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Warum Insekten in Lebensmitteln die Zukunft sein könnten

Veröffentlicht am:07.10.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 10.05.2024

Mittlerweile gibt es in einigen deutschen Supermärkten Lebensmittel, die Insekten enthalten. Zum Beispiel Mehl aus verarbeiteten Mehlwürmern. Doch wie gesund ist es, Insekten zu essen?

Frittierte Heuschrecken liegen auf Bananenblättern angerichtet auf einem Teller.

© iStock / Faiz Dila

Insekten essen: in vielen Ländern schon lange normal

Weltweit essen rund zwei Milliarden Menschen regelmäßig Insekten. Gekochte Raupen sind etwa in einigen Regionen Afrikas eine traditionelle Speise. In China gelten gegrillte Skorpione als Delikatesse und in Mexiko landen seit jeher geröstete Grashüpfer auf dem Teller. Insekten sind für die Menschen in diesen Ländern zum Teil unentbehrliche Eiweißlieferanten. In Deutschland beziehungsweise Europa sind wir auf diese Eiweißquelle zwar nicht angewiesen – doch die Frage, ob wir sie in Zukunft vermehrt nutzen sollten, ist hochaktuell.

Echt eklig?

So mancher Ekel-Reflex auf bestimmte Gerüche oder Geschmäcker ist angeboren und soll uns vor Krankheiten schützen. Viele Ekelreaktionen sind jedoch erlernt oder kulturell geprägt. Zu unserer Esskultur gehört etwa ganz selbstverständlich der Verzehr von Krabben oder Garnelen, die Insekten gar nicht so unähnlich sehen.

Warum sind Insekten umweltfreundlicher als andere tierische Proteinquellen?

Die massenhafte Produktion unserer Haupteiweißquellen (Fleisch, Fisch, Milch, Eier) verbraucht eine große Menge an Ressourcen wie Wasser und Energie. Daneben machen der immense Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sowie die Abholzung riesiger Regenwaldgebiete zur Gewinnung von Weide- und Futteranbauflächen die Nutztierhaltung zu einem der weltweit größten Treiber von Umweltverschmutzung, Artensterben und Erderwärmung.

Aufgrund der massiven Umweltprobleme durch die weltweite Viehzucht und des anhaltenden Klimawandels hatte die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) bereits 2013 empfohlen, dass Speiseinsekten einen höheren Stellenwert bei der Ernährung der Weltbevölkerung einnehmen sollten. Ihr Nährstoffgehalt mache Insekten zu einer guten Fleischalternative.

  • Nach Berechnungen der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation wird sich mit der wachsenden Weltbevölkerung die globale Nachfrage nach tierischem Protein bis 2050 nahezu verdoppeln. Bereits jetzt stammen rund 20 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Nutztieren – zu denen Insekten nicht zählen.
  • Untersuchungen zeigen, dass durch Mehlwürmer & Co. bis zu 100-mal weniger Treibhausgase freigesetzt werden, um die gleiche Menge an Protein zu gewinnen. Die Haltung der Insekten ist nicht nur platzsparender, es werden auch deutlich weniger Ressourcen verbraucht. So benötigen Mehlwürmer und Grillen etwa 2,2 Kilogramm Futter, um 1 Kilogramm Speisegewicht zu produzieren – Hühner benötigen dafür gut 4,5 Kilogramm und Rinder rund 25 Kilogramm Futter.

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Ist es gesund, Insekten zu essen?

Im Hinblick auf den Klima- und Umweltschutz können Insekten also eine sinnvolle Alternative zu Fleisch, Fisch, Milch und Eiern sein. Auch was den Nährwert angeht, stehen Insekten anderen tierischen Produkten in nichts nach. „Das Eiweiß von Insektenfleisch ist sehr hochwertig“, weiß Lebensmittelexpertin Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Viele Arten enthalten pro Gramm Fleisch sogar deutlich mehr Eiweiß als Rind, Pute oder Schwein. Außerdem liefern Insekten wichtige Mineralstoffe, Spurenelemente, B-Vitamine und Omega-3-Fettsäuren.“

Ein Marktcheck der Verbraucherzentralen im stationären Handel (Stand: Oktober 2020), bei dem 32 verschiedene Produkte bewertet wurden, zeigt allerdings: Bei Insekten-Fertigprodukten ist ein Blick auf die Nährwerttabelle und Zutatenliste in jedem Fall ratsam. „So manches Produkt enthält reichlich Salz, Zucker oder andere ungünstige Zutaten und dabei nur einen geringen Anteil an Insekten“, so Holzäpfel.

Eine junge Frau liest im Supermarkt die Zutatenliste von einem Produkt aus dem Supermarktregal.

© iStock / Portra

Ein Blick auf die Inhaltsstoffe von Insektenprodukten lohnt sich, da diese Produkte auch Allergene enthalten können.

Wie werden Insekten in Lebensmitteln gekennzeichnet?

In der Zutatenliste von Lebensmitteln muss klar hervorgehen, welche Insekten in dem Produkt enthalten sind. Dazu gehören der deutsche Name, die lateinische Bezeichnung sowie ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Auch die Verarbeitungsform muss auf der Verpackung angegeben werden, beispielsweise ob Insekten als Pulver verarbeitet worden sind. „Bei unverarbeiteten Tieren sind zudem Hinweise zum Verzehr beziehungsweise zur Zubereitung wichtig, damit man ein sicheres Lebensmittel verspeist. Ein solcher Hinweis lautet zum Beispiel ‚Vor dem Verzehr erhitzen‘“, so Sabine Holzäpfel.

Für unverpackte Speiseinsekten ist es nicht verpflichtend, die Zutaten anzugeben – fragen Sie hier am besten direkt dort nach, wo sie die Insekten kaufen.

Die Allergenkennzeichnung ist bei verarbeiteten Produkten vorgeschrieben: „Auf der Verpackung sollten etwa mögliche Allergene aufgeführt werden. Wer gegen Krusten- und Schalentiere, Weichtiere oder Hausstaubmilben allergisch ist, kann nämlich auch auf Speiseinsekten allergisch reagieren. Je nach Fütterung der Tiere können auch Allergene von Soja und Gluten enthalten sein“, sagt die Expertin.

Novel Food

Speiseinsekten fallen in der EU seit 2018 unter die „Novel Food-Verordnung“ – als neuartige Lebensmittel müssen sie vor Markteintritt von der EU-Kommission zugelassen werden. Dazu gehört im Vorfeld unter anderem eine positive Risikobewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

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Welche Insekten kann man essen?

Die Anzahl der essbaren Insekten ist groß: Es gibt etwa 2.000 Insektenarten, die Menschen verzehren können. Zu den bekanntesten Speiseinsekten zählen:

  • Heuschrecken
  • Grillen
  • Käfer (zum Beispiel Larven des Mehl- oder Getreideschimmelkäfers)
  • Bienen
  • Wespen
  • Ameisen
  • Raupen

Insekten in Schokolade: Was hat Shellack in Lebensmitteln zu suchen?

Shellack ist vielen Frauen ein Begriff, wenn es um die Nagelmaniküre geht – schließlich ist das Harz Bestandteil von bestimmten Nagellacken in Kosmetikstudios. Doch der harzige Stoff findet sich auch als Überzugsmittel in Süßigkeiten, zum Beispiel Schokolinsen. Shellack verleiht diesen Produkten einen Glanz und bewirkt, dass sie nicht so schnell im Mund zergehen.

Was viele nicht wissen: Shellack besteht aus Ausscheidungsprodukten der Lackschildlaus. Bei der Herstellung landen oft auch lebende Läuse in dem Endprodukt, wie die Tierrechtsorganisation PETA mitteilt. Aus diesem Grund sind Produkte mit Shellack nicht vegetarisch.

Welche Lebensmittel mit Insekten gibt es in der EU bereits?

In diesen verarbeiteten Lebensmitteln werden Insekten in Europa als Zutat bereits verwendet:

  • Nudeln
  • Kekse
  • Backwaren
  • Getreideriegel
  • Pizzen
  • Soßen
  • Kartoffelerzeugnisse
  • Suppen
  • Schokoladenprodukte
  • Frühstückscerealien

So schmeckt’s

In Deutschland findet man derzeit vorwiegend Produkte mit Mehlwürmern, Heuschrecken, Hausgrillen oder Buffalowürmern aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich oder Finnland.

Mehlwürmer schmecken nussig, Grillen erdig, Heuschrecken nach Hühnerfleisch und Buffalowürmer süßlich.

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Wie kann man Insekten in der Küche zubereiten?

Aufgrund ihrer Größe können Speiseinsekten direkt verwendet und gut portioniert werden. Die puren, in der Regel gefriergetrockneten Tierchen schmecken mit oder ohne Fett in der Pfanne geröstet oder im Backofen erhitzt. Von Heuschrecken müssen vorher manchmal noch Beine und Flügel entfernt werden.

  • Ohne Zutun von Flüssigkeit oder Fett sind Insekten eher knusprig. Dann eignen sie sich zum Beispiel ideal als Topping für Salate oder Bowls. Ansonsten können sie als Proteinquelle im Prinzip jedem Gericht beigemischt werden.
  • Bei der Zubereitung mit Fett oder Flüssigkeit sowie durch vorheriges Marinieren nehmen Insekten wieder Flüssigkeit auf und erhalten ihre nahezu ursprüngliche Konsistenz.
  • Spezielle Insektenkochbücher helfen bei der Zubereitung: Sie zeigen, welche Zutaten besonders gut mit welchen Insektenarten harmonieren und wie sich der persönliche Speiseplan bereichern lässt.

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