Muskel-Skelett-System
Fraktur: Wie lange braucht ein Knochenbruch, um zu heilen?
Veröffentlicht am:19.06.2025
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Knochenbrüche betreffen nicht nur tobende Kinder oder Skifahrende. Auch wer nicht zur Risikogruppe gehört, kann sich im Alltag eine Fraktur zuziehen. Das Gute ist: Knochen heilen von selbst – man muss sie dabei aber unterstützen.

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Wie kommt es zu einem Knochenbruch?
Unsere Knochen sind sehr widerstandsfähig, aber nur wenig elastisch: Einem gewissen Druck oder Zug sowie leichten Biegungen oder Verdrehungen halten sie zwar stand, aber wenn die äußere Gewalteinwirkung wie bei einem Sturz, Zusammenstoß oder Schlag zu groß ist, brechen auch die stabilsten Knochen.
Ist der Knochen nur einmal gebrochen, nennt man das eine einfache Fraktur. Sind mehrere Stellen gebrochen, spricht man von Mehrfragmentfraktur. Ein Bruch mit vielen einzelnen Knochenteilen ist ein Trümmerbruch.
Bei einer verminderten Knochendichte – zum Beispiel durch Kalziummangel, Vitamin-D-Mangel oder Osteoporose – ist die Wahrscheinlichkeit eines Knochenbruchs erhöht. Die Knochen brechen dann manchmal bereits nach leichten Schlägen oder Stößen.
Etwas anderes als ein unfallbedingter oder krankheitsbedingter Bruch ist ein Ermüdungsbruch. Darunter versteht man feine Haarrisse und kleine Brüche im Knochen, die meist eine Folge intensiver und wiederholter Überbeanspruchung sind (häufig im Fuß oder Schienbein). Sie treten meist bei Leistungssportlern auf, können aber auch nach längeren, ungewohnten Belastungen, beispielsweise langen Wanderungen, entstehen.
Anzeichen für eine Fraktur
Bei sogenannten offenen Brüchen ist das umgebende Gewebe verletzt und der gebrochene Knochen im Wundbereich sichtbar. Bei geschlossenen Brüchen bleibt die Haut über dem Bruch unversehrt. Deshalb sind solche Frakturen nicht unmittelbar zu erkennen – es sei denn, es liegt eine offensichtliche Fehlstellung vor (zum Beispiel ein verdrehtes oder verbogenes Aussehen oder eine anormale Position eines Körperteils). Die möglichen Beschwerden hängen von der Art des Bruchs und dem betroffenen Körperteil ab. Hinweise auf eine Fraktur sind:
- Schmerzen an der verletzten Stelle, vor allem bei Belastung
- Berührungsempfindlichkeit
- Blutergüsse oder Verfärbungen
- eingeschränkte Beweglichkeit des verletzten Körperteils
- Taubheitsgefühl
- Schwellung
So lässt sich eine Fraktur diagnostizieren
Wenn Sie sich einen Knochen gebrochen haben oder den Verdacht auf einen Knochenbruch haben, sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen oder, wenn es möglich ist, eine Notfallambulanz aufsuchen. In der Regel wird geröntgt, um einen Bruch festzustellen.
Bei Kindern lassen sich Knochenbrüche am Unterarm und in der Nähe des Ellenbogens in manchen Fällen auch durch eine Ultraschalluntersuchung nachweisen, wodurch die Strahlenbelastung beim Röntgen entfällt. Falls im Röntgenbild kein Bruch erkennbar ist, aber sich ein solcher nicht ausschließen lässt, hilft zum Beispiel eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) weiter.
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Nach der Fraktur: Wie Knochen heilen und wie lange sie dazu brauchen
Gebrochene Knochen heilen, indem sie neues Knochengewebe bilden. In den Knochen findet auch ohne einen Bruch ein permanenter Erneuerungsprozess statt. Für diesen Knochenumbau sorgen bestimmte Zellen: die knochenaufbauenden Osteoblasten und die knochenabbauenden Osteoklasten. Bei Brüchen entfernen die Osteoklasten abgestorbenes Knochengewebe und die Osteoblasten reparieren und überbrücken die Defekte im Knochen. Dieses neue Knochengewebe nach einem Bruch heißt Kallus.
Ist die äußere Knochenhaut, das Periost, bei der Fraktur unversehrt geblieben oder liegen die beiden Enden der Fraktur eng aneinander und sind nicht verschoben, verläuft die Heilung des Bruchs ohne zusätzliche Bildung von neuem Knochengewebe. Fachleute nennen dies direkte oder primäre Frakturheilung.
Ist die äußere Knochenhaut allerdings geschädigt oder wird der gebrochene Knochen nicht ausreichend ruhiggestellt, kommt es zu einer verstärkten Kallusbildung, damit sich der Knochen wieder schließen kann. Dies wird in der Medizin indirekte oder sekundäre Frakturheilung genannt.
Knochenbrüche heilen in der Regel innerhalb von sechs bis zwölf Wochen. Wie schnell es im Einzelfall geht, hängt von der Schwere der Fraktur ab und davon, welcher Knochen betroffen ist. Ein Haarriss schließt sich schneller als ein komplizierter Beckenbruch.
Es gibt noch weitere Faktoren: Je älter die betroffene Person ist, desto länger dauert oft auch die Heilung. Die Knochen von Kindern wachsen schneller wieder zusammen als die von Erwachsenen. Auch manche Erkrankungen verlangsamen die Knochenheilung: vor allem Krankheiten, die die Durchblutung verschlechtern wie zum Beispiel Diabetes. Außerdem beeinträchtigt Rauchen die Knochenheilung.

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Behandlungsformen bei Knochenbrüchen
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einer Fraktur sind Ruhigstellung und Hochlagern des betroffenen Körperteils. Dadurch soll der Bruch entlastet und eine starke Schwellung vermieden werden. Offene Brüche sollten möglichst mit sterilen Wundauflagen bedeckt werden.
Die Behandlung von Knochenbrüchen zielt darauf ab, dass der Knochen in der richtigen Position vollständig zusammenwächst, der Bruch gut abheilt und die natürliche Funktion des Knochens wiederhergestellt wird. Dazu müssen gegebenenfalls die Bruchstücke bei der sogenannten Reposition zunächst in ihre normale Stellung gebracht werden. Danach werden sie fixiert – oft mit einem Gips oder einem Stützverband, vor allem an den Beinen und Armen. Der Gips bleibt durchschnittlich sechs Wochen über der Bruchstelle.
Bei manchen Brüchen, etwa des Hüftgelenks, ist ein Eingipsen nicht möglich. In diesen Fällen hilft es, den betroffenen Bereich ruhig zu stellen oder operativ zu versorgen.
Auch bei Trümmerbrüchen oder komplizierten Brüchen müssen Ärzte und Ärztinnen häufig operieren. Oft setzen sie dabei Implantate ein, um die Knochen wieder zusammenzufügen und zu fixieren, beispielsweise Platten, Schrauben, Drähte oder Nägel.
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Wie lange muss man einen Knochenbruch ruhigstellen?
Um die Funktionalität der Knochen wiederherzustellen und einen Muskelabbau oder eine Gelenkversteifung zu verhindern, sollte der betroffene Körperteil so früh wie möglich wieder bewegt werden. Wann aber der Knochen so weit verheilt ist, dass er Bewegung oder sogar eine normale Belastung wieder aushält, entscheidet der behandelnde Arzt oder die Ärztin. Wenn ein Patient oder eine Patientin den gebrochenen Knochen zu schnell wieder belastet, verzögert oder gefährdet das die Heilung.
Fördert Bewegung die Heilung nach einer Fraktur?
Nicht alle Brüche benötigen eine Ruhigstellung. Bewegung oder leichte Belastung können manchmal die Therapie sogar unterstützen. Das ist zum Beispiel bei Rippenbrüchen oder stabilen Wirbelbrüchen der Fall. Eigeninitiative ist auch hier nicht ratsam. Ob und wie stark Sie Körperteile nach einem Knochenbruch bewegen oder belasten dürfen, muss Ihr Arzt oder Ihre Ärztin entscheiden.
Wenn die Knochen länger zur Heilung brauchen oder gar nicht heilen
Stellt sich nach sechs bis zwölf Wochen keine Knochenheilung ein, sprechen Fachleute von einer Frakturheilungsstörung, nach sechs Monaten von einer Pseudarthrose.
Hinter der ausbleibenden Heilung können Durchblutungsstörungen und Infektionen stecken oder auch mechanische Einflüsse wie eine ungenügende Ruhigstellung oder eine zu frühe Belastung. Frakturheilungsstörungen können manchmal durch eine erneute Ruhigstellung therapiert werden, Pseudarthrosen müssen operativ behandelt werden. Je nach Ursache werden dabei die Implantate ausgetauscht oder neu eingesetzt, in einigen Fällen kommen auch Knochentransplantate zum Einsatz.