Entspannung
Mit Vorsicht zu genießen: Duftkerzen, Lampenöl und Räucherstäbchen
Veröffentlicht am:10.11.2025
5 Minuten Lesedauer
Das warme Licht einer Duftkerze, der würzige Geruch von Räucherstäbchen oder eine wohlig riechende Duftlampe – das schafft Gemütlichkeit und Wohlbefinden. Doch Duftkerzen und Co. können schädlich für unsere Gesundheit sein. So schützen Sie sich.

© iStock / knape
Was steckt in Duftkerzen, Duftlampen und Räucherstäbchen?
Kerzen dienen den Menschen seit Jahrtausenden als Quelle für Licht und Wärme. Heute nutzen wir sie vor allem, um eine heimelige und gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Beliebt sind auch Kerzen, die einen angenehmen Geruch verströmen. Auch Öllampen, in denen duftendes Öl verbrennt, oder Räucherstäbchen sollen eine besondere Stimmung im Raum verbreiten. Doch was ist darin enthalten?
Kerzen bestehen in der Regel aus Wachs, das aus unterschiedlichen Grundstoffen hergestellt werden kann. Die gängigsten sind:
- Paraffin: Ein Nebenprodukt der Erdölverarbeitung.
- Stearin: Meist aus pflanzlichen Ölen oder tierischen Fetten hergestellt. Als pflanzliches Öl dient beispielsweise Palmöl. Dieses Öl ist umstritten, weil für den Anbau der Ölpalmen immer wieder große Flächen asiatischen Regenwaldes gerodet werden.
- Bienenwachs: wird von Honigbienen produziert. Da dieses Wachs jedoch sehr teuer ist, wird importierten Bienenwachskerzen häufig auch billiges Wachs beigemischt. Zudem ist Importware schlecht für die Ökobilanz des Produkts.
- Gesundheitsschädliche Substanzen wie Blei, Nickel und sogenannte flüchtige organische Verbindungen (VOC), also Stoffe, die sich leicht in Gas umwandeln, können im Wachs, im Docht oder in den Farben der Kerze enthalten sein.
Lampenöl und Räucherstäbchen
Auch das Lampenöl entsteht, wie der gängige Grundstoff für die Kerzen, bei der Verarbeitung von Erdöl. Oft werden dem Öl aus optischen Gründen Farbstoffe zugesetzt.
Räucherstäbchen bestehen traditionell aus natürlichen Materialien wie einem Holz mit einer aufgetragenen Duftmischung aus Harzen oder Ölen. Jedoch werden auch hier häufig Stoffe zugefügt, die den Duft oder die Brennbarkeit verbessern sollen.
Viele allergieauslösende Duftstoffe
Die Europäische Kommission hat insgesamt 80 Duftstoffe als allergieauslösend oder potenziell allergieauslösend eingestuft, beispielsweise Linalool oder Citral – beides Stoffe, die sich oft in „natürlichen“ Produkten finden. Nach der sogenannten CLP-Verordnung müssen Duftkerzen oder andere Produkte gekennzeichnet werden, wenn in ihnen diese Stoffe verarbeitet sind. CLP steht für Classification, Labelling und Packaging, also Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung.
Ob solche Substanzen in den Kerzen enthalten sind, bleibt in manchen Fällen jedoch Geheimnis der Hersteller. Denn allergieauslösende Stoffe unterliegen erst der Kennzeichnungspflicht, wenn sie einen bestimmten Schwellenwert überschreiten.
Passende Artikel zum Thema
Was passiert beim Abbrennen der Kerzen?
Wie bei jeder Verbrennung entstehen auch beim Abbrennen der Kerzen Stickoxide und Ruß, die in die Raumluft übergehen. Weitere ungesunde Stoffe können die Raumluft belasten.
Bei der Verwendung von Paraffinkerzen beispielsweise wird Benzol frei. Benzol ist eine flüchtige organische Verbindung (VOC) und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „krebserregend für den Menschen“ eingestuft. Ansonsten entsteht Benzol vor allem im Straßenverkehr.
Eine weitere flüchtige organische Verbindung, die durch Kerzen freigesetzt wird, ist beispielsweise Toluol. Toluol kommt unter anderem als Lösungsmittel zur Anwendung, seine Dämpfe können zahlreiche Beschwerden wie Reizung der Augen, der Atemwege sowie Schwäche und Schläfrigkeit verursachen.
Bei der Nutzung von Duftkerzen gehen auch zugesetzte Duftstoffe, die entweder direkt verdampfen oder beim Verbrennen neue Stoffe freisetzen, in die Raumluft über. Aus einem „frischen“ Zitrusduft beispielsweise kann auf diese Weise das krebserregende Formaldehyd entstehen, auch eine VOC. Formaldehyd ist eher bekannt als Bestandteil von Autoabgasen und Zigarettenrauch.
Wie das Fraunhofer-Institut für Holzforschung in einer Studie belegt, lassen sich nach dem Abbrennen von Duftkerzen mehr Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Feinstaub in der Raumluft nachweisen als beim Gebrauch unparfümierter Kerzen. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, oder kurz PAK, sind chemische Verbindungen, von denen einige ebenfalls krebserregend sein können.
Zusätzliche Dekoration auf Kerzen wie Glitzer, Farben oder Schnee zu Weihnachten verursacht beim Verbrennen ebenfalls Stoffe, die in die Raumluft übergehen.

© iStock / Jacob Wackerhausen
Wie schädlich sind Duftkerzen und Co. für die Gesundheit?
Laut einer Studie des Umweltbundesamts gibt es in Deutschland mindestens eine halbe Million Menschen, die auf Duftstoffe allergisch reagieren. Dazu kommt eine hohe „Dunkelziffer“, denn Hautärzte und Hautärztinnen können gar nicht auf diese Vielzahl an allergieauslösenden Duftstoffen testen. Betroffene wissen also oft nicht, dass sie auf eine bestimmte Substanz allergisch sind.
Duftzusätze in Kerzen, Öllampen oder Räucherstäbchen, über die Raumluft eingeatmet, können auf empfindliche oder sensibilisierte Menschen gesundheitliche Auswirkungen haben, beispielsweise
- Kopfschmerzen oder
- allergische Reaktionen auslösen
- bestehende Kontaktekzeme verschlimmern
VOC, also flüchtige organische Verbindungen, werden aus vielen Produkten des täglichen Lebens wie Lacken und Klebstoffen, Reinigungsmitteln, Möbeln ebenso wie Kerzen und Duftkerzen in die Umgebungsluft freigesetzt. Das alles sammelt sich in geschlossenen Räumen und kann in hoher Konzentration gesundheitliche Beschwerden verursachen.
Aus Kerzen, Öllampen und Räucherstäbchen freigesetzte Stoffe legen sich als Feinstaub im Raum nieder, beispielsweise auf Möbeln, Polstern und Kinderspielzeug. Das kann besonders Kinder belasten, wenn sie beispielsweise Blei aus dem Staub über Hand-Mund-Kontakt aufnehmen. Es wurde beobachtet, dass gerade Kinder neue Kontaktallergien entwickeln, wenn sie Duftstoffen wie denen in Kerzen häufig ausgesetzt sind.
Zum Thema Krebs durch Duftkerzen und andere brennende Dufterzeuger gibt es wenig wissenschaftliche Erkenntnisse. Zudem ist die Menge der freigesetzten Stoffe bei einer gelegentlichen Nutzung von Duftkerzen eher gering, so das Deutsche Krebsinformationszentrum. Wer dennoch seine Gesundheit und die Umwelt vor Schadstoffen schützen möchte, kann einiges tun.
Passende Angebote der AOK
AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon
Verständliche Antworten auf medizinische Fragen – an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden täglich, unterstützen Sie unsere medizinischen Experten und Expertinnen.
Wie kann ich ein Risiko mit Duftkerzen möglichst gering halten?
Die sicherste Maßnahme, sich vor schädlichen Stoffen aus Duftkerzen, Duftlampen und Räucherstäbchen zu schützen: Verwenden Sie herkömmliche Kerzen ohne künstliche Zusätze, Farbstoffe und Dekoration. Auch frische Kräuter und Zitrusfrüchte können zu Hause einen angenehmen Duft verbreiten. Wenn Sie dennoch nicht auf die besondere Atmosphäre durch Duftkerzen verzichten möchten, hier ein paar Tipps:
- Prüfen Sie die Qualität der Produkte, indem Sie auf die Inhaltsstoffe achten.
- Verwenden Sie Produkte mit dem RAL Gütezeichen Kerzen. Das gibt es nur für Kerzen, die besonders ruß- und raucharm sind und wenig Dioxine sowie PAKs freisetzen, auch gesundheitsbedenkliche Farben und andere Schadstoffe sind nicht zugelassen.
- Lüften Sie die Räume regelmäßig.
- Nutzen Sie Duftkerzen nicht in Anwesenheit von Kindern oder anderen empfindlichen Personen.
- Bewahren Sie Lampenöl kindersicher auf, denn beim Verschlucken des farbigen, gut riechenden Öls besteht Vergiftungsgefahr. Idealerweise verwenden Sie Lampenöl ohne Zusatz von Farb- und Duftstoffen.
- Achten Sie auf rußarmes Abbrennen: Kerzen, deren Flamme flackert, rußen stärker und können mehr Schadstoffe freisetzen, das gilt auch für einen zu langen Docht. Deswegen sollten Sie den Docht auf maximal einen Zentimeter kürzen und die Kerze nicht der Zugluft aussetzen.
Wer bewusst und maßvoll mit Duftkerzen und Co. umgeht, kann die gesundheitlichen Risiken deutlich verringern.
Die Inhalte unseres Magazins werden von Fachexpertinnen und Fachexperten überprüft und sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.








