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Veränderung der Scheide im Alter – hilfreiche Infos und Tipps
Veröffentlicht am:27.08.2025
5 Minuten Lesedauer
Mit den Wechseljahren gehen eine Reihe von Veränderungen im weiblichen Körper einher. Das Absinken des Östrogenspiegels beeinflusst auch die Scheide und kann verschiedene Symptome hervorrufen. Welche Maßnahmen können dann helfen?

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Was verursacht die Veränderung der Scheide im Alter?
Dass sich die Scheide, oder Vagina, im Alter verändert, ist ein natürlicher Prozess. Ursache dafür ist der sinkende Östrogenspiegel. Östrogen ist eines der wichtigsten Sexualhormone der Frau. Es wird vor allem in den Eierstöcken produziert und ist auch für die Vagina von Bedeutung: Zum einen stimuliert Östrogen die Drüsen am Gebärmutterhals. Diese produzieren Schleim und Flüssigkeit, um das Gewebe der Vagina geschmeidig zu halten. Es sorgt außerdem dafür, dass die Schleimhaut dick und elastisch bleibt. Zusätzlich regt es die Zellen, die die Vagina auskleiden, zur Produktion von Glykogen an. Glykogen ist ein Kohlenhydrat, das den nützlichen Milchsäurebakterien, den sogenannten Lactobazillen, in der Scheide als Energiequelle dient. Diese Mikroorganismen wiederum schützen die Vagina vor Infektionen mit krankmachenden Keimen, indem sie ein saures Milieu bilden.
In den Wechseljahren bilden die Eierstöcke jedoch immer weniger Östrogen, bis sie die Produktion ganz einstellen. Die hormonelle Umstellung kann mit der Zeit dazu führen, dass das Gewebe um Blase, Harnröhre, Vulva und Vagina herum dünner wird. Auch die Anzahl der schleimbildenden Drüsen am Gebärmutterhals und der schützenden Milchsäurebakterien nimmt ab. Bei manchen Frauen wird zudem das Fettgewebe im Genitalbereich weniger. Daher entsteht der Eindruck, dass es zu einer Rückbildung der Schamlippen, oder besser: Vulvalippen und der Klitoris in den Wechseljahren kommt. Die Vagina wird etwas kürzer, weniger elastisch und trockener. Das Aussehen des Genitalbereichs kann sich daher etwas verändern. Wie stark die Veränderungen ausgeprägt sind, ist individuell unterschiedlich.
Wie macht sich Östrogenmangel in der Scheide bemerkbar?
Bis zu zwei Drittel der Frauen leiden unter Beschwerden in den Wechseljahren. Wenn die Produktion von Östrogen abnimmt und es zu Veränderungen im Genitalbereich kommt, macht sich das bei Frauen unterschiedlich stark bemerkbar. Manche merken nichts oder nur sehr wenig, bei manchen Frauen treten die Symptome sofort auf, bei anderen wiederum erst Jahre nach den Wechseljahren. Der Östrogenmangel in der Scheide kann folgende Symptome auslösen:
- Vor allem beim Geschlechtsverkehr kann sich die Vagina unangenehm trocken anfühlen und wund werden. Mitunter tritt zusätzlich Juckreiz oder ein Brennen auf.
- Fehlen die schützenden Milchsäurebakterien, kann sich der pH-Wert in der Vagina verändern. Dadurch kann es leichter zu Infektionen kommen.
- Wird die Schleimhaut der Vagina dünner, können Harnröhre und Blase manchmal nicht mehr richtig schließen, weil die Schleimhaut gleichzeitig als Polster für den Eingang der Harnröhre dient. Dadurch kommt es häufiger zu einer Blasenschwäche (Harninkontinenz). Typische Anzeichen dafür sind zum Beispiel verstärkter Harndrang und gehäufte Entzündungen der Harnwege, weil Bakterien leichter in die Harnröhre gelangen können. Zudem erschlafft mit zunehmendem Alter oft die Beckenbodenmuskulatur. Das kann das Risiko für eine Blasenschwäche verstärken.
Bereitet die Veränderung der Vagina in oder nach den Wechseljahren derartige Probleme, sprechen Fachleute auch von der sogenannten vaginalen Atrophie beziehungsweise vom Urogenitalen Menopause-Syndrom.
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Was hilft bei einer Veränderung der Scheide im Alter?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die bei Beschwerden durch eine Veränderung der Vagina im Alter helfen können. Einfache Mittel gegen Trockenheit, die vielen Frauen helfen, sind zum Beispiel Gleitmittel oder Feuchtigkeitscremes. Es gibt viele freiverkäufliche Produkte, die in Apotheken und Drogerien erhältlich sind.
Gleitmittel gegen Scheidentrockenheit
Gleitmittel sind besonders beim Geschlechtsverkehr hilfreich, um die Reibung zu vermindern und das Gefühl von Trockenheit zu lindern. Sie werden in der Regel erst kurz vor dem Sex mit dem Partner oder der Partnerin aufgetragen. Es gibt Gleitmittel auf Wasser- und auf Silikonbasis. Letztere sind länger wirksam. Diese eignen sich auch zur Intimmassage.
Wichtig: Vaseline und Babyöl sind als Gleitmittel nicht geeignet, da sie nicht glatt oder gleitfähig genug sind. Außerdem können sie den Latex von Kondomen zersetzen. Auch manche Gleitgele und Vaginalcremes enthalten Stoffe, die latexhaltige Kondome schädigen können. Beachten Sie daher entsprechende Hinweise der Packungsbeilage und steigen Sie gegebenenfalls auf latexfreie Kondome um.
Feuchtigkeitscremes bei trockener Scheide
Spezielle Feuchtigkeitscremes für die Vagina können helfen, die Trockenheit langfristig zu lindern. Die Präparate enthalten meistens Hyaluronsäure. Das ist ein Stoff, der Wasser speichern kann und die Haut geschmeidig hält. Ein weiterer Inhaltsstoff ist manchmal Milchsäure, um den pH-Wert in der Vagina zu normalisieren und so Infektionen vorzubeugen. In der ersten Woche der Anwendung ist das tägliche Auftragen der Creme empfohlen, danach reicht es aus, sie zweimal pro Woche zu verwenden. Vaginalcremes können auch zusammen mit Gleitgelen benutzt werden.
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Welche zusätzlichen Tipps gibt es bei einer Veränderung der Scheide im Alter?
Es gibt weitere Maßnahmen, die dazu beitragen können, unangenehme Symptome einer Veränderung der Vagina im Alter zu lindern:
- Eine regelmäßige Massage der Vulva (zum Beispiel mit den Fingern oder mit einem Sexspielzeug) erhöht die Durchblutung und fördert somit die Elastizität der Haut.
- Regelmäßiges Beckenbodentraining steigert ebenfalls die Durchblutung der Genitalien.
- Sprechen Sie mit Ihrem Partner oder mit Ihrer Partnerin über eventuelle Probleme. Es gibt viele Möglichkeiten, sexuell aktiv zu sein.
Generell gilt: Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Gynäkologin über Ihre Probleme zu sprechen. Spätestens wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum auftreten und Maßnahmen wie Gleitgele die Symptome nicht ausreichend lindern, ist ärztliche Hilfe erforderlich. Denn manchmal können auch Hauterkrankungen der Vulva oder Ähnliches hinter den Beschwerden stecken.
In der gynäkologischen Praxis können Sie sich zudem über die Vor- und Nachteile hormonhaltiger Präparate informieren.

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Welche medizinische Hilfe gibt es?
Sollten Gleit- oder hyaluronhaltige Cremes nicht ausreichen, gibt es verschiedene Formen einer lokalen Östrogentherapie. Diese sind rezeptpflichtig. Östrogenhaltige Tabletten, Cremes und Scheiden-Zäpfchen werden ein- bis zweimal pro Woche im Bereich der Scheide und dem äußeren Genital aufgetragen beziehungsweise eingeführt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, einen Östrogen freisetzenden Ring einzusetzen. Dieser bleibt bis zu drei Monate in der Scheide und gibt täglich ganz geringe Mengen Östrogen ab.
Die lokale Form der Hormontherapie wirkt praktisch ausschließlich lokal an Scheide, Vulvalippen und Harnröhre beziehungsweise Blase, ohne weitere Auswirkungen auf den restlichen Körper. Das Östrogen fördert den Wiederaufbau der Schleimhaut in der Vagina. Das schützt beispielsweise vor Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und kann auch Beschwerden mit der Blase und eine Harninkontinenz verbessern. Allerdings sind Nebenwirkungen wie Schmierblutungen und Brustspannen möglich.
Diese lokale Hormongabe ist eine Dauertherapie. Wird sie unterbrochen oder beendet, treten die Symptome und Beschwerden wieder auf. Es spricht aber aus medizinischer Sicht nichts dagegen, eine solche lokale Hormontherapie langfristig durchzuführen.
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