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Gesundheitsmagazin

Haut & Allergie

Was sind die wichtigsten Merkmale einer Medikamentenallergie?

Veröffentlicht am:08.09.2022

5 Minuten Lesedauer

Medikamente können unterschiedliche Nebenwirkungen auslösen, darunter auch allergische Reaktionen. Welche Anzeichen auf eine Arzneimittelallergie hindeuten und was Sie im Verdachtsfall tun sollten, erfahren Sie hier.

Eine junge Frau sitzt im Bett und schaut auf einen Beipackzettel, den sie in den Händen hält.

© iStock / nicoletaionescu

Medikamentenallergie oder für den Arzneistoff typische Nebenwirkung?

Eine Arzneimittelallergie hängt, wie jede andere Allergie auch, mit unserem Immunsystem zusammen: Bei einer Allergie reagiert die Immunabwehr überempfindlich auf bestimmte körperfremde Stoffe, die dann Allergene genannt werden. Das können harmlose Auslöser sein, wie Pflanzenpollen, bestimmte Nahrungsmittel oder eben auch Bestandteile von Medikamenten. Wenn wir mit Symptomen wie Juckreiz, Hautausschlag oder Schwellungen auf ein Arzneimittel reagieren, kann daher eine Medikamentenallergie vorliegen.

Eine Arzneimittelallergie ist also eine Form von unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Die meisten unerwünschten Wirkungen sind typisch für den im Medikament enthaltenen Wirkstoff und abhängig von der Dosierung. Sie sind auf dem Beipackzettel aufgeführt und treten auf, wenn unser Stoffwechsel aufgrund von Besonderheiten im Enzymhaushalt oder organischer Probleme Medikamente schlechter abbauen kann. Das sind mehr oder weniger erwartbare Nebeneffekte eines Medikaments. Eine allergische Reaktion auf ein Arzneimittel ist dagegen eine individuelle und nicht vorhersehbare Nebenwirkung. Allergien sind aber auch seltener als andere unerwünschte Arzneimittelwirkungen.

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Wie kommt es zur allergischen Reaktion?

Auch wenn grundsätzlich jedes Medikament eine Allergie auslösen kann, gibt es einige Medikamentengruppen, auf die das Immunsystem mit höherer Wahrscheinlichkeit reagiert:

  • Antibiotika (zum Beispiel Penicillin)
  • Rheuma- und Schmerzmittel
  • Kontrastmittel (zum Beispiel vor dem Röntgen)
  • Mittel zur örtlichen Betäubung und weitere Narkosemittel
  • Krebsmedikamente
  • Medikamente gegen Epilepsie
  • Blutdrucksenkende ACE-Hemmer
  • Medikamente gegen psychische Krankheiten

Nicht nur auf die Wirkstoffe, sondern auch auf deren Zusatzstoffe ist eine allergische Reaktion möglich.

Außerdem hat die Art und Weise, in der ein Medikament aufgenommen wird, Einfluss auf eine mögliche allergische Reaktion. Medikamente, die durch die Haut aufgenommen werden, in Form von Spritzen oder als Infusion, verursachen häufiger Allergien als Tabletten oder Säfte. Das größte Allergierisiko bergen Infusionen in die Venen.

Arzneimittelallergie: Symptome

Bei einer Arzneimittelallergie wird, wie bei anderen Allergien auch, zwischen dem Soforttyp und dem Spättyp unterschieden. Beim Soforttyp tritt die Reaktion meist innerhalb einer Stunde nach dem Kontakt mit dem Allergen auf und beim Spättyp erst nach mehreren Stunden oder Tagen. Der Soforttyp ist häufiger, so dass es meist schon innerhalb der ersten Stunde nach der Medikamenteneinnahme zu allergischen Reaktionen kommt. Zu einer allergischen Reaktion kommt es dann, wenn der Organismus durch einen früheren Kontakt bereits auf das Allergen sensibilisiert worden ist.

Eine allergische Spätreaktion kann vorliegen, wenn es einige Stunden oder Tage nach direktem Hautkontakt mit einem Medikament zu einer Entzündung der Haut mit Rötung, Blasen- oder Schuppenbildung kommt oder wenn ein Hautausschlag nach der Einnahme eines Medikaments auftritt.

Typische Symptome einer Medikamentenallergie vom Soforttyp sind:

  • Juckreiz
  • gerötete überwärmte Haut
  • fleckiger Hautausschlag
  • Quaddelbildung (Nesselsucht)
  • geschwollene Schleimhäute
  • Wasseransammlungen im Gewebe (sogenannte Ödeme)

In einigen Fällen kann bei einer Allergie vom Soforttyp auch eine anaphylaktische Reaktion auftreten. Dabei handelt es sich um plötzliche schwere allergische Symptome, die mehrere Organe oder Organsysteme gleichzeitig betreffen. Dazu können gehören: Schwellungen im Mund-Rachen-Raum, Atemnot, krampfartige Bauchschmerzen und Erbrechen, ein starker Blutdruckabfall und Orientierungsstörungen. Diese Beschwerden können, wenn nicht sehr schnell eingegriffen wird, zu einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock mit Atem- und Herz-Kreislauf-Stillstand führen. Daher ist bei entsprechenden Beschwerden sofortige notärztliche Hilfe zwingend erforderlich.

Eine Frau hält einer anderen Frau, die auf einem Behandlungsstuhl sitzt, die linke Hand auf den rechten Arm ihres Gegenübers.

© iStock / FatCamera

Allergische Reaktionen der Haut können auch bei der Gabe von Spritzen oder Infusionen auftreten. Sind der Patientin oder dem Patienten solche Unverträglichkeiten bekannt, sollten sie die behandelnde Person vorab darüber informieren, damit sie entsprechend vorbereitet ist.

Wie häufig ist eine Medikamentenallergie und wie wird sie festgestellt?

Zur Häufigkeit von Arzneimittelallergien in Deutschland gibt es keine gesicherten Daten. Fachleute gehen davon aus, dass sie bei weniger als einem Zehntel aller Nebenwirkungen eine Rolle spielen. Medikamentenallergien treten meist bei Erwachsenen im jungen und mittleren Alter auf und bei Frauen häufiger als bei Männern. Bei Kindern vor der Pubertät sind öfter Jungen betroffen. Außerdem können Viruserkrankungen wie AIDS das Risiko erhöhen, auf Arzneimittel allergisch zu reagieren.

Die Diagnose einer Medikamentenallergie ist schwierig, da die Symptome denen von nicht-allergischen Nebenwirkungen ähneln können. Deshalb kann man anhand der Beschwerden allein oft nicht sicher sagen, ob eine Allergie vorliegt. In der Regel müssen Allergietests durchgeführt werden, um herauszufinden, welcher Inhaltsstoff verantwortlich ist. Bei Verdacht auf eine Medikamentenallergie wird der Arzt oder die Ärztin zunächst erfragen, welche Symptome wann aufgetreten sind. Außerdem müssen alle möglichen Allergieauslöser aufgelistet werden. Das betrifft nicht nur verschriebene Medikamente, sondern beispielsweise auch pflanzliche Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel.

Internationale Studien haben gezeigt, dass manche Menschen annehmen, sie seien gegen ein bestimmtes Medikament allergisch, ohne dass sich das durch Allergietests bestätigen lässt. Besonders verbreitet ist die falsche Annahme einer Penicillin-Allergie. Das kann problematisch sein, da Ärztinnen und Ärzte dann nach Alternativen für das vermeintlich allergieauslösende Medikament suchen müssen, die aber eventuell weniger wirksam sind oder ungünstigere Nebenwirkungen haben. Deshalb ist es sinnvoll, sich durch Allergietests Gewissheit zu verschaffen, ob wirklich eine Allergie vorliegt.

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Vorbeugung und Behandlung von Arzneimittelallergien

Eine Medikamentenallergie an sich ist nicht heilbar – auch nicht durch eine langsame Gewöhnung an den allergenen Wirkstoff, eine sogenannte Hyposensibilisierung. Nur die akuten Symptome können durch antiallergische Medikamente (Antihistaminika) oder Kortison und im Notfall Adrenalin eingedämmt werden. Daher ist Vorbeugung wichtig: Die naheliegende Maßnahme bei einer ärztlich festgestellten Arzneimittelallergie ist, das entsprechende Medikament zu meiden und stattdessen alternative Medikamente einzusetzen. Hierzu erhalten Betroffene einen Allergiepass, in dem die Medikamentenallergie vermerkt ist. Diesen sollten Sie immer bei sich tragen, damit Notfallkräfte umgehend wissen, dass sie ein bestimmtes Medikament oder bestimmte Wirkstoffe nicht geben dürfen. Häufig können Ersatzpräparate verwendet werden.

Auch sollten Kreuzreaktionen ausgeschlossen werden: Das sind allergische Reaktionen auf ähnliche Wirkstoffe. Allerdings können Medikamente auch unersetzbar sein – etwa bei lebensbedrohlichen Erkrankungen. Dann erhalten die allergischen Patientinnen und Patienten das notwendige Mittel unter ärztlicher Aufsicht in sehr niedriger Dosis. Zudem wird versucht, die Dosis behutsam zu steigern, damit der Körper das Medikament zumindest kurzfristig toleriert. Dieses Vorgehen birgt jedoch die Gefahr einer schweren allergischen Reaktion. Deshalb wird der Arzt oder die Ärztin in einem solchen Fall die Folgen einer möglichen allergischen Reaktion und der Nichtvergabe eines wichtigen Medikaments sorgfältig gegeneinander abwägen, um die therapeutisch beste Entscheidung treffen zu können.

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