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Organe

Leben mit einer Niere: Was erwartet mich?

Veröffentlicht am:09.09.2025

6 Minuten Lesedauer

Die Nieren filtern das Blut, regulieren den Flüssigkeitshaushalt sowie den Blutdruck – und sie sind normalerweise zu zweit. Was hat es für Folgen, wenn jemand eine Niere verliert oder an einen engen Verwandten spendet?

Mann und Frau, beide um die 50, in sportlicher Kleidung in einem Park. Sie halten Nordic-Walking-Stöcke in den Händen und lachen sich an.

© iStock / Mariia Vitkovska

Leben mit nur einer Niere: Wie kommt es dazu?

Die Nieren sind etwa faustgroß und sitzen links und rechts im unteren Teil des Bauches, geschützt durch die unteren Rippen. Sie filtern Gift- und Abfallstoffe aus dem Blut heraus und scheiden diese über den Urin aus.

In der Regel haben alle gesunden Menschen zwei Nieren, es gibt jedoch verschiedene Ursachen für ein Leben mit nur einer Niere:

  • Bereits bei der Geburt fehlt eine Niere (Nierenagenesie) oder sie weist so starke Fehlbildungen auf, dass sie nicht funktioniert.
  • Eine Niere muss operativ entfernt werden (Nephrektomie). Der häufigste Grund dafür sind bösartige Nierentumoren. Aber auch eine Nierenerkrankung oder eine Verletzung des Organs beispielsweise durch einen Unfall können eine Entfernung notwendig machen.
  • Jemand entscheidet sich, eine Niere zu spenden – also eine Lebendspende zu leisten, zum Beispiel für einen nahestehenden nierenkranken Menschen. Voraussetzung für solch eine Transplantation ist, dass der Spender oder die Spenderin zwei gesunde Nieren hat und über einen guten Gesundheitszustand verfügt. Derzeit stammt in Deutschland fast jede dritte gespendete Niere von einem Lebendspender.

In jedem dieser Fälle kann die verbleibende Niere das Fehlen der anderen zum größten Teil kompensieren. So fällt eine angeboren fehlende Niere bei Kindern oft nur im Ultraschall auf. Auch Erwachsene führen nach einer Nierenspende oder einer Nephrektomie in der Regel ein normales Leben, nachdem sie sich von der Operation erholt haben.

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Wie lange kann man mit nur einer Niere leben?

Mit nur einer Niere liegt die gesamte Nierenleistung des Spenders oder der Spenderin bei ungefähr 70 Prozent. Die verbleibende Niere kann also den Ausfall des zweiten Organs normalerweise gut kompensieren, sie muss jedoch etwas mehr Arbeit leisten.

Studien deuten darauf hin, dass die Spender und Spenderinnen nach einer Lebendnierenspende zumeist keine Beeinträchtigungen in ihrem täglichen Leben spüren. Jedoch ist die Datenlage nicht sehr umfangreich: Die aktuell verfügbaren Studien beobachteten die Spendenden über einen Zeitraum von maximal 15 Jahren. Für Zeiträume von 30 oder 40 Jahren gibt es zurzeit kaum belastbare Daten, sodass die Prognose für junge Nierenspender und -spenderinnen nicht zweifelsfrei abzuschätzen ist. Nach den vorliegenden Daten haben Lebendspender ein leicht erhöhtes Risiko, dass die verbleibende Niere versagt. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit, ein Nierenversagen zu erleiden, niedrig. Wird sie geschädigt, kann der Körper nicht mehr auf eine andere Niere ausweichen. So bleibt für Spenderinnen und Spender ein gewisses Langzeitrisiko, nach der Spende irgendwann selbst auf die Dialyse angewiesen zu sein oder an einem Versagen der verbleibenden Niere zu sterben. Daher ist es wichtig, als Mensch mit nur einer Niere auf einen nierenfreundlichen Lebensstil zu achten.

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Worauf ist beim Leben mit einer Niere zu achten?

Um die einzelne Niere vor einer Überlastung zu schützen, sind folgende Maßnahmen zur Vorsorge empfehlenswert:

  • Trinken Sie jeden Tag ausreichend Wasser: Je nach Wetter und körperlicher Belastung sollten es pro Tag anderthalb bis drei Liter sein.
  • Greifen Sie nur so oft wie tatsächlich nötig zu Schmerzmitteln und anderen potenziell nierenschädigenden Medikamenten. Besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin, ob Arzneimittel, die Sie eventuell langfristig einnehmen, Einfluss auf die Nierenfunktion haben können.
  • Gestalten Sie Ihren Alltag möglichst aktiv und mit viel Bewegung. Das trägt dazu bei, Blutdruck und Blutzuckerwerte im Normbereich zu halten, was langfristig auch die Niere schützt.
  • Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Blutdruck: Bluthochdruck und eine verminderte Nierenfunktion können einander langfristig gegenseitig beeinflussen.
  • Nehmen Sie einen jährlichen Nieren-Check-up wahr: Ihr Arzt oder Ihre Ärztin überprüft Ihren Blutdruck und schickt Urin- und Blutproben ins Labor. An verschiedenen Parametern – zum Beispiel dem Eiweißgehalt im Urin und dem Kreatininwert im Blut – kann er oder sie erkennen, ob die Niere korrekt arbeitet.

Mit nur einer Niere ist es außerdem wichtig, auf eine gesunde Ernährung zu achten.

Im Interview mit Prof. Nagel, Mitglied des Deutschen Ethikrates, geht es um die Frage, welche Überlegungen die Angst vor einer Organspende nehmen können.

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Mehrere Porzellanschalen in verschiedenen Formen und Farben, die unterschiedliche Arten von Kräutern enthalten.

© iStock / Nikolay_Donetsk

Wer selbst kocht, dabei zum Würzen weniger Salz und stattdessen Kräuter nutzt, schont die verbliebene Niere.

Was darf man mit einer Niere nicht essen und trinken?

Im Grunde ist auch mit nur einer Niere keine spezielle Diät nötig und es gibt keine verbotenen Lebensmittel. Es ist jedoch ratsam, dass Sie Ihre verbliebene Niere nicht dauerhaft stark beanspruchen. Das bedeutet:

  1. Verzichten Sie auf übermäßig viel Salz. Gesunde Erwachsene sollten nicht mehr als sechs Gramm Salz pro Tag zu sich nehmen – das entspricht ungefähr einem Teelöffel. Bei Fertigprodukten und Fast Food (Pommes frites, Tiefkühlpizza und Ähnliches) überschreitet man oft schon mit einer Portion den Tagesbedarf.
  2. Auch eine stark erhöhte Eiweißzufuhr kann die verbliebene Niere auf Dauer schädigen, zum Beispiel durch Proteinpulver und High-Protein-Produkte.
  3. Achten Sie darauf, nicht zu viel Alkohol zu trinken. Alkohol ist ein Zellgift, das alle Organe des Körpers, auch die Nieren schädigt. Außerdem erhöht er die Urinausscheidung. Beides belastet die Nieren. Deswegen ist es sinnvoll, den Konsum in Maßen zu halten oder ganz auf Alkohol zu verzichten.

Unterm Strich ist es sinnvoll, viel selbst zu kochen und dabei zu möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln zu greifen. Salz kann gut durch Kräuter ersetzt werden.

Fachlich geprüft
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