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Was Sie über Palmöl wissen sollten

Veröffentlicht am:24.09.2021

5 Minuten Lesedauer

Palmöl steckt in zahlreichen Lebensmitteln und Produkten, ist jedoch aus ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Gründen kritisch zu betrachten. Umso wichtiger ist es zu wissen, wie man als Verbraucher schädliche Einflüsse vermeiden kann.

Die Früchte der Palmpflanze und Palmöl in einer Schale liegen auf einem Tisch.

© iStock / slpu9945

Was ist Palmöl?

Palmöl oder Palmfett wird aus dem rötlichen Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme gewonnen. Bei Palmkernöl stammt der Fettanteil aus den Kernen der Palmfrüchte. Dieses fällt bei der Gewinnung von Palmöl als Nebenprodukt an. Durch Pressen der Früchte entsteht zunächst rohes Palmöl, das anschließend in Raffinerien für die weitere Verwendung aufbereitet beziehungsweise verarbeitet wird.

Die Ölpalme kann über 20 Meter hoch werden und gedeiht vor allem in tropischen Regionen nördlich und südlich des Äquators. Hauptanbaugebiete sind Indonesien und Malaysia. Die Ölpalme ist besonders ertragreich: Im Vergleich zu anderen Pflanzenölen wie Raps, Soja oder Sonnenblume liefert sie bei gleicher Anbaufläche die fünffache Menge Öl. Meist handelt es sich um riesige Palmölplantagen, auf denen Palmfrüchte das ganze Jahr hindurch geerntet werden.

In welchen Lebensmitteln steckt Palmöl?

Palmöl ist ein äußerst vielseitiges Fett: Es hat bei Zimmertemperatur eine streichfeste, cremige Konsistenz, ist hitzestabil, lange haltbar und geschmacksneutral. Aufgrund dieser positiven Eigenschaften wird es in der Lebensmittelindustrie gerne und häufig eingesetzt. So steckt Palmöl in jedem zweiten Supermarktprodukt. Hierzu zählen zum Beispiel Schokolade, Pralinen, Kekse und andere Süßwaren, Knabbergebäck, Schokocremes, Brotaufstriche, Butter und Margarine, Babynahrung, aber auch Fertiggerichte oder Tütensuppen.

Auf der Suche nach Palmöl lohnt es sich, die Inhaltsstoffe eines Produktes durchzulesen.

© iStock / NazariyKarkhut

Ein genauer Blick lohnt sich: unter den Namen „Palm, Palmöl und Palmfett“ finden Sie die Produkte im Supermarkt, die Palmöl enthalten.

In welchen Produkten ist Palmöl noch enthalten?

Palmöl wird nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt. Hierzu zählen Kosmetika wie Hautcremes und Lippenstifte. Aus Palmkernöl gewonnene waschaktive Substanzen stecken als Tenside in Shampoos, Wasch- oder Reinigungsmitteln. Auch in der chemischen Industrie, wie bei der Produktion von Kerzen, und im pharmazeutischen Bereich, etwa zur Herstellung einiger Medikamente, kommt das Öl zum Einsatz. Nicht zuletzt ist Palmöl in Biokraftstoffen wie Biodiesel und E10 enthalten.

Warum sollte man Palmöl meiden?

Palmöl hat – wie beschrieben – zahlreiche Vorteile. Kein Wunder, dass die Nachfrage steigt. Seit 1990 haben sich die Anbauflächen für Ölpalmen weltweit verdoppelt. In Indonesien hat sich die Fläche in diesem Zeitraum sogar verzehnfacht. Mittlerweile erstreckt sich der Anbau weltweit auf eine Fläche von etwa 19 Millionen Hektar. Mit dem Anstieg nehmen aber auch ökologische und soziale Probleme zu. Dementsprechend wird der weitverbreitete Einsatz von Palmöl in Lebensmitteln und anderen Punkten immer kontroverser diskutiert – nicht zuletzt, weil die negativen Folgen für die Umwelt, Tiere und Menschen sich immer mehr offenbaren:

  • Umwelt

    Ölpalmen wachsen fast ausschließlich dort, wo sonst Regenwälder gedeihen. Für die Gewinnung von Palmöl werden daher Millionen Hektar an Regenwald gerodet, meist durch Brandrodung. Dadurch entstehen große Mengen Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2). Dazu kommt, dass Ölpalmen viel weniger CO2 speichern können als die Pflanzen der Mischkulturen natürlicher Regenwälder. Dies fördert die Erderwärmung und den Klimawandel zusätzlich.

  • Lebensraum von Tieren

    Regenwälder sind besonders artenreich. In den von Menschen geschaffenen Monokulturen finden jedoch Tiere wie Orang-Utans, Elefanten und Nashörner und damit auch bedrohte Tierarten keinen Lebensraum mehr oder werden durch Brandrodung bedroht.

  • Soziale und ökologische Folgen

    Die großen Produktionsmengen großer Industriekonzerne lassen die Weltmarktpreise sinken und machen Kleinbauern das Leben schwer. Häufig kommt es auch zu Landkonflikten und Vertreibungen indigener Völker, die damit ihre Lebensgrundlage verlieren.

Ist Palmöl schädlich für Menschen?

Naturbelassenes Palmöl ist aus gesundheitlicher Sicht nicht schädlich – im Gegenteil: Unbehandeltes oder kalt gepresstes Palmöl, das man an der rötlichen Färbung erkennt, besitzt einen hohen Anteil an Beta-Carotin und weiteren Carotinoiden. Außerdem steckt darin Vitamin E und Coenzym Q1. Beide Stoffe zählen zu den Antioxidantien, die zellschädigende Stoffe im Körper bekämpfen und als krebsvorbeugend gelten.

Die zu den einfach ungesättigten Fettsäuren gehörende Ölsäure ist unter anderem auch in Olivenöl und Rapsöl enthalten. Ölsäure kann das „schlechte“ LDL-Cholesterin senken und wirkt sich positiv auf den Blutdruck und das Herz-Kreislauf-System aus.

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Was ist an Palmöl schädlich?

Gesundheitlich problematisch wird Palmöl durch die industrielle Verarbeitung. So gehen beim Raffinationsprozess durch die große Hitze von 200 Grad Celsius nicht nur wertvolle Inhaltsstoffe verloren, sondern es können auch großen Mengen an Fettschadstoffen entstehen. Hierzu zählen Glycidyl-, 3-Monochlorpropandiol-Fettsäureester (3-MCPD) sowie 2-Monochlorpropandiol-Fettsäureester (2-MCPD). Bei der Verdauung kann das als krebserregend geltende Glycidol aus den Glycidol-Fettsäureestern abgespalten werden. 3-MCPD gilt als möglicherweise nierenschädigend und krebserregend, 2-MCPD als eventuell nieren- und herztoxisch.

Ab wann ist Palmöl schädlich?

Ein Sachverständigengremium der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag für 3-MCPD und dessen Fettsäureester ermittelt. Allerdings zeigen Marktchecks der Verbraucherzentralen, dass Produkte bei ungünstiger Lebensmittelauswahl Schadstoffmengen enthalten, die vor allem bei Kindern oft über der täglich tolerierbaren Menge liegen. Seit dem 1. Januar 2021 gelten Höchstgehalte für 3-MCPD-Fettsäureester in verschiedenen Lebensmitteln. Somit kann die Lebensmittelüberwachung Produkte mit erhöhten Werten aus dem Verkehr ziehen.

Wann ist Palmöl krebserregend?

Darüber gibt es keine genauen Angaben. Die krebserregenden Stoffe können vor allem dann kritisch werden, wenn sie regelmäßig in großen Mengen über einen längeren Zeitraum aufgenommen werden. Dies gilt jedoch nicht nur für die in Palmöl enthaltenen 3-MCPD-, 2-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester, sondern für auch andere raffinierte Speiseöle und Speisefette sowie daraus hergestellte Lebensmittel.

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Was kann man als Verbraucher tun?

Der Einsatz von Palmöl ist weit verbreitet, sodass es nicht immer leicht ist, das Fett zu meiden. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten für einen bewussteren Konsum von Palmöl:

  • Wer Lebensmittel mit Palmöl meiden möchte, sollte auf das Zutatenverzeichnis schauen. Hier muss Palmöl seit 2014 aufgeführt werden. Achten Sie auf die Bezeichnungen Palm, Palmfett oder Palmöl.
  • Eine weitere Möglichkeit besteht darin, möglichst frische Lebensmittel zu kaufen und Speisen selber zuzubereiten. So können Sie sicher sein, dass kein Palmöl enthalten ist.
  • Benutzen Sie häufiger das Fahrrad und gehen Sie zu Fuß, um den Verbrauch von Kraftstoffen zu senken. Damit tun Sie etwas für Ihre Gesundheit und reduzieren den Palmöl-Verbrauch.
  • In Kosmetik- und Reinigungsprodukten verbergen sich Inhaltsstoffe aus Palmöl hinter den Bezeichnungen Sodium Palmitate, Isopropyl Palmitate, Palm Kernel Alcohol, Glyceryl Palmitate oder Palmstearin.
  • Auf der Internetseite codecheck können Sie herausfinden, ob ein Produkt Palmöl enthält. Hierzu ist auch eine App verfügbar, mit deren Hilfe Sie einfach den Produktbarcode scannen können.
  • Eine Alternative zu herkömmlichem Palmöl ist zertifiziertes Palmöl. Dieses ist unter anderem am RSPO-Siegel (Round Table on Sustainable Palmoil) zu erkennen. Die Regelungen betreffen sowohl den Natur- und Tierschutz sowie soziale Aspekte. Etwas strenger ist die Palm Oil Innovation Group (POIG)-Zertifizierung.
  • Bei Bio-Palmöl ist wie bei anderen Bio-Produkten die Produktion streng geregelt. So sind beispielsweise kein synthetischer Dünger und keine Pestizide erlaubt. Zudem sind die Plantagen deutlich kleiner als die konventionellen Anbauflächen.

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Bei der kritischen Betrachtung von Palmöl ist zu bedenken, dass auch der Einsatz anderer Fette ökologische und gesundheitliche Folgen haben kann. Nicht immer ist es daher sinnvoll, Palmöl komplett durch ein anderes Öl zu ersetzen, zumal man für andere Ölsorten teilweise deutlich mehr Anbaufläche benötigt.

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