Haut & Allergie
Borreliose nach Zeckenstich: Symptome, Behandlung und Spätfolgen
Veröffentlicht am:19.10.2022
9 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 28.05.2025
Zecken tragen häufig Borreliose-Erreger in sich. Unentdeckt kann Borreliose ernste Spätfolgen haben. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln. Typisches Symptom ist die Wanderröte auf der Haut um einen Zeckenstich.

© iStock / FrankRamspott
Was ist eine Borreliose und wie steckt man sich an?
Borreliose ist eine Krankheit, die in Deutschland durch die Zecke „Gemeiner Holzbock“ (Ixodes ricinus) übertragen wird. Sie ist auch unter den Bezeichnungen Lyme-Borreliose, Lyme-Krankheit oder Lyme-Disease bekannt, da in dem US-amerikanischen Ort Lyme um das Jahr 1976 auffällig viele Erkrankungsfälle mit Gelenkentzündungen nach Zeckenstichen auftraten. Im Gegensatz zu der ebenfalls durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die vor allem in bestimmten Regionen wie Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen sowie im südöstlichen Thüringen auftritt, wird Borreliose im gesamten Bundesgebiet übertragen. Allerdings ist die Zahl der infizierten Zecken je nach Region unterschiedlich hoch. Borreliose tritt in den Monaten Juni bis August gehäuft auf.
Ob eine Zecke mit Borrelien infiziert ist, hängt auch von ihrem Alter ab, denn je älter die Zecke, desto mehr Wirte hat sie bereits gestochen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit dem Erreger infiziert sein könnte. Etwa einer von 100 Menschen, die von einer Zecke gestochen werden, erkrankt tatsächlich an Borreliose – das sind in Deutschland jährlich etwa 3 Krankheitsfälle pro 10.000 Personen. Die meisten Infektionen bleiben jedoch ohne Symptome.
Zecken haben einen Stechrüssel, durch den sie Blut saugen. Dabei können Krankheitserreger in die Blutbahn von Menschen und Tieren gelangen. Somit ist ein Zeckenstich und nicht – wie umgangssprachlich oft behauptet – ein Zeckenbiss für eine Borreliose verantwortlich. Auslöser der Lyme-Borreliose ist eine Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi. Borrelien werden nur durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen. Das bedeutet, dass die Erkrankung nicht von Mensch zu Mensch übertragbar ist.
Welche Symptome sind typisch für eine Borreliose?
Je nach Region tragen in Deutschland um die 30 Prozent aller Zecken Borrelien in sich. Allerdings führt nicht jeder Stich einer befallenen Zecke automatisch zur Ansteckung. Hinzu kommt, dass unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit und Gelenkschmerzen auch auf andere Krankheiten hindeuten können, was die Diagnose erschwert.
Häufige Symptome einer akuten Borreliose:
- Wanderröte: Die Borreliose-Wanderröte, in der Fachsprache Erythema migrans, tritt bei etwa 90 Prozent aller Krankheitsfälle auf. Zwischen 3 und 30 Tage nach einem Zeckenstich kann sich an der Einstichstelle oder an anderen Körperstellen – etwa an den Beinen, am Kopf oder Hals – eine ringförmige Hautrötung bilden, die mindestens fünf Zentimeter groß ist. Typisch ist eine blasse Mitte, während sich die Rötung über die nächsten Tage langsam nach außen ausbreitet.
- grippeähnliche Beschwerden: Zu den weiteren Symptomen der Borreliose zählen Beschwerden wie Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber, Lymphknotenschwellungen oder Müdigkeit.
Der reine Zeckenbiss ohne Übertragung von Borrelien heilt in der Regel innerhalb weniger Tage wieder ab.
Seltenere Symptome einer Borrelien-Infektion
In den meisten Fällen hat die Lyme-Borreliose einen milden Verlauf. Selten sind chronische Verläufe mit schwereren Krankheitszeichen:
- Hautveränderungen: In selteneren Fällen können sich knötchenartige oder blaurote Schwellungen der Haut an Ohren, Brustwarzen oder im Genitalbereich bilden – hauptsächlich bei Kindern. In Ausnahmefällen kann die Haut eine chronische Entzündung (Acrodermatitis chronica atrophicans) entwickeln. Vor allem an der Innenseite der Arme und Beine sowie an Nase, Fingern oder Zehen kann die Haut dadurch dünner werden und sich bläulich färben.
- Herzbeteiligung: In sehr seltenen Fällen tritt eine Entzündung des Herzens (Lyme-Karditis) auf, die mit Herzrhythmusstörungen einhergehen kann.
- Befall des Nervensystems: Ist das Nervensystem betroffen, spricht man von einer Neuroborreliose. Die Beschwerden treten meist wenige Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich auf. Zu einer Neuroborreliose kommt es bei etwa drei Prozent der von Borreliose betroffenen Menschen. Sie äußert sich durch meist nachts auftretende brennende Nervenschmerzen, Gesichtslähmung oder Schäden des zentralen Nervensystems. Mögliche entzündliche Nervenreizungen können in seltenen Fällen zu Taubheitsgefühl, Seh- oder Hörstörungen sowie zu Lähmungen des Rumpfes, der Arme oder der Beine führen. Sind Kinder von der Neuroborreliose betroffen, äußert sich dies oft in Form einer Hirnhautentzündung (Meningitis), die mit starken Kopfschmerzen und Gesichtslähmungen verbunden ist.
- chronische Gelenkentzündungen: Bei etwa 2 von 100 Erkrankten kommt es als mögliche Spätmanifestation der Borreliose Monate oder Jahre nach der Infektion zu Entzündungen in den Gelenken. Die sogenannte Lyme-Arthritis betrifft meist die Kniegelenke, aber auch die Sprung-, Ellenbogen-, Finger-, Zehen- und Handwurzelgelenke. In der Regel treten die Entzündungen schubweise und wiederkehrend auf.
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Wie erfolgt die Borreliose-Behandlung?
Bemerken Sie mehrere Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich eine ringförmige Rötung der Haut beziehungsweise Fieber, Kopf- oder Muskelschmerzen, sollten Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen. Berichten Sie auf jeden Fall in der ärztlichen Praxis von einem Zeckenstich, auch wenn dieser schon länger zurückliegt.
Die Diagnose erfolgt in erster Linie über die typische Hautrötung. Eine Blutuntersuchung im Labor kann helfen, die Diagnostik zu unterstützen. Allgemein gilt: Je eher die Borreliose erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln. Erste Beschwerden können zwar auch ohne Behandlung wieder abklingen, allerdings erhöht eine Nicht-Behandlung das Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung.
Die Borreliose-Therapie setzt auf Antibiotika. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin verordnet in der Regel ein Antibiotikum mit dem Wirkstoff Doxycyclin oder Amoxicillin, das Sie zwei bis vier Wochen lang einnehmen müssen. In bestimmten Fällen kommt auch eine intravenöse Gabe eines Antibiotikums in Frage. Mitunter ist der Wechsel zu einem anderen Antibiotikum notwendig, falls das erste Mittel nicht ausreichend wirkt. Meist heilt eine Borreliose folgenlos ab.
Wegen möglicher Nebenwirkungen und der Seltenheit der Erkrankung ist es nicht zu empfehlen, nach einem Zeckenstich sozusagen „auf Verdacht“ mit einem Antibiotikum zu behandeln.
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Schutz vor Zecken
- zeckenabweisende Mittel verwenden (Achtung: Diese schützen nur wenige Stunden und müssen dann erneuert werden). Es ist auch möglich, Kleidung und Schuhe mit Anti-Zecken-Mitteln zu behandeln oder speziell vorbehandelte Kleidung zu nutzen.
- lange Hosen und Oberbekleidung mit langen Ärmeln
- geschlossene und feste Schuhe tragen (Hose in die Strümpfe stecken)
- nach Möglichkeit helle Kleidung wählen, auf der Zecken besser zu sehen sind
- nach dem Ausflug in die Natur Kleidung direkt wechseln und den Körper gründlich nach Zecken absuchen, vor allem in Hautfalten, etwa unter den Achseln
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Zecken sicher entfernen
Je länger die Zecke saugt, desto größer das Infektionsrisiko. Die Bakterien befinden sich im Darm der Zecke und es dauert mehrere Stunden, bis sie auf den Menschen übergehen. Deswegen sollten Sie eine Zecke möglichst schnell entfernen. Hierzu eignet sich am besten eine Zeckenzange oder Zeckenkarte. Greifen Sie die Zecke am Kopfbereich möglichst nah der Haut und ziehen Sie sie langsam und gerade heraus.
Gibt es eine Impfung gegen Borreliose?
Viele Menschen möchten sich vor den Spätfolgen einer unentdeckten Borreliose-Erkrankung schützen.
Im Gegensatz zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gibt es gegen die Borreliose keine vorbeugende Schutzimpfung. Und: Trotz Genesung von einer vorangegangenen Borreliose kann die Erkrankung durch einen erneuten Zeckenstich noch einmal auftreten.