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Zahnunfall bei Kindern: Was ist zu tun?

Veröffentlicht am:04.07.2025

7 Minuten Lesedauer

Ein Zahnunfall kann bei Kindern weitreichende Folgen haben – wenn nicht sofort richtig gehandelt wird. Warum schnelle Hilfe entscheidend ist und wie Eltern im Ernstfall richtig reagieren.

Ein kleines Mädchen lacht im Badezimmer mit geschlossenen Augen und hält eine rosa Zahnbürste in der Hand – ihr fehlen oben mittig mehrere Zähne.

© iStock / Courtney Hale

Schneidezähne sind beim Zahnunfall besonders oft betroffen

Ein Sturz vom Fahrrad, eine Kollision beim Spielen oder ein Schlag beim Sport: Ein Zahnunfall ist keine Seltenheit bei Kindern. Manchmal handelt es sich um einen harmlosen Riss im Zahnschmelz, häufig aber um ernsthafte Verletzungen wie Brüche, Lockerungen, eine Verschiebung des Zahns oder sogar den vollständigen Verlust. Rund jedes dritte bis vierte Kind hat bis zum 16. Lebensjahr einen Zahnunfall. Meist trifft es die oberen Schneidezähne.

Bei einem Zahnunfall kommt es auf das richtige Verhalten an. Das ist im Ernstfall wichtig, denn sowohl bei Milch- als auch bleibenden Zähnen können die Folgen langwierig sein – oder mit der richtigen Sofortmaßnahme vollständig vermieden werden. Oft entscheidet der Umgang darüber, ob bleibende Schäden entstehen oder nicht. Dasselbe gilt für die behandelnde Kinderzahnärztin oder den behandelnden Kinderzahnarzt: Weil sich Gebiss und Kiefer bei Kindern und Jugendlichen noch verändern, können sie beides nicht wie bei einem Erwachsenen korrigieren, sondern müssen Rücksicht auf das Entwicklungsstadium des Kindes nehmen.

Welche Zahnunfälle gibt es?

Zahnunfälle treten in unterschiedlichen Formen auf. Je nach Art der Verletzung unterscheiden sich auch die Maßnahmen, die zur Versorgung notwendig sind.

  • Verschiebt sich ein Zahn durch einen Unfall, wackelt oder ist locker (medizinisch: Dislokationsverletzungen), sollte Sie ihn nicht anfassen, belasten oder in die vorherige Lage zurückdrücken. Achten Sie darauf, dass das Kind nur vorsichtig aufbeißt, nicht an dem Zahn herumspielt oder isst. Gehen Sie noch am selben Tag zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt. Beginnt der Heilungsprozess, kann der Zahn unter Umständen nur noch schlecht positioniert werden. Die medizinische Fachkraft setzt den Zahn in die für das Gebiss richtig Position – eventuell müssen die Zähne zudem für einen gewissen Zeitraum geschient werden.
  • Eine Zahnfraktur kann leicht beim Gerangel auf dem Schulhof oder durch Körperkontakt beim Sport entstehen – von kleinen Schmelzabsplitterungen bis zu Rissen, die tiefer in den Zahn vordringen. Wie schlimm die Verletzung ist, beurteilt am besten eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt. Das Fachpersonal entscheidet dann, welche Anwendung nötig ist. Das kann vom Glätten geringer Schäden über einen Aufbau durch Kunststoff bis zu einer aufwendigeren Behandlung bei tieferen Rissen reichen.

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Schnell handeln beim Zahnunfall

Im Kindesalter kann es bei Sport und Spiel schon mal geschehen, dass ein Zahn ausgeschlagen wird – medizinisch Avulsion. Handelt es sich dabei um einen Milchzahn, setzt man ihn nicht wieder ein – das Risiko, dass er das kommende Gebiss schädigt, ist zu hoch. Doch bei einem bleibenden Zahn besteht die Möglichkeit, ihn zu replantieren. Allerdings sollten Sie dies niemals selbst machen. Das bedeutet: Stecken Sie den ausgefallenen Zahn nicht einfach zurück in den Kiefer. Eine Replantation kann nur medizinisches Fachpersonal vornehmen. Machen Sie sich daher direkt auf den Weg zu Zahnärztin oder Zahnarzt, Oralchirurgin oder Oralchirurg oder Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgin beziehungsweise -Chirurg. Denn bei einem Zahnverlust zählt jede Minute: Die Überlebensfähigkeit der Zellen an der Wurzeloberfläche des Zahns nimmt mit der Zeit ab.

Mein Kind hat einen ausgeschlagenen Zahn: Was kann ich tun?

Bis Sie in der Praxis oder einer Klinik ankommen, gehen Sie so vor:

  • Versuchen Sie Ihr Kind zu beruhigen. Wenn es blutet, stillen Sie die Blutung mit einem sauberen Tuch oder sterilem Verbandsmaterial. Sie können Ihr Kind auch vorsichtig darauf beißen lassen. Aber: Bei einem abgebrochenen Zahn darf nicht auf etwas gebissen werden. Ein nasser Waschlappen kühlt bei Bedarf von außen. Rufen Sie direkt bei einer Zahnarztpraxis an, um sich voranzumelden. Außerhalb der Sprechzeiten wenden Sie sich an den zahnärztlichen Notdienst oder eine Zahnklinik.
  • Entscheidend ist es, den ausgefallenen Zahn sowie Bruchstücke möglichst innerhalb der nächsten 20 Minuten zu finden. Ausgeschlagene Zähne müssen unbedingt vor dem Austrocknen geschützt werden, weil sie sonst nicht mehr gerettet werden können. Wichtig: Fassen Sie den Zahn ausschließlich an der Zahnkrone an – das ist der äußerste Teil des Zahns, der normalerweise aus dem Zahnfleisch herausragt. Versuchen Sie, Zahnhals und -wurzel (der Teil, der eigentlich im Zahnfleisch stecken sollte), nicht zu berühren, sonst stirbt wichtiges Zellmaterial ab.

Was ist eine Zahnrettungsbox und welche Flüssigkeit ist darin?

Selbst wenn der Zahn schmutzig von der Erde ist: Belassen Sie ihn in dem Zustand, wie Sie ihn finden – nicht abwischen, reinigen oder gar desinfizieren. Stattdessen müssen der Zahn und alle Bruchstücke so schnell wie möglich feucht gelagert werden. Dafür eignet sich am besten eine Zahnrettungsbox. Sie ist in der Apotheke erhältlich – zu Hause oder beispielsweise in der Sporttasche des Kindes ist sie bis zu drei Jahre haltbar. Die Box wurde speziell für einen Zahnunfall entwickelt. In der Nährlösung der Zahnrettungsbox überleben die Zellen des Zahngewebes mindestens 24 Stunden, maximal bis zu 48 Stunden. Damit der Zahn später wieder gut einheilen kann, muss so viel Zellmaterial wie möglich an der Zahnwurzel vital bleiben.

Erste Hilfe, wenn ich keine Zahnrettungsbox habe

Wer keinen Zugriff auf eine Box hat, kann den Zahn ersatzweise in einem Gefäß mit Milch (am besten kalte H-Milch) lagern. Auch Kochsalzlösung ist denkbar, allerdings halten Experten und Expertinnen das eher für einen Kompromiss als eine Lösung. Länger als ein, zwei Stunden sollte der Zahn darin nicht aufbewahrt werden. Zur Not kann man den Zahn in Frischhaltefolie einwickeln, ein Taschentuch dagegen eignet sich nicht. Diese Methoden verhindern das Zellsterben des Zahns nicht, sondern zögern es nur für eine kurze Zeit hinaus. Daher ist es wichtig, Kind und Zahn auf schnellstem Weg in eine zahnmedizinische Praxis zu bringen. Auf dem Weg dahin könnte das Gefäß noch in einer Apotheke gegen eine Zahnrettungsbox ausgetauscht werden. Auch dann gilt wieder: Den Zahn nur an der Krone anfassen. Die Lagerung in Wasser oder Speichel wird von Medizinerinnen und Medizinern kritisch gesehen. Insbesondere das Kind sollte den Zahn oder -teile nicht in im Mund, beispielsweise unter der Zunge, transportieren, weil es den Zahn oder die Teile verschlucken könnte.

Wie wird ein Zahnunfall vom Kind behandelt?

Erreichen Sie die Zahnarztpraxis innerhalb einer Stunde nach dem Zahnunfall und ist der Zahn vital, besteht eine gute Chance, dass der Zahn wieder in den Kiefer eingesetzt und mögliche Bruchstücke angeklebt werden können. Je schneller die Zahnmedizinerin oder der -mediziner die Wunde nach dem Zahnunfall versorgen kann, umso geringer ist das Risiko für Folgeschäden.

Sobald Sie in der Praxis ankommen, sollte das medizinische Fachpersonal den Zahn in ein geeignetes Zellkulturmedium legen, falls Sie ihn nicht in einer Zahnrettungsbox transportiert haben. Denn bis zum Einsetzen kann durch die Untersuchung Ihres Kindes noch einige Zeit vergehen. Steht die Diagnose fest, wird der Zahn professionell gereinigt und im besten Fall in den Kiefer retransplantiert.

Besonderheiten beim Zahnunfall mit Milchzähnen

Milchzahnverletzungen erfordern besondere Aufmerksamkeit. Denn gesunde Milchzähne sind quasi die Platzhalter für die bleibenden Zähne. Wird eine schwere Milchzahnverletzung falsch oder gar nicht behandelt, können die Folgen so gravierend sein, dass die bleibenden Zähne Schaden nehmen oder sogar verloren gehen. Deshalb lautet eine Faustregel: Behandeln Sie einen Zahnunfall auch bei einem Kind mit Milchzähnen nicht selbstständig

Scheinbar geringe Verletzungen wie ein lockerer oder verschobener Zahn oder eine abgebrochene Ecke sollte stets eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt kontrollieren und versorgen. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, den Milchzahn zu erhalten, sondern eine Schädigung der darunter sitzenden Zahnkeime der bleibenden Zähne auszuschließen.

Auch bei Milchzähnen gilt: Setzen Sie einen Zahn, der durch einen Unfall verloren wurde, nicht selbst wieder ein, das kann den darunter liegenden Zahn in Mitleidenschaft ziehen und das kommende Gebiss beeinflussen.

Ein Junge liegt auf einer Zahnarztliege und hält sich nachdenklich einen Finger ans Kinn. Eine junge Zahnärztin sitzt neben ihm und zeigt ihm ein Ultraschallbild seiner Zähne.

© iStock / andresr

Ein Zahnunfall kann bei Kindern weitreichende Folgen haben – wenn nicht sofort richtig gehandelt wird.

Wann muss ich zum Zahnarzt, wenn mein Kind gestürzt ist?

Sobald es eine Gewalteinwirkung auf das Gebiss gab, sollten Sie mit Ihrem Kind eine Zahnarztpraxis aufsuchen – etwa, wenn das Kind auf die Zähne gestürzt ist, einen Zahnunfall hatte oder einen Schlag auf das Gebiss abbekommen hat. Unabhängig davon, ob mit bloßem Auge ein Schaden am Zahn erkennbar ist oder das Kind Schmerzen hat. Denn ein Zahntrauma in Form von Rissen oder Frakturen kann bestehen, obwohl man es als Laie nicht erkennt. Durch kleine Risse beispielsweise können unter Umständen Bakterien in das Zahninnere eindringen und dort eine Entzündung verursachen. Daher sollte medizinisch abgeklärt werden, ob eine Behandlung notwendig ist oder nicht.

Weiterführende Links zum Thema

Wer zahlt beim Zahnunfall vom Kind?

Die gesetzliche Krankenversicherung trägt die ärztlichen Behandlungen, die Kosten des Labors und damit alle direkten Kosten, die durch einen Zahnunfall vom Kind entstehen. Ist ein Zahnersatz nötig, wird dieser zwar bezuschusst, einen Teil übernehmen aber die Eltern des Kindes selbst. Ästhetische Maßnahmen sind in der Regel nicht von der Kostenübernahme gedeckt.

Eine umfassende Dokumentation durch das medizinische Fachpersonal von Anfang an ist bei einem Zahnunfall besonders wichtig. Denn manchmal zeigen sich Spätfolgen, die eine weitere und eventuelle kostenintensive Behandlung erfordern, erst nach einigen Jahren.

Wie beuge ich einem Zahnunfall beim Kind vor?

Weil Kinder toben, spielen und Sport treiben, gehören kleinere Unfälle zum Alltag dazu. Die Unfallgefahr für Zahnunfälle lässt sich trotzdem mit einfachen Vorsichtsmaßnahmen abmindern. Oftmals reicht es schon aus, mit dem Kind über mögliche Gefahrensituationen zu sprechen und richtige Verhaltensweisen einzuüben. Bei Sportarten mit viel Körperkontakt kann ein individuell gefertigter Gebissschutz das Risiko für einen Zahnunfall senken. Er schützt sowohl Milch- als auch bleibende Zähne bei Stürzen oder Zusammenstößen. Im Alltag hilft es, Kinder dafür zu sensibilisieren, keine harten Gegenstände wie Stifte oder Spielzeug in den Mund zu nehmen.

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