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Ayahuasca – das gefährliche Gebräu der Schamanen
Veröffentlicht am:12.05.2025
5 Minuten Lesedauer
In der Esoterik- und Partyszene gilt Ayahuasca als Stoff, der für spirituelle Selbsterkenntnis sorgen soll. Doch die Nebenwirkungen können gefährlich sein. Die Droge und entsprechende Zeremonien sind in Deutschland verboten.

© iStock / Arlette Lopez
Ayahuasca – ein magischer Stoff?
Ayahuasca – das Wort klingt mythisch. Nach Zeremonien, nach Urwald und Magiern. Nach Tropennacht, Dunkelheit, Lagerfeuer und fremdartigen Ritualen. Und genau das ist auch der Ursprung dieser Droge: Schon vor hunderten Jahren setzten Schamanen und Heilende im Amazonasgebiet das Gebräu im Rahmen von religiösen und medizinischen Zeremonien ein. Es sollte das Bewusstsein erweitern, die Wahrnehmung verändern und einen neuen Blick auf sich selbst und die Welt erlauben.
In den letzten Jahrzehnten ist Ayahuasca auch im Westen immer mehr zum Thema geworden. Zum einen bei spirituell und esoterisch orientierten Menschen. Aber auch Teile der Partyszene interessieren sich für den Pflanzensud wegen seiner halluzinogenen Wirkung. Selbst in der Fernsehshow „Das Duell um die Welt“ reiste Joko Winterscheidt zum Amüsement der Zuschauer in den Dschungel von Equador und trank dort Ayahuasca. Er erlebte einen mehrstündigen Trip. Droge als Lifestyle?
Hierzulande ist die Einordnung eindeutig: In Deutschland und im größten Teil von Europa ist Ayahuasca wegen seines psychoaktiven Inhaltsstoffes DMT als illegale Substanz eingestuft. Besitz und Verkauf von DMT-haltigen Substanzen stehen unter Strafe. Beim Konsum von Ayahuasca können schwere Nebenwirkungen auftreten, die im schlimmsten Fall tödlich sein können. Auch psychische Probleme können durch die Substanz ausgelöst werden.
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Die Wirkung von Ayahuasca
Der Hauptwirkstoff von Ayahuasca ist Dimethyltryptamin, kurz DMT. Er ähnelt chemisch dem Neurotransmitter Serotonin. Auch Psylocybin, der Wirkstoff in halluzinogenen Pilzen gehört zu den Tryptaminen und ist damit eine chemisch ähnliche Substanz.
Traditionell wird Ayahuasca in Südamerika durch das Aufkochen von Pflanzen hergestellt, vor allem von Bestandteilen des Chacruna-Strauchs. Der entstehende Sud wird getrunken. DMT wird von einigen Konsumenten auch aus dem Ayahuasca-Sud extrahiert und dann geraucht, geschnupft oder injiziert.
Der Ayahuasca-Rausch setzt 30 bis 45 Minuten nach der Einnahme ein. Er hält mehrere Stunden an. Personen, die die Droge konsumiert haben, berichten von Halluzinationen, von einem veränderten Bewusstsein und von einer verstärkten Fokussierung auf die eigenen Gefühle und das eigene Empfinden.
Ayahuasca-Zeremonie – welche Nebenwirkungen drohen?
Über zwei Drittel der Konsumenten berichten von körperlichen Nebenwirkungen. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall sind nach dem Trinken von Ayahuasca besonders häufig. Auch von Kopf-, Bauch- und Brustschmerzen, Atembeschwerden und Husten sowie Muskel- und Gelenkproblemen berichten Konsumenten und Konsumentinnen.
Ayahuasca wirkt auch auf das Herz-Kreislauf-System, wobei vor allem Herzrasen und erhöhter Blutdruck auftreten, aber auch Ohnmacht vorkommen kann. Der Konsum von Ayahuasca kann jedoch auch zu Krampf- und Erstickungsanfällen und lebensbedrohlichen Situationen führen.
Da Ayahuasca eine ähnliche Struktur wie der Neurotransmitter Serotonin hat, besteht auch das Risiko eines Serotoninsyndroms – besonders wenn die Droge zusammen mit Medikamenten eingenommen wird, die selbst zu erhöhten Serotonin-Spiegeln führen. Das Syndrom ist potenziell lebensbedrohlich, da es in schweren Fällen zu einer Überwärmung des Körpers und dramatischen Schwankungen von Puls und Blutdruck führt.
Auch wenn medizinische Notfälle beim Ayahuasca-Konsum bislang eher selten bekannt geworden sind, sollte man dieses Risiko nicht auf die leichte Schulter nehmen. Immerhin berichten 2,3 Prozent der Nutzer und Nutzerinnen, dass sie nach dem Ayahuasca-Konsum medizinische Versorgung benötigten.

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Albträume und Angst
Auch die psychischen Nebenwirkungen sind nicht ohne: Die so genannten Horrortrips sind möglich, also Angst- und Panikzustände während des Rauschs. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden an einer weltweiten Umfrage zum Thema Ayahuasca gaben außerdem an, sie hätten negative Nachwirkungen gespürt, die nach der Einnahme noch Tage oder sogar Wochen andauerten. Rund zwölf Prozent der Teilnehmenden mussten sich deswegen therapeutische Hilfe suchen.
Genannt wurden fortgesetzte optische und akustische Halluzinationen, Albträume, Angst, Niedergeschlagenheit und Gefühle von Einsamkeit. Und nicht zuletzt: Die durch die Einnahme einer halluzinogenen Substanz entstehenden Wahrnehmungsstörungen können dafür sorgen, dass jemand unter dem Einfluss der Droge etwas tut, das seine Gesundheit oder sogar sein Leben gefährden kann.
Wirkungen erinnern an Psychosen
Ob es infolge des Konsums von Ayahuasca auch zu bleibenden psychischen Störungen kommen kann, ist noch nicht ausreichend erforscht. Auffällig ist allerdings, dass einige der psychischen Nebenwirkungen, insbesondere die halluzinogenen Effekte und die Schwierigkeiten Reales von Nicht-Realem zu unterscheiden, an die Symptomatik einer akuten Psychose erinnern. Experten vermuten dahinter ähnliche neuronale Wirkmechanismen.
Sich selbst finden mit Meditation und Achtsamkeit
Wer sich selbst näherkommen will, der braucht dazu keine chemischen Substanzen oder andere Drogen. Meditationstechniken helfen dabei, sich zu entspannen und mit sich selbst in Einklang zu kommen. Hier steht, was man für den Einstieg wissen muss.
Risiko Überdosis
Erschwerend kommt hinzu, dass bei Ayahuasca auch die Gefahr einer Überdosierung besteht. Denn bei einem Pflanzensud lässt sich kaum sagen, wieviel Wirkstoff in ihm enthalten ist. Außerdem werden neben dem Chacruna-Strauch noch andere Pflanzen zur Herstellung des Tranks verwendet, um die DMT-Wirkung zu verstärken.
Wie auch bei anderen illegalen Drogen gilt hier: Man kann niemals sicher sein, welche Stoffe in welcher Konzentration sich genau in dem Sud befinden.
Fazit: Wie gefährlich ist Ayahuasca?
Obwohl Ayahuasca häufig mit einem spirituellen Hintergrund aufgeladen und so beworben wird – bei der Substanz handelt es sich um eine Droge. Wer sie konsumiert, muss mit körperlichen und psychischen Nebenwirkungen rechnen, die unter Umständen auch schwere Folgen haben und lange Zeit anhalten können. Man sollte sie deshalb nicht als geeignetes Mittel zur Selbsterkundung ansehen und keinesfalls versuchen, psychische Probleme damit selbst zu behandeln. Bei letzteren sollte ein Arzt oder eine Ärztin oder ein Psychotherapeut oder eine Psychotherapeutin konsultiert werden, da zunächst eine gründliche Diagnostik erfolgen muss, um auf dieser Basis eine geeignete Therapie einleiten zu können.
Die rechtliche Lage in Deutschland ist sowieso eindeutig: Ayahuasca ist verboten. Wer es anderen anbietet, damit handelt oder es im Besitz hat, muss mit juristischen Konsequenzen rechnen.
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