannen. Ziehen Sie nun ein Knie zu sich heran und halten Sie es für etwa 30 Sekunden mit beiden Armen. Das andere Bein bleibt ausgestreckt auf dem Boden liegen. Anschließend wiederhohlen Sie die Übung mit dem anderen Bein.
  2. Die zweite Übung machen Sie im Stehen: Beugen Sie die Knie leicht und ziehen Sie den Nabel mit den Bauchmuskeln ein. Beugen Sie sich nun mit dem Oberkörper Richtung Boden. Lassen Sie Arme und Kopf dabei locker hängen.

Tipp: So beugen Sie dem Piriformis-Syndrom vor: Seien Sie regelmäßig körperlich aktiv, so bleiben Ihre Muskeln gesund. Achten Sie auf eine gute Körperhaltung beim Sitzen, Stehen und Autofahren. Vor dem Sport sollten Sie sich immer ausreichend aufwärmen, damit alle Muskeln gut durchblutet sind. Ebenso wichtig ist es die beanspruchte Muskulatur nach der Sporteinheit zu dehnen. Vermeiden Sie langes Sitzen und stehen Sie zwischendurch immer wieder auf und dehnen Sie sich.

Was kann ein Arzt oder eine Ärztin beim Piriformis-Syndrom machen?

Wenn Sie trotz dieser Maßnahmen keine Besserung spüren oder sehr starke Schmerzen haben, sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen. Gleiche oder ähnliche Symptome können neben dem Piriformis-Syndrom auch durch andere Erkrankungen, zum Beispiel einem Bandscheibenvorfall, hervorgerufen werden. Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt wird Sie nach Ihren Beschwerden fragen und Sie untersuchen, zum Beispiel die Beine anheben und drehen, auf bestimmte Druckpunkte drücken und schauen, was die Schmerzen auslöst und was nicht. Je nach Art der Untersuchungsergebnisse, wenn zum Beispiel eine höhergradige Schwäche von Muskeln und der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall oder der Verdacht auf eine Verletzung besteht, werden weitere Untersuchungen wie ein MRT, ein Computertomogramm, eine Ultraschalluntersuchung oder eine Röntgenaufnahme veranlasst.

Der Arzt oder die Ärztin wird Ihnen möglicherweise auch Physiotherapie oder Medikamente verschreiben. Invasivere Maßnahmen wie Kortisonspritzen oder gar Operationen sind bei einem Piriformis-Syndrom in der Regel nicht notwendig.

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