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Pflegetipps

Barrierefreies Wohnen: kleine Maßnahmen mit großer Wirkung

Veröffentlicht am:28.09.2022

5 Minuten Lesedauer

Lassen Beweglichkeit und Gangsicherheit nach, wird der Alltag schnell zum Hindernis-Parcours. Die Umgestaltung der Wohnung ist eine wichtige Maßnahme, um den Betroffenen mehr Sicherheit zu geben und Pflegenden Handgriffe zu erleichtern.

Sohn und älterer Vater sitzen am Küchentisch und planen Umbaumaßnahmen für barrierefreies Wohnen.

© AOK

Murat Kanal, ein Architekt aus Recklinghausen, hat sich mit seinem Büro ARCHILIFE auf barrierefreies Wohnen spezialisiert. Er gibt Tipps, wie Sie in einfachen bis aufwändigeren Schritten Ihre Wohnung barrierefrei gestalten können.

Wenn Umbauten für eine barrierefreie Wohnung nötig werden

Die eigenen vier Wände sind oft nicht auf eine Pflegesituation ausgerichtet. Den meisten wird das erst dann bewusst, wenn Treppen und Türschwellen zum Risiko werden, Rollstuhl und Rollator nicht durch die Türen passen, der Toilettensitz zu niedrig ist oder die Badewanne zur Herausforderung wird.

Bereits kleine Maßnahmen und Hilfsmittel können den Alltag deutlich erleichtern und das Sturzrisiko des oder der Pflegebedürftigen erheblich senken“, weiß Architekt Murat Kanal. Natürlich gibt es aber auch sinnvolle Vorkehrungen, die mehr Zeit beanspruchen. Hier finden Sie deshalb die wichtigsten Maßnahmen, die …

… in zehn Minuten erledigt sind,

… an einem Tag erledigt sind,

… in mehreren Wochen erledigt sind,

… im Fall einer Demenz notwendig sind.

Barrierefreies Wohnen im Alter: Die ersten Schritte in zehn Minuten erledigt

Ein erster wichtiger Schritt hin zu einem sicheren und barrierefreien Wohnraum ist die Beseitigung von Stolperfallen und Hindernissen. Dazu zählen zum Beispiel Teppiche, Fußmatten und Kabel sowie Möbelstücke, Lampen und Dekoration. Die Durchgangswege sollten möglichst frei sein, besonders für den nächtlichen Gang zur Toilette.

Wichtig ist auch, dass das Telefon gut erreichbar ist und eine stabile Sitzgelegenheit zur Verfügung steht. Stopper zum Aufkleben verhindern, dass Stühle und Tische beim Aufstehen und Abstützen wegrutschen. Sicheres Schuhwerk ist ohnehin angebracht – lockere Hausschuhe ohne festen Halt und mit glatter Sohle sind eine Gefahr.

Experten-Tipp: „Viele Türen lassen sich problemlos aushängen. Das schafft deutlich Raum und das unnötige Öffnen und Schließen der Türen fällt weg. Zudem sind vor allem Glastüren im Alter ein Risiko.“

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An einem Tag erledigt: die nächsten Schritte für barrierefreies Wohnen

Weitere unterstützende Hilfsmittel sind kleine Anschaffungen wie Treppengeländer, Handgriffe und ein Aufsatz für die Toilette, der das Aufstehen und Hinsetzen erleichtert. Ein Duschhocker senkt das Sturzrisiko im Bad und ermöglicht das Abtrocknen im Sitzen. Hat das Bad eine Badewanne, erleichtert der Einbau von speziellen Hebesystemen den Ein- und Ausstieg.

Wichtig ist auch, dass sämtliche Möbel stabil stehen und nicht kippen oder wegrutschen, wenn der oder die Pflegebedürftige sich daran festhält. Die Möbel an die Wand zu montieren kann eine Lösung sein. Bewegungsmelder vor dem Haus und in der Wohnung sorgen jederzeit für eine ausreichende Beleuchtung und ersparen den Weg zum Lichtschalter.

Experten-Tipp: „Auch wenn die Lösung einfach scheint: Von Einlegematten in der Dusche rate ich ab. Diese sind nie zu 100 Prozent rutschsicher und stellen zudem eine Stolperfalle dar. Hier lohnt es sich, über einen Umbau nachzudenken und in eine ebenerdige, große Dusche mit rutschfesten Fliesen zu investieren, in die man auch mit einem Rollstuhl kommt.“

Älterer Mann lebt in einer barrierefreien Wohnung und geht auf die Toilette.

© AOK

Wer im Alter selbstständig leben möchte, sollte rechtzeitig an Baumaßnahmen für barrierefreies Wohnen denken. Dazu gehört auch das Badezimmer.

Diese Umbaumaßnahmen für Barrierefreiheit sind aufwändiger

Mehrere Wochen benötigen Umbaumaßnahmen wie

  • der Einbau eines Treppenliftes
  • die Vergrößerung von Türen
  • der Umbau des Bades
  • der Einbau rollstuhlgerechter Rampen
  • das Verlegen eines neuen Bodens aus rutschfestem Material.

Bedenken Sie bei Mietwohnungen: Größeren Umbaumaßnahmen muss der Vermieter zustimmen.

Experten-Tipp: „Bei Umbaumaßnahmen im Bad haben viele Sorgen angesichts des Aufwands. Doch mit einer guten Planung kann das neue Bad oft schon nach etwa einer Woche benutzt werden. Wer neu baut, berücksichtigt am besten schon jetzt das Alter und plant breite Türen, eine ebenerdige Dusche sowie einen Eingangsbereich mit Rampe ein. Wer außerdem breite Treppen baut, kann im Alter problemlos einen Treppenlift einbauen. Barrierefreies Bauen kommt vielen zugute. Nicht nur den Älteren, sondern auch der Mutter mit Kinderwagen und den Kindern selbst.“

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Wohnen und Demenz: Diese Maßnahmen erleichtern den Alltag

Die Umgestaltung der Wohnung ist nicht nur bei körperlichen Einschränkungen notwendig. Auch bei geistigen Beeinträchtigungen wie etwa einer Demenz können kleine Maßnahmen den Alltag deutlich erleichtern. Sie sorgen dafür, dass sich die Betroffenen in ihrer Wohnung wohlfühlen und so selbstständig agieren können wie nur möglich.

Gute Orientierung und die Beseitigung von Gefahrenquellen sind dabei das oberste Gebot: Eine ausreichende Beleuchtung, Zeitschaltuhren zur Steuerung von Rollläden und Lampen sowie farbige Symbole an den Türen sind ebenso hilfreich wie eine deutliche Kennzeichnung von Schaltern. Zusätzliche Sicherheit bieten Herdsicherungen, Abschaltautomatiken bei Elektrogeräten, Temperaturbegrenzungen an Armaturen und ein Überlaufschutz am Waschbecken.

Eine psychische Funktion nimmt zudem die Farbgestaltung der Räume ein: Anders als verwirrende Muster wirken blaue Töne oft beruhigend auf demente Personen. Auch grüne Wände, Vorhänge und Fußböden haben einen harmonisierenden Effekt, während Orange Heiterkeit und Lebensfreude vermittelt und dadurch das soziale Verhalten fördert – ideal geeignet für Gemeinschaftsräume. Gelbe Zimmer strahlen hingegen Wärme und Geborgenheit aus.

Glastüren werden gerade von Demenzkranken leicht übersehen und stellen ein Risiko dar. Sie sollten ausgehängt oder abgeklebt werden. Bewegungsmatten mit Signalgebern an der Eingangstür informieren Angehörige und Pflegende, wenn der oder die Pflegebedürftige die Wohnung verlässt. Außerdem empfiehlt sich der Einbau von Sicherheitsschlössern, die sich von innen und außen öffnen lassen.

Experten-Tipp: „Hilfreich ist der Einbau von Türen mit Sicherheitsschlössern, die auch von außen geöffnet werden können. So kommen Pflegekräfte in die Wohnung, wenn Hilfe benötigt wird und der oder die Pflegebedürftige die Tür nicht öffnen kann.“

Checklisten für barrierefreie Umbauten: Womit fange ich an?

Soweit die Theorie. Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen: Wo fange ich in der Praxis an? Müssen größere Umbaumaßnahmen wirklich sein? Und wer zahlt das alles?

Einen Überblick über die wichtigsten Hilfsmittel und Umbaumaßnahmen sowie Renovierungsarbeiten für Wohnraum, Küche, Bad und Schlafzimmer finden Sie in diesen Checklisten. Die Listen schaffen einen guten Überblick zu den Sofortmaßnahmen für eine pflegegerechte Wohnung.

Wohnungsberatung und Umbaumaßnahmen: So hilft die AOK

Bei der Wohnberatung helfen AOK-Fachkräfte wie die Pflegeberater und -beraterinnen den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen mit umfassenden Informationen zur altersgerechten und barrierefreien Gestaltung einer Wohnung. Bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme zahlt die AOK-Pflegekasse für notwendige Wohnraumanpassungen. (Stand 09.2022) Wichtig: Den Zuschuss für eine wohnumfeldverbessernde Maßnahme müssen Sie vor dem Umbau bei Ihrer AOK beantragen.

Hier finden Sie Anlaufstellen und Unterstützung:


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