Schlaf
Schlafapnoe – Warum die Atemaussetzer so gefährlich sind
Veröffentlicht am:04.05.2021
9 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 07.11.2025
Schnarchen an sich muss nicht gefährlich sein. Riskant wird es erst, wenn dabei nachts mehrfach der Atem aussetzt. Dahinter kann eine sogenannte Schlafapnoe stecken. Welche Therapien bei einer Schlafapnoe helfen können, erfahren Sie hier.

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Ist Schnarchen gleich eine Schlafapnoe?
Schnarchen ist ein Zeichen dafür, dass die Atmung durch das Erschlaffen der oberen Atemwege behindert wird. Das typische sägende Geräusch entsteht, wenn die Muskulatur erschlafft und Zäpfchen und Gaumensegel im Schlaf den Rachenraum einengen. Das kann den Luftfluss behindern. Für das Erschlaffen gibt es mehrere Gründe, beispielsweise den Genuss von Alkohol oder die Einnahme von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln. Auch können Gaumenpolypen ursächlich für das Schnarchen sein oder Übergewicht beim Liegen die Atemwege verengen.
Ab wann ist es eine obstruktive Schlafapnoe?
Schnarchen an sich ist harmlos. Erst wenn eine flache Atmung und Atemaussetzer hinzukommen, spricht man von einer obstruktiven Schlafapnoe. Die Ursachen sind die gleichen wie für das Schnarchen, aber die Atemaussetzer von mindestens zehn Sekunden führen zu Sauerstoffmangel und dies zu weiteren medizinischen Problemen.
Häufigkeit einer Schlafapnoe
Schätzungen zufolge haben etwa drei Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer in Deutschland eine Schlafapnoe. Ab dem 45. Lebensjahr steigt nach Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Wahrscheinlichkeit, ein Schlafapnoe-Syndrom zu entwickeln.
Wie gefährlich ist eine Schlafapnoe?
Die Blockade der Atemwege führt dazu, dass der Körper zu wenig Sauerstoff bekommt. In der Folge sinkt der Blutdruck und der Puls verlangsamt sich. Wenn der Atem sekundenlang aussetzt, wird das Atemzentrum im Gehirn alarmiert und löst einen Weckreiz aus. Der oder die Schlafende erwacht und reagiert mit Blutdruckanstieg und Herzrasen. Dieses sogenannte „Arousal“, ein kurzes, abruptes Aufwachen, an das sich Betroffene in der Regel kaum erinnern, bringt gesundheitliche Folgen mit sich: Wenn man immer wieder mehrmals in der Nacht auf diese Weise wach wird, ist der Tiefschlaf empfindlich gestört. Bei Menschen mit einer schweren Schlafapnoe kommt es zu mehreren Hundert Atemaussetzern pro Nacht.
Dies führt zu langfristigen Folgen, wie erhöhter Blutdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen mit einer Schlafapnoe haben ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen. Besonders riskant ist eine Schlafapnoe bei Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), da diese durch ihre Grunderkrankung bereits schlechter mit Sauerstoff versorgt werden.
Was sind die Ursachen für Schlafapnoe?
Für das Aussetzen der Atmung im Schlaf gibt es zwei Hauptursachen, von denen ausgehend man zwei Hauptformen der Schlafapnoe unterscheidet: die obstruktive und zentrale Schlafapnoe. Die wesentlich häufigere Form ist die obstruktive Schlafapnoe. Bei dieser ist die Muskulatur im Bereich der Nase und des Rachens erschlafft, wodurch die Atemwege verengt oder blockiert werden (fachsprachlich: obstruiert, daher der Zusatz „obstruktiv“).
Eine deutlich seltenere Form ist die zentrale Schlafapnoe. Bei dieser liegt die Ursache im zentralen Nervensystem. Dieses stimuliert die Atemmuskulatur zeitweise nicht ausreichend und die Atemregulation ist gestört. Somit kann es trotz komplett freier Atemwege zu Atemaussetzern kommen.
Beide Arten der Schlafapnoe können auch zusammen auftreten.
Das sind die Symptome einer Schlafapnoe
Wer allein im Bett liegt und nicht von einem Partner oder einer Partnerin auf die Atemaussetzer aufmerksam gemacht wird, bei dem bleibt eine Schlafapnoe oft lange Zeit unentdeckt. Deshalb sollte man auf bestimmte Symptome achten und mit einem Arzt oder einer Ärztin darüber sprechen. Mögliche Anzeichen sind:
- starke Tagesmüdigkeit
- vielfach Konzentrationsstörungen
- trockener Mund am Morgen
- vermehrte Kopfschmerzen am Morgen
- Schwitzen und vermehrtes Wasserlassen in der Nacht
- Herzrasen und Luftnot beim Erwachen
- Potenzprobleme bei Männern
Die nächtlichen Atemaussetzer führen dazu, dass Betroffene tagsüber öfter einnicken. Der sogenannte Sekundenschlaf stellt ein großes Risiko für alle dar, die ein Fahrzeug führen. Sekundenschlaf kann tödlich enden, auch deshalb ist die rechtzeitige Behandlung einer Schlafapnoe so wichtig.
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Wie wird die Diagnose obstruktive Schlafapnoe gestellt?
Durch eine Anamnese werden zunächst Lebensgewohnheiten und Intensität der Beschwerden abgeklärt, dann folgt eine körperliche Untersuchung. Auch kann eine Nacht in einem Schlaflabor nnötig sein, die Einblicke in das Schlafverhalten des Betroffenen bringt. Erfasst werden dabei Blutdruck, Puls, der Sauerstoffgehalt im Blut, der Atemrhythmus sowie die Hirnströme. Zudem werden Bewegungen der Augen und der Beine im Schlaf registriert.

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Wie sieht die Schlafapnoe-Behandlung aus?
Besteht zusätzlich zu der Schlafapnoe ein Übergewicht, wird den Betroffenen dringend zur Gewichtsabnahme geraten. Lungenärzte empfehlen zudem eine gute Schlafhygiene. Davon profitieren übrigens nicht nur Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe. Damit die Muskulatur der Atemwege nicht schlaffer wird als unter normalen Umständen, sollte man mindestens zwei Stunden vor dem Einschlafen keinen Alkohol mehr trinken. Schlaf- und Beruhigungsmittel gilt es nach Möglichkeit zu meiden, da sie die Atemmuskulatur erschlaffen lassen.
Schlafen in Rückenlage führt häufiger zu Atemaussetzern. Die Betroffenen können sich die Seitenlage angewöhnen, indem sie einen Tennisball ins Nachthemd einnähen oder ein Kissen in den Rücken legen. Das kann das nächtliche Umdrehen verhindern.
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Sollten Gewichtsreduktion und Änderung der Lebensweise nicht zur Besserung der Beschwerden führen, sind weitere Behandlungsmöglichkeiten möglich – wie das Tragen einer CPAP-Maske oder einer Unterkieferprotrusionsschiene.
Wie funktioniert eine CPAP-Therapie mit Schlafapnoe-Maske?
Eine schwere Schlafapnoe mit vielen Atemaussetzern lässt sich mit einer Atemunterstützung über eine CPAP-Nasenmaske behandeln. Auf Deutsch heißt CPAP „kontinuierlicher Atemwegsüberdruck“. Die Patientin oder der Patient trägt dabei jede Nacht eine spezielle, individuell angepasste Nasenmaske. Angeschlossen an ein Atemgerät wird über die Maske Raumluft mit leichtem Überdruck den Atemwegen zugeführt und verhindert dadurch das Kollabieren der Muskulatur. Die CPAP-Therapie kann das Auftreten von Atemaussetzern deutlich reduzieren, weil sie die oberen Atemwege offenhält, und somit Beschwerden wie Müdigkeit am Tage lindern. Effekte stellen sich aber erst ein, wenn man die Maske regelmäßig und für mindestens fünf Stunden nutzt.
Wie wirkt eine Unterkieferprotrusionsschiene bei Schlafapnoe?
Eine Kunststoffschiene, die man nachts im Mund trägt, gehört ebenfalls zu den Behandlungsmöglichkeiten bei einer leichten obstruktiven Schlafapnoe. Mithilfe der sogenannten Unterkieferprotrusionsschiene soll der Unterkiefer weiter vorne gehalten werden, damit die Zunge nicht in den Rachen zurückfällt. Auf diese Weise sollen die Atemwege frei bleiben. Dabei kommt es allerdings zu einem stärkeren Speichelfluss und einem trockenen Mund am nächsten Morgen. Auch ein schmerzendes Kiefergelenk oder Druckgefühle können beim Tragen entstehen. Die Schiene wird vor allem dann eingesetzt, wenn die CPAP-Therapie nicht erfolgreich war.
Können Operationen und Medikamente bei Schlafapnoe helfen?
Werden die Hilfsmittel nicht oder schlecht toleriert und führen zum Therapieversagen, kann eine Operation möglicherweise helfen. Bei den meisten Eingriffen wird Gewebe – etwa im Gaumen – gestrafft oder entfernt, um die Atemwege freier zu machen. Der Nutzen der Eingriffe oder auch der Einsatz von Medikamenten lässt sich jedoch nicht eindeutig beurteilen, da es nur wenige und kleine Studien dazu gibt.
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