Lebensmittel
Wasserstoff-Wasser – was ist dran am Hype?
Veröffentlicht am:18.10.2024
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 12.11.2025
Ausreichend trinken gehört zu einer gesunden Ernährung. Am besten eignet sich Wasser, denn es ist frei von Kalorien und Zucker. Seit Kurzem liegt Wasser mit zugesetztem Wasserstoff im Trend – doch welchen Nutzen hat es wirklich?

© iStock / Jacob Wackerhausen
Was ist mit Wasserstoff angereichertes Wasser?
Mehr als die Hälfte des Körpers besteht aus Wasser, bei einem erwachsenen Menschen sind es etwa 60 Prozent. Um den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten, müssen Menschen ständig für Nachschub sorgen, denn sie verlieren Flüssigkeit über die Haut, beim Stuhlgang, über die Nieren und sogar beim Atmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich rund 1,5 Liter zu trinken – bei Hitze oder körperlicher Betätigung schwitzt der Körper und benötigt mehr Flüssigkeit. Die beste Flüssigkeitszufuhr ist laut Ernährungsexperten und -expertinnen Wasser – aus der Leitung ist es schnell verfügbar und streng kontrolliert, gekauftes Mineralwasser liefert höhere Mengen an Mineralstoffen.
Eine weitere Alternative ist das sogenannte Wasserstoff-Wasser. Bei der auch als wasserstoffreiches Wasser oder hydriertes Wasser bezeichneten Flüssigkeit handelt es sich um normales Wasser, dem Herstellende molekulares Wasserstoffgas (H2) zufügen. Durch Druck löst sich das Gas im Wasser auf. Die Wasserstoffmoleküle sind klein, können so optimal ins Wasser eindringen und liegen dort für eine gewisse Zeit in gelöster und somit trinkbarer Form vor. H2 ist ein nicht giftiges Gas, das Menschen weder sehen noch schmecken oder riechen können. Wasserstoff-Wasser unterscheidet sich daher nicht merklich von normalem Wasser.
Ist mit Wasserstoff angereichertes Wasser gesund?
In den vergangenen Jahren hat sich um das mit molekularem Wasserstoff angereicherte Wasser ein Trend entwickelt. Doch was steckt dahinter? Hat das Hydrogen-Wasser wirklich Vorteile? Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit der Frage. Die Datenlage ist jedoch bislang unzureichend, um positive Wirkungen tatsächlich evidenzbasiert belegen zu können.
Die Idee eines angereicherten Wassers, das dem Körper völlig ohne Nebenwirkungen zusätzliche Vorteile verschafft, klingt vielversprechend. Auch einige Forschende sehen in H2-Wasser viel Potenzial, den Organismus positiv zu beeinflussen. Allerdings ist es wichtig, sich die bisherigen Untersuchungen genauer anzusehen: Noch handelt es sich meist um klein angelegte Pilotstudien oder Versuche, die Forschende an Tieren durchgeführt haben.
Um zu klären, ob die einzelnen Vorteile auch für den Menschen gelten und ob sie von Dauer sind, ist weitere Forschung notwendig. Eine klare Empfehlung für das Trinken von Wasserstoff-Wasser gibt es daher nicht. Die Food and Drug Administration stuft H2-Wasser jedoch als sicher ein, es kann also bedenkenlos getrunken werden.
Kann Wasserstoff-Wasser den Körper vor Zellschäden schützen?
Ein möglicher gesundheitsfördernder Aspekt, auf den Studien hinweisen, ist die antioxidative Wirkung des Wasserstoff-Wassers. Bereits seit 2007 ist bekannt, dass molekularer Wasserstoff antioxidative Eigenschaften besitzt und somit gegen oxidativen Stress wirkt. Bei oxidativem Stress ist der Körper zu vielen freien Radikalen ausgesetzt, die durch Stoffwechselprozesse und Einflüsse von außen wie Sonneneinstrahlung entstehen. Besitzt der Organismus nicht genügend Antioxidantien, um die freien Radikale einzufangen, führt oxidativer Stress zu Zellschäden. Außerdem kann das Ungleichgewicht im Körper anhaltende Entzündungsreaktionen verursachen, die Forschende wiederum mit Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verknüpfen – Antioxidantien sind deshalb bei der Vermeidung von oxidativem Stress und Entzündungen bedeutsam. In Lebensmitteln befinden sich verschiedene Antioxidantien, darunter ausgewählte Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.
Eine systematische Übersichtsarbeit fasst 25 kleinere Studien zu Wasserstoff-Wasser zusammen. Sie findet Hinweise darauf, dass Wasserstoff-Wasser die antioxidative Kapazität des Körpers erhöht und ihn somit widerstandsfähiger gegenüber freien Radikalen macht. Jedoch weisen die Forschenden selbst darauf hin, dass diese Ergebnisse noch durch größere Studien zu überprüfen sind. Innerhalb der Körperzellen laufen ständig biochemische Vorgänge ab, zum Beispiel um Energie zu gewinnen oder Stoffe umzubauen – das dient der Aufrechterhaltung der Körperfunktionen. Die Gesamtheit dieser Vorgänge bezeichnen Mediziner und Medizinerinnen als Stoffwechsel. Der Mittelpunkt der Energieproduktion sind die Mitochondrien, die zelleigenen Kraftwerke. Während sie fortlaufend Energie für den Körper produzieren, entstehen freie Radikale, die die Mitochondrien selbst schädigen können – ein Teufelskreis, denn geschädigte Kraftwerke erzeugen weniger Energie. In Tierversuchen zeigte Hydrogen-Wasser eine mögliche Schutzwirkung vor freien Radikalen und beeinflusste dadurch insbesondere den Fettsäureabbau und die Energiegewinnung positiv – beim Menschen ist dieser Effekt bisher nicht belegt.
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Mediziner und Medizinerinnen können anhand der Blutwerte Rückschlüsse auf die Gesundheit ziehen. Ein hoher Blutzuckerspiegel und eine hohe Menge an Insulin, das den Blutzucker reguliert, deuten unter anderem auf Typ-2-Diabetes hin, der unbehandelt Blutgefäße und Nerven schädigen kann. Gesteigerte Blutfettwerte bringen Ärzte und Ärztinnen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung. Es könnte sein, dass Wasserstoff dazu beiträgt, die Blutfett-, Insulin- und Blutzuckerwerte zu senken. Außerdem könnte das Trinken des speziellen Wassers eine Gewichtszunahme unterdrücken. Diese Ergebnisse stammen jedoch aus einer Tierstudie und können nur eingeschränkt auf den Menschen übertragen werden. Eine Erklärung für die positiven Effekte ist: Der Körper schüttet durch Wasserstoff verstärkt das Leberhormon FGF21 aus, das den Fettsäure- und Glukoseverbrauch erhöht.
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Wasserstoff-Wasser: Worauf sollte ich achten?
Bei H2-Wasser gibt es noch viele ungeklärte Fragen. Wenn Sie sich über Studien zu Wasserstoff-Wasser auf dem Laufenden halten wollen, sind medizinische Datenbanken eine erste Anlaufstelle.
Grundsätzlich gilt:
- Ob Hydrogen-Wasser, Mineralwasser oder Leitungswasser: Regelmäßiges Trinken ist wichtig. Das Wasser in Reichweite zu stellen, eine festgelegte Trinkmenge, wie zwei Flaschen Wasser pro Tag, und Trinkroutinen wie ein Glas Wasser vor und nach dem Essen, können dazu beitragen, die tägliche empfohlene Trinkmenge zu erreichen.
- Es gibt keine allgemeinen Empfehlungen zur Verzehrmenge von H2-Wasser. Menschen sollten grundsätzlich darauf achten, mindestens 1,3 bis 1,5 Liter täglich zu trinken. Der überwiegende Anteil des enthaltenen Wasserstoffgases ist 30 Minuten nach dem Trinken nicht mehr im Blut nachweisbar. Befürwortende von H2-Wasser raten dazu, das zubereitete Wasser schnellstmöglich zu trinken, da molekularer Wasserstoff sehr flüchtig ist.
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