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Die Kreuzotter – Deutschlands häufigste Giftschlange

Veröffentlicht am:16.06.2025

6 Minuten Lesedauer

Die Kreuzotter ist zwar giftig, aber meist nicht lebensgefährlich. Trotzdem kann ein Biss unangenehme Folgen haben. Wir erklären, wie er vermieden werden kann – und was zu tun ist, wenn es doch zu einer Begegnung mit dem scheuen Reptil kommt.

Eine Kreuzotter mit zum Angriff erhobenem Kopf auf grünem Untergrund und von herbstlichen Blättern umgeben.

© iStock / 8660jan

Die Kreuzotter: giftig, aber meist harmlos

Vor giftigen Tieren braucht man sich in Deutschland in der Regel nicht zu fürchten. Auch nicht vor der Kreuzotter – obwohl sie praktisch die einzige Giftschlange in Deutschland ist (neben der Aspisviper, die nur in einem sehr kleinen Gebiet im südlichen Schwarzwald vorkommt). Die Kreuzotter, auch als Vipera berus bekannt und zum Reptil des Jahres 2024 ausgewählt, ist mittlerweile eine eher seltene Erscheinung und wer ihr in der Natur begegnet, kann sich glücklich schätzen. Zumindest, wenn man auf Abstand bleibt und die Viper nicht in Bedrängnis bringt. Von sich aus greift die Kreuzotter praktisch nie an, die Gefahr, gebissen zu werden, lässt sich also einfach vermeiden.

Der Verbreitungsraum der Kreuzotter erstreckt sich vor allem auf Mittel- sowie Nord- und Osteuropa. In Deutschland findet man die überwiegend tagaktive Schlange vorzugsweise in den norddeutschen Küsten- und Moorlandschaften, den Mittelgebirgen Ost- und Süddeutschlands und in den Alpen. Sie fühlt sich wohl in Wäldern mit ausreichend Lichtungen und sie benötigt Rückzugsorte wie Steinhaufen, Böschungen und Wallhecken. Unter anderem durch eine zunehmende intensive Landwirtschaft verkleinert sich ihr Lebensraum immer mehr und ihr Bestand verringert sich. Auf der Roten Liste Deutschlands wird die Kreuzotter daher auch als „stark gefährdet“ eingestuft. Darüber hinaus führen die Bundesländer eigene Rote Listen, auf denen die Kreuzotter teilweise sogar als „vom Aussterben bedroht“ aufgeführt wird. Sie steht unter Artenschutz und darf nicht gejagt, gefangen oder getötet werden.

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Merkmale und Verhalten der Kreuzotter

In den kälteren Monaten des Jahres ist es sehr unwahrscheinlich, auf eine Kreuzotter zu treffen, da sie sich für diese Zeit einen geschützten Ort sucht und Winterruhe hält. Erst wenn es im Frühling wärmer wird, ist sie wieder aktiv. Die wechselwarme Kreuzotter sucht regelmäßig sonnige Plätze an Wald- und Wegrändern auf, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Doch wie erkennt man, ob es sich wirklich um eine Kreuzotter handelt? Das ist tatsächlich nicht ganz einfach. Am markantesten ist ein dunkles Zickzackband, das entlang des Rückens der Schlange verläuft. Am Kopf gibt es außerdem eine Zeichnung, die einem V oder X ähnelt. Doch Achtung, diese Merkmale allein weisen noch nicht eindeutig auf eine Kreuzotter hin, denn es gibt andere Schlangen mit ähnlichen Merkmalen – und Kreuzottern, bei denen diese Kennzeichen fehlen. Auch die Farbe der Schlangenhaut variiert. Das Farbspektrum erstreckt sich von komplett schwarzen Exemplaren bis hin zu grauen oder rotbraunen Färbungen. Auffällig sind die Augen der Schlange mit senkrecht geschlitzten Pupillen, ein Merkmal, das sie klar als Giftschlange identifiziert. Die Iris ist kupferfarben bis dunkelrot, wodurch sich die Augen vom restlichen Schlangenkörper abheben. Kreuzottern werden zwischen 50 und 70 Zentimeter lang und wirken insgesamt eher gedrungen. Ihre Giftzähne benötigen sie in erster Linie, um ihre Nahrung zu erlegen – kleine Säuger wie Mäuse, aber auch Frösche, Blindschleichen und Eidechsen – aber auch zur Vorverdauung. Die Kreuzotter tötet ihre Beute mit einem Biss, bei dem sie Gift abgibt. Ihre Giftzähne liegen im Oberkiefer, die im Normalzustand eingeklappt sind und nur beim Angriff aufgestellt werden. Das Gift wird in Drüsen hinter den Augen produziert.

Achtung: Verwechslungsgefahr

Immer wieder kommt es vor, dass Kreuzottern aus Gebieten gemeldet werden, in denen sie gar nicht vorkommen. Das liegt daran, dass sie oft mit anderen Schlangen verwechselt werden, am häufigsten mit der ungiftigen Schlingnatter (Coronella austriaca). Wenn man genau hinschaut, gibt es aber ein deutliches Unterscheidungsmerkmal: die Pupille. Die der Kreuzotter ist schlitzförmig, die der Schlingnatter rund. Es gibt aber auch Verwechslungen mit einer gefährlicheren Schlangenart, der Aspisviper. Sie kommt in Deutschland nur im Südschwarzwald vor sowie in der Schweiz und in Frankreich. Das Muster auf dem Rücken der Aspisviper unterscheidet sich von dem der Kreuzotter: Statt eines Zickzackbandes sind bei ihr Querelemente zu sehen. Bei beiden Schlangenarten kommen aber auch gänzlich schwarze Exemplare vor, die dann schwer zu unterscheiden sind. Obendrein können schwarze Kreuzottern und Aspisvipern auch noch mit den für den Menschen ungefährlichen schwarzen Ringelnattern verwechselt werden.

Prävention von Bissunfällen

Zunächst einmal trifft man Kreuzottern sehr selten an – sie sind nicht gerade auf menschliche Gesellschaft aus. Und selbst wenn es zu einer Begegnung kommt, ist es ausgesprochen unwahrscheinlich, von ihr gebissen zu werden. Trotzdem gibt es einige Maßnahmen, die beherzigt werden sollten, um das Risiko zu minimieren. Denn in Gebieten, in denen die Kreuzotter vorkommt, kann es durchaus zu einem Aufeinandertreffen kommen, vor allem bei Wanderern, Mountainbikern oder Campern. Auch wer in Wäldern nach Beeren oder Pilzen sucht, kann der Viper hin und wieder begegnen. Wichtig ist, die Schlange in Ruhe zu lassen! Meistens flüchtet sie ohnehin. Nur wenn sie sich bedroht fühlt und keine Fluchtmöglichkeiten hat, beißt sie zu. Bevor es dazu kommt, warnt sie ihr Gegenüber allerdings zunächst mit einem geräuschvollen Zischen. Wenn Sie in Gegenden unterwegs sind, in der auch die Kreuzotter zu Hause ist, sollten Sie festes Schuhwerk und lange Hosen tragen und genau schauen, wo Sie hintreten. Denken Sie daran, dass eine Kreuzotter nie von selbst angreift, sondern wirklich nur, wenn sie in Bedrängnis kommt, zum Beispiel, wenn sie angefasst wird – und keine Möglichkeit sieht, sich zurückzuziehen.

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Falls es doch zu einem Kreuzotterbiss kommt

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch zu einem Biss der Kreuzotter, gilt es, erstmal Ruhe zu bewahren. Viele Menschen fragen sich, wie giftig die Kreuzotter für den Menschen ist. Wichtig: Es besteht in der Regel keine Lebensgefahr bei einem Biss. Oftmals wird bei einem Biss gar kein oder nur sehr wenig Gift injiziert, man spricht dann auch von einem sogenannten „trockenen Biss“. Vergiftungen oder sogar Todesfälle durch Kreuzotterbisse sind extrem selten. Klinisch zeigen sich zwei Einstiche in der Haut und Symptome wie starke Schmerzen, Schwellungen, eine violette Verfärbung der Haut sowie eventuell eine Blasenbildung rund um die Bissstelle. Diese lokalen Reaktionen treten schnell, oft innerhalb einer halben Stunde auf. Verteilt sich das Gift der Kreuzotter nach einem Biss in den Organismus des Menschen, kann es Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System haben. Der gebissenen Person kann also schwindelig werden. Auch Schweißausbruch, Übelkeit und Erbechen können auftreten. In der Regel klingen alle Symptome innerhalb weniger Stunden ganz ohne Behandlung wieder ab. Manchmal halten sie auch bis zu zwei Tage an.

Besonders vorsichtig sollten ältere Menschen, kleine Kinder und Personen mit Vorerkrankungen sein, da sie anfälliger für schwere Verläufe sind. Auch hängt es davon ab, wo gebissen wurde. Bisse an anderen Stellen des Körpers als den Armen oder Beinen sollten unbedingt ärztlich in einem Krankenhaus beurteilt werden.

Ein glücklich lächelnder Mann mittleren Alters mit Weidenkorb voller Pilze im Herbstwald.

© iStock / dolgachov

Wer in Gegenden unterwegs ist, in der Kreuzottern vorkommen, sollte festes Schuhwerk und lange Hosen tragen.

Tipps für die Erstversorgung beim Kreuzotterbiss

Man kann bei einem Biss aber schon an Ort und Stelle einiges beachten. Zur Orientierung finden Sie hier Tipps für die Erstversorgung.

Was getan werden kann:

  • einen lockeren Verband anlegen
  • absolute Ruhigstellung des betroffenen Körperteils und flache Lagerung
  • etwas Kaffee oder Tee trinken, um den Kreislauf zu stärken
  • die Bissstelle kühlen

Was man nicht tun sollte:

  • den Schlangenbiss aussaugen oder ausschneiden
  • das betroffene Körperteil abbinden, Stauungs- oder Kompressionverbände anlegen
  • die Wunde mit Alkohol desinfizieren

Komplikationen eines Kreuzotterbisses

Bei einigen Betroffenen kann es sein, dass das gebissene Körperteil über einen längeren Zeitraum schmerzt und stark anschwillt. Weitere Komplikationen können auftreten, wenn es zu einer allergischen Reaktion kommt oder sich die Wunde infiziert, dann besteht die Gefahr einer Blutvergiftung. Besonders bei Kindern ist nach einem Kreuzotterbiss Vorsicht geboten. Die Schwellung kann sich schnell über den Körper ausdehnen. Seltene, aber ernstere Symptome sind Blutungen oder Lähmungen. Ein plötzlicher Blutdruckabfall ist ein Notfall und kann zu Bewusstlosigkeit führen. Auch Schwellungen im Mund- und Rachenraum, die die Atmung beeinträchtigen, erfordern sofortige ärztliche Hilfe. Bei sehr schweren Fällen wird sich der behandelnde Arzt oder die Ärztin mit einem Giftinformationszentrum abstimmen, um eine Behandlung mit einem Antiserum abzuwägen – denn es können auch schwere anaphylaktische Reaktionen auf das Serum auftreten.

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