Schlaf
Warum träumen wir und was geschieht dabei im Gehirn?
Veröffentlicht am:18.06.2025
5 Minuten Lesedauer
Man breitet die Arme aus und hebt einfach ab, fliegt über Meere, über Berge – allen Sorgen davon. Und dann: Wacht man auf. Es war alles nur ein Traum. Was ist da gerade im Gehirn passiert? Hat Träumen einen Sinn? Ein Einblick in die Welt der Träume.

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Was sind Träume?
Nachts, wenn die Augen zufallen und wir friedlich zu schlafen beginnen, eröffnet sich in unserem Inneren eine Welt, die keine Grenzen kennt, und in der Unmögliches wahr wird. Jeder kennt sie, denn jeder träumt – jede Nacht. Auch wenn wir uns nicht immer an unsere Träume erinnern können. Denn das Träumen wird als subjektives Erleben während des Schlafes definiert und diese Art des Bewusstseins wird niemals abgeschaltet. In manchen Phasen zeigt unser Gehirn lediglich weniger Aktivität. So können Träume wahrscheinlich in allen Stadien des Schlafzyklus erlebt werden, am lebhaftesten sind sie aber in der REM-Phase. REM steht für den englischen Begriff „rapid eye movement“ – da sich die geschlossenen Augen von Schlafenden in dieser Phase besonders schnell bewegen.
Warum können wir uns an manche Träume nicht erinnern?
Die Schlafphasen haben auch Einfluss darauf, ob wir uns an einen Traum erinnern können oder nicht. Insgesamt gibt es vier Phasen, die zusammen einen Schlafzyklus ergeben, der mehrmals pro Nacht durchlaufen wird:
- Einschlafphase (zu Beginn des ersten Zyklus)
- leichter Schlaf
- Tiefschlafphase
- REM-Schlafphase
Das Gehirn ist in diesen Phasen unterschiedlich aktiv. In der REM-Phase ist es beispielsweise aktiver als während des Tiefschlafs. Da wir im Laufe der Nacht den Schlafzyklus mehrmals durchlaufen, wechseln sich die aktiveren Phasen mit den weniger aktiven ab. Wacht man während einer aktiven Phase auf, kann man sich oft an einen Traum erinnern. Wacht man hingegen während der Tiefschlafphase auf, erinnert man sich seltener.
Wovon träumen wir?
Manche Menschen atmen unter Wasser, andere schießen die Lieblingsmannschaft zur Meisterschaft oder sind der aufgehende Stern am Hollywood-Himmel. Im Schlaf träumen wir die wildesten Sachen –und Vieles davon hat einen Bezug zu dem, was wir erlebt haben oder was uns beschäftigt. Laut der Schlafforschung geht es in unseren Träumen um Dinge, die wir seit längerem im Gedächtnis abgespeichert oder die uns den Tag zuvor beschäftigt haben. Um diese Erinnerungen baut das Gehirn eine Fantasiewelt auf. Als Beispiel: Läuft eine Person in ihrem Traum vor einem Monster weg, ist das natürlich nie passiert. Dass sie aber vor etwas Angst hat und sich dem nicht stellen will, ist möglicherweise real.
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Träume im REM-Schlaf: Was passiert im Gehirn, wenn wir träumen?
Schlafforscher und Schlafforscherinnen haben herausgefunden, dass das Gehirn beim Träumen in der REM-Schlafphase ähnlich arbeitet wie im Wachzustand. Beispielsweise lässt sich kurz vor einer Bewegung in bestimmten Hirnarealen eine erhöhte Aktivität messen, besonders im Motorcortex. Er leitet Nervenimpulse über das Rückenmark in die Muskulatur weiter und löst so eine Bewegung aus. Bei Träumenden, die sich bewegen wollen, ist der Motorcortex ebenfalls aktiv. Allerdings wird die Übertragung der Impulse im Hirnstamm – also dem Teil, der das Gehirn mit dem Rückenmark verbindet – blockiert. Darum bewegen wir uns nicht, wenn wir träumen. Bei manchen Menschen kann diese Muskelblockade gestört sein, bei dieser sogenannten REM-Schlaf-Verhaltensstörung bewegen sie sich dann entsprechend den Trauminhalten.
Auffällig ist auch, dass im REM-Schlaf das Gehirn in bestimmten Arealen unterschiedlich aktiv ist. In der Amygdala, wo Emotionen verarbeitet werden, lässt sich während des Träumens eine höhere Aktivität messen als im Wachzustand. Der Bereich, in dem zum Beispiel planerisches und geradliniges Denken sowie Handeln erfolgt, der präfrontale Cortex, ist hingegen weniger aktiv.

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Was ist der Sinn von Träumen?
Die wohl grundlegendste Frage „Warum träumen wir?“ können Schlafforscher und -forscherinnen nicht eindeutig beantworten. Das hat auch damit zu tun, dass die Methodik an ihre Grenzen kommt: Um die Funktion eines Traums zu untersuchen, müssen Forschende den Traum kennen. Sie sind also darauf angewiesen, dass ihnen eine Person von ihrem Traum erzählt. Das Problem dabei ist, dass der Effekt eines Traumes – wenn vorhanden – nach dem Berichten nicht mehr zwingend auf den Traum zurückzuführen ist. Schließlich kann der Effekt auch durch das Nachdenken beim Erzählen über den Traum entstanden sein.
Nehmen wir wieder ein Beispiel: Eine Person hat Angst, sich langfristig zu binden. Nachdem sie von ihrem potenziellen Partner oder ihrer potenziellen Partnerin geträumt hat, nimmt die Bindungsangst in den folgenden Tagen ab. Jetzt ließe sich nicht differenzieren, ob die Angst durch den Traum oder durch das Nachdenken beim Erzählen über den Traum verarbeitet wurde. Trotz dieser Hürde gibt es mehrere Theorien über den Sinn des Träumens.
Albträume und eine mögliche Ursache: Umgang mit Angst
Eine Theorie besagt, dass wir in unseren Träumen lernen, mit Angstsituationen umzugehen. Haben wir tagsüber eine gefährliche Situation erlebt – früher kann das beispielsweise die Begegnung mit einem Säbelzahntiger gewesen sein – verfestigen wir im Traum das Wissen, mit dem wir der Gefahr das nächste Mal begegnen können. So wird die Überlebenschance erhöht und das Überleben gesichert. Die intensivste Form der Verarbeitung wäre in diesem Fall ein Albtraum.
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Warum träumt man? Zur Problemlösung und Vorbereitung auf die Zukunft
Einige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gehen eher davon aus, dass Träume helfen, aktuelle Probleme zu lösen. Die Annahme dahinter ist, dass das Gehirn beim Träumen alte und aktuelle Erfahrungen mischt und abspeichert. Zusätzlich scheint es kreative Lösungsmöglichkeiten durchzuspielen.
In die gleiche Kerbe schlägt die Theorie, nach der wir uns in Träumen auf zukünftige Situationen vorbereiten und praktische Fähigkeiten trainieren. Bestärkt wird die Theorie dadurch, dass bereits Kleinkinder eine traumintensive REM-Schlafphase durchleben.