Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Psychologie

Schnelle psychologische Hilfe: Die JugendNotmail

Veröffentlicht am:26.01.2022

4 Minuten Lesedauer

Die JugendNotmail richtet sich an Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre. Im anonymen, kostenlosen Chat mit Psychologen und Sozialpädagogen können Sorgen und Ängste thematisiert und gemeinsam Lösungen gefunden werden.

Jugendliche benötigt psychologische Hilfe und meldet sich bei der JugendNotmail.

© iStock / Pheelings Media

Unkompliziert, anonym und rund um die Uhr

Du hast Sorgen oder Ängste, aber niemanden, dem du dich anvertrauen kannst? Das Gefühl, mit etwas ganz alleine dazustehen und nicht zu wissen, wie es weitergehen soll, erleben viele jungen Menschen. Nicht immer können oder wollen sie diese Ängste und Nöte mit jemandem teilen. Scham oder die Sorge, nicht verstanden zu werden, hält sie davon ab, sich mit ihren Problemen an Erwachsene zu wenden. Wenn Kindern und Jugendlichen langfristig etwas auf der Seele lastet, das unausgesprochen bleibt, besteht das Risiko, dass sie psychische Erkrankungen oder Verhaltensauffälligkeiten entwickeln.

An dieser Stelle leistet die JugendNotmail wichtige Präventionsarbeit: Alle Kinder und Jugendliche bis zu einem Alter von 19 Jahren können sich jederzeit unkompliziert und rund um die Uhr an die Online-Beratung wenden. Im Gegensatz zu einer Face-to-face-Beratung ist die Hemmschwelle online deutlich niedriger. Deswegen wird die Hilfe laut der JugendNotmail bereits früher in Anspruch genommen. Liegt zu diesem Zeitpunkt noch keine psychische Erkrankung vor, kann diese durch die frühe Beratung eventuell sogar verhindert werden. Etwa 1000 Notmails gehen pro Monat ein.

Hilfesuchende müssen sich für das Angebot nur unter einem Nicknamen registrieren und einloggen. Die Beratung ist ohne die Angabe identifizierbarer Daten möglich, Chatnachrichten werden außerdem spätestens vier Stunden nach Empfang der letzten Nachricht gelöscht. Auch die IP-Adresse, von der aus Hilfesuchende auf das Webangebot zugreifen, wird nicht gespeichert. Die Berater von JugendNotmail unterliegen außerdem der gesetzlichen Schweigepflicht.

Übrigens: Auch für 20- bis 26-Jährige gibt es Hilfsangebote im Netz. Etwa Sorgentelefone wie die Nummer gegen Kummer oder #gemeinsamstatteinsam – die themenoffene Mailberatung in Zusammenarbeit mit JugendNotmail und die Online-Beratung der Caritas. Weitere Onlineberatungen für über 19-Jährige finden Sie in dieser Übersicht.

Passende Artikel zum Thema

Welche Beratungsmöglichkeiten gibt es?

  • Einzelchat-Beratung: Die Beratung erfolgt in einem anonymen Chat zwischen einem Jugendlichen und einem Berater. Der Einzelchat steht immer dienstags bis freitags von 18 Uhr bis 21 Uhr zur Verfügung.
  • Mail-Beratung: Kinder und Jugendliche können auch per Mail mit einem Berater kommunizieren.
  • Themen-Chat: Die Berater von JugendNotmail moderieren regelmäßig Themen-Chats, in denen bestimmte Themen in der Gruppe aufgegriffen werden. Hier können Kinder und Jugendliche Fragen und Probleme zum Themenfeld ansprechen. Um ein wertschätzendes und vertrauliches Diskussionsklima zu gewährleisten, gelten bestimmte Regeln. Kommentare dürfen etwa nicht beleidigend, gewaltverherrlichend oder rassistisch sein. Wer gegen die Regeln verstößt, kann aus dem Chat ausgeschlossen werden.
  • Forum: Um Fragen und Probleme an eine Gruppe zu richten, ist das Forum der JugendNotmail die richtige Wahl. Es darf ab 16 Jahren genutzt werden. Hier erhält man Rückmeldungen von anderen Jugendlichen und kann selbst auf Beiträge reagieren. Die Beiträge werden von JugendNotmail überprüft und gegebenenfalls gelöscht, etwa wenn sie beleidigende oder rassistische Inhalte enthalten.

„Die Arbeit von JugendNotmail ist ungemein wichtig, da es bei Kindern und Jugendlichen mit seelischen Problemen um Leben und Tod gehen kann. Genau dann ist es wichtig, Hilfestellung zu geben. Ich selbst hatte in meiner Pubertät eine Phase der Depression bis hin zum Gedanken, nicht mehr leben zu wollen.“

Porträt von Deborah Kaufmann, Schauspielerin (bekannt aus der Netflix-Serie „Dark“) und Schirmherrin der JugendNotmail

Deborah Kaufmann
Schauspielerin (bekannt aus der Netflix-Serie „Dark“) und Schirmherrin der JugendNotmail

© Andrea Katheder

Wie wird bei JugendNotmail geholfen?

Jeder Hilfesuchende bekommt bei der JugendNotmail einen festen Berater zugeteilt. Ziel des Gesprächs ist es, gemeinsam Lösungen für die vorliegenden Probleme und die jeweilige Lebenssituation zu erarbeiten. Die Berater wollen einen Weg aufzeigen, wie es trotz Problemen zu Hause, Mobbing in der Schule oder anderen Schwierigkeiten weitergehen kann.

Die jungen Menschen sollen im Dialog erfahren, dass sie die Kontrolle über sich gewinnen können: Idealerweise sind sie durch die Beratung so gestärkt, dass sie selbst in der Lage sind, Unterstützung von anderen einzufordern und anzunehmen. Das sind die zentralen Themengebiete der JugendNotmail:

  • Depressionen
  • Angst
  • Selbstverletzung
  • Essstörungen
  • Familie
  • Schule
  • Sexuelle Belästigung/Missbrauch
  • Mobbing
  • Gewalt
  • Sucht
  • Liebe und Sexualität
  • Freunde
  • Suizidgedanken

Die Beratung kann allerdings keine Therapie ersetzen. Wenn diese von den Beratern der JugendNotmail als erforderlich eingeschätzt wird, vermitteln sie an konkrete Beratungsstellen zur persönlichen Weiterbetreuung.

Jugendlicher guckt traurig in die Ferne – er benötigt psychologische Hilfe.

© iStock / SolStock

Wenn der Kummer groß ist und man niemanden hat, mit dem man darüber sprechen möchte, können die Berater von der JugendNotmail die erste Anlaufstelle sein.

Das Team der JugendNotmail: Wer berät hier eigentlich?

Die Online-Berater, die bei JugendNotmail tätig sind, sind diplomierte Fachkräfte aus den Bereichen Psychologie, Sozialpädagogik und Pädagogik mit Zusatzausbildung. Alle Team-Mitglieder nehmen regelmäßig an Schulungen und Fortbildungen teil.

Die JugendNotmail ist ein Angebot der KJSH-Stiftung (Verbund für Kinder-, Jugend- und Soziale Hilfen). Sie wurde im Jahr 2001 gegründet. Seit 2020 wird das digitale Angebot vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Die AOK ist Partner der JugendNotmail und unterstützt damit aktiv die Arbeit der Online-Beratung.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?