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Gesundheitsmagazin

Muskel-Skelett-System

Hilft eine PRT-Spritze gegen Rückenschmerzen?

Veröffentlicht am:18.07.2025

4 Minuten Lesedauer

Wenn der Rücken wehtut, hoffen Betroffene auf schnelle Linderung. Wann eine PRT-Spritze in den Rücken sinnvoll ist, wann eine Spritze in den Muskel Schmerzen verringert und welche Alternativen es gibt.

Ein Mann in mittlerem Alter sitzt auf dem Sofa und hält eine Hand ins Kreuz.

© iStock / urbazon

Wenn der Rücken schmerzt: Muskelverspannung oder Bandscheibenvorfall?

Rückenschmerzen sind sehr häufig – und meist sehr unangenehm. Kein Wunder, dass Betroffene gern eine schnelle Lösung hätten, um wieder schmerzfrei zu werden. Eine Spritze in den Rücken – quasi an die Wurzel des Übels – klingt vielversprechend. Kann die Maßnahme die Hoffnungen, die in sie gesteckt werden, erfüllen?

Um die Erfolgsaussichten einzuschätzen, ist erst einmal wichtig, verschiedene Ursachen für Rückenschmerzen auseinanderzuhalten. Am häufigsten entsteht die Pein durch Verspannungen der Rückenmuskulatur. Vor allem psychische Anspannung, einseitige körperliche Belastung und Bewegungsmangel führen zu solchen Verspannungen. Halten sie länger an, fühlen sich die Muskeln richtig hart an.

Eine andere Ursache sind Bandscheibenvorfälle und -vorwölbungen. Dabei wird der scheibenförmige Stoßdämpfer zwischen zwei Wirbeln brüchig und ein Teil quillt heraus. Drückt dieser Teil auf einen der Nerven, die aus dem Rückenmark austreten, kommt es meist zu heftigen Schmerzen, und oft auch zu Gefühlsstörungen oder Lähmungen. Diese betreffen den Körperteil, der von dem Nerven versorgt wird – bei einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule vor allem Teile des Beins.

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PRT-Spritze: Wann ist sie sinnvoll?

Zur Behandlung von Bandscheibenvorfällen sind Spritzen in den Rücken tatsächlich eine von mehreren Therapiemöglichkeiten. Bei der sogenannten periradikulären Therapie (übersetzt etwa „Therapie um die Nervenwurzel herum“), abgekürzt PRT, wird eine dünne Nadel vorsichtig an die komprimierte Nervenwurzel vorgeschoben. Die korrekte Lage wird durch eine Computertomografie kontrolliert. Liegt die PRT-Spritze richtig, werden Entzündungshemmer und Schmerzmittel injiziert. Nach mehreren Sitzungen dieses aufwändigen Verfahrens wird meist eine Schmerzreduktion erreicht. Oft kann so eine Operation des Bandscheibenvorfalls vermieden werden. Eine PRT-Spritze erfordert allerdings technisches Equipment und Erfahrung. Sie gehört in die Hand erfahrener Fachleute und kann nicht in der Hausarztpraxis durchgeführt werden.

Handelt es sich nicht um einen akuten Bandscheibenvorfall, sondern um Muskelverspannungen, gilt: Spritzen sind nicht geeignet, die Symptome zu lindern. Da ist auch die „Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ eindeutig: „Perkutane Therapieverfahren sollen zur Behandlung nicht-spezifischer Kreuzschmerzen nicht angewendet werden.“ Perkutan – das bedeutet: alles, was durch die Haut hindurch verabreicht wird, etwa mit einer Injektionsnadel. Es gibt also keine Spritze gegen Muskelverspannung im Rücken.

Speziell zur Frage nach Spritzen in den Rücken bei chronischen Rückenschmerzen hat ein Gremium aus Betroffenen sowie Expertinnen und Experten kürzlich Empfehlungen in einer renommierten medizinischen Fachzeitschrift veröffentlicht: Auf der Basis des aktuellen Forschungsstands zu chronischen Rückenschmerzen (die seit mindestens drei Monaten bestehen) bei unterschiedlicher Ursachen rät das Gremium von invasiven Interventionen ab. Dazu gehören auch Spritzen – egal, ob sie in einen Muskel oder an eine Nervenwurzel (PRT-Spritzen) gegeben werden.

Das Kreuz mit dem Kreuz: Rückenschmerzen haben viele Ursachen

Schmerzen im Rücken sind ein ziemlich unspezifisches Symptom, das viele Ursachen haben kann, darunter

  • Bandscheibenvorfall
  • Facettengelenksarthrose
  • Skoliose
  • Wirbelkörperbruch
  • Bechterew-Krankheit
  • Verengung des Wirbelkanals
  • Wirbelgleiten

Bei den meisten Menschen mit Rückenschmerzen (vor allem im unteren Rücken oder im Nacken) lässt sich allerdings keine anatomische Ursache finden. Fachleute sprechen dann von unspezifischen Kreuzschmerzen. Diese werden vor allem durch Muskelverspannungen ausgelöst, die durch Bewegungsmangel, Fehlbelastungen, Stress und psychische Probleme begünstigt werden. Regelmäßige Bewegung und Entspannung sind deshalb wichtig für die Prävention.

Mehr Informationen zu Rücken- und Kreuzschmerzen

Spritzen in den Rücken: seltene, aber schwere Komplikationen möglich

Das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) rät ebenfalls bei unspezifischen Kreuzschmerzen von Injektionen ab – und warnt vor Nebenwirkungen. Diese seien zwar selten, könnten dann aber ernsthafte Komplikationen nach sich ziehen. „So kann eine falsch gesetzte Spritze mit einem Betäubungsmittel beispielsweise zu einer Atemlähmung führen. Eine andere Komplikation von Spritzen im Wirbelsäulenbereich sind Infektionen.“

Das heißt nicht, dass Schmerzmittel bei unspezifischen Rückenschmerzen nicht helfen. Sie müssen aber nicht mit einer Spritze verabreicht werden, sondern können als Tabletten eingenommen werden. Das IQWiG empfiehlt, zuerst nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen einzunehmen. Wenig hilfreich sei hingegen Paracetamol, das in Studien nicht besser abschnitt als die Behandlung mit einem Placebo (Scheinmedikament). Stärkere Schmerzmedikamente wie Metamizol oder Opioide bergen größere Risiken und sind deshalb rezeptpflichtig. Aber auch NSAR sollten ohne ärztliche Rücksprache nicht über längere Zeit eingenommen werden, da sie unter anderem Magenprobleme verursachen können.

Eina ältere Frau sitzt zu Hause auf einem Gymnastikball, die Arme nach vorne ausgestreckt, mit Kurzhanteln in den Händen, und lächelt dabei.

© iStock / Prostock-Studio

In vielen Fällen wirksamer als eine PRT-Spritze: Regelmäßiges Training kann Rückenschmerzen vorbeugen.

Besser als die Spritze gegen Muskelverspannung im Rücken: Das hilft

Während Spritzen sich zur Behandlung unspezifischer Rückenschmerzen nicht bewährt haben, belegen Studien für diese Maßnahmen einen eindeutigen Nutzen:

  • Ganz oben auf der Liste: Bewegung. Viele Betroffene versuchen, den Schmerz zu lindern, indem sie sich schonen. Kurzfristig kann das hilfreich sein, aber sobald wie möglich sollten Sie wieder in Bewegung kommen. Auf die Dauer wird das Problem bei Bewegungsmangel eher schlimmer, denn wenig trainierte Muskeln haben noch mehr Mühe, den Körper aufrecht zu halten, werden schlechter durchblutet und neigen besonders dazu, sich zu verspannen. Deswegen rät die „Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“, körperliche Aktivität auch im akuten Stadium soweit wie möglich beizubehalten.
  • Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelrelaxation (PMR)  können unterstützend helfen, um Muskelverspannungen zu lösen und Stress zu senken.
  • Manchen Betroffenen hilft auch Wärme, die Muskulatur zu entspannen.
  • Viele Menschen reagieren auf Stress mit Anspannung und Intensivierung ungesunder Verhaltensweisen wie übermäßiges Essen und Vermeidung körperlicher Aktivität. So verstärken sich bestehende Rückenschmerzen oder es treten neue auf. Eine Verhaltenstherapie kann bei chronischen Schmerzen helfen, zu erkennen, welche Verhaltensmuster diese Beschwerden verstärken und zu lernen anders mit ihnen umzugehen. Die Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie bei unspezifischem Rückenschmerz ist in Studien belegt und deshalb oft Teil des Behandlungskonzepts.

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