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Achtsamkeit

Freundlichkeit ist ansteckend – und ein Booster für die Gesundheit

Veröffentlicht am:06.08.2025

5 Minuten Lesedauer

Sie ist mehr als nur eine nette Geste: Freundlichkeit kann das Immunsystem verbessern, Stress reduzieren und das Wohlbefinden steigern. Wie schon kleine Akte der Freundlichkeit das Leben positiv beeinflussen.

Eine junge Frau hilft einer Seniorin beim Tragen ihrer Einkäufe, beide lächeln sich an.

© iStock / Anchiy

Freundlichkeit: Superkraft mit wissenschaftlich belegter Wirkung

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns den Tag versüßen: Ein Fremder hält die Tür auf, eine Kollegin lächelt uns zu oder jemand macht uns ein Kompliment. Solche freundlichen Momente machen uns aber nicht nur glücklicher, sondern verbessern nachweislich auch unsere Gesundheit. Freundlichkeit wird in wissenschaftlichen Studien definiert als bewusste Handlungen (oder Worte), die anderen guttun, ohne selbst eine Gegenleistung oder Anerkennung zu erwarten.

In der Wissenschaft sind die positiven Auswirkungen von Freundlichkeit auf die Gesundheit als „Rabbit Effect“ bekannt. Der Begriff geht auf eine Studie aus dem Jahr 1978 zurück, bei der Forschende Cholesterinwerte von Kaninchen beobachteten. Dabei entdeckten sie, dass jene Tiere, die von einer Pflegerin mehr Zuwendung erhielten, eine bessere Herzgesundheit aufwiesen. Diese überraschende Erkenntnis legte den Grundstein für weitere Forschungen, die den „Rabbit Effect“ auch beim Menschen untersuchten.

Die daraus gewonnenen Erkenntnisse zeigen, wie tiefgreifend Freundlichkeit unsere Gesundheit beeinflussen kann – nicht nur emotional, sondern auch körperlich.

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Freundlichkeit als Schmerz- und Stresskiller

Freundliche Handlungen können physiologische Prozesse in unserem Körper positiv beeinflussen und uns helfen, besser mit Stress und sogar Schmerzen umzugehen. Forschungsergebnisse belegen dies:

  • Stressreduktion: Freundlichkeit wirkt wie ein natürlicher Puffer gegen Stress. Sie fördert die Produktion von Oxytocin, dem sogenannten „Kuschelhormon“. Dieses Hormon wirkt angstlösend, entspannend, intensiviert Bindungen und stärkt das Vertrauen zu Mitmenschen.
  • Schmerzlinderung: Eine Langzeitstudie aus Großbritannien hat gezeigt, dass sogenanntes prosoziales Verhalten, etwa Geldspenden für wohltätige Zwecke oder ehrenamtliche Tätigkeiten, körperliche Schmerzen lindern kann. Wer anderen hilft, leidet demnach selbst weniger unter körperlichen Beschwerden.
  • Stärkung des Immunsystems: Freundlichkeit fördert positive Emotionen und soziale Verbundenheit. Das kann auch unser Immunsystem stärken und uns widerstandsfähiger gegen Krankheiten machen.
  • Blutdruck senken: Freundliche Gesten wie Berührungen oder Körperkontakt mit vertrauten Personen können eine dämpfende Wirkung auf den Blutdruck haben. Ein Grund dafür scheint ebenfalls das Hormon Oxytocin zu sein.

Wie Helfen die Lebenszufriedenheit steigert

Sich für andere zu engagieren, kann gut tun – und zwar nicht nur dem Körper. Studien zeigen, dass Freiwilligenarbeit – definiert als freiwillige Tätigkeiten, die nicht auf finanziellen Gewinn ausgerichtet sind und anderen zugute kommen – auch mit unserem Wohlbefinden und unserer Lebenszufriedenheit zusammenhängt. So ergab eine Untersuchung aus dem Jahr 2018 mit Daten aus zwölf europäischen Ländern, dass Menschen, die ehrenamtlich aktiv sind oder waren, zufriedener mit ihrem Leben sind als andere. Besonders bei älteren Menschen war dieser Zusammenhang stark ausgeprägt. Freiwilligenarbeit hilft uns, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Beziehungen zu vertiefen. Diese sozialen Verbindungen können zum Wohlbefinden beitragen und die Sterblichkeitsrate senken.

Der „Ripple Effect“, oder: Warum Freundlichkeit ansteckend ist

Wenn wir freundlich sind, profitieren wir nicht nur selbst und die direkten Empfängerinnen und Empfänger davon. Auch Menschen, die eine freundliche Handlung beobachten, werden beeinflusst und handeln dann vielleicht selbst freundlich. So entsteht eine positive Kettenreaktion, die sich in der Gesellschaft ausbreitet. Dieser sogenannte „Ripple Effect“ (zu Deutsch: Welleneffekt) löst eine Kaskade von positiven Interaktionen aus, die weit über die ursprüngliche Handlung hinausreicht – wie ein Stein, der ins Wasser fällt und Wellen erzeugt, die immer größere Kreise ziehen.

In der Forschung wird Freundlichkeit deshalb sogar als vielversprechende Maßnahme für das öffentliche Gesundheitswesen diskutiert, um Krankheiten vorzubeugen und womöglich die Gesundheit der gesamten Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.

Empathie versus Ekpathie

Schon gewusst? Das Gegenteil von Empathie heißt Ekpathie. Während Empathie es uns ermöglicht, sich in andere hineinzuversetzen und mitzufühlen, bleiben wir bei der Ekpathie ganz bei uns selbst. Das muss aber kein schlechter Charakterzug sein: Ekpathische Menschen sind emotional weniger beeinflussbar und bleiben eher sachlich. Das kann in manchen Situationen, wie im beruflichen Kontext, sogar von Vorteil sein.

Eine erwachsene Tochter und ihre Mutter sitzen sich händehaltend in einem Café gegenüber, lächeln und genießen ihr Gespräch.

© iStock / Drazen Zigic

Aufmerksamkeit und ein offenes Ohr: Kontakte zu pflegen ist eine einfache und wirksame Art, Freundlichkeit zu zeigen und das eigene Wohlbefinden zu steigern.

Tipps für mehr Freundlichkeit im Leben

Freundlichkeit ist eine bewusste Entscheidung, die jeder von uns tagtäglich treffen kann. Mit diesen einfachen Tipps können Sie mehr Freundlichkeit in den Alltag integrieren und davon profitieren:

  • Aufmerksamkeit schenken: Legen Sie Ihr Handy weg und seien Sie ganz präsent, wenn Sie mit anderen Menschen sprechen. In unserer von digitalem Stress und ständiger Erreichbarkeit geprägten Welt ist dies eine freundliche Geste, denn unsere Gehirne sehnen sich nach persönlicher Interaktion.
  • Kontakte pflegen: Kleine Gesten wie die Verabredung zu einem gemeinsamen Mittagessen oder eine kurze, persönliche Nachricht tragen dazu bei, soziale Bindungen zu stärken.
  • Komplimente machen: Freundliche Worte und Komplimente können dazu führen, dass sich jemand gesehen, wertgeschätzt und umsorgt fühlt.
  • Umarmungen: Menschen, die sich häufiger umarmen, scheinen seltener erkältet zu sein. Und wenn sie doch eine Erkältung bekommen, verläuft diese womöglich milder.

Wer regelmäßig diese einfachen Praktiken in seinen Alltag integriert, kann sowohl die eigene Lebensqualität als auch die seiner Mitmenschen verbessern.

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