Milchzähne richtig pflegen: Tipps für Eltern

Zuerst die gute Nachricht: Teenager in Deutschland hatten laut einer Studie der Universitätsmedizin Greifswald von 2021 noch nie so gesunde Zähne wie heute. Bei jüngeren Kindern sehen die Forschenden allerdings noch Nachholbedarf. „Früher dachten viele, Karies in Milchzähnen sei unbedenklich, da diese ja sowieso bald ausfallen“, sagt Dr. Isabell von Gymnich, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ). „Das stimmt leider nicht, gerade bei den ersten Zähnen kann die Erkrankung schlimme Folgen haben.“ Der Grund: Milchzähne sind besonders anfällig, sodass sich Karies rasch und oft unbemerkt ausbreitet. Im schlimmsten Fall kommt es auch an den nachwachsenden Zähnen zu Folgeschäden.

Deshalb verdienen Milchzähne besondere Aufmerksamkeit. Von Gymnich rät Eltern, bereits die ersten Zähnchen behutsam zu putzen und auch jetzt schon den regelmäßigen Zahnarztbesuch einzuplanen. Die meisten Zahnarztpraxen sind heute gut auf die Bedürfnisse der Kleinen ausgerichtet. Wer mag, kann auf der Website der DGKiZ nach speziellen Kinderzahnarztpraxen suchen. „Während der sechs Früherkennungstermine zwischen Geburt und Schulanfang gewöhnen sich die Kinder an die Praxis und das Behandlungsteam“, meint die Zahnmedizinerin. Dabei werden etwaige Zahnschäden früh erkannt und sanft behandelt – und die Eltern erhalten gleich zu Beginn der Zahnpflege praktische Tipps. So wachsen die Kinder ganz selbstverständlich mit einer optimalen Mundhygiene auf.

Für die tägliche Pflege empfiehlt die Kinderzahnärztin einen spielerischen Umgang, indem zum Beispiel zuerst die Zähne der Puppe sanft gereinigt oder die einzelnen Zähne des Kindes gezählt werden. Babys liegen beim Zähneputzen am besten – idealerweise putzen zwei Erwachsene zusammen. Ab etwa zwei Jahren können die Kinder im Sitzen über einen Handspiegel zuschauen und dadurch allmählich mithelfen (siehe Infobox). Besonders einprägsam ist dabei die sogenannte KAI-Methode: Zuerst putzen Eltern und Kinder die Kaufläche, dann die Außenflächen und zuletzt die Innenflächen der Zähne. „Die Länge des Bürstenkopfs hängt vom Alter ab“, so von Gymnich. „Eine Altersangabe steht in der Regel auf den Packungen.“

Fluorid bietet den wichtigsten Schutz gegen Karies. Im ersten Lebensjahr erhalten Säuglinge Fluorid meist über Tabletten. Die ersten Zähne können dann ohne Zahnpasta oder mit einer kleinen Menge Kinderzahnpasta ohne Fluorid geputzt werden. Ohne Tablette – und generell ab dem ersten Geburtstag – kommt zweimal täglich eine reiskorngroße Menge Zahnpasta mit 1.000 Millionstel (ppm) Fluorid auf die Zahnbürste. Ab dem zweiten Lebensjahr entspricht sie der Größe einer Erbse. „Wer die Zahnpasta quer zur Bürste aufträgt, hat genau die richtige Menge“, erläutert von Gymnich.

Und ganz wichtig: In dieser Phase lernen die Kinder – besonders durchs Nachahmen der Eltern oder Geschwister – das Putzen, und einige sind dabei schon früh sehr geschickt. Für wirklich saubere Kinderzähne sorgen jedoch die Eltern beim Nachputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume mit Zahnseide. Wird dann auch noch in der Kita ein drittes Mal geputzt, hat Karies kaum eine Chance.