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Psychologie

Gibt es das Boreout-Syndrom wirklich und was hilft dagegen?

Veröffentlicht am:11.08.2023

5 Minuten Lesedauer

Vom Burnout haben Sie sicher schon gehört. Aber auch Unterforderung und Langeweile im Job kann Körper und Psyche belasten. Ob Boreout eine richtige Krankheit ist und was passiert, wenn das eigene Potenzial ständig ungenutzt bleibt, lesen Sie hier.

Ein junger Mann sitzt gelangweilt während einer beruflichen Besprechung an einem Bürotisch.

© iStock / skynesher

Was ist das Boreout-Syndrom?

Den Begriff „Burnout“ kennen die meisten Menschen: Betroffene leiden unter zu hoher Arbeitsbelastung und Überforderung. Das kann zu psychischen Problemen oder Erkrankungen führen. Boreout – von englisch „to bore“ = langweilen – beschreibt das Gegenteil: Betroffene leiden an Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz.

Die meisten Erwerbstätigen möchten ihre Talente einbringen, Wertschätzung erfahren und ihre Arbeit als sinnvoll erleben. Wer stattdessen das Gefühl hat, seine Vorgesetzte erkennen das eigene Potenzial nicht oder sich ständig unterfordert fühlt und langweilt, kann psychische Probleme bekommen – ähnlich wie beim Burnout.

Ist das Boreout-Syndrom eine Krankheit?

Das Boreout-Syndrom ist keine anerkannte psychische Störung oder Krankheit. Deshalb gibt es keine verbindlichen Kriterien für Boreout-Symptome oder die Diagnose eines Boreout-Syndroms. Ebenso fehlen wissenschaftliche Studien zur Boreout-Behandlung. Der Begriff Boreout wurde erst 2007 eingeführt, allerdings nicht von Forschenden aus der Medizin oder Psychologie, sondern von zwei Wirtschaftswissenschaftlern. In der Medizin und Psychologie ist der Boreout nicht etabliert.

Lässt sich das Boreout-Syndrom definieren?

Aufgrund der mangelhaften Forschungslage gibt es keine allgemein gültige Boreout-Definition. Beim Boreout besteht eine permanente berufliche Unterforderung und Unzufriedenheit, wodurch die psychische Gesundheit von Erwerbstätigen gefährdet sein kann. Das Boreout-Syndrom beschreibt einen Komplex von psychischen Problemen. Diese Probleme – wie Müdigkeit, Lustlosigkeit oder Interessenverlust – sind für sich genommen keine eigenständigen Krankheitsbilder. Sie können aber in einem Zusammenhang mit der Entstehung psychischer Störungen und Erkrankungen stehen.

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Wie kommt es zum Boreout?

Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz können durch zu wenig Aufgaben entstehen. Eine häufigere Ursache für Boreout ist aber die Zuweisung von Aufgaben, die Erwerbstätige als unangemessen oder stumpfsinnig empfinden. Die Arbeit entspricht nicht den eigenen Fähigkeiten. Das führt häufig dazu, dass sich Beschäftigte am Arbeitsplatz nicht wertgeschätzt fühlen, ihre Arbeit als sinnlos empfinden und glauben, keine Aufstiegschancen zu haben.

Die empfundene Unterforderung und der gefühlte Mangel an Anerkennung führen zu einem Desinteresse an der Arbeit. Betroffene sind dann so wenig motiviert, dass sie auch für herausfordernde Aufgaben nicht mehr zu mobilisieren sind. Sie haben überhaupt keine Lust mehr, sich produktiv einzubringen – mit der Folge: Vorgesetzten vergeben interessante Aufgaben erst recht an andere Mitarbeitende: Es entsteht eine Spirale aus immer geringerer Motivation und immer anspruchsloseren Aufgaben.

Manche Boreout-Betroffene überspielen ihre Motivationskrise und wirken immer ausgelastet – auch wenn sie tatsächlich kaum Arbeit haben. Sie entwickeln Strategien, um eine hohe Arbeitslast vorzutäuschen. Sie ziehen Tätigkeiten künstlich in die Länge oder absolvieren sogar Überstunden – nur um zu verbergen, dass sie in Wirklichkeit wenig tun. Statt zu arbeiten surfen sie im Internet, spielen oder schreiben private Mails. Dadurch erscheint der Job noch langweiliger und sinnloser.

Krank durch Langeweile und Unterforderung?

Jede und jeder hat sich schon einmal gelangweilt. Trotzdem ist es nicht einfach, Langeweile zu beschreiben. Ist es ein Zustand der Inspirationslosigkeit oder ein Mangel an sinnvoller Beschäftigung? Die Forschung legt zumindest nahe, dass Langeweile auch mit der Motivationsfähigkeit zusammenhängen kann.

Was auf neuronaler Ebene passiert, wenn Menschen Langeweile empfinden, ist wissenschaftlich noch nicht hinreichend geklärt. Forschende haben jedoch herausgefunden, dass bei Langeweile jene Hirnareale weniger aktiv sind, über die Menschen nach äußeren Impulsen zu Handlungen motiviert werden. Das lässt sich auf Langeweile am Arbeitsplatz übertragen. Monotone Aufgaben langweilen und die Betroffene sind immer weniger motiviert, sie zu erledigen. Ständig unterfordernde Aufgaben und Langeweile können zu fortschreitender Demotivation und Frustration führen. Sie machen nicht unmittelbar krank. Manchmal stehen sie aber am Anfang einer Entwicklung, die Boreout und mögliche Folgeerkrankungen begünstigt.

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Wie erkennt man einen Boreout und was kann man dagegen tun?

Auch wenn es kein definiertes Krankheitsbild gibt, treten bestimmte Symptome öfter im Kontext von beruflicher Unterforderung auf. Wenn Sie solche Symptome über einen längeren Zeitraum bei sich oder anderen festellen, sollten Sie aufmerksam sei. Die Beschwerden können auch auf eine mögliche Depression hindeuten:

  • Gefühl der Leere
  • Frustration
  • Erschöpfung
  • Stress
  • Schlafstörungen
  • Antriebsverlust
  • Interessenverlust
  • geringe Belastbarkeit
  • sozialer Rückzug
  • Gereiztheit

Mögliche psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit einem Boreout können sein:

Ein junger Mann legt verständnisvoll die Hand auf die Schulter seiner frustrierten Freundin.

© iStock / andresr

Bei Boreout hilft es, seine Probleme mit vertrauten Menschen zu besprechen.

Boreout-Warnsignale

Ein Boreout-Risiko können Sie anhand der folgenden Fragen besser einschätzen. Wenn Sie viele davon bejahen, ist unter Umständen eine berufliche Veränderung ratsam:

  • Erledigen Sie während der Arbeitszeit ständig Privates?
  • Fühlen Sie sich unterfordert oder gelangweilt?
  • Haben Sie kein Interesse an Ihrer Arbeit?
  • Vermissen Sie Wert und Sinn Ihrer Arbeit?
  • Sind Sie eher unglücklich über Ihre Arbeit?
  • Spielen Sie häufig vor, dass Sie viel zu tun hätten?
  • Sind Sie am Abend erschöpft, obwohl Sie keinen Stress hatten?
  • Könnten Sie schneller arbeiten, als Sie es tatsächlich tun?
  • Würden Sie am liebsten den Job wechseln?

Was tun gegen Boreout?

Leiden Sie bereits unter psychischen Erkrankungen, müssen Sie diese ärztlich behandeln lassen. Das Boreout-Syndrom selbst lässt sich nicht behandeln, weil es keine definierte Krankheit ist. Es gibt aber Strategien, wie Sie mit einer Boreout-Problematik umgehen können. Entscheidend ist, die schädlichen Verhaltensmuster am Arbeitsplatz zu erkennen und aufzugeben, damit Sie wieder Interesse an neuen Aufgaben entwickeln. Psychologisches Coaching und Training sind gute Möglichkeiten, eigene Verhaltensmuster zu erkennen und eine neue Perspektive zu gewinnen.

Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, mit Ihren Vorgesetzten über Ihre Unterforderung zu sprechen, um ein neues oder größeres Aufgabengebiet zu erhalten. Manchmal ist die Situation aber schon festgefahren. Ein Arbeitsplatzwechsel bietet dann die einzige Chance, dem Boreout-Kreislauf zu entkommen.

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