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Gesundheitsmagazin

Fit im Alter

Sturzprophylaxe im Alter: So verhindern Sie Stürze

Veröffentlicht am:02.03.2021

6 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 13.02.2023

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, zu stürzen und sich dabei ernsthaft zu verletzen. Mangelndes Gleichgewicht und schwindende Muskelkraft sind oft ausschlaggebend. Mit Sturzprophylaxe können Senioren und Seniorinnen sich schützen.

Eine ältere Dame ist auf dem Teppich gestürzt – mit der richtigen Sturzprophylaxe wäre das nicht passiert.

© iStock / LightFieldStudios

Was sind Risikofaktoren für Stürze im Alter?

Eine Studie des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart zeigte: Jede dritte Person über 65 stürzt mindestens einmal im Jahr, bei den über 80-Jährigen ist es jeder oder jede zweite. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie werden jährlich mehr als 400.000 ältere Menschen nach einem Sturz im Krankenhaus behandelt.

Es gibt verschiedenste Gründe und Risikofaktoren für Stürze im Alter:

  • Schwache Muskulatur: Wer sich wenig bewegt, verliert schnell an stabilisierender Muskulatur. Längere Krankheitsphasen und Operationen sind besonders kritisch: Die Muskeln schwinden, das Gleichgewicht leidet und Stürze werden so wahrscheinlicher.
  • Abnehmendes Reaktionsvermögen: Mit steigendem Alter werden Hindernisse und Stolperfallen in der Wohnung (wie abstehende Teppichkanten oder lose Kabel) gefährlicher. Auch die nachlassende Sehkraft kann dazu beitragen, dass solche Stellen übersehen werden.
  • Sehschwäche, die eventuell auch Schwindel verursacht: Altersweitsichtigkeit und Augenkrankheiten können die Gangsicherheit erheblich beeinflussen. Lassen Sie darum mindestens alle zwei Jahre einen Sehtest durchführen.
  • Hörprobleme, die Schwindel verursachen: Mit zunehmendem Alter treten häufig Hörverluste auf, die auch den Gleichgewichtssinn erheblich stören können. Lassen Sie sich darum regelmäßig in einer HNO-Arztpraxis untersuchen.
  • Erkrankungen, die den Gleichgewichtssinn stören, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder niedriger Blutdruck. Sprechen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darauf an, wenn Sie unter Schwindel leiden.
  • Medikamente, die Aufmerksamkeit und Reflexe beeinträchtigen, wie etwa Beruhigungsmittel und Psychopharmaka oder Medikamente, die Schwindel hervorrufen: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten, sie können eventuell die Dosierung verändern oder auf ein alternatives Medikament ausweichen.
  • Wechselwirkungen verschiedener Medikamente: Sprechen Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin stets darauf an, wenn Sie ein neues Medikament erhalten haben. Es ist seine oder ihre Aufgabe, das Zusammenspiel Ihrer Medikamente immer wieder neu auf ihre Verträglichkeit zu prüfen.
  • Vorausgegange Stürze erhöhen das Risiko, wieder zu fallen: Wer Angst hat zu fallen, schränkt seine Mobilität oft aus Unsicherheit weiter ein. Der Bewegungsmangel führt wiederum zu Muskelverlust und schwachen Knochen (Osteoporose), die leicht brechen können. Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin kann Ihnen weiterhelfen, wenn Sie Angst vor (neuen) Stürzen haben.

Welche Folgen können Stürze haben?

Bei Stürzen kann es zu Prellungen oder Abschürfungen kommen, aber auch zu Knochenbrüchen. Solche Frakturen treten etwa in einem von zehn Fällen auf. Häufig sind Hüftknochen betroffen, aber auch Unterarmknochen und Oberschenkelhals.

Solche Brüche können langfristige gesundheitliche Konsequenzen haben. Komplikationen, Einschränkungen und Klinikaufenthalte lassen das Risiko, pflegebedürftig zu werden, steigen.

Wie funktioniert Sturzprophylaxe?

Unter Sturzprophylaxe sind verschiedene Maßnahmen zusammengefasst, die Ihnen dabei helfen sollen, Stürze im Alltag zu verhinden. Die effektivste Maßnahme, um Stürzen vorzubeugen, ist, körperlich fit zu bleiben oder es – egal in welchem Alter – wieder zu werden. Dabei hilft es, regelmäßige Bewegung in den Alltag zu integrieren, zum Beispiel durch Spazierengehen, Wandern, Treppensteigen, Gartenarbeit oder mit den Enkelkindern zu spielen. Hinzu kommen einfache Balance- und Kraftübungen. Diese sollten idealerweise täglich, aber mindestens zwei- bis dreimal pro Woche ausgeübt werden. Außerdem gehören zur Sturzprävention bestimmte Verhaltenstipps und ein sturzsicher ausgestattetes Wohnumfeld.

Das Fußtippen ist eine einfache Übung, die sich leicht zuhause durchführen lasst und die Rumpfmuskulatur stärkt.

1. Sturzprophylaxe mit Übungen für Balance und Kraft

Von Balance und von der Kraft hängt viel ab: Wer stand- und gangsicher ist, bleibt selbstständig und mobil. Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung vergrößern sich und steigern damit die Lebensqualität erheblich. Mit Balancetraining können Sie Ihre Körperhaltung, Koordination und das Gleichgewicht verbessern. Mit Krafttraining steigern Sie Ihre Muskelkraft und halten Ihre Knochen stark und stabil.

Integrieren Sie einfache Übungen in Ihren Alltag und steigern Sie die Dauer und Intensität der Übungen nur langsam. Sprechen Sie jedoch vorher mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob die Übungen für Sie geeignet sind.

  • Für die Balance:

    • Stehen Sie auf einem Bein, während Sie sich die Zähne putzen.
    • Stellen Sie sich auf die Zehenspitzen und halten Sie die Position einige Sekunden. Wiederholen Sie die Übung acht Mal.
  • Für die Kraft:

    • Gewöhnliche Hausarbeit stärkt bereits die Muskeln: Tragen Sie zum Beispiel schwere Einkaufstaschen in aufrechter Haltung.
    • Trainieren Sie mit elastischen Bändern: Das Ausüben von Widerstand führt zu mehr Muskelkraft.

Sie wollen die Übungen nicht alleine machen? Dann schließen Sie sich doch einem Gruppentraining an. Informationen erhalten Sie unter anderem von Fachpersonal in Haus- und Facharztpraxen, Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen oder Ihrer Krankenkasse. Tipp: Für Balancetraining ist zum Beispiel auch ein Tanzkurs, Tai Chi, Qi Gong oder Feldenkrais geeignet.

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2. Sturzprophylaxe mit sicherem Wohnumfeld

Gibt es Stellen in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus, an denen Sie häufig stolpern oder an denen Sie vielleicht sogar schon einmal hingefallen sind? Wenn Sie beispielsweise unter einer Sehschwäche leiden, ist es besonders entscheidend, Hindernisse zu entfernen. Lassen Sie sich von Ergotherapeuten oder Ergotherapeutinnen oder einer Wohnberatungsstelle dabei helfen. Folgende Punkte sind wichtig, um Stürze im Alltag zu verhindern:

  • Verbessern Sie Ihre Beleuchtung: Treppenhaus und dunkle Gänge im Haus sollten besonders gut ausgeleuchtet sein. Aber auch nachts ist neben dem Bett eine Lampe wichtig, die Sie anschalten können, falls Sie nachts aufstehen.
  • Gibt es lose Teppiche, Teppichkanten, Kabel, rutschige Böden oder andere Stolperfallen in Ihrem Zuhause? Diese sollten unbedingt beseitigt oder befestigt werden. Ein Trick, um Teppiche zu fixieren: Legen Sie Antirutschmatten und/oder Antirutschstreifen darunter.
  • Treppen und Stufen sollten frei begehbar sein. Bringen Sie wenn möglich Handläufe an beiden Seiten von Treppen an.
  • Eine Antirutschmatte in der Badewanne verhindert Ausrutschen. Unterstützend sollten Sie außerdem Haltegriffe für das Ein- und Aussteigen aus der Badewanne anbringen.
  • Achten Sie stets darauf, wo sich Ihre Haustiere gerade aufhalten. Eine Katze zwischen Ihren Beinen kann Sie leicht zum Stürzen bringen.
  • Bringen Sie auch in Ihrem Garten Handläufe und Pfosten an und achten Sie besonders auf rutschige oder unebene Stellen.
Eine Gruppe älterer Menschen geht zum Sturzpräventionstraining in einen Sportkurs.

© iStock / xavierarnau

Wer auch im Alter Kraft und Balance trainiert, betreibt eine gute Sturzprophylaxe.

3. Weitere Verhaltensmaßnahmen gegen Stürze im Alter

Ein paar einfache Tipps für den Alltag helfen bereits bei der Sturzprävention. Benutzen Sie zum Beispiel nur TÜV-geprüfte Trittleitern und stellen Sie sich niemals auf einen Stuhl, um hohe Stellen zu erreichen. Sollte Ihnen schnell schwindlig werden, benutzen Sie besser keine Leitern mehr. Lassen Sie sich auch bei einigen anfallenden Tätigkeiten im Haushalt helfen, zum Beispiel beim Fensterputzen oder Glühbirnen austauschen.

Versuchen Sie außerdem, sich immer warm zu halten, damit Ihre Muskeln beweglich bleiben und tragen Sie nur Schuhe (und Hausschuhe), in denen Sie sich sicher fühlen: Sie sollten bequem sein, gut passen und eine rutschfeste Sohle haben. Wenn Sie Fußprobleme wie etwa Taubheitsgefühle, Schmerzen oder Hühneraugen haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin oder lassen Sie sich von orthopädischem oder podologoischem Fachpersonal sowie einem orthopädischen Schuhmacher oder einer orthopädischen Schuhmacherin beraten. Wenn Sie sich unsicher auf den Beinen fühlen, kann Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin eine Gehhilfe, wie einen Stock oder einen Rollator, empfehlen.


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