Psychologie
Was ist Resilienz? Definition und Bedeutung im Überblick
Veröffentlicht am:17.12.2025
5 Minuten Lesedauer
Wer eine gute Resilienz hat, kann Krisen nicht nur überstehen, sondern sogar gestärkt aus ihnen hervorgehen. Was genau steckt hinter dem Begriff, woher kommt er – und wie wird Resilienz erforscht?

© iStock / Jasmina007
Was bedeutet der Begriff Resilienz?
Manche Menschen müssen in ihrem Leben viel ertragen: schwere Erkrankungen, Schicksalsschläge in ihren Beziehungen oder Todesfälle im engsten Umfeld. Wie sie damit umgehen? Das ist individuell. Einige verlieren ihren Lebensmut und werden körperlich und psychisch krank. Andere richten sich wieder auf, schöpfen neue Kraft und meistern ihr Leben. Für diese Fähigkeit gibt es einen Begriff: Resilienz. Er geht auf das lateinische Verb resilire zurück, was übersetzt so viel wie „abprallen“ oder „von einer Tätigkeit abspringen“ heißt.
Der Begriff beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, Krisen, Stress oder Rückschläge zu bewältigen, ohne langfristig Schaden zu nehmen. Resilienz hilft dabei, sich nach schwierigen Erfahrungen wieder zu erholen und innerlich stabil zu bleiben. Es ist die psychische Widerstandskraft – also die Fähigkeit, sich an belastende Situationen anzupassen und dennoch gesund zu bleiben.
Woher stammt die Definition von Resilienz?
Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus der Materialforschung. Er beschreibt dort Stoffe, die nach Druck oder Verformung wieder in ihre ursprüngliche Form zurückkehren. Später übertrugen Fachleute aus den Bereichen Psychologie und Pädagogik den Begriff auf den Menschen, um zu erklären, warum einige Personen Krisen besser bewältigen als andere. Sie begannen, ihn wissenschaftlich zu untersuchen.
Resilienz in der Wissenschaft
In der Forschung gilt Resilienz als dynamischer Prozess, nicht als feste Eigenschaft. Sie entsteht aus dem Zusammenspiel individueller Eigenschaften, sozialer Beziehungen und Umwelteinflüsse. Resilienz ist damit per Definition kein fester Persönlichkeitszug, sondern entwickelt sich im Laufe des Lebens weiter. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich um ein System aus inneren und äußeren Ressourcen, das Menschen befähigt, Krisen zu bewältigen und sich an neue Bedingungen anzupassen.
Resilienz in der Psychologie
In der Psychologie beschreibt Resilienz die Fähigkeit, nach Stress, Krankheit oder Verlust wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Sie hängt von persönlichen Einstellungen wie Zuversicht, Selbstwirksamkeit und Problemlösefähigkeit ab, aber auch von stabilen sozialen Beziehungen. Fachleute betonen, dass Resilienz nicht bedeutet, frei von Schwierigkeiten zu sein. Sie definieren Resilienz als die innere Stärke, sich trotz Belastungen zu erholen und weiterzuentwickeln.
Welche Formen von Resilienz gibt es?
Resilienz kann bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Auf der ersten Ebene steht eine eher geringe Belastbarkeit: Menschen reagieren auf Stress oder Krisen zunächst mit Beeinträchtigung, finden aber nach einer gewissen Zeit wieder in ihren gewohnten Zustand zurück. Diese Form beschreibt eine Erholung nach dem Zusammenbruch des Gleichgewichts.
In der mittleren Stufe bleibt die Belastung zwar spürbar, wirkt aber nur kurzzeitig: Das psychische System stabilisiert sich rasch, ohne dass es zu größeren Einbrüchen kommt. Beide Stufen gelten als „statische“ Formen der Resilienz – sie zielen darauf, das bestehende Funktionsniveau zu bewahren oder wiederherzustellen.
Die höchste Stufe geht über bloße Stabilität hinaus: Dann spürt man kaum oder nur wenig Beeinträchtigungen bei einer Krise und entwickelt sich durch die Erfahrung sogar weiter. Diese Form wird als „evolutionäre Resilienz“ oder „positives psychologisches Wachstum“ bezeichnet. Sie beschreibt eine Belastbarkeit, die nicht nur schützt, sondern persönliches Wachstum ermöglicht.

© iStock / Liubomyr Vorona
Woran erkenne ich Resilienz?
Ein gutes Beispiel für eine hohe psychische Widerstandskraft findet sich in der Welt der Kinderliteratur: Pippi Langstrumpf. Ihre Mama ist „im Himmel“, ihr Papa hat sie verlassen, das Mädchen steht im Prinzip ganz allein da. Aber anstatt sich ihrem Schicksal zu ergeben, nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand. Pippi Langstrumpf verwandelt eine alte Bruchbude in ein gemütliches Zuhause, sucht sich Freundinnen und Freunde und ist sogar so stark, dass sie die eher schüchternen Nachbarskinder Thommy und Anika davon überzeugt, viele spannende Abenteuer mit ihr zu wagen. Pippis Lebensmotto lautet: „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“
Pippi Langstrumpf schafft es, sich im positiven Sinne anzupassen. Damit ist gemeint, dass Betroffene bei belastenden Ereignissen – zum Beispiel der Erkrankung eines Angehörigen – ihr seelisches Ungleichgewicht durch ihre inneren Ressourcen ausgleichen können. Sie greifen sozusagen auf ihr inneres Potenzial zurück – auf ihr gesammeltes Wissen, ihre Erfahrungen, Fertigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale. Das zeigt auch: Resilienz ist per Definition keine angeborene Eigenschaft. Sie entsteht hauptsächlich aus den Erfahrungen, die ein Mensch im Kindesalter macht.
Resilienz und ihre Bedeutung: Warum ist sie so wichtig?
Resilienz spielt eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit. Sie hilft Menschen, mit Herausforderungen wie Krankheit, Verlust oder beruflichem Druck umzugehen, ohne daran zu zerbrechen. Untersuchungen zeigen, dass resiliente Personen Stress besser regulieren, seltener depressive Symptome entwickeln und schneller wieder in ein stabiles Gleichgewicht finden. Wer dagegen auf wenige innere Ressourcen zurückgreifen kann, dem fällt es schwerer, in Krisensituationen sein seelisches Gleichgewicht wiederherzustellen.
Auch auf gesellschaftlicher Ebene kann Resilienz eine Rolle spielen. Sie kann im Bestfall dazu beitragen, Gemeinschaften widerstandsfähiger gegenüber Krisen wie Pandemien, Konflikten oder Naturkatastrophen zu machen. Somit ist eine starke Resilienz nicht nur für jede Einzelperson wichtig, sondern besitzt auch eine gesellschaftliche Relevanz.
Passende Artikel zum Thema
Woraus setzt sich Resilienz zusammen?
Resilienz macht nicht nur unempfindlicher gegenüber Stress, sondern befähigt Menschen dazu, flexibel zu bleiben, Orientierung zu finden und sich auch nach Rückschlägen wieder zu stabilisieren. Dafür sind unter anderem folgende innere Ressourcen wichtig:
- Konfliktfähigkeit: die Kompetenz, Spannungen auszuhalten und Meinungsverschiedenheiten zu verarbeiten, anstatt die Beziehung direkt abzubrechen.
- Durchhaltevermögen: die Fähigkeit, trotz Hindernissen am Ziel festzuhalten. Diese Ausdauer verleiht Stabilität, wenn schnelle Erfolge ausbleiben.
- Empathie: die Fähigkeit, andere zu verstehen, ihre Gefühle nachzuvollziehen und sich in sie hineinzuversetzen.
- Selbstwertgefühl: die innere Gewissheit, einen Wert zu haben, unabhängig von Fehlern oder Rückschlägen. Es hilft, Niederlagen nicht als persönliches Scheitern zu begreifen.
- Selbstvertrauen: das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, mit Problemen umzugehen und Lösungen zu finden.
- Selbstständigkeit: die Bereitschaft, Verantwortung für Entscheidungen und das eigene Wohlbefinden zu übernehmen.
Passende Angebote der AOK
Resilienztraining
Lassen Sie sich von schwierigen Lebenslagen nicht entmutigen und entdecken Sie Ihre innere Stärke mit den Angeboten der AOK zu Resilienz, Optimismus und Stressbewältigung.
Können wir Resilienz lernen?
Resilienz ist eine Fähigkeit, die sich fördern lässt. Im Kindesalter geschieht dies vor allem durch ein liebevolles, zugewandtes Umfeld. Doch auch später ist dies durch Anpassungsprozesse noch möglich. Resilienz gilt heute nicht mehr als feste Eigenschaft, sondern als ein Prozess, der sich im Laufe des Lebens entwickelt und verändern kann.
Untersuchungen zeigen, dass Resilienz zwar individuell unterschiedlich ausgeprägt ist, sich aber durch Lebenserfahrungen, unterstützende Beziehungen und neue Bewältigungsstrategien erweitern lässt. Dabei entstehen Lernprozesse, bei denen Menschen erkennen, welche inneren und äußeren Ressourcen ihnen helfen, schwierige Situationen zu meistern. In diesem Sinne kann Resilienz per Definition als eine erlernbare Form von Anpassungsfähigkeit verstanden werden, die auf Erfahrung und persönlicher Entwicklung beruht.
Die Inhalte unseres Magazins werden von Fachexpertinnen und Fachexperten überprüft und sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.







