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Gesundheitsmagazin

Ernährungsformen

Was halal bedeutet und wie gesund die Speiseregeln des Islam sind

Veröffentlicht am:12.01.2024

4 Minuten Lesedauer

Als „halal“ gelten alle Speisen und Getränke, die nach den islamischen Speisegeboten für gläubige Muslime und Muslimas erlaubt sind. Es gibt zahlreiche Siegel, die Halal-Produkte kennzeichnen. Halten die Siegel, was sie versprechen?

Zwei Menschen reichen sich einen Topf mit Abendessen aus Lamm, Kartoffeln und Karotten, das halal zubereitet ist.

© iStock / Gulcin Ragiboglu

Bedeutung: Was ist „halal“?

Der Begriff „halal“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet übersetzt „erlaubt“, „rein“ oder auch „zulässig“. Das Wort ist für Muslime und Muslimas deshalb wichtig, weil es unter anderem die gängigen religiösen Speisevorschriften abbildet. Menschen, die den muslimischen Glauben praktizieren, verzehren nur Lebensmittel, die für sie erlaubt, also halal sind. Das Gegenteil von halal ist der Begriff „haram“, der so viel wie „verboten“ bedeutet. Lebensmittel oder Speisen, die haram sind, bestehen etwa aus Schweinefleisch, enthalten Blut oder Alkohol, wie Pralinen mit Alkohol, Blutwurst oder Gummibärchen, die Gelatine enthalten. Darüber hinaus sind Produkte von Tieren haram, die nicht per Halsschnitt geschlachtet wurden und ausbluteten. Diese Schlachtmethode wird Schächten genannt, ist in Deutschland jedoch gesetzlich verboten, da hierzulande nur Schlachtungen mit Betäubung erlaubt sind.

Die Bedeutung von halal umfasst nicht nur die Ernährung, sondern auch das tägliche Leben von Muslimen und Muslimas. Wer sich islam-konform verhält, achtet etwa auch auf eine bestimmte Körperhygiene, Gebete und Rituale und hält die Fastenzeit während des Monats Ramadan ein.

Halal essen: Welche Lebensmittel sind erlaubt?

Eine Ernährung, die nach den Regeln des Islams halal zusammengestellt wird, kann ohne weiteres die Kriterien einer ausgewogenen Ernährung erfüllen. Wer sich halal ernähren möchte, greift auf Lebensmittel und Produkte zurück, die

  • pflanzlichen Ursprungs sind,
  • nicht berauschend wirken (etwa Alkohol enthalten),
  • streng getrennt von nicht erlaubten Lebensmitteln hergestellt, gelagert oder zubereitet wurden,
  • keine Zutaten oder Zusatzstoffe enthalten, deren Rohstoff oder bei denen die Technologie der Rohstoffgewinnung verboten ist,
  • aus islam-konformer Schlachtung stammen.

Es gibt Menschen, die wegen anderer Vorbehalte auf Schweinefleisch oder daraus entstehende Produkte wie etwa Gelatine verzichten möchten. Auch für sie kann es sinnvoll sein, zu Halal-Lebensmitteln zu greifen. Die andere Schlachtung macht allerdings Halal-Produkte aus Rind oder Schaf nicht automatisch gesünder als Schweinefleisch. Anders ist das bei Geflügel, unabhängig von der Schlachtung ist das Fleisch von Natur aus deutlich magerer und fettärmer, dabei reicher an Nährstoffen. Das macht Geflügelfleisch zu einer gesünderen Alternative.

Passende Artikel zum Thema

Diese Liste bietet einen groben Überblick über Halal- Lebensmittel, Lebensmittelgruppen und Getränke:

  • frisches Gemüse und Obst
  • Getreide und Getreideprodukte ohne Zusätze
  • Hülsenfrüchte
  • Eier
  • frische Milch und Milchprodukte
  • frischer Fisch mit Schuppen, zum Beispiel Lachs oder Forelle
  • Fleisch von Rind, Schaf, Ziege, Lamm und Huhn, das nach Halal-Richtlinien geschlachtet wurde
  • Fette und Öle aus Pflanzen
  • Honig und Zucker
  • Gewürze
  • Halal-Essig ohne alkoholische Zusätze
  • Wasser, naturtrüber Fruchtsaft, Tee
  • Kaffee

Welches Fleisch ist halal?

Gläubige Muslime und Muslimas verzehren nur Fleisch von halal-konform geschlachteten Pflanzenfressern wie Rind, Schaf, Ziege oder Lamm sowie Hühnern.

Mit einer Ausnahmegenehmigung der örtlich zuständigen Behörde oder mit spezieller Kurzzeitbetäubung für die Tiere können in manchen Fällen Halal-Schlachtungen durchgeführt werden. Aus Tierschutzgründen sind viele islamische Rechtsgelehrte mit der Betäubung einverstanden. Es ist außerdem erlaubt, Fleisch von geschächteten Tieren nach Deutschland einzuführen.

Wie verlässlich sind Halal-Siegel?

In Europa gibt es einige Halal-Siegel, die muslimischen Konsumenten und Konsumentinnen beim Lebensmitteleinkauf als Kompass dienen sollen. Es existieren jedoch viele Siegel, die auf unterschiedlichen Voraussetzungen und Standards beruhen. Das kommt daher, dass der Islam in verschiedenen Ländern unterschiedlich praktiziert wird. Daraus haben sich zahlreiche Halal-Systeme gebildet, mit ihren jeweiligen Zertifizierungsstellen und voneinander unabhängigen Praxismethoden in Bezug auf Schlachtung, Futtermittel für die Tiere, die Verpackung der Lebensmittel sowie deren Lagerung und Transport. Gut zu wissen: Halal-Fleisch darf nur ein Bio-Siegel tragen, wenn die Tiere mit Betäubung geschlachtet worden sind.

Derzeit existieren etwa 100 verschiedene Halal-Zertifikate, zudem ist der Ausdruck „halal“ in Europa nicht durch das Lebensmittelrecht geschützt. Die bekannten Halal-Zertifikate vergeben traditionelle Zertifizierungsstellen oder herstellerorientierte Organisationen. Für die Käuferinnen und Käufer ist oft unklar, wie diese Zertifikate voneinander abweichen und welche genauen Kriterien sie zugrunde legen, da jedes Zertifikat seine eigenen Richtlinien festlegt. Es gibt keine verbindlichen Mindestanforderungen für die Halal-Kennzeichnung. Dadurch sind viele Verbraucherinnen und Verbraucher verunsichert, ob bestimmte Lebensmittel auch ihrer persönlichen Auslegung von halal entsprechen und sie diese aus ihrer Sicht auf den Glauben essen dürfen.

Halal-Lebensmittel vom Markt.

© iStock / damircudic

Auf Wochenmärkten gibt es häufig eine große Auswahl an Halal-Lebensmitteln.

Islam-konforme Ernährung leicht gemacht

Die verschiedenen Halal-Siegel auf Produkten im Supermarkt stiften bei Verbrauchern und Verbraucherinnen in Sachen islam-konformer Ernährung häufig Misstrauen. Diese Tipps helfen, mehr Sicherheit in Sachen Lebensmittel nach halal-konformer Zubereitung zu erhalten:

  • Kochen Sie frisch und verwenden Sie keine verarbeiteten Lebensmittel, die Zusatzstoffe enthalten. Emulgatoren werden zwar meist aus Pflanzenfett hergestellt, bestätigen kann das aber nur der Hersteller.
  • Bei muslimischen Organisationen und Verbraucherverbänden finden Sie Informationen zu Halal-Siegeln sowie Lebensmittellisten, die halal sind.
  • Wer spezifische Fragen zu einem Lebensmittel oder Produkt hat, kann bei Lebensmittelherstellern und Händlern nachfragen. Dies kann bei Süßigkeiten sinnvoll sein, da diese in vielen Fällen Zusätze und Aromen enthalten. Süßigkeiten wie Fruchtgummi enthalten oft auch Gelatine. Wer unsicher ist, sollte auf Süßigkeiten eher verzichten, was zudem gesünder ist. Auch muslimische Rechtsgelehrte geben bei Fragen zu Halal-Lebensmitteln Auskunft.

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