Lebensmittel
Was tun bei Erdnussallergie – und wann die Immuntherapie sinnvoll ist
Veröffentlicht am:23.07.2025
5 Minuten Lesedauer
Erdnüsse stehen sie auf etlichen Zutatenlisten von Lebensmitteln. Für Menschen mit einer Erdnussallergie ist das problematisch. Sie reagieren oft schon auf kleinste Mengen mit schweren Allergiesymptomen. Eine Immuntherapie kann helfen.

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Was ist eine Erdnussallergie?
Sie sind so groß wie eine Fingerkuppe, paarweise in einer harten Schale angelegt und schmecken süßlich bis erdig: Erdnüsse stammen ursprünglich aus Südamerika, sind aber auch hierzulande ein beliebter Snack. Menschen mit einer Erdnussallergie sollten aber unbedingt auf den direkten Verzehr und den Verzehr erdnusshaltiger Produkte verzichten – schon Mengen im Mikrogramm-Bereich können lebensbedrohliche Beschwerden auslösen. Im Kindesalter sind Erdnüsse die häufigsten Verursacher von nahrungsmittelbedingten Allergieschocks. Die Erdnussallergie entwickelt sich häufig in jungen Jahren und besteht dann bei 80 Prozent der Patienten und Patientinnen über die gesamte Lebensspanne hinweg. Bei der Allergie reagiert der Körper auf bestimmte Eiweiße in der Erdnuss, die nicht durch Erhitzen oder durch die Magensäure zerstört werden. Das Immunsystem stuft diese Eiweiße fälschlicherweise als bedrohlich ein und löst die Reaktionen aus. Mit einem speziellen Haut- oder Bluttest bestimmen Mediziner und Medizinerinnen die Allergiebereitschaft. Doch nicht jeder Mensch mit erdnussspezifischen Antikörpern im Blut hat tatsächlich eine Erdnussallergie. Hierzulande besitzt jedes zehnte Kind entsprechende Antikörper, unter einer Allergie leidet nur ein Bruchteil von ihnen. Deshalb prüfen Ärzte und Ärztinnen im Zweifelsfall, ob kleinste Mengen Beschwerden auslösen – natürlich unter Beobachtung.
Welche Symptome deuten auf eine Erdnussallergie hin?
Die Beschwerden reichen von üblichen Allergiesymptomen bis zu lebensbedrohlichen Ereignissen – sie zeigen sich innerhalb von drei Stunden nach dem Verzehr.
Diese Erdnussallergie-Symptome können auftreten:
- Hautausschlag oder Nesselsucht
- Häufiges Niesen und laufende Nase
- Juckreiz auf der Haut, im Mund oder Rachen
- Heiserkeit
- Schwellungen im Gesicht oder im Mund
- Schluckbeschwerden
- Keuchende Atemgeräusche, Kurzatmigkeit oder Atembeschwerden
- Bauchschmerzen
- Durchfall und Erbrechen
- Benommenheit und Bewusstlosigkeit
Besonders bedrohlich ist der anaphylaktische Schock – dabei handelt es sich um die schwerstmögliche allergische Reaktion auf die Erdnuss. Wie gefährlich eine Erdnussallergie ist, lässt sich kaum vorhersehen.
Das unterscheidet eine primäre von einer sekundären Erdnussallergie
Bei der primären Erdnussallergie reagieren Betroffene ausschließlich auf bestimmte Eiweiße in der Erdnuss. Das ist bei der sekundären Erdnussallergie anders: Hier liegt ursprünglich eine Allergie gegen Birkenpollen oder Gräserpollen vor – die Eiweiße in der Erdnuss ähneln denen der Pollen. Es kommt zu einer Kreuzallergie, die aber meist milder verläuft. Während eine primäre Erdnussallergie vorwiegend im Kindesalter entsteht, tritt die sekundäre Allergie häufig erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auf.

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Was darf man bei einer Erdnussallergie nicht essen?
Menschen mit einer Erdnussallergie können auf jegliche Form von Erdnüssen reagieren: Egal, ob sie roh, geröstet oder gekocht sind. Auch Flocken, Mehl, Creme, Mus, Öl, Paste oder Mark aus Erdnüssen müssen Allergiker und Allergikerinnen strikt meiden. Doch welche Lebensmittel enthalten sonst noch Erdnüsse? Die aus botanischer Sicht zu den Hülsenfrüchten zählenden Erdnüsse sind oft Zutat in verarbeiteten Produkten, vor allem in Süßigkeiten – Betroffene sollten daher die Zutatenliste genau studieren. Der Hinweis „Kann Spuren von Erdnuss enthalten“ deutet darauf hin, dass im Herstellungsbetrieb Erdnüsse verarbeitet werden, auch wenn das Produkt selbst keine enthält. Allerdings handelt es sich dabei um eine freiwillige Angabe des Herstellers, eine Kennzeichnungspflicht gibt es nicht.
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Wie wirksam ist ein Medikament zur Immuntherapie bei Erdnussallergie?
Die Therapie einer Erdnussallergie besteht in der Regel darin, das Allergen zu meiden. Das ist durch die vielseitige Verarbeitung kompliziert und schränkt die Lebensmittelauswahl ein – auch beim Restaurantbesuch müssen Allergiker und Allergikerinnen aufmerksam sein. Eine orale Immuntherapie ist ein neuer Therapieansatz neben der klassischen sublingualen Desensibilisierung. Dabei erhalten Allergiker und Allergikerinnen ein speziell für 1- bis 17-Jährige zugelassenes Arzneimittel, welches ein entfettetes Pulver aus Erdnüssen enthält: AR101. Das Pulver wird in Lebensmittel eingerührt, etwa in Milchspeisen. Ziel ist eine Desensibilisierung gegen Erdnussallergene, das bedeutet eine Erhöhung der Reaktionsschwelle für eine allergische Reaktion. Die Dosis wird über mehrere Wochen hinweg Schritt für Schritt gesteigert – die Einführung und jede Dosiserhöhung erfolgt unter ärztlicher Aufsicht. Während der Behandlung sind Erdnüsse in jedweder Form weiterhin tabu. Mit der langsamen Gewöhnung soll die Allergiereaktion nachlassen. Studien sprechen dafür, dass die Immuntherapie die Schwere der allergischen Reaktionen und die Verträglichkeit des Erdnussproteins verbessern kann – damit wären Betroffene bei einem versehentlichen Kontakt besser geschützt. Allerdings müssen Allergiker und Allergikerinnen das Mittel dauerhaft einnehmen – eine erdnussvermeidende Ernährung und das Mitführen von Notfallmedikamenten (Adrenalin-Pen) sind weiterhin nötig. Wenn Sie sich für eine Desensibilisierung interessieren, besprechen Sie den Nutzen mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.