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Pilgern – Tipps für Ausrüstung und Routen

Veröffentlicht am:05.07.2023

7 Minuten Lesedauer

Pilgern ist ursprünglich eine religiöse Tradition. Heute gehen viele Menschen aus nicht-religiösen Gründen auf Pilgerreise. Populär ist vor allem der Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Auch in Deutschland gibt es viele Pilgerwege.

Rückansicht eines Pilgers mit Jakobsmuschel am Rucksack, der einen Feldweg nach Santiago de Compostela nimmt.

© iStock / Andres Victorero

Was versteht man unter Pilgern?

Das Pilgern ist eine religiöse Tradition und bezeichnet eine Wanderung an einen heiligen Ort, die aus bestimmten Motiven unternommen wird, zum Beispiel um die eigene Frömmigkeit oder religiöse Opferbereitschaft unter Beweis zu stellen. Im normalen Sprachgebrauch kann Pilgern außerdem das Zurücklegen einer längeren Strecke in gemächlichem Tempo zu Fuß mit einem bestimmten Ziel meinen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Bestreiten des Weges an sich – ganz nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Der Unterschied zwischen Wandern und Pilgern liegt damit in der religiösen oder spirituellen Intention und dem Bestreiten eines längeren Weges über mehrere Tage oder Wochen, um an einen sogenannten Wallfahrtsort zu gelangen.

Der berühmteste Jakobsweg ist der sogenannte Camino Francés. Er führt von der französischen Grenze aus 800 Kilometer durch Spanien nach Santiago de Compostela – und ist aufgrund seiner Beliebtheit touristisch gut erschlossen.

Warum pilgern Menschen nach Santiago de Compostela?

Der Camino Francés wird häufig als der Jakobsweg bezeichnet, dabei heißen alle Pilgerwege, die nach Santiago de Compostela führen, so. Unter der dortigen Kathedrale sollen die Gebeine des Apostels Jakobus begraben liegen. Neben Rom und Jerusalem ist Santiago de Compostela damit der bedeutendste Wallfahrtsort des Christentums. Seit dem 10. Jahrhundert pilgern Gläubige dorthin. Für Christen und Christinnen ist es seitdem von Bedeutung, das Grab des Heiligen Jakobus zu berühren oder in dessen Nähe zu sein, um Trost, Segen oder Heilung zu erlangen. Frömmigkeit und Opferbereitschaft sind weitere Beweggründe für christliche Pilger und Pilgerinnen, sich auf den Weg zu machen.

Heute pilgern Menschen nicht mehr nur aus religiösen Gründen, sondern auch um dem Alltag zu entfliehen, Ruhe in der Natur zu finden und Gleichgesinnten zu begegnen.

Wo gibt es Jakobswege?

Ein weitläufiges Netz an Pilgerwegen gibt es unter anderem in Portugal, Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Diese sind mit der Jakobsmuschel, dem traditionellen Symbol der Pilger, gekennzeichnet. Jedes Land hat dabei seine eigene Kultur rund um das Pilgern entwickelt: In Spanien, auf dem Camino Francés, finden sich auf der Strecke zum Beispiel viele kleine Herbergen, in der Pilger und Pilgerinnen für wenig Geld übernachten können.

Pilgern in Deutschland

Menschen, die sich für das Pilgern interessieren, fällt bei der Planung häufig zum ersten Mal auf, dass ein oder mehrere Pilgerwege direkt vor ihrer Haustüre beginnen. Dieser Umstand lässt sich gut nutzen, wenn Sie Anfänger oder Anfängerin sind. Planen Sie zum Beispiel für das erste Mal eine kurze Route, auf der Sie ein Wochenende lang in Ihrer vertrauten Umgebung pilgern können. So sparen Sie sich die Planung und Kosten für eine weite Anreise, Übernachtung und Verpflegung. Das Pilgern in Deutschland eignet sich auch für Menschen, die gerne Zeit alleine verbringen möchten. Denn die berühmten Pilgerwege in Spanien oder Frankreich sind vor allem zur Hauptsaison hoch frequentiert, das heißt man trifft unterwegs auf viele Menschen.

In Deutschland wird das Pilgern seit Jahren immer beliebter. Viele Pilgerwege verlaufen auf ausgeschilderten Wanderwegen und sind nicht extra mit der Jakobsmuschel gekennzeichnet. Da sich das Wandern allerdings großer Beliebtheit erfreut, finden sich auf den Pilgerwegen hierzulande trotzdem ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten, auch wenn es nicht die typischen Pilgerherbergen sind, die man in Spanien findet.

Pilgerwege führen durch jedes Bundesland – von Schleswig-Holstein bis nach Bayern. In ganz Deutschland gibt es 30 Pilgerrouten, als die schönste gilt der Beuroner Jakobsweg in Baden-Württemberg.

Tipp: Für erfahrene Pilger und Pilgerinnen besteht die Möglichkeit, den Jakobsweg von Deutschland aus über Frankreich nach Spanien zu gehen. Da das Wegenetz in Europa eng verzweigt ist, ist das bei entsprechender Routenplanung möglich. Dabei sollte jedoch genug Zeit eingeplant werden: Pro Tag können Menschen mit guter Kondition etwa 25 bis 40 Kilometer Weg schaffen.

Ein verwittertes Holzschild mit der gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund als Wegmarkierung des Jakobweges.

© iStock / teddiviscious

Immer der Muschel nach: Entlang des Jakobsweges weisen die typischen gelb-blauen Markierungen den Weg nach Santiago de Compostela.

Wie fit muss man für den Jakobsweg sein?

Auf einem Jakobsweg zu pilgern ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Herausforderung. Auch wenn Sie sich nicht aus religiösen Gründen aufmachen, wird Ihnen das Zurücklegen der Strecke – wie weit auch immer Sie gehen wollen – einiges abverlangen. Das tägliche Gehen kann schnell zur Erschöpfung führen, das Wetter und unvorhergesehene Ereignisse stellen den Durchhaltewillen auf die Probe. Wichtig ist deshalb neben der körperlichen Fitness eine realistische Routenplanung mit ausreichend Zeit für Erholung, damit das Pilgern zu einer bereichernden Erfahrung werden kann.

Fit für den Jakobsweg: So bereiten Sie sich körperlich vor

Bevor Sie zum Pilgern aufbrechen, sollten Sie Ihre Kondition zunächst auf kürzeren und längeren Wanderungen erproben. Auf einem Jakobsweg legen Pilger und Pilgerinnen Strecken von circa 15 bis 30 Kilometer am Tag zurück, das ist für untrainierte Menschen eine große Anstrengung.

Ein vorhergehendes Training ist also notwendig und hat einige Vorteile: Neben dem Kennenlernen der eigenen Grenzen und einem gewissen Trainingseffekt können Sie dabei auch Ausrüstung und Schuhwerk testen. Denn Sie sollten sich niemals mit neuem, noch nicht eingetragenem Equipment auf einen Pilgerweg begeben.

Das Training beginnen können Sie zum Beispiel mit Walken oder ausgedehnten Spaziergängen. Wenn Sie 25 bis 30 Kilometer an einem Tag ohne größere konditionelle oder muskuläre Probleme zurücklegen können, sind Sie bereit, Ihren ersten Jakobsweg zu pilgern. Tasten Sie sich langsam an die Distanz heran und überfordern Sie sich zu Beginn nicht.

Fit für den Jakobsweg: Die mentale Vorbereitung

Der Weg ist das Ziel: Dieses Motto gilt es beim Pilgern zu ehren. Zu den mentalen Herausforderungen einer Pilgerreise gehört es, das Gehen auf dem Jakobsweg als Selbstzweck zu begreifen und nicht als Mittel zu sehen, möglichst schnell zu einer bestimmten Etappe oder an ein bestimmtes Ziel zu gelangen. Wer die täglichen Streckenabschnitte als körperliche Anstrengung oder gar als Strafe wahrnimmt, wird schnell erschöpft sein. Wer allerdings lernt, den Weg mit Achtsamkeit zu bestreiten, immer wieder kleine Pausen einzulegen, nicht starr an Etappenzielen festzuhalten und die Landschaft und Kultur der erlaufenen Orte zu genießen, wird immer wieder Energie für den nächsten Streckenabschnitt schöpfen. Dann kann es gelingen, durch das Pilgern neue und bereichernde Erfahrungen zu machen und die Alltagsroutine und Gewohnheiten hinter sich zu lassen.

Was ist wichtig beim Pilgern?

Die Jakobsmuschel, das Symbol der Pilger und Pilgerinnen, kennzeichnet sowohl die Pilgerwege, als auch die Pilgernden als solche. Sie tragen die Muschel als Anhänger am Rucksack. Während der Pilgerreise ist sie das Erkennungszeichen der Pilgernden untereinander und für andere Menschen. Mit diesem Symbol können Sie sich auf Hilfe oder ein freundliches Gespräch verlassen. Nach dem Ende der Pilgerreise kann der Anhänger als Andenken aufbewahrt werden.

Die Muschel, bemalt mit dem roten Jakobuskreuz, gibt es übrigens online zu kaufen.

Der Pilgerausweis für den Jakobsweg

Den Pilgerausweis benötigen Sie, wenn Sie auf dem spanischen Jakobsweg nach Santiago de Compostela pilgern wollen. Auf Spanisch heißt er Credecial de Peregrino. Mit dem Ausweis können Sie preisgünstig in Pilgerherbergen übernachten. In der Herberge wird die Übernachtung zudem mit Datum und Stempel bescheinigt, denn nur so erhalten Sie am Ende des Weges Ihre Pilgerurkunde in Santiago de Compostela. Voraussetzung hierfür ist, neben einem ausgefüllten Pilgerausweis, dass Sie die letzten 100 Kilometer Ihrer Pilgerstrecke zu Fuß zurückgelegt haben.

Den Pilgerausweis erhalten Sie zum Beispiel bei der Deutschen Jakobus Gesellschaft e.V. oder in einer Pilgerherberge vor Ort.

Welche Kleidung braucht man fürs Pilgern?

Bei der Auswahl der richtigen Kleidung für den Jakobsweg sollten zwei Aspekte im Vordergrund stehen: Funktionalität und das Gewicht. Einerseits benötigen Sie ausreichend Kleidung, um nicht oft waschen zu müssen, andererseits sollten Sie auch nicht zu viel und vor allem keine schwere Kleidung mitnehmen. Das würde das Gewicht, dass Sie im Rucksack herumtragen, unnötig erhöhen.

Deshalb eignet sich Funktionskleidung aus leichten Materialien besonders gut, diese hat auch wasser- und windabweisende Eigenschaften. Kleiden Sie sich immer nach dem Zwiebelprinzip, dann sind Sie für alle Wetterlagen passend angezogen. Dafür brauchen Sie:

  • Funktionsunterwäsche
  • T-Shirts
  • Wandersocken
  • Trekkinghosen (am besten mit Zipp-Off)
  • Fleecejacke
  • Regenjacke

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Die richtige Ausrüstung: Tipps für Anfänger und Anfängerinnen

Wer zum ersten Mal pilgern geht, muss an vieles denken – vom Planen der Route bis zur Anschaffung der richtigen Ausrüstung. Je nachdem, wie lange Sie pilgern möchten, welche Strecke Sie auswählen und wie viel Gewicht Sie tragen können, sollten Sie sich Ihre persönliche Packliste zusammenstellen. Neben wind- und wetterfester Bekleidung und gutem Schuhwerk sollten diese Dinge auf jeden Fall mit in den Rucksack:

  • Wichtige Dokumente

    • Ausweisdokumente und eventuell den Impfpass
    • Reisedokumente wie Buchungsbestätigung und Versicherungen
    • Pilgerausweis
  • Zur Orientierung

    • Landkarten oder App
    • Wörterbuch oder App
    • GPS-Gerät
  • Auf Wind und Wetter vorbereitet

    • Sonnencreme
    • Sonnenhut
    • Wanderstöcke
    • Stirnlampe und/oder Taschenlampe
  • Hygiene

    • Taschentücher
    • Mückenschutz und Zeckenzange
    • Wasseraufbereitungsmittel, z.B. Aktivkohle
    • Kulturbeutel: Reisegrößen von Shampoo und Waschmittel, Zahnpasta und Zahnbürste
    • Hygieneartikel und Mülltüten
    • Reisebesteck und Becher
    • Handwaschmittel
  • Für alle Fälle

    • Notfallapotheke mit Blasenpflastern
    • Taschenmesser
    • Nähzeug
    • haltbare Snacks wie Nüsse oder Energieriegel
  • Technisches Zubehör

    • Handy oder Smartphone
    • Ladegeräte und Adapter
    • Kopfhörer
  • Für Erinnerungen

    • Notizbuch und Stift
    • Digitalkamera

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