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Nachhaltige Ernährung

Ökobilanz: Was sie über die Nachhaltigkeit von Produkten aussagt

Veröffentlicht am:28.09.2023

4 Minuten Lesedauer

Ist meine neue Jeans ökologisch bedenklich? Sollte ich lieber weniger Fleisch essen? Immer mehr Menschen machen sich Gedanken, wie nachhaltig ihr Konsum ist. Die Ökobilanz hilft dabei, Produkte einzuschätzen – von der Herstellung bis zur Entsorgung.

Eine junge Frau steht mit Schürze und Gemüsekiste in der Hand in einem Gewächshaus und erntet Tomaten.

© iStock / Kosamtu

Wie funktioniert die Ökobilanz?

Eine Ökobilanz analysiert die Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts, eines Verfahrens oder einer Dienstleistung. Der englische Begriff lautet Life Cycle Assessment (LCA) – übersetzt Lebenszyklusanalyse. Es ist der Versuch, alle ökologischen Auswirkungen zusammenzufassen. Bei einem Produkt wie einem Auto bedeutet das, nicht nur auf die Nutzungszeit (die mit Abgasen, Tanken und Co. einhergeht) zu schauen, sondern auch auf die Herstellung und Entsorgung.

Ökobilanzen helfen bei der Entwicklung von Produkten und Verfahren, die die Umwelt weniger belasten. Sie fließen auch in politische und wirtschaftliche Entscheidungen ein. Außerdem können Verbraucher und Verbraucherinnen Produkte anhand ihrer Ökobilanz gezielt vergleichen und auswählen. Die Ökobilanzierung unterstützt uns also bei einem umweltbewussten Leben.

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Wie wird eine Ökobilanz erstellt?

Um eine Ökobilanz zu erstellen, wird eine große Menge an Daten benötigt. Dazu gehören Informationen über den gesamten Lebensweg eines Produktes, zum Beispiel: Wie viel Liter Wasser werden beim Anbau von einem Kilogramm Kokosnüsse benötigt? Oder wie viel Treibhausgase werden beim Transport der Kokosnüsse ausgestoßen? Für die Ökobilanzierung gibt es zwei Standardnormen, die den Ablauf des Verfahrens genau beschreiben und festlegen – die ISO 14040 und ISO 14044.

Die Erstellung einer Ökobilanz besteht aus vier Schritten:

  1. Festlegung von Ziel und Untersuchungsrahmen: Zuerst definieren Forschende, was untersucht wird – also ein bestimmtes Produkt, ein Verfahren oder eine Dienstleistung. Außerdem legen sie fest, wie groß und genau die Analyse sein soll.
  2. Sachbilanz: Im nächsten Schritt sammeln die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen alle relevanten Daten über den Lebensweg des Produkts (zum Beispiel eines Autos oder der Produktion von Avocados). Wie viele Ressourcen werden für die Produktion benötigt? Wie sehen die Transportwege und die Entsorgung aus? Datenbanken unterstützen dabei.
  3. Wirkungsabschätzung: Das Untersuchungsteam schätzt mithilfe der gesammelten Daten die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt sowie die menschliche Gesundheit ab, beispielsweise Überdüngung, Treibhausgaseffekte und saurer Boden. Dabei kommen verschiedene Computerprogramme zum Einsatz.
  4. Auswertung und Interpretation: Wie nachhaltig ist das Produkt, das Verfahren oder die Dienstleistung? Verbraucht die Produktion mehr Ressourcen (etwa Wasser) als andere? Je nach Definition des Untersuchungsrahmens interpretieren die Experten und Expertinnen im letzten Schritt die Ergebnisse der Sachbilanz und Wirkungsabschätzung.

Für Laien ist es nicht so einfach, eigene Ökobilanzen zu erstellen. Denn Interessierte benötigen dafür große Datenmengen, müssen sie vergleichen und auswerten. Es gibt einige kostenlose und freizugängliche Datenbanken und Tools, die bei der Ökobilanzierung unterstützen:

Eine junge Frau sitzt an einem Tisch vor ihrem Laptop und macht sich Notizen in einem kleinen Schreibheft.

© iStock / Maria Korneeva

Wer wissen möchte, wie der eigene Lebensstil das Klima beeinflusst, findet im Internet Rechner und Tools, um die Ökobilanz von verwendeten Produkten zu berechnen.

Unterschied Ökobilanz und ökologischer Fußabdruck

Gängige Angaben über die Nachhaltigkeit von Produkten und Verfahren sind die sogenannten ökologischen Fußabdrücke, zum Beispiel für den CO₂-Ausstoß oder den Wasserverbrauch. Die Berechnung dahinter ähnelt der einer Ökobilanz.

Der Unterschied: Ein ökologischer Fußabdruck analysiert jeweils nur eine Umweltwirkung, zum Beispiel CO₂-Emissionen oder den Wasserverbrauch. Bei Ökobilanzen fließen dagegen alle relevanten Umweltwirkungen in die Analyse ein – die Emissionen in die Luft, Einflüsse auf Wasser und Boden, verbrauchte Ressourcen aus der Natur sowie Einflüsse auf die menschliche Gesundheit.

Ökobilanzen vergleichen

Als Verbraucher oder Verbraucherin müssen Sie sich nicht selbst mit den komplexen Berechnungen einer Ökobilanz beschäftigen: Es gibt verschiedene Institute, die Ökobilanzen berechnen und die Daten veröffentlichen. Handelt es sich um unabhängige Institute wie das Institut für angewandte Ökologie oder das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu), sind die Angaben zumeist auch geprüft und verlässlich.

Achten Sie aber darauf, die Angaben stets kritisch zu hinterfragen – vor allem, wenn Institute verschiedene Ökobilanzen miteinander vergleichen. Dies ist nicht immer so einfach möglich – zum Beispiel, wenn bestimmte Bestandteile der Untersuchungen nicht übereinstimmen und deshalb nicht vergleichbar sind. Noch schwieriger wird es, wenn man verschiedene Umweltwirkungen miteinander vergleichen möchte. Was ist für die Umwelt am Ende schädlicher: ein sehr hoher Wasserverbrauch oder mehrere Tonnen Treibhausgase in der Produktion? Die Antwort auf solche Fragen ist oft nicht so leicht zu finden und steht im Mittelpunkt vieler Diskussionen.

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Die Ökobilanz von Lebensmitteln

Ob ein Lebensmittel für die Umwelt schädlich ist oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören etwa:

  • in der Landwirtschaft entstehende Treibhausgase wie CO₂ und Methan
  • die Zerstörung der Artenvielfalt
  • die Abholzung von Wäldern
  • der Wasserverbrauch
  • die Produktion von Phosphaten und Nitraten
  • der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden
  • die Zerstörung der Bodenqualität
  • die Verarbeitung der Lebensmittel: Kaffee wird etwa vor dem Verbrauch geröstet, Getreide für Mehl gemahlen.
  • Bei Nutztieren: wie und womit werden sie gefüttert, werden entstehende Treibhausgase direkt verwertet?
  • Zubereitung, Lagerung, Transport und Entsorgung der Lebensmittel
  • Bei Tiefkühlware: Stromverbrauch der gesamten Kühlkette

Beim Vergleich verschiedener Lebensmittelgruppen auf ihre Umweltbelastung fällt auf: Vor allem tierische Produkte wie Fleisch und Eier schneiden schlecht ab. Rindfleisch hat im Vergleich zu anderen Fleischsorten eine besonders schlechte Ökobilanz. Gemüse, Obst und Getreideprodukte sind deutlich weniger belastend für die Umwelt.

Mit Blick auf die Ökobilanzen ist es sinnvoll, mehr pflanzliche und weniger tierische Lebensmittel auf dem Speiseplan zu haben. Das empfiehlt auch die „Planetary Health Diet“ – eine von Forschenden entwickelte Ernährungsweise, die gleichermaßen gesund und gut für unseren Planeten ist. Wenn Sie sich bewusst für regionale und saisonale Lebensmittel entscheiden, weniger Fleisch und Milchprodukte konsumieren und Lebensmittel nicht verschwenden, gehen Sie einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung für eine nachhaltige und umweltschonende Ernährung.

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