Psychologie

Online-Selbsthilfegruppe, Apps oder Social Media: Was unterstützt mich bei Depressionen?

Veröffentlicht am:20.11.2025

4 Minuten Lesedauer

Online-Communities und Apps können Menschen mit Depressionen entlasten. Doch sie bergen auch Gefahren in sich und haben ihre Grenzen.

Eine junge Frau sitzt mit angezogenen Beinen auf der Couch und guckt nachdenklich.

© iStock / fizkes

Hilfe bei einer Depression: Wie gut sind Online-Selbsthilfegruppen und Foren?

Weltweit herrscht ein Mangel an Angeboten, um die psychische Krankheiten in der Bevölkerung zu versorgen, hat die Weltgesundheitsorganisation festgestellt. Digitale Ansätze wie Online-Selbsthilfegruppen bei Depressionen oder moderierte Foren könnten helfen, diese Lücken zu verkleinern und zusätzliche Unterstützung leichter zugänglich zu machen. In Online-Foren können Menschen sich austauschen, auf Beiträge anderer reagieren und Informationen, Ratschläge oder emotionale Unterstützung teilen. Solche Foren sind meist moderiert und konzentrieren sich entweder auf bestimmte Erkrankungen wie Depressionen oder allgemeiner auf das Thema seelisches Wohlbefinden.

Untersuchungen zeigen, dass Menschen vor allem dann langfristig in Online-Foren aktiv bleiben, wenn sie sich dort sicher fühlen und die Inhalte für ihr Leben relevant sind. Besonders hilfreich sind Gemeinschaften, die offen, respektvoll und leicht zugänglich sind. Dort können Betroffene Erfahrungen teilen, sich gegenseitig ermutigen und das Gefühl verringern, allein mit ihren Problemen zu sein.

Weil man bei Depressionen an speziellen online Selbsthilfegruppen oft anonym teilnehmen kann, fällt es Betroffenen leichter, offen über ihre Beschwerden zu sprechen. Dadurch entsteht ein Raum, in dem Menschen ehrlich über Ängste oder Rückschläge sprechen können, ohne Stigmatisierung befürchten zu müssen. Wichtig ist allerdings eine gute Moderation: Sie sorgt dafür, dass der Austausch respektvoll bleibt und belastende Inhalte begrenzt werden.

Wie soziale Medien bewusst positiv genutzt werden können

Obwohl soziale Medien immer wieder in der Kritik stehen, können sie auch positive Effekte auf das Wohlbefinden haben. Denn ein starkes soziales Netzwerk ist wichtig für die seelische Gesundheit – und digitale Plattformen können einigen Menschen helfen, fehlende persönliche Interaktionen oder Treffen im Alltag etwas auszugleichen. Sie überwinden räumliche und zeitliche Hürden, machen Kontakte leichter möglich und stärken oder erweitern damit das persönliche Netzwerk. Wichtig ist dabei, soziale Medien nicht als alleinige Lösung zu betrachten, sondern als Ergänzung zu professioneller Hilfe. Wer soziale Medien achtsam einsetzt und als eine Art Routine sieht, um mit anderen zu interagieren, zieht oft einen positiven Nutzen daraus. Schwierig dagegen wird es, wenn man die Apps ständig checkt, aus Angst etwas zu verpassen – das kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Oder wenn es keine sozialen Kontakte in der „analogen Welt“ mehr gibt.

Passende Artikel zum Thema

Digitale Hilfen in Deutschland

Neben Social Media und Online-Foren oder Online-Selbsthilfegruppen bei Depressionen gibt es auch digitale Programme: Diese sogenannten internetbasierten Interventionen können bei einigen Menschen Symptome lindern und sind inzwischen breit verfügbar. Die digitalen Anwendungen gelten deshalb als sinnvolle Ergänzung zur ärztlichen oder therapeutischen Behandlung, jedoch nicht als Ersatz. Ein Beispiel dafür ist das niedrigschwellige Selbstmanagement-Programm „iFightDepression“. Darüber hinaus gibt es in Deutschland sogenannte digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die ärztlich verordnet werden können. Sie sind im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gelistet.

Ein Mann sitzt auf einem Sessel und guckt konzentriert auf ein Tablet.

© iStock / MStudioImages

Online Selbsthilfegruppen, Apps und Social Media können bei Depressionen helfen – sie ersetzen aber keine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung.

Welche Online-Selbsthilfe kann bei Depressionen helfen?

Eine Möglichkeit der digitalen Unterstützung ist moodgym. Das Online-Selbsthilfeprogramm, das auch als App verfügbar ist, besteht aus fünf Bausteinen und basiert auf Theorien und Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie. In spielerischen Übungen zeigt es, wie man negative Gedankenmuster erkennt und durch hilfreichere Gedanken und Verhaltensweisen ersetzt. So kann sich das Befinden verbessern. In einer wissenschaftlichen Studie der Universität Leipzig zeigte sich, dass moodgym bei Patienten und Patientinnen mit leichten bis mittelschweren Depressionen, die in hausärztlicher Behandlung sind, zusätzlich zu den klassischen Behandlungswegen hilft. Betroffene berichteten zudem über bessere Lebensqualität und mehr freudestiftende Aktivitäten. moodgym ist kostenlos, anonym und für alle Interessierten frei zugänglich. Menschen mit Depressionen sollten mit ihrem behandelnden Experten absprechen, ob moodgym in ihrem individuellen Fall zusätzlich zu anderen Behandlungsmaßnahmen sinnvoll ist. Das Programm wurde vor mehr als 20 Jahren von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Australian National Universitity entwickelt und weltweit in mehr als 80 Studien in verschiedenen Kontexten wissenschaftlich untersucht.

Passende Angebote der AOK

Die Grenzen digitaler Unterstützung

Ob Soziale Medien, Foren, Online-Selbsthilfegruppen bei Depressionen oder medizinische Angebote und Apps: Sie können die psychische Gesundheit fördern. Entscheidend bleibt jedoch, dass digitale Angebote eine Ergänzung sind. Wer anhaltend depressive Symptome hat, sollte sich immer psychotherapeutische oder ärztliche Hilfe suchen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Erkrankung wirksam behandelt wird. Der Austausch auf Social Media, in Foren oder Online-Gruppen ersetzt keine psychotherapeutische Behandlung. Zudem besteht auch ein Risiko, dass sich negative Erfahrungen innerhalb einer Community verstärken oder falsche Informationen weitergegeben werden.

Fachlich geprüft
Fachlich geprüft

Die Inhalte unseres Magazins werden von Fachexpertinnen und Fachexperten überprüft und sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.


Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?