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Lungenfibrose: Wenn die Lunge vernarbt

Veröffentlicht am:28.05.2025

5 Minuten Lesedauer

Ein normaler Atemfluss und tief Luft holen – das alles ist bei gesunden Menschen problemlos möglich, nicht aber bei einer bestehenden Lungenfibrose. Doch wie stark beeinträchtigt die Erkrankung den Alltag und wie sieht eine Behandlung aus?

Ein älterer Mann mit angestrengtem Gesichtsausdruck sitzt auf einem Sofa und legt die rechte Hand an den oberen Teil seiner Brust.

© iStock / Deagreez

Was ist eine Lungenfibrose?

Die Lunge ist ein erstaunliches und für den menschlichen Organismus unverzichtbares Organ. Indem sie sich beim Einatmen ausdehnt und beim Ausatmen zusammenzieht, gelangt Luft in den Körper und entweicht wieder. Dieser Vorgang der Atmung entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel zwischen Muskeln wie dem Zwerchfell und überwiegend unbewussten Steuerungsmaßnahmen des Nervensystems. Jeder Atemzug, der in Ruhe getätigt wird, versorgt die Lunge mit einem halben Liter Luft. Bei Anstrengung atmen Menschen schneller und tiefer, so dass der Körper mehr Sauerstoff in das Blut befördert. Bei Patienten und Patientinnen mit einer Lungenfibrose ist dieser Luftaustausch gestört. Der Begriff steht jedoch nicht für ein einzelnes Krankheitsbild, sondern für über 200 verschiedene Erkrankungen. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Im Krankheitsverlauf entzündet sich das Lungenbindegewebe chronisch, also anhaltend. Das gilt auch für das Gewebe rund um die Luftsäckchen, die sogenannten Alveolen. Im Zuge der Erkrankung kommt es zu Umstrukturierungen in der Lunge: Elastisches Lungengewebe wird zu steiferen Bindegewebsfasern – daher auch die Bezeichnung Lungenfibrose, die sich von dem lateinischen Begriff „fibra“ für „Faser“ ableitet. Dadurch, dass sich das Bindegewebe zwischen den Alveolen und den umliegenden Blutgefäßen vermehrt sowie anschließend verhärtet und vernarbt, ist die Sauerstoffaufnahme zunehmend eingeschränkt. Außerdem wird die Lunge durch die Umstrukturierungen steifer, so dass die Betroffenen immer mehr Mühe haben, die Lunge beim Einatmen richtig auszudehnen. Die Lungenfibrose ist nicht heilbar, es gibt jedoch einige Behandlungsansätze, die die Lebensqualität verbessern.

Wie macht sich eine Lungenfibrose bemerkbar?

Da es sich bei der Lungenfibrose um eine fortschreitende Erkrankung handelt, nehmen die Beschwerden zu. Der Verlauf der Lungenfibrose ist sehr individuell und hängt unter anderem davon ab, wie schnell die Lunge vernarbt. Während manche Menschen über mehrere Jahre einen stabilen Zustand halten können, verschlechtert sich bei anderen der Gesundheitszustand innerhalb weniger Monate.

Folgende Symptome deuten auf eine Lungenfibrose hin:

  • Kurzatmigkeit, anfangs bei Anstrengung, später auch in Ruhe
  • trockener Husten
  • ausgeprägte Müdigkeit
  • Appetit- und Gewichtsverlust
  • pralle Zehen- und Fingerspitzen (Trommelschlägelfinger, Clubbing)

Bei einer Lungenfibrose kann es zu akuten Exazerbationen kommen, also plötzlichen, deutlichen Verschlimmerungen der Beschwerden.

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Ursachen und Risikofaktoren bei Lungenfibrose

Bei vielen Menschen mit Lungenfibrose ist die Ursache unklar – Mediziner und Medizinerinnen sprechen dann von einer idiopathischen Lungenfibrose. Es gibt aber Risikofaktoren, die die Erkrankung begünstigen. Raucher und Raucherinnen, Menschen über 50 sowie Personen mit familiärer Vorbelastung für idiopathische Lungenfibrose haben ein höheres Erkrankungsrisiko. Außerdem sind Menschen gefährdeter, die bei der Arbeit Schadstoffe wie Asbest einatmen oder zur Behandlung einer Krebserkrankung eine Strahlentherapie der Brust erhalten. Zu den Risikofaktoren zählen auch Autoimmunerkrankungen, wie rheumatoide Arthritis, oder Krankheiten, die das Bindegewebe betreffen. Nicht zuletzt können auch Medikamente wie ausgewählte Herzmedikamente oder Chemotherapeutika das Risiko für Lungenfibrose erhöhen. Personen, die Risikofaktoren mitbringen, erkranken aber nicht zwangsläufig.

Wie wird eine Lungenfibrose diagnostiziert?

So etwas wie einen Lungenfibrose-Selbsttest gibt es nicht. Bei Beschwerden sollten Sie sich zunächst an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin wenden. Er oder sie stellt bei Bedarf eine Überweisung zu einer Praxis für Lungenheilkunde aus. Dort erfolgt zunächst eine Anamnese, mit der Mediziner oder Medizinerinnen mehr über die Krankengeschichte inklusive Symptome und Risikofaktoren herausfinden. Danach können sie verschiedene Untersuchungen anordnen, zum Beispiel eine Blutuntersuchung, um andere Erkrankungen auszuschließen oder um den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt zu bestimmen. Auch Lungenfunktionstests und bildgebende Verfahren, wie Röntgenuntersuchungen oder ein Computertomografie-Scan, geben wertvolle Informationen. Bleiben noch Fragen offen, kann der Arzt oder die Ärztin eine Bronchoskopie oder eine chirurgische Gewebeentnahme anordnen.

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Eine Lungenfibrose lässt sich nicht heilen, aber behandeln

Eine Lungenfibrose ist nicht heilbar und auch die Schäden, die die Erkrankung in der Lunge hervorruft, bilden sich nicht zurück – die Verdickungen und die Vernarbungen sind also dauerhaft. Es gibt aber verschiedene Behandlungsansätze, die das Fortschreiten der Krankheit aufhalten beziehungsweise verlangsamen und die Beschwerden lindern können.

  • Medikamente: Mediziner und Medizinerinnen können in Deutschland zugelassene antifibrotische Arzneimittel, dazu zählen Pirfenidon und Nintedanib, bei geeigneten Patienten verordnen. Sie sollen den Fortschritt, Krankheitsschübe und das Sterberisiko vermindern. Während der Einnahme führen Ärzte und Ärztinnen regelmäßige Blutuntersuchungen durch, um die Lebergesundheit zu überprüfen.
  • Sauerstoffgabe: Da Betroffenen das Atmen schwerfällt und der Sauerstoffaustausch beeinträchtigt ist, kann die Gabe von Sauerstoff hilfreich sein. Er kann das Atmen erleichtern und Komplikationen wie eine verstärkte Belastung des Herzens, die durch einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Körper entstehen, entgegenwirken.
  • Lungenrehabilitation: Mit einer sogenannten pulmonalen Rehabilitation lernen Betroffene mit Atemnot umzugehen, den Alltag zu bewältigen und mit Bewegung aktiv zu bleiben. Ein Rauchstopp ist unbedingt ratsam.

Für sehr wenige Menschen ist eine Lungentransplantation eine Option. Dieser Eingriff und seine Folgen sind mit hohen Risiken verbunden. Deshalb ist das genaue Abwägen von Vor- und Nachteilen für den Patienten oder die Patientin wichtig.

Ein Mann in einem blauen T-Shirt trainiert unter Anleitung eines Trainers mit einem orangefarbenen Widerstandsband.

© iStock / izusek

Ein wichtiger Baustein der Behandlung von Lungenfibrose ist die Sport- und Bewegungstherapie.

Kann man Lungenfibrose und dem Krankheitsfortschritt selbst vorbeugen?

Jedes Jahr erkranken ungefähr drei bis neun von 100.000 Menschen neu an einer Lungenfibrose, bei der die Ursache unbekannt ist. Der beste bekannte Schutz vor der Erkrankung ist die Vermeidung der Risikofaktoren.

  • Sich keinen Reizstoffen aussetzen: Menschen, die bei der Arbeit Schadstoffen ausgesetzt sind, sollten unbedingt darauf achten, Schutzmaßnahmen zu ergreifen – eine Staubmaske kann beispielsweise vor Stäuben schützen. Wer das Rauchen aufgibt, beseitigt damit ebenfalls einen Risikofaktor für Lungenfibrose.
  • Regelmäßig bewegen: Wer sich regelmäßig bewegt, beugt damit zwar nicht unmittelbar einer Lungenfibrose vor, trainiert aber das Herz-Kreislauf-System. Erkrankte neigen durch die Atemprobleme dazu, sich nur noch zurückhaltend zu bewegen – das wiederum verschlechtert die Kondition und führt zu einem Muskelabbau. Mit einer Lungensportgruppe erhalten Patienten und Patientinnen Anreize für ein angepasstes Bewegungsverhalten.
  • Schutzimpfungen auffrischen: Grundsätzlich sind Impfungen wie die Pneumokokken- Schutzimpfung alle fünf Jahre und die jährliche Grippeimpfung sinnvoll – Menschen mit Lungenfibrose profitieren besonders davon, da sie anfälliger für Infektionen der Atemwege sind. Der aktuelle Impfkalender des Robert Koch-Instituts gibt einen Überblick über alle empfohlenen Impfungen.

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