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Gesundheitsmagazin

Kinder

So putzen Kinder gerne Zähne

Veröffentlicht am:18.03.2021

4 Minuten Lesedauer

Strampeln, den Mund zukneifen oder den Kopf wegdrehen – manche Kinder wehren sich vehement, sobald sie die Zahnbürste sehen. Drs. Johanna Maria Kant ist niedergelassene Kinderzahnärztin in Oldenburg und verrät, wie Eltern Streit um die Zahnreinigung vermeiden.

Kind hat die Zähne geputzt und zeigt sie seinem Vater

© iStock / jacoblund

Wie Eltern die Diskussion um das Zähneputzen angehen können

Frau Kant, warum sind Diskussionen beim Zähneputzen nicht zielführend?

Manche Dinge im Leben eines Kindes stehen nicht zur Diskussion. Zähne putzen gehört ebenso dazu wie beispielsweise das Anschnallen im Auto, eine Jacke anziehen zu müssen, wenn es im Winter kalt ist, baden oder Haare waschen sowie Windeln wechseln. Eltern sollten darauf achten, eine klare Haltung zu wahren. Denn dann wird es weniger Raum für Diskussionen geben. Wenn Eltern auch nur wenige Male „nachgeben“ und ihr Kind damit durchkommen lassen, dass die Zähne nicht geputzt werden, wenn es Theater macht, wird das Problem nur größer. Ein schlaues Kind lernt: Ein bisschen Theater hilft ein bisschen, viel Theater hilft viel.

Sollten Eltern ihren Kindern nicht erklären, warum Zahnreinigung wichtig ist?

Doch, natürlich. Aber kurz und knapp, mit einer klaren Haltung dazu. Man darf nicht vergessen, dass kleine Kinder nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben. Diese sollten Eltern lieber für das Zähneputzen an sich als für Erklärungen und Diskussionen nutzen.

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Zahnpflege bei Kindern: Warum die Routine so wichtig ist

Wenn sich die Kleinen hartnäckig weigern, sich die Zähne zu putzen, stresst das sehr. Wie geht man als Elternteil mit der eigenen Verzweiflung um?

Wenn Eltern merken, dass sie durch die Verweigerungshaltung ihres Kindes ärgerlich oder gestresst werden, sollten sie eine kurze Pause machen, sich und ihr Kind zu Ruhe kommen lassen und etwas später noch mal neu starten.

Viele Kinder haben vor allem abends keine Lust auf Zähneputzen. Wie kann man damit umgehen?

Manchmal sind Kinder am Abend bereits so müde, dass die „große Zähneputzaktion“ zu viel des Guten ist. Sie ausfallen zu lassen, ist allerdings keine Option. Dann kann es sinnvoll sein, die gründliche Zahnreinigung, also die Entfernung aller Beläge, auf einen früheren Zeitpunkt, an dem die Kleinen noch fit genug sind, zu verschieben. Dann reicht es, kurz vor dem Schlafengehen nur noch einmal schnell zu putzen, um die Speisereste vom Abendbrot zu entfernen.

Welche Rituale können den Kindern das Zähneputzen angenehmer machen?

 Ein schönes Ritual ist auch, wenn die Eltern zusammen mit dem Kind die eigenen Zähne putzen und danach die Zähne des Kindes bewundern und gegebenenfalls nachputzen. 

„Kinder lieben Rituale! Deshalb hilft es, wenn beim Zähneputzen beispielsweise immer ein bestimmtes Lied gehört wird oder wenn Eltern eines singen.“

Drs. Johanna Maria Kant
Kinderzahn­ärztin in Oldenburg und Mitglied im Beirat der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde

Und wenn die Kinder Nein zum Zähneputzen sagen?

Wird es kritisch, wenn die Kleinen die Zahnreinigung verweigern?

Wenn die Zähne nicht geputzt werden, wird Karies entstehen, auch bei Milchzähnen. Kaputte Zähne können Schmerzen und gefährliche Entzündungen verursachen. Deshalb sollten Eltern etwa bis zum achten Geburtstag der Kinder das Zähneputzen ihrer Sprösslinge kontrollieren und auch nachputzen. Erst dann ist in der Regel die Feinmotorik so weit gereift, dass ein Kind die eigenen Zähne sauber putzen kann. 

Milchzähne müssen zwar „nur ein paar Jahre“ halten, die Pflege darf deshalb aber nicht vernachlässigt werden. Sind die Milchzähne nämlich erst einmal von Karies angegriffen, können sich die Bakterien rasch vermehren und die später durchbrechenden bleibenden Zähne gefährden. Milchzähne sind auch Platzhalter für die nachwachsenden Zähne. Müssen sie aufgrund von Karies gezogen werden, führt das zu einer mangelnden Funktion des Kauorgans und kann die Gebissentwicklung der Kinder erheblich beeinträchtigen.

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Worauf sollten Eltern achten, wenn sie bei den Kindern nachputzen?

Gut ist es, wenn beim Putzen vorne angefangen wird und dann sanft, aber gründlich vom Lippenbändchen zu den seitlichen Zähnen geputzt wird.

Es ist wichtig, bei Babys das Lippenbändchen im Oberkiefer zu schonen. Wird darüber geschrubbt, tut es dem Kind weh. Es glaubt, dass die Zahnbürste daran schuld sei, und wird sich vehement gegen das Zähneputzen wehren.

Mutter putzt mit Tochter die Zähne

© iStock / kate_sept2004

Die richtigen Basics: Timing, Bürste und Co.

Wann sollten Eltern mit dem Zähneputzen anfangen?

Sobald der erste Zahn durchbricht. Eltern können sogar schon vorher damit anfangen, den zahnlosen Kiefer sanft mit einer weichen Zahnbürste zu massieren. Dadurch gewöhnt sich das Baby schon früh an dieses Gefühl. 

Welche Bürstenhärte ist geeignet?

Es sollte eine weiche Bürste mit einem kleinen Kopf und ebenem Borstenfeld sein. So wird beim Putzen das Zahnfleisch geschont.

Elektrische Zahnbürste oder per Hand putzen?

Zum schnellen und trotzdem gründlichen Nachputzen sind bei kleinen Kindern sogenannte Drei-Kopf-Zahnbürsten empfehlenswert. Diese gibt es in verschiedenen Größen. Auch kleinere Kinder können damit ihre Zähnchen schon säubern. Die neuesten elektrischen Zahnbürsten, die mit einer hohen Umdrehungszahl eine besonders gründliche Reinigung versprechen, sind für Kinder allerdings nicht empfehlenswert. Sie sollten zunächst lernen, mit der Handzahnbürste selbst zu putzen. Das übt auch die Feinmotorik. Ich empfehle stattdessen die sogenannte KAI-plus Technik. Das bedeutet: Erst die Kauflächen, dann die Außen- und danach die Innenflächen reinigen. Eltern sollten nachputzen und durchbrechende Zähne quer reinigen. Wie das funktioniert, können Experten den Eltern zeigen.

„Ich empfehle stattdessen die sogenannte KAI-plus Technik. Das bedeutet: Erst die Kauflächen, dann die Außen- und danach die Innenflächen reinigen.“

Drs. Johanna Maria Kant
Kinderzahn­ärztin in Oldenburg und Mitglied im Beirat der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde

Ist Karies ansteckend?

Eine Voraussetzung zur Entstehung von Karies ist das Vorkommen spezieller Bakterien in der Mundhöhle (vor allem „Streptococcus mutans“). Seit einigen Jahren weiß man, dass diese Bakterien nicht von Geburt an im Mund sind, sondern übertragen werden. Meist geschieht dies durch den Speichel der Eltern.

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