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Gesundheitsmagazin

Baby & Kleinkind

Plötzlicher Kindstod und SIDS: Die Schlafumgebung ist wichtig

Veröffentlicht am:11.01.2021

4 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 12.08.2022

Stirbt ein Baby unerwartet und ohne ersichtlichen Grund, ist vom plötzlichen Kindstod die Rede. Das tragische Ereignis ist selten, doch für viele Eltern eine Horrorvorstellung. Diese Risikofaktoren sollten Eltern kennen.

Baby schläft auf dem Rücken

© iStock / monkeybusinessimages

Was ist der plötzliche Kindstod?

Plötzlicher Kindstod oder auch SIDS (Englisch für „Sudden Infant Death Syndrome“) genannt, ist der plötzliche und unerwartete Tod von gesunden Kindern im ersten Lebensjahr, für die keine Erklärung gefunden werden kann. Die Kinder versterben meist nachts im Schlaf. Das SIDS ist eine eher seltene Tragödie. Eines von 2.000 Kindern stirbt durchschnittlich daran. Meistens tritt der plötzliche Kindstod in einem Alter zwischen zwei und vier Monaten ein. Je älter der Säugling wird, desto mehr sinkt das Risiko. Nach Vollendung des ersten Lebensjahres liegt das Risiko bei so gut wie Null. Zudem sind Mädchen etwas seltener betroffen als Jungen.

Was sind die Ursachen für einen plötzlichen Kindstod?

Meist gibt es mehrere Faktoren, die Ursachen für ein SIDS sein können. So werden etwa ein noch nicht vollständig ausgereiftes Atemsystem und eine schwere Erweckbarkeit des Babys diskutiert. Möglicherweise spielen auch bestimmte Viren, die eine Herzmuskelentzündung oder Herzrhythmusstörungen auslösen können, eine Rolle. Forschende fanden aber heraus, dass es darüber hinaus einige Risikofaktoren für das SIDS gibt, die Eltern beeinflussen können – um einem plötzlichen Kindstod vorzubeugen.

Beispielsweise ist die Zahl der Todesfälle deutlich zurückgegangen, seitdem Eltern ihre Kinder vermehrt nur in Rücken- und nicht in Bauchlage schlafen legen. Die Bauchlage gilt für Säuglinge deshalb als kritisch, da sie sich noch nicht selbst in die Rückenlage drehen können. Sie atmen häufig die eigene ausgeatmete Luft wieder ein und werden so schlechter mit Sauerstoff versorgt. Diese sogenannte Rückatmung vermindert zusätzlich das Aufwachen, etwa beim Verschlucken oder Husten.

Alexander Backendorf, Oberarzt in der Klinik für Neu- und Frühgeborene des Elisabeth-Krankenhauses Essen erklärt, worauf Eltern im ersten Lebensjahr ihres Kindes besonders achten können, um einen plötzlichen Kindstod zu verhindern.

Maßnahmen, um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen

Neben dem Schlafen in Bauchlage sind die wichtigsten möglichen Risikofaktoren für das SIDS Rauchen und Überwärmung. Die sogenannte 3-R-Faustregel lässt sich leicht merken und die Anwendung reduziert das Risiko für den plötzlichen Kindstod: „Rückenlage – Rauchfrei – Richtig gebettet“.

Folgende Checkliste zeigt die besten Maßnahmen, um den plötzlichen Kindstod zu verhindern:

In Rücken- statt Bauchlage

Für Ihr Kind ist die sicherste Schlafposition die Rückenlage: In dieser Lage wird verhindert, dass das Kind erstickt. Mund und Nase liegen frei. Auch eine Seitenlage ist nicht zu empfehlen, da Ihr Baby dabei zu leicht wieder in die gefährlichere Bauchlage rollen kann. Eltern müssen nicht zu befürchten, dass der Säugling auf dem Rücken an Erbrochenem ersticken könnte.

Am besten im Schlafsack

Legen Sie Ihr Kind in einem geeigneten Schlafsack zur Ruhe: Dieser besteht aus einem eng anliegenden oberen Teil und einem geräumigen Sack für die Beine. Trägt Ihr Baby diesen Schlafsack, kann es sich nur sehr schwer auf den Bauch drehen und ist zusätzlich immer genau richtig zugedeckt. Bettdecken, weiche und tiefe Matratzen oder ähnliches Bettzeug könnten ein Ersticken des Babys fördern und sind daher ebenfalls nicht zu empfehlen.

Ein Baby schläft auf dem Rücken mit ausgestreckten Armen auf einer blauen Decke.

© iStock / LeManna

Babys schlafen am besten auf dem Rücken und in einem Baby-Schlafsack, damit Nase und Mund immer frei bleiben.

Ein eigenes Bett im Elternschlafzimmer

Liegt das Baby im Elternbett, kann es schnell zu ungewollten Unfällen kommen. Beispielsweise wird der Säugling von der Bettdecke eines Elternteils versehentlich zugedeckt oder ein Körperteil der Eltern liegt unbeabsichtigt auf dem Baby. Ein eigenes kleines Bett für den Nachwuchs ist daher dringend anzuraten. Empfohlen wird eine Raumtemperatur von 16 bis bis18 Grad Celsius in nicht zu warmer Bekleidung. Schlafsäcke gibt es für jede Jahreszeit.

Rauchfrei während der Schwangerschaft und nach der Geburt

Werdende Mütter sollten in der Schwangerschaft weder selbst rauchen noch sich Passivrauch aussetzen, denn viele schädliche Substanzen des Tabakrauches gelangen so auch in den Kreislauf des ungeborenen Kindes. Das gilt auch für den Konsum von Alkohol und anderen Drogen. Das Risiko für einen plötzlichen Kindstod sinkt deutlich, wenn das Baby in einem rauchfreien Zuhause aufwächst – vor und nach der Geburt.

Stillen beugt vor

Ideal ist es, wenn Mütter ihr Baby in den ersten sechs Monaten voll stillen. Doch auch eine kürzere Stilldauer ist mit einem geringeren Risiko für SIDS verbunden. Das Stillen an sich schafft somit nicht nur Nähe zwischen Mutter und Kind, sondern schützt das Kind. Warum Stillen gegen den plötzlichen Kindstod hilft, ist bisher nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch einige Theorien: So haben Stillkinder im Vergleich zu Flaschenkindern einen weniger tiefen Schlaf, der sie zum Beispiel bei Störungen der Sauerstoffaufnahme oder Überwärmung leichter aufwachen lässt. Auch Kinder, die mit einem Schnuller schlafen, zeigen dieses Phänomen.

Impfen senkt das SIDS-Risiko

Zahlreiche Studien zeigen, dass geimpfte Babys im Vergleich zu nicht geimpften Babys ein deutlich niedrigeres Risiko für einen plötzlichen Kindstod aufweisen. Lassen Sie daher am besten alle empfohlenen Regelimpfungen durchführen.

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Welche Kinder sind besonders gefährdet für einen SIDS?

Es gibt einige Risikogruppen für den plötzlichen Kindstod. Dazu zählen Säuglinge mit „anscheinend lebensbedrohlichen Ereignissen (ALE)“ ohne klinisch erkennbare Ursache. Bei einem ALE handelt es sich um einen plötzlich einsetzenden, lebensbedrohlich wirkenden Zustand des Kindes, wie Erstickungsanfällen oder eine plötzliche Veränderung der Hautfarbe ins Blasse oder Rötliche. Auch die Muskeln können erschlaffen oder im Gegenteil total versteifen. Die meisten Vorfälle dieser Art treten bei Kindern unter zehn Wochen auf.

Außerdem haben Früh- und Neugeborene nach Intensivtherapie und besonders mit chronischen Lungenproblemen etwa nach einer Beatmung ein höheres Risiko für SIDS. Weitere Risikogruppen sind Kinder von drogenabhängigen Eltern, sowie Babys, die mit starkem Untergewicht zur Welt kamen, Mehrlingskinder und Geschwister von Kindern, die bereits am plötzlichen Kindstod verstorben sind.

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