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Wetterextrem Heat Dome: Durch den Klimawandel auch in Deutschland möglich?

Veröffentlicht am:26.06.2025

6 Minuten Lesedauer

Seit den großen Hitzewellen in den USA und Kanada im Jahr 2021 ist der Heat Dome auch auf unserer Seite des Atlantiks ein Begriff. Was ist das Besondere am Heat Dome, wie wahrscheinlich ist er bei uns und wie gefährlich ist er für die Gesundheit?

An einem Sommertag steht eine junge Frau unter Bäumen. Die Hitze setzt ihr zu. Sie hat die Augen geschlossen und hält sich ein Tuch an die Stirn.

© iStock / eternalcreative

Heat Dome, Hitzekuppel oder Hitzeglocke: Ein Extremereignis wird häufiger

Extreme Wetterereignisse hat es schon immer gegeben. Doch in den letzten Jahrzehnten häufen sich weltweit Rekordhochwasser, Wirbelstürme, Dürren oder Hitzewellen. Die Klimaforschung ist sich einig: Durch den Klimawandel werden solche Ereignisse immer wahrscheinlicher und immer schwerwiegender.

Wie andere extreme Wetterlagen gab es auch Heat Domes schon vor der Zeit des spürbaren Klimawandels. So werden bestimmte Hitzephänomene in einigen zentralen Bundesstaaten der USA in den 1930er Jahren, die als „Dust Bowl Years“ in die amerikanische Geschichtsschreibung eingegangen sind, heute rückblickend als Heat Domes eingestuft. In den Jahren 1980 und 1995 gab es weitere Heat Domes in den USA. Seit den 2020er Jahren treten Heat Domes in Nordamerika regelmäßig und mit teils gravierenden Folgen auf – 2021 wurden beim Heat Dome in Kanada Rekordtemperaturen von fast 50 Grad Celsius gemessen.

Der Begriff „Heat Dome“ selbst wurde mit dem häufigen Auftreten dieses Wetterereignisses in den 2020er Jahren bekannt. Er wurde von den Medien in den USA und Kanada verbreitet, um extreme Hitzeereignisse zu beschreiben, die lang anhalten und große Gebiete betreffen. Die wörtliche Übersetzung ist „Hitzekuppel“, aber der Begriff „Hitzeglocke“ ist im Deutschen geläufiger.

Was unterscheidet einen Heat Dome von einer normalen Hitzewelle?

Illustration einer schwangeren Frau und einer älteren Dame mit Eis auf einer Bank, im Hintergrund spielt ein Kind mit einem Ball im Park.

© AOK

Ein Heat Dome entsteht, indem zunächst warme Luft in eine Region strömt. Wenn sich darüber ein ausgedehntes Hochdruckgebiet bildet und über der Region verharrt, schließt dieses Hochdruckgebiet die Warmluft ein und drückt sie zur Erdoberfläche. Die absinkende Luft verhindert Wolkenbildung und Niederschlag. Gleichzeitig erwärmt sich die mit dem Hochdruckgebiet verbundene Luft durch den Druck und die Sonneneinstrahlung immer weiter. In diesem geschlossenen System (vergleichbar mit einem Topf mit Deckel) verhindert der hohe Druck das Eindringen von Tiefausläufern. Diese ziehen entweder an den Rändern des Hochs vorbei oder werden blockiert. Dadurch kann die Warmluft nicht aus der Region verdrängt werden. Die Folge ist eine zunehmende Austrocknung des Bodens, der sich dann noch stärker aufheizt. Solche Wetterblockaden können Tage oder Wochen andauern.

Das Hauptmerkmal eines Heat Domes ist das ausgedehnte und außergewöhnlich stabile Hochdruckgebiet, das die heiße Luft einschließt. Heat Domes neigen daher dazu, länger zu dauern und noch heißer zu sein als „normale“ Hitzewellen.

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Gab es Heat Domes schon in Europa?

Heat Domes sind theoretisch auch in Europa möglich, da sich unser Kontinent in etwa auf den gleichen Breitengraden wie Nordamerika befindet. In diesen mittleren Breitengraden bewegen sich Hochdruckgebiete normalerweise in der gleichen Richtung wie auch der Jetstream. Dieser ist ein Band schneller Winde hoch in der Atmosphäre, das gewöhnlich von Westen nach Osten verläuft und mittlerweile schwächer wird. Normalerweise hat der Jetstream ein wellenförmiges Muster. Wenn diese Wellen im Jetstream größer werden, bewegen sie sich langsamer und können zum Stillstand kommen. Das kann Hochdruckgebiete in der Atmosphäre blockieren und Heat Domes begünstigen.

Blockadesituationen in der Atmosphäre sind in Europa die häufigste Ursache für Hitzeperioden. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sich daraus immer ein stabiles blockierendes Hochdruckgebiet und ein Heat Dome entwickeln müssen. Denn die atmosphärischen Bedingungen sind in Europa häufig anders als in Nordamerika. Europa wird stärker von dynamischen Wettersystemen aus dem Atlantik beeinflusst. Blockierende Hochdrucklagen bleiben deshalb meist nur kurz stabil, was die Wahrscheinlichkeit lang anhaltender Heat-Dome-Perioden senkt.

Ein älterer Mann sitzt bei geschlossenen Vorhängen auf einem Sofa in seinem Wohnzimmer vor einem Ventilator und trinkt ein Glas Wasser.

© iStock / Renata Hamuda

An heißen Tagen ist Kühlung sowie reichlich Flüssigkeit sehr wichtig – insbesondere für ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder sowie Schwangere.

Nicht jede europäische Hitzewelle ist ein Heat Dome

Die Hitzewelle in Südeuropa von 2023, bei der in Teilen Griechenlands, Ostspaniens, Sardiniens, Siziliens und Süditaliens Temperaturen von über 45 Grad Celsius gemessen wurden, stufen auch Fachkreise als Heat Dome ein. Tatsächlich war ein ausgedehntes Hochdruckgebiet für diese Hitzewelle verantwortlich. Ein Jahr später, 2024, erlebte Südosteuropa mit 13 aufeinanderfolgenden Tagen die längste Hitzeperiode seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In diesem Fall gibt es zwar Gemeinsamkeiten mit einem Heat Dome (zum Beispiel die Dauer der hohen Temperaturen). Es fehlt aber ein ausgedehntes blockierendes Hochdruckgebiet. Die südeuropäische Hitzewelle von 2024 war also kein Heat Dome.

Kann eine Hitzeglocke in Deutschland auftreten?

Eine Hitzeglocke im Sinne eines „echten“ Heat Domes hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Ob wir uns in Deutschland darauf einstellen müssen, lässt sich nicht sicher vorhersagen – zumal in einer Zeit, in der selbst erfahrene Klimaforscher und -forscherinnen von den sich überschlagenden Ereignissen in der Klimaentwicklung überrascht werden. Doch unabhängig davon, ob es sich bei einem Hitzeereignis um einen Heat Dome handelt oder nicht: Die mittlere Tagestemperatur in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr und mit ihr die Zahl der heißen Tage – und damit die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen. Darauf und auf die Auswirkungen extrem hoher Temperaturen auf die Gesundheit sollte man sich gut vorbereiten.

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Gesundheitsrisiken durch Hitze und Heat Domes

Hitze ist ein Stressfaktor für den Körper. Bei andauernder Hitze kann der Körper sich nicht vom Hitzestress erholen. Wenn Menschen über einen längeren Zeitraum sehr hohen Temperaturen ausgesetzt sind, kann es deshalb zu Erschöpfung, Kreislaufproblemen, Hitzschlag und Komplikationen bei bereits bestehenden Krankheiten kommen. In einigen Fällen kann Hitze sogar zum vorzeitigen Tod führen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere, Menschen mit Herz-Kreislauf-, Atemwegs-, Nierenerkrankungen oder Diabetes und Menschen, die im Freien arbeiten. Auch Menschen mit psychischen Erkrankungen geraten bei Hitze unter zusätzlichen Druck.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die großen Hitzewellen der Vergangenheit mit hohen Erkrankungs- und Sterberaten einhergingen. So starben während des Heat Domes 1995 in den USA allein im Großraum Chicago innerhalb von fünf Tagen 739 Menschen an den direkten Folgen der Hitzewelle. Für den Heat Dome von 2021 im nordamerikanischen Westen werden über 250 Tote in den USA und über 400 in Kanada angegeben.

Mit der Zahl der Hitzetage steigt auch die Zahl der Hitzetoten. Es ist nicht immer genau zu erfassen, wann ein Todesfall tatsächlich auf die Hitze zurückzuführen ist, aber einer Studie zufolge starben in Europa im Sommer 2022 mehr als 61.000 Menschen an den Folgen der Hitze. In Deutschland schätzt das Robert Koch-Institut (RKI) seit 2023 die hitzebedingte Sterblichkeit in den Sommermonaten: Für den Sommer 2023 geht das RKI von rund 3.200 hitzebedingten Todesfällen und für den Sommer 2024 von rund 3.000 Fällen aus.

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Hitze- und Gesundheitsstrategien sind (überlebens) wichtig

Extreme Hitze erfordert besondere Verhaltensweisen: Den Aufenthalt im Freien, insbesondere in der Sonne, sollte man möglichst vermeiden, ebenso körperliche Anstrengungen. Außerdem ist es wichtig, ausreichend zu trinken und sich leicht zu ernähren. Die AOK hat eine Übersicht zum Gesundheitsschutz bei hohen Temperaturen zusammengestellt. Um immer im Bilde zu sein, wann hohe Temperaturen drohen, ist das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes eine wertvolle Hilfe.

Unabhängig von den individuellen Verhaltensregeln ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, die am stärksten gefährdeten Menschen bestmöglich zu schützen. Das Spektrum reicht hier von der Stadtplanung (vegetationsarme Stadtgebiete sind von Hitze besonders betroffen) bis hin zu Versorgungsmöglichkeiten in Hitzeperioden.

Im Jahr 2023 haben daher alle EU-Länder eine Erklärung unterzeichnet. Sie verpflichten sich, Hitzeaktionspläne zu entwickeln und fortzuschreiben, um hitzebedingten Gesundheitsrisiken wirksam vorzubeugen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat im selben Jahr den „Hitzeschutzplan Gesundheit“ vorgestellt, um die Gemeinden in Deutschland bei der Erstellung kommunaler Hitzeaktionspläne zu unterstützen. Solche lokalen Aktionspläne sind wichtig, wenn es um konkrete Maßnahmen geht, deren Voraussetzungen von Ort zu Ort unterschiedlich sind: zum Beispiel Hitzewarnsysteme, Trinkwasserverteilung, Schutzräume oder Betreuungspersonen für Menschen aus Risikogruppen.

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