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Gelbsucht bei Erwachsenen

Veröffentlicht am:26.10.2023

5 Minuten Lesedauer

Gelbsucht entsteht, wenn die Konzentration des Gallenfarbstoffes Bilirubin im Blut zu hoch ist. Die weiße Augenhaut und die übrige Haut verfärben sich dann gelblich. Oft wird Gelbsucht von einer Erkrankung der Leber oder der Gallenwege ausgelöst.

Das Auge eines Gelbsucht-Patienten, das Augenweiß ist typisch gelblich verfärbt.

© iStock / Daria Kulkova

Was ist eine Gelbsucht?

Gelbsucht, auch Ikterus genannt, beschreibt die Gelbfärbung von Haut. Besonders auffällig ist die Verfärbung der Lederhaut der Augen. Der Grund für die gelbe Farbe ist, dass sich der Farbstoff Bilirubin im Körper anreichert. Dieser Gallenfarbstoff wird in den Leberzellen gebildet und ist ein Endprodukt des Abbaus ausgedienter roter Blutkörperchen. Er wandert von der Leber in die Gallenblase und wird über diese in den Darm abgegeben, dort weiter abgebaut und schließlich mit dem Stuhl ausgeschieden. Der abgebaute Gallenfarbstoff ist auch dafür verantwortlich, dass der Stuhl normalerweise bräunlich gefärbt ist.

Bei vielen Neugeborenen entsteht in den ersten Lebenstagen eine Gelbsucht, weil nach der Geburt überzählige rote Blutkörperchen zerfallen und die Leber sich noch an die Verstoffwechslung des dabei entstehenden Bilirubins anpassen muss. Das ist normalerweise harmlos und die Neugeborenen-Gelbsucht bildet sich innerhalb von zehn bis 14 Tagen ohne Behandlung zurück. Trotzdem sollten die Bilirubinwerte durch einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin kontrolliert werden, um Komplikationen zu verhindern. Bei Erwachsenen kann eine Gelbsucht auf unterschiedliche Erkrankungen hinweisen, die häufig mit der Leber oder den Gallenwegen zu tun haben.

Wodurch äußert sich eine Gelbsucht?

Weil sich der Gallenfarbstoff Bilirubin im Blut immer weiter anreichert, färbt sich die Haut gelblich. Betroffene bemerken oft zuerst eine Gelbfärbung der eigentlich weißen Lederhaut der Augen. Darüber hinaus nimmt der Urin manchmal eine dunklere, bierbraune Farbe an, während der Stuhl ungewöhnlich hell bis weiß sein kann.

Häufig kommt zu diesen Beschwerden noch ein Juckreiz (Pruritus) an unterschiedlichen Körperstellen hinzu, der sehr belastend sein kann. In Abhängigkeit von der Ursache der Gelbsucht können weitere Symptome, wie Fieber oder Schmerzen im rechten Oberbauch hinzukommen. Viele Betroffene haben außerdem wenig bis keinen Appetit.

Ist Gelbsucht ansteckend?

Eine Gelbsucht ist keine Krankheit, sondern ein Symptom unterschiedlicher Erkrankungen. Meist liegt der Gelbsucht keine infektiöse Erkrankung zugrunde und dann ist auch keine Ansteckung zu befürchten. Manchmal entsteht eine Gelbsucht aber auch infolge einer Infektion, die von Mensch zu Mensch übertragen werden kann – zum Beispiel durch eine virusbedingte Leberentzündung. Daher ist es wichtig, zunächst herauszufinden, was die Ursache der Gelbsucht ist.

Ein Arzt entnimmt unter Ultraschallkontrolle eine Probe von der Leber einer Patientin.

© iStock / choja

Mittels Ultraschalluntersuchung können die Struktur und Größe der Leber, der Gallenblase und der Gallenwege beurteilt werden.

Wie erfolgt die weitere Diagnostik bei einer Gelbsucht?

Da eine Gelbsucht Anzeichen für eine schwere Grunderkrankung sein kann, sollten Betroffene schnell einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Um abzuklären, was die Ursache der Gelbsucht ist, stellen die Mediziner im ärztlichen Anamnesegespräch möglicherweise folgende Fragen:

  • Sind Urin und/oder der Stuhl ungewöhnlich gefärbt?
  • Bestehen Schmerzen? Wenn ja, wann und wo genau? Wie fühlen sich diese Schmerzen an?
  • Gingen der Gelbsucht andere Beschwerden voraus?
  • Haben Sie in den letzten Wochen/Monaten ungewollt Gewicht verloren?
  • Haben Sie Appetit?
  • Haben Sie Juckreiz?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
  • Wie ist Ihr Alkoholkonsum?
  • Hatten Sie Kontakt mit Substanzen, die leberschädigend wirken können?
  • Sind in Ihrer Familie schon Fälle von Gelbsucht aufgetreten?

Um zu ergründen, ob eine infektiöse Leberentzündung die Ursache für die Gelbsucht ist, kann der Arzt oder die Ärztin auch nach möglichen Infektionswegen fragen:

  • Konsumieren Sie Drogen?
  • Waren Sie in letzter Zeit auf einer Fernreise?
  • Hatten Sie Kontakt zu anderen Menschen mit infektiöser Gelbsucht?
  • Hatten Sie kürzlich eine Bluttransfusion?

Darüber hinaus ist es für die Diagnose wichtig, einige Blutwerte zu bestimmen. Sie geben zum Beispiel Aufschluss über die Menge des Bilirubins, der roten Blutkörperchen und des roten Blutfarbstoffs, die Blutgerinnung und die Gesundheit der Leber. Mittels Ultraschalluntersuchung kann der Arzt oder die Ärztin die Struktur und Größe der Leber sowie die Gallenblase und die Gallenwege beurteilen. Ergänzend dazu können weitere bildgebende Untersuchungen oder falls erforderlich auch Gewebeentnahmen erfolgen.

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Die Ursachen: Was löst eine Gelbsucht aus?

Die Leber ist unter anderem dafür zuständig, dass das Bilirubin, das beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin entsteht, so weiterverarbeitet wird, dass es als Bestandteil der Gallenflüssigkeit in den Darm abgegeben und ausgeschieden werden kann. Dieser Stoffwechselprozess kann auf drei Ebenen gestört sein und zu einer Gelbsucht führen:

  • Störung vor der Leber (prähepatischer Ikterus)
  • Störung in der Leber (hepatischer Ikterus)
  • Störung nach der Leber (posthepatischer Ikterus)
  • Welche Ursachen hat ein prähepatischer Ikterus?

    Eine prähepatische Gelbsucht entsteht, wenn plötzlich viele rote Blutkörperchen zerstört werden und durch deren Abbau mehr Bilirubin im Blut zirkuliert, als die Leber verarbeiten kann. Eine solche Hämolyse kann unterschiedliche Gründe haben, wie zum Beispiel eine Autoimmunreaktion, Infektionskrankheiten, angeborene Störungen in den roten Blutkörperchen (wie eine Sichelzellanämie) oder Reaktionen des Immunsystems auf eine Bluttransfusion.

  • Welche Ursachen hat eine hepatische Gelbsucht?

    Die Auslöser für einen hepatischen Ikterus liegen in der Leber selbst. Der Farbstoff Bilirubin kann dann in der Leber nicht mehr richtig aufgenommen oder weiterverarbeitet werden. Als Ursachen kommen dafür unter anderem infrage:

    • Dauerhafter Funktionsverlust der Leber infolge des Ersatzes funktionierender Leberzellen durch Bindegewebe, sogenannte Leberzirrhose, zum Beispiel infolge lang andauerndem, übermäßigem Alkoholkonsum oder infolge eines chronischen Rückstaus venösen Bluts in der Leber (sogenannte Stauungsleber)
    • Tumoren- oder Metastasen in der Leber
    • Entzündung der Leber durch Infektion mit Viren (wie Hepatitis A oder Hepatitis B), Bakterien oder Parasiten (wie Malaria)
    • Entzündung der Leber durch leberschädigende Medikamente, Giftstoffe oder Autoimmunreaktionen
    • Angeborene Hyperbilirubinämie-Syndrome, wie Morbus Meulengracht
  • Welche Ursachen hat ein posthepatischer Ikterus?

    Ein posthepatischer Ikterus tritt auf, wenn die Gallenflüssigkeit, die in der Leber gebildet wird, nicht richtig abfließen kann. Die Gallenflüssigkeit gelangt normalerweise – samt Bilirubin – aus der Leber über die Gallenwege in die Gallenblase und von dort in den Darm. Es gibt verschiedene Ursachen, die zu Störungen des Gallenabflusses führen können:

    • Blockierung der Gallenwege durch Gallensteine
    • Tumoren der Gallenwege, Gallenblase, Leber oder Bauchspeicheldrüse
    • Entzündungen der Gallengänge oder der Bauchspeicheldrüse

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Wie kann eine Gelbsucht behandelt werden?

Die Therapie einer Gelbsucht hängt immer von der zugrunde liegenden Erkrankung ab.

  • Liegt die Ursache der Gelbsucht vor der Leber, muss der übermäßige Abbau roter Blutkörperchen gestoppt werden.
  • Liegt die Ursache in der Leber selbst (hepatischer Ikterus), muss die Lebererkrankung behandelt werden. Dies kann bei einer Virushepatitis zum Beispiel durch eine antivirale Therapie erfolgen.
  • Schädigen dagegen bestimmte Medikamente die Leber, ist es in der Regel notwendig, diese Stoffe nach ärztlicher Rücksprache abzusetzen, um die Leber zu entlasten und nicht weiter zu schädigen.
  • Ist der Abfluss der Gallenflüssigkeit gestört, müssen blockierende Gallensteine entfernt werden.
  • Bei Verengungen der Gallenwege kann die Aufdehnung mit einem Stent erwogen werden.
  • Ist ein Tumor die Ursache der Gelbsucht, muss geprüft werden, ob dieser operativ entfernt oder mittels Strahlen- oder Chemotherapie verkleinert werden kann.

Genau wie die Therapie hängen auch der Verlauf der Gelbsucht entscheidend von der Grunderkrankung und deren Behandelbarkeit ab.

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