Muskel-Skelett-System
Osteomyelitis: Wenn Knochen sich entzünden
Veröffentlicht am:16.06.2025
5 Minuten Lesedauer
Eine Osteomyelitis führt zu Knochenschmerzen. Schreitet die Infektion im Knochen voran, kann sie dauerhafte Schäden verursachen. Welche Krankheiten das Risiko für eine Osteomyelitis erhöhen und wie sie behandelt wird.

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Was ist eine Osteomyelitis?
Bei einer Osteomyelitis entzünden sich die Knochen und ihre Bestandteile, wie das Knochenmark. Das geschieht, wenn eine bestehende Infektion mit Pilzen oder Bakterien auf die Knochen übergreift. Jeder Knochen im Körper kann von der Entzündung betroffen sein, Kinder entwickeln eine Osteomyelitis jedoch häufig in den Bein- oder Armknochen. Bei Erwachsenen sind meist Knochen der Wirbelsäule oder in der Hüfte betroffen. Es gibt zudem Osteomyelitis im Kiefer oder in anderen Körperbereichen. Die Krankheit ist selten: Forschende vermuten, dass es jährlich bei weniger als 25 von 100.000 Personen zu einer Knochenentzündung kommt. Menschen mit Krankenhausaufenthalten könnten Untersuchungen zufolge weitaus öfter betroffen sein. Möglicherweise liegt das an ihren gesundheitlichen Problemen oder Verletzungen – beides kann die Anfälligkeit für die Übertragung von Keimen auf den Knochen erhöhen.
Mediziner und Medizinerinnen unterscheiden zwischen akuter und chronischer Osteomyelitis. Die akute Form ist die häufigste, sie tritt direkt nach der Infektionsausbreitung auf. Bei der Wirbelosteomyelitis beschränkt sich die Entzündung auf die Wirbelsäule. Von einer chronischen Osteomyelitis sprechen Ärzte und Ärztinnen bei einer Erkrankungsdauer von vier Wochen oder länger. Sie liegt auch dann vor, wenn die Erkrankung wiederholt aufflammt.
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Ursachen und Risikofaktoren bei der Osteomyelitis
Für die Knochenentzündung sind meist Bakterien verantwortlich. In 80 Prozent der Fälle verursachen Staphylokokken eine Osteomyelitis. Die Bakterienart befindet sich bei vielen Menschen auf der Haut, ohne Probleme zu verursachen. Gelangen sie durch eine Verletzung, wie einen Knochenbruch oder einen operativen Eingriff, in den Knochen, können sie dort eine Entzündung auslösen. Eine Osteomyelitis kann auch durch eine Streuung der Erreger im Körper entstehen – dabei werden die Bakterien von einem Infektionsort über das Blut in den Knochen getragen. So kann etwa eine Harnwegsinfektion oder eine Lungeninfektion in einer Osteomyelitis münden.
Die Wahrscheinlichkeit für so eine Knochenentzündung ist nicht bei jedem Menschen gleich. Zu den Risikofaktoren zählen ein schwaches Immunsystem oder chronische Erkrankungen wie Diabetes, Sichelzellenanämie, periphere arterielle Verschlusskrankheit, rheumatoide Arthritis oder HIV. Wenn Menschen keinen Druck auf der Haut wahrnehmen und deshalb zu lange in einer Körperposition verbleiben, begünstigt das eine Druckverletzung – unter der Wunde kann sich der Knochen infizieren. Medizinische Zugänge ins Blutgefäßsystem, etwa bei einer Dialyse, können bakteriell besiedelt werden und eine Osteomyelitis auslösen.
So beugen Sie einer Osteomyelitis vor
Eine Knochenentzündung ist nicht immer vermeidbar, Sie können das Risiko jedoch reduzieren. Kontrollieren Sie bei einem Diabetes regelmäßig Ihre Blutzuckerwerte. Haben Sie sich eine tiefe Stich- oder Schnittverletzung zugezogen, suchen Sie unverzüglich eine Praxis oder eine Notaufnahme auf. Kleine verschmutzte Verletzungen reinigen Sie grundsätzlich unter fließendem Wasser, um das allgemeine Risiko für Wundinfektion zu minimieren. Halten Sie Termine für den Verbandswechsel nach Operationen unbedingt ein.
Osteomyelitis-Symptome im Überblick
Welche Beschwerden Sie bei einer Osteomyelitis entwickeln, hängt von zwei Faktoren ab: zum einen von der Form der Knochenentzündung (akut oder chronisch) und zum anderen von der betroffenen Körperstelle.
Wie erkennt man eine Osteomyelitis?
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Müdigkeit
- Fieber
- schmerzende Knochen
- Schwellungen oder Erwärmungen rund um die Infektionsstelle
- Schüttelfrost
- Schweißausbrüche
- Übelkeit und Erbrechen
- Verfärbungen der Haut
Befinden sich die Entzündungsherde in der Nähe einer Wunde oder einer Operationsstelle, können Eiter und andere Körperflüssigkeiten austreten. Manchmal sind die Beschwerden nicht auf das infizierte Körperareal begrenzt – bei einer Wirbelosteomyelitis schmerzt meist der untere Rückenbereich. Menschen mit einer chronischen Osteomyelitis haben manchmal keinerlei Beschwerden.
Wie gefährlich ist Osteomyelitis?
Eine Osteomyelitis wird am besten schnellstmöglich durch einen Mediziner oder eine Medizinerin behandelt. Besteht die Knochenentzündung langfristig, kann sie von einer akuten in eine chronische Form übergehen. Das passiert, wenn Patienten und Patientinnen nicht wie geplant auf eine Behandlung ansprechen – die Entzündungsherde heilen dann nicht vollständig ab. Stattdessen tauchen sie in unregelmäßigen Abständen, auch nach mehreren Jahren, wieder auf.
Zu den Spätfolgen einer Osteomyelitis gehört die sogenannte Osteonekrose. Dabei stirbt der Knochen ab, weil die Infektion den Blutfluss und damit die Versorgung des Knochens unterbricht. In einigen Fällen breitet sich die Infektion auf Gelenke in der Nähe aus und schädigt diese ebenfalls. Bei Kindern kann eine Osteomyelitis in den Wachstumsfugen der Arme oder Beine das Wachstum negativ beeinflussen.

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So wird eine Osteomyelitis erkannt und diagnostiziert
Am Anfang der Diagnose steht das ärztliche Gespräch. Der Mediziner oder die Medizinerin erkundigt sich nach Ihren Beschwerden. Danach erfolgt die körperliche Untersuchung mit der Abtastung des betroffenen Bereichs. Druckempfindlichkeit, Schwellungen oder eine Überwärmung sind erste wichtige Anzeichen. Womöglich nimmt der Arzt oder die Ärztin Ihnen Blut ab. Zwar eignet sich eine Blutuntersuchung nicht zur Diagnosestellung, sie gibt aber Hinweise auf eine Entzündung – dabei sind die weißen Blutkörperchen stark erhöht. Außerdem können Mediziner und Medizinerinnen mit dem Blut oder einem Wundabstrich eine Kultur anlegen und so in vielen Fällen den Erreger bestimmen. Zur weiteren Diagnostik wird manchmal ein Stück Gewebe oder Knochen entnommen. Wichtige Hinweise liefern bildgebende Untersuchungen, wie eine Magnetresonanztomographie, Computertomografie , Ultraschall oder eine Röntgenuntersuchung. Ärzte und Ärztinnen besprechen mit Ihnen geeignete Diagnostikverfahren, um etwa eine Zahnwurzelentzündung von einer Osteomyelitis im Kiefer zu unterscheiden.
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Wie wird eine Osteomyelitis behandelt?
Das Therapieverfahren richtet sich nach dem Keim und der Schwere der Erkrankung. Bei einer akuten Form erhalten Sie über drei bis sechs Wochen oder länger Antibiotika. Die Gabe erfolgt anfangs über die Vene, später nehmen Sie den Wirkstoff als Tablette ein. Mediziner und Medizinerinnen wählen ein Antibiotikum, das zu dem festgestellten Erreger passt. Seltener verursacht ein Pilz die Knochenentzündung – in dem Fall verordnet Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihnen ein orales Anti-Pilz-Mittel, wahrscheinlich über mehrere Monate. Mit freiverkäuflichen nicht-steroidalen Antirheumatika und Paracetamol können Sie Schmerzen und Entzündungen lindern – Ihr Mediziner oder Ihre Medizinerin gibt Ihnen Tipps für die Einnahme.
Möglicherweise müssen Eiter und andere Körperflüssigkeiten aus einem Abszess entfernt werden. Das klappt manchmal in einem kleinen Eingriff mittels Nadel, in anderen Fällen muss eine Drainage gelegt werden. Gelegentlich ist eine Osteomyelitis so schwerwiegend, dass eine Operation nötig ist, etwa bei einer Wirbelosteomyelitis. Während der Operation werden beschädigte Knochen und Gewebe entfernt.
Und was kann man bei chronischer Osteomyelitis tun? Im Prinzip ist die Therapie mit der akuten Behandlung vergleichbar. Besonders wichtig: Begleitende Infektionsquellen aufdecken und sanieren, wie besiedeltes Fremdmaterial im Körper oder chronische Wunden. Wirkt das Antibiotikum nicht ausreichend, sollte erneut versucht werden, den auslösenden Keim zu identifizieren – auch eine Operation kann hier infrage kommen.