Psychologie
Was tun bei digitaler Gewalt und Hass im Netz?
Veröffentlicht am:17.12.2025
4 Minuten Lesedauer
Ob in sozialen Medien, Foren oder Kommentarspalten – digitale Gewalt und Hass im Netz trifft viele Menschen und hinterlässt oft tiefe Spuren. Tipps, Strategien und konkrete Hilfsangebote für Menschen mit Gewalterfahrungen im Internet.

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Digitale Gewalt und Hass im Netz sorgen für psychischen Stress
Digitale Gewalt beschreibt Angriffe, die über digitale Medien und technische Geräte erfolgen – etwa über soziale Netzwerke, Messenger, E-Mails oder Foren. Sie umfasst alle Formen von Belästigung, Bedrohung oder Bloßstellung, die online stattfinden. Damit ist sie eine moderne Erscheinungsform von Gewalt gegenüber einzelnen Menschen oder Personengruppen. Feindseligkeiten können sich zunächst offline ereignen und sich dann in digitale Zonen verlagern – manchmal ist es auch umgekehrt: Betroffene erleben Hass im Netz und dann tätliche Angriffe in der Schule oder vor der Haustür. Digitale Gewalt wirkt weit über den Bildschirm hinaus. Viele Betroffene fühlen sich ständig bedroht – ob im Netz, im E-Mail-Postfach oder auf der Straße. Angst, Stress und Rückzug aus Online-Räumen sind häufige Reaktionen. Doch auch gesellschaftlich hat Hass im Netz Folgen: Wenn bestimmte Stimmen durch Einschüchterung verstummen, wird digitale Gewalt zu einer Gefahr für Meinungsvielfalt und Demokratie. Es gibt also viele gute Gründe, gegen Hass im Netz vorzugehen.
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Wie sollte man sich bei Hass im Netz verhalten?
Um sich gegen Hass im Netz zur Wehr zu setzen, halten Betroffene die Vorfälle am besten sofort sorgfältig fest – etwa, indem sie E-Mails mit beleidigenden Inhalten oder Nachrichten mit brisanten Fotos speichern. Kommentare im Internet können Betroffene mit Bildschirmfotos, sogenannten Screenshots, dokumentieren. Damit sie vor Gericht oder bei Meldungen auf Plattformen Bestand haben, sollten die Screenshots neben dem Kommentar auch Datum, Uhrzeit und den Benutzernamen des Täters oder der Täterin enthalten. Wichtig ist, dass der gesamte Kontext sichtbar bleibt – also das ursprüngliche Posting oder Bild, auf das sich der Kommentar bezieht. Nur so wird klar, gegen wen sich der Hass im Netz richtet. Betroffene können dafür frei verfügbare Tools, etwa in Form von speziellen Apps aus dem Internet nutzen – sie erleichtern das Sichern und Sammeln von Inhalten inklusive Zeitstempel im Screenshot.
So grenzen Sie sich von Hass im Internet ab
Manchmal überschreiten Beiträge im Internet jegliche Grenzen – generell gilt: Sie müssen nicht antworten. Diese Tipps können helfen, souverän mit der Situation umzugehen:
- Tief durchatmen: Stoppen Sie den ersten Impuls und reagieren Sie überlegt. So formulieren Sie Antworten, die auch Mitlesende zum Interagieren animieren.
- Kommentare gezielt auswählen: Konzentrieren Sie sich auf echte Profile und konstruktive Beiträge. Alte Streits lassen Sie besser ruhen – nicht jeder Angriff ist eine Reaktion wert.
- Klare Grenzen ziehen: Signalisieren Sie deutlich, dass beleidigende oder diskriminierende Inhalte nicht erlaubt sind. Melden oder löschen Sie Verstöße konsequent.
- Kurz und prägnant antworten: Setzen Sie auf klare Formulierungen, vermeiden Sie lange Wortgefechte und Widersprüche. So behalten Sie die Oberhand in der Diskussion.
- Rückhalt aktiv nutzen: Bedanken Sie sich für positive Kommentare, verteilen Sie Likes und stärken Sie Ihre Community. Mit Unterstützung bleiben Sie souverän – Hater und Haterinnen verlieren so an Wirkung.
Hass im Netz melden: bei der Polizei und auf der Plattform
Der digitale Raum ist nicht rechtsfrei: Bestimmte Tätigkeiten sind im Internet strafbar. Menschen dürfen andere nicht bedrohen, erpressen, beleidigen oder zur Volksverhetzung aufrufen. Wer sich massiv beleidigt, bedroht oder in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlt, kann eine Strafanzeige stellen. Betroffene können sich dafür an jede Polizeidienststelle wenden. Die Anzeige hat mehrere Effekte: Sie entlastet die Betroffenen psychisch, gibt Polizei und Justiz die Möglichkeit, Ermittlungen einzuleiten und kann Täter sowie Täterinnen von weiteren Übergriffen abhalten. Da Online-Plattformen verpflichtet sind, rechtswidrige Inhalte zu entfernen, ist es sinnvoll, sie über unerlaubte Handlungen zu informieren – das machen Betroffene mit dem Meldeformular. Meldende haben übrigens nichts zu befürchten, falls es sich doch nicht um unerlaubte Postings handelt.

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Anlaufstellen bei Hass im Netz und für den akuten Notfall
Digitale Gewalt führt nicht selten dazu, dass sich Menschen bedroht fühlen – etwa, wenn ihre persönlichen Daten plötzlich online veröffentlicht werden oder andere zu Angriffen aufrufen, das sogenannte Doxing. In solchen Fällen sollten Betroffene ihre Social-Media-Profile auf privat stellen und den eigenen Aufenthaltsort nicht teilen. Haben sich Täter oder Täterinnen Zugang zu den Profilen verschafft, müssen Betroffene ihre Kennwörter ändern. Weiterhin gilt: Jegliche Form von digitaler Gewalt sollte rechtsicher dokumentiert und im Notfall an die Polizeibehörde vor Ort oder an die Online-Wache gemeldet werden – in jedem Bundesland gibt es übrigens eine solche Online-Wache. Unterstützung aus dem Umfeld stärkt zusätzlich die Sicherheit: Familie, Freunde oder Freundinnen können dabei helfen, die Bedrohung einzuschätzen und vorübergehenden Schutz bieten, bei Bedarf auch über Nacht.
Im Notfall können sich Betroffene zudem an folgende Stellen wenden:
- die Polizei unter der Telefonnummer 110
- die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 0800 – 111 0111
- den WEISSEN RING unter der Telefonnummer 116 006
Eine wichtige Anlaufstelle bei digitaler Gewalt und Hass im Netz ist auch die Betroffenenberatung von HateAid. Die Initiative setzt sich für Demokratie und Teilhabe im digitalen Raum ein. Hier helfen Berater und Beraterinnen Menschen, die wegen Hass im Netz Angst oder Sorge empfinden.
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