Herz & Kreislauf
Machen Klimaanlagen und Ventilatoren krank?
Veröffentlicht am:16.07.2025
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Immer heißere Sommer können vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen und Ältere gefährlich sein. Mit diesen einfachen Maßnahmen halten Sie Innenräume bei Hitze kühl. Richtig genutzt sind auch Ventilatoren und Klimaanlagen sinnvolle Helfer.

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Ventilatoren und Klimaanlagen: Hilfe bei Hitze
Die Sommer werden immer heißer, meteorologische Institute melden fast jährlich neue Hitzerekorde. Das ist (auch) ein gesundheitliches Problem. Sehr hohe Temperaturen kann der Körper kaum noch ausgleichen – in extremen Fällen drohen Krämpfe, Hitzschlag, Atemprobleme und sogar Todesfälle. Aber auch schon mildere Auswirkungen wie Erschöpfung und Kreislaufprobleme machen vielen Menschen zu schaffen. Die optimale Wohlfühltemperatur liegt für die meisten Menschen zwischen 22 und 24 Grad Celsius, in diesem Bereich sind wir auch am leistungsfähigsten.
Kühlung ist deshalb an heißen Tagen wichtig. Wer draußen ist, sollte Schatten suchen, wann immer möglich eine frische Brise genießen und übermäßige körperliche Anstrengung vermeiden. Wichtig: Trinken Sie ausreichend, um den Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen auszugleichen!
Für Innenräume gibt es Tricks und technische Unterstützung, um die Temperaturen in möglichst angenehmen Bereichen zu halten. Zu Letzteren gehören Ventilatoren und Klimaanlagen – eine komfortable Möglichkeit, sich in Innenräumen Kühlung zu verschaffen. Allerdings können sie selbst gesundheitliche Probleme verursachen.
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Ventilatoren: frischer Wind
Bewegte Luft fühlt sich kühler an als stehende Luft. Deswegen geht es uns an heißen Tagen besser, wenn ein leichter Wind weht – oder wenn ein Ventilator die Luft bewegt. Auch wenn die Lufttemperatur dadurch nicht sinkt: Der künstlich erzeugte Wind kühlt die Haut und fühlt sich angenehmer an als aufgestaute Hitze.
Wenn es kein großes Gerät zur Montag an der Zimmerdecke sein muss, sind Ventilatoren mobil, leicht zu bedienen und kostengünstig: Einfache Modelle bekommt man schon ab etwa 30 Euro.
Die Zugluft kann allerdings auf die Dauer auch als unangenehm empfunden werden, zu trockenen Augen und Muskelverspannungen führen, und auch das Summen der Modelle trägt meist nicht zum Wohlbefinden bei. Vor allem günstige Geräte sind deshalb meist keine Dauerlösung – aber immerhin besser als gar keine Kühlung. Hochwertigere Modelle sind geräuschärmer und lassen sich präziser regulieren, belasten aber auch das Portemonnaie stärker.
Klimaanlagen: Kälte aus der Steckdose
Weniger Wind und Geräusche machen Klimaanlagen. Unter dem Begriff werden verschiedene technische Geräte zusammengefasst, die Temperatur oder Feuchtigkeit der Raumluft regulieren sollen. Je nach Modell haben sie außerdem eine Lüftungsfunktion. Vor allem werden Klimaanlagen verwendet, um die Luft zu kühlen.
Für die Kälte aus der Steckdose muss man allerdings tiefer in die Tasche greifen als für einen einfachen Ventilator. Mobile Raumklimageräte (sogenannte Monoblocks) etwa kosten zwischen 300 und 1000 Euro. Dazu kommen erhebliche Stromkosten. Dafür sind moderne Klimaanlagen leise und leistungsstark – ohne den Wind eines Ventilators. Und die Temperatur im Raum sinkt tatsächlich, nicht nur gefühlt.
Eine koreanische Studie zeigt, dass Menschen, die sich während einer Hitzewelle hauptsächlich in klimatisierten Räumen aufhielten, weniger unter hitzebedingten neurologischen und Herz-Kreislauf-Symptomen litten und seltener in der Schule oder am Arbeitsplatz fehlten. Auch eine US-Erhebung fand einen Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Klimaanlagen in starken Hitzeperioden und selteneren hitzebedingten gesundheitlichen Beschwerden sowie Hitzeerschöpfung. Besonders betroffen von hitzebedingten Gesundheitsbeschwerden waren in dieser Studie Personen, deren Gesundheitszustand schon vorher beeinträchtigt war.
Auch andere Studien zeigen, dass ein angenehmes Raumklima gerade für Kranke besonders wichtig ist und sich die Installation von Klimaanlagen auf Krankenstationen positiv auf die Gesundung der Patientinnen und Patienten auswirken kann.
Krank durch Ventilatoren und Klimaanlagen?
Ventilatoren und Klimaanlagen können also bei Hitze angenehme Kühlung in Innenräumen verschaffen und hitzebedingten gesundheitlichen Beschwerden vorbeugen. Sie können aber auch unerwünschte gesundheitliche Auswirkungen haben.
Der von Ventilatoren erzeugte Luftzug kann als unangenehm empfunden werden und, ebenso wie die Nutzung von Klimaanlagen, Symptome wie trockene Augen und Schleimhäute sowie Kopf- oder Muskelschmerzen verursachen. Durch die Austrocknung der Schleimhäute der oberen Atemwege kann die Abwehr von Erkältungserregern beeinträchtigt werden. Starke Unterschiede zwischen der Temperatur klimatisierter Innenräume und der Außentemperatur können den Organismus zusätzlich belasten.Durch diese Faktoren können Erkältungen im Sommer begünstigt werden.
Können Klimaanlagen sogar selbst Krankheitserreger verbreiten? Ja, das ist nicht auszuschließen. Auch aus diesem Grund ist eine gute Wartung von Klimaanlagen wichtig. Beispielsweise kann es in älteren und schlecht gewarteten Wassersystemen und Klimaanlagen mit automatischer Luftbefeuchtung zu einer Kontamination mit Legionellen kommen. Das Einatmen solcher kontaminierten Aerosole kann zu fiebrigen Infekten oder einer Lungenentzündung führen.
Während der Corona-Pandemie wurde unter anderem dazu geforscht, inwieweit Klimaanlagen zur Verbreitung von Viren beitragen können, die über die Luft beziehungsweise Aerosole übertragen werden. Vor allem ältere Klimanlagen ohne spezielle Puffersysteme zur Verhinderung einer Virusausbreitung standen in Verdacht. In modernen Klimaanlagen werden dagegen verschiedene Strategien genutzt, mit denen der Virusausbreitung wirksam begegnet werden kann. Dazu gehören unter anderem die Luftfiltration inklusive spezieller Filterbeschichtungen, die Ionisierung der Luft, keimtötende UV-Bestrahlung und Wärmeinaktivierung.
Bei modernen, gut gewarteten Klimaanlagen ist das Risiko, dass sie Keime verbreiten, daher gering.

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Alternativen zur Klimaanlage ohne Zugluft
Ein paar einfache Maßnahmen helfen, Innenräume auch im Sommer kühl zu halten – ganz ohne technische Geräte oder Zugluft:
- Richtig lüften: Schließen Sie tagsüber die Fenster, um die warme Luft draußen zu halten. Lüften Sie, wenn es kühler ist, also vor allem abends und am frühen Morgen. Oder auch die ganze Nacht. Öffnen Sie die Fenster dabei richtig weit, wenn möglich.
- Schalten Sie alle elektrischen Geräte aus, auf die Sie verzichten können. Sie produzieren zusätzlich Wärme. Ziehen Sie den Stecker aus der Steckdose, wenn Sie Geräte nicht nutzen, statt nur auf Stand-by zu gehen.
- Halten Sie die Sonne draußen: Schließen Sie Vorhänge, Jalousien, Rollos, Plissees. Wenn vorhanden, nutzen Sie außenliegenden Sonnenschutz wie Markisen und Fensterläden; sie sind noch effektiver als die innenliegenden Varianten. Auch Sonnenschutzfolien auf der Fensterscheibe helfen.
- Wenn Sie einen Balkon oder eine Terrasse haben, sorgen Sie für Grün. Pflanzen verdunsten Wasser und kühlen so die Umgebung.
Hitzeaktionstag
Hitze kann für alle Menschen gefährlich werden. Schon jetzt gibt es in Deutschland jährlich tausende hitzebedingte Todesfälle – und das Risiko wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Mit dem Hitzeaktionstag machen die Bundesärztekammer und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit auf die Gefahr von Hitze für unsere Gesundheit aufmerksam. Sie fordern Schutzkonzepte in allen Kommunen, Gesundheitseinrichtungen, sozialen Einrichtungen Kitas, Schulen und Unternehmen. Der Hitzeaktionstag findet seit 2023 jährlich im Juni statt.
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