Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Müll vermeiden

Regrowing: Schenken Sie Gemüse neues Leben

Veröffentlicht am:17.06.2021

5 Minuten Lesedauer

Gemüsereste waren bislang ein Fall für die Bio-Tonne. Doch das ändert sich gerade: Regrowing heißt der neue Trend, was so viel bedeutet wie Gemüse wieder nachwachsen lassen. Klingt komisch, aber wer es ausprobiert, wird feststellen, dass in so manchem Salatstrunk noch Leben steckt.

Selbstgezogenes Gemüse auf einem Teller.

© iStock / designox

Was bedeutet Regrowing?

„Regrowing“ bedeutet übersetzt nachwachsen – und genau darum geht es auch: Gemüse wieder nachwachsen zu lassen. Anstatt also den Strunk von beispielsweise einer Frühlingszwiebel oder einem Romana-Salat im Biomüll zu entsorgen, wird dem Gemüserest neues Leben eingehaucht. 

Dazu macht man sich die vegetative Fortpflanzung zunutze. Das heißt, die Pflanze vermehrt sich nicht sexuell – also durch Insekten- oder Windbestäubung – sondern asexuell. In diesem Fall werden auf unterschiedlichem Wege Klone der Mutterpflanze gebildet, zum Beispiel durch Zellteilung (Mitose).

Typische Formen der vegetativen Fortpflanzung sind Ableger, Knospen oder Knollen. Folglich ist vermutlich jeder schon einmal Zeuge dieser Besonderheit der Natur geworden. Etwa wenn aus einer Kartoffel Triebe sprießen, weil sie schon zu lange in der Küche vegetiert. 

Welche Vorteile hat Regrowing?

Gemüsereste nicht wegzuschmeißen spart bares Geld und ist gut für die Umwelt. Deutschland ist in Sachen Obst und Gemüse ein klassisches Importland. Im Jahr 2020 wurden rund 15 Millionen Tonnen Obst und Gemüse aus dem Ausland eingeführt. Dem gegenüber stehen 3,7 Millionen Tonnen Gemüse und 1,3 Millionen Tonnen Obst, das in Deutschland geerntet wurde. 

Unterm Strich haben also etwa drei Viertel der Gemüse- und Obstsorten aus unserem Supermarkt einen langen Transportweg hinter sich, der klimaschädliche Treibhausgase verursacht. Beim Regrowing gibt es diesen negativen Effekt nicht. Das macht den Trend neben dem Einkauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln zu einer einfachen und effektiven Möglichkeit, nachhaltig zu leben.

Darüber hinaus ist Regrowing sehr platzsparend, Sie brauchen weder Garten noch Gewächshaus für Ihr Beet aus Gemüseresten. Die Fensterbank reicht vollkommen aus. 

Mehr zum Thema

Worauf sollte ich beim Regrowing achten?

Wer sich weitestgehend selbst versorgen möchte, sollte Regrowing eher als Ergänzung sehen, da der Ertrag längst nicht so groß ist wie beim herkömmlichen Anbau von Obst und Gemüse. Zudem ist die Betreuung der nachgezogenen Pflanzen sehr zeitaufwendig. Damit es funktioniert, brauchen Sie gute Bedingungen und die Pflanzen täglich Pflege. 

  • Dazu gehören unter anderem Temperaturen um die 20 Grad Celsius und hochwertige Erde.
  • Außerdem brauchen die Pflanzen viel Sonnenlicht, sie dürfen aber nicht der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sein. Die Fensterbänke auf der Nord- beziehungsweise der Südseite sind also nicht geeignet.
  • Wichtig ist, dass die Gemüsereste nicht mit Pilzen oder Bakterien befallen und nicht zu alt sind.
  • Insgesamt gibt es drei Möglichkeiten für Regrowing. Welche die richtige ist, hängt von der Pflanze ab, der man neues Leben einhauchen möchte.
  • 1. Regrowing nur mit Wasser

    Das ist die simpelste und platzsparendste Methode. Hier müssen Sie lediglich das Ende des Gemüses wie beispielsweise Frühlingszwiebeln mit der Wurzel nach unten in ein Gefäß stellen. Das befüllen Sie dann so weit mit Wasser, bis die Wurzel komplett bedeckt ist.

    Das Wasser sollte alle ein bis zwei Tage gewechselt werden. Geerntet wird nur das nachgewachsene Ergebnis, die Ausgangspflanze ist matschig und nicht mehr zu verwenden. 

  • 2. Regrowing mit Wasser und Erde

    Legen Sie beispielsweise den Strunk eines Eisbergsalates oder den Kern einer Avocado in Ihr Gefäß mit Wasser. Auch hier gilt es, das Wasser alle ein bis zwei Tage zu wechseln. Die wiederaufkeimenden Pflanzen sind anfällig für Schädlinge, die sich im Wasser ansammeln können.

    Schlägt der Strunk beziehungsweise der Kern erste Wurzeln, kann er eingepflanzt werden. Am besten in Anzuchterde, die ist sehr locker und nährstoffarm. Dadurch wachsen die Keimlinge nicht zu schnell in die Höhe, sondern bilden zuerst tiefe, gute Wurzeln. 

  • 3. Regrowing nur mit Erde

    Eignet sich für Gemüse, das bereits austreibt, wie eine Kartoffel, eine Zwiebel oder Ingwer. Auch hier sollte mir Anzuchterde begonnen werden, um die Wurzelbildung zu unterstützen. Regelmäßiges Gießen ist wichtig, damit die Erde nicht austrocknet.

    Wenn die ersten Blätter wachsen und sich die Wurzeln ausgebildet haben, dann kann die Pflanze in einem Blumentopf mit nährstoffreicher Erde umgepflanzt werden. 

Selbstgezogenes Gemüse steht auf der Fensterbank.

© iStock / loonara

Auf der Fensterbank funktioniert Regrowing besonders gut.

Welche Pflanzen eignen sich für Regrowing?

Jede Pflanze besitzt die Fähigkeit, sich ungeschlechtlich fortzupflanzen, aber nicht jede Pflanze eignet sich für Regrowing. Kohlgemüse wie Brokkoli oder Blumenkohl essen wir bevor sie blühen, das heißt bevor die Samen entstehen. Und bei manchen Wurzelgemüsesorten wie Karotten und Knollensellerie lässt sich lediglich das Blattgrün nachziehen – was sich immerhin zum Würzen von Suppen oder zur Weiterverarbeitung als Pesto anbietet.

Trotzdem eignen sich viele Kräuter sowie Gemüse- und Obstsorten zum Nachziehen. Die Spanne reicht von aromatischen Kräutern wie Minze und Koriander über heimisches Gemüse wie Lauch oder Kartoffeln bis hin zu exotischen Früchten wie Ananas oder Ingwer. Bei manchen Pflanzen ist ein grüner Daumen Pflicht, bei anderen wiederum kann man nicht viel falsch machen.

Bedingung für alle: Die „Mutterpflanze“ muss eine vitale, gut ausgebildete Pflanze sein und der Strunk beziehungsweise der Wurzelansatz großzügig (drei bis fünf Zentimeter) abgeschnitten werden.

  • Zwiebel nachziehen

    Zwiebeln eignen sich hervorragend zum Nachziehen für Einsteiger. Vor allem, wenn Sie nur das Zwiebelgrün nachziehen wollen. Dafür brauchen Sie weder Blumentopf noch Erde. 

    1. Schneiden sie das Ende der Zwiebel großzügig ab.
    2. Stellen Sie die Endstücke in ein Gefäß mit Wasser.
    3. Platzieren Sie das Gefäß an einem hellen Platz und wechseln Sie das Wasser regelmäßig.
    4. Bereits nach kurzer Zeit lässt sich das erste Grün ernten.

    Auch ein ganze Zwiebel lässt sich leicht nachziehen, allerdings benötigen Sie dafür etwas Erde. 

    1. Stecken Sie das Zwiebelende mit der Wurzel in einen Topf und bedecken es vollständig mit Erde.
    2. Platzieren Sie den Topf an einem sonnigen Platz.
    3. Gießen Sie den Setzling regelmäßig und halten die Erde feucht.
    4. Schon bald sollten die ersten Anzeichen der Pflanze zu sehen sein.
  • Romanasalat nachziehen

    Auch der Romanasalat wächst sehr zuverlässig, ist aber etwas aufwändiger und schwieriger nachzuziehen als eine Frühlingszwiebel. 

    1. Strunk abschneiden, er sollte etwa fünf Zentimeter lang sein.
    2. Stellen Sie den Strunk in ein Gefäß mit Wasser.
    3. Platzieren Sie das Gefäß an einem hellen Platz und wechseln Sie das Wasser regelmäßig.
    4. Nach etwa fünf bis zehn Tagen sollten sich Wurzeln und das erste Grün andeuten. Jetzt sollte der Salat in einen Blumentopf mit Anzuchterde gepflanzt werden.
    5. Die nächsten Wochen sollte die Erde stets feucht gehalten werden.
    6. Tipp: Wenn der Salat bereit zur Ernte ist, schneiden Sie nur so viele Blätter ab, wie sie brauchen– immer von außen nach innen. So wächst der Salat munter weiter.
  • Ananas nachziehen

    Die Königsdisziplin unter den Hobby-Gärtnern. Bis die Ananas-Pflanze eine Frucht trägt, können ein paar Jahre ins Land ziehen. Schon vorher eignet sie sich aber wunderbar als Zimmerpflanze. 

    1. Strunk abschneiden und alles Fruchtfleisch und überschüssige Blätter entfernen. Am Ende sollten etwa zehn Blätter übrigbleiben.
    2. Stellen Sie den Strunk in ein Gefäß mit Wasser.
    3. Platzieren Sie das Gefäß an einem hellen Platz und wechseln Sie das Wasser regelmäßig.
    4. Sobald die Ananas Wurzeln schlägt, in einen Blumentopf mit Anzuchterde umpflanzen.
    5. Um ideal wachsen zu können, braucht die tropische Pflanze eine Raumtemperatur von 25 bis 30 Grad Celsius, eine Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent und viel Licht. Decken Sie hierzu die Pflanze mit einem durchsichtigen Folienbeutel oder der unteren Hälfte einer Plastikflasche ab. Sie sollten diese regelmäßig abnehmen, um zu lüften (kann ganz entfernt werden, sobald die Pflanze neu austreibt).
    6. Wenn die Wurzeln ausgebildet sind, sollte die Ananas in nährstoffreiche Erde umgetopft werden.
    7. Bis zur Frucht dauert es mindestens ein Jahr, in manchen Fällen kann es auch bis zu vier Jahren dauern.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?