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Was genau ist ein Tennisarm und wie lassen sich die Beschwerden lindern?

Veröffentlicht am:28.03.2022

5 Minuten Lesedauer

Selbst kleinste Bewegungen sind mühsam: Schon leichtes Heben reicht aus und der Schmerz zieht vom Ellenbogen bis in die Hand. Wer den Tennisarm vermeiden will, sollte vorbeugen. Denn die Behandlung ist meist langwierig.

Ein Mann auf dem Tennisplatz fasst sich mit schmerzerfülltem Gesicht an seinen Tennisarm.

© iStock / PeopleImages

Was ist ein Tennisarm oder Tennisellenbogen?

Ziehende Schmerzen im Arm, die in die Hand ausstrahlen, weisen häufig auf einen sogenannten Tennisarm hin. Die Beschwerden entstehen durch übermäßige Belastungen, wobei die genauen Ursachen nicht bekannt sind. Mediziner vermuten, dass die Über- oder Fehlbelastung zu winzigen Verletzungen sowie zu Verschleiß am Ansatz der Muskelsehnen führt und so die typischen Schmerzen entstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Betroffenen den jeweiligen Arm kurzfristig ungewohnt stark belastet haben, etwa durch Gartenarbeit oder das Heben eines schweren Gegenstandes, oder ob der Arm langfristig einseitig belastet wurde, ohne dass ein Ausgleich erfolgt ist. Beispielsweise leiden Büroangestellte häufig unter einem Tennisellenbogen, die viel am Computer arbeiten. Etwa zwei von hundert Deutschen haben mit einem Tennisarm zu kämpfen. Meistens macht er sich im mittleren Lebensalter bemerkbar.

Die Sportart Tennis hat also nicht zwangsläufig etwas mit der Entstehung eines Tennisarms zu tun, sondern ist nur eine von mehreren Tätigkeiten, die typischerweise zu Schmerzen im Arm führen können. Weitere Beispiele für Ursachen und Risikofaktoren sind:

  • Sportarten: etwa Rudern, Paddeln, Krafttraining, Badminton, Squash
  • Handwerk: zum Beispiel Malerarbeiten, Eindrehen von Schrauben, Tischlern
  • Musikinstrumente spielen:  unter anderem Klavier, Schlagzeug, Geige
  • berufliche Tätigkeiten: Arbeit am Computer, an der Kasse, Sortierarbeiten in der Fabrikation

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Wo tut der Tennisarm weh?

Bei einem Tennisarm treten die Symptome abhängig von der vorangegangenen Belastung auf. Schmerzen können also im linken Arm oder im rechten Arm vorkommen oder gleich beide Seiten betreffen. Typisch sind Schmerzen an der Außenseite des betroffenen Ellenbogens. Hauptsächlich äußern sie sich bei Bewegungen, beispielsweise beim Strecken der Hand. Zudem ist dieser Bereich druck- oder berührungsempfindlich. Eventuell strahlen die Schmerzen bis in die Hand oder in den Oberarm aus.

Das sind weitere mögliche Tennisarm-Symptome:

  • Die Schmerzen im Arm nehmen bei Belastungen zu.
  • Ein kräftiger Händedruck fühlt sich für die Betroffenen unangenehm an oder verursacht Schmerzen.
  • Die Funktionsfähigkeit der Hand ist eingeschränkt. Die Betroffenen können beispielsweise schlechter zugreifen, eine Flasche aufdrehen oder Gegenstände anheben.
  • Im schlimmsten Fall treten die Schmerzen im Arm sogar in Ruhestellung oder in der Nacht auf.

Golferarm

Der Unterschied zwischen Golferarm und Tennisarm

Die Beschwerden beim Golferarm sind sehr ähnlich. Auch sie entstehen durch Über- oder Fehlbelastungen. Der Unterschied zum Tennisellenbogen liegt darin, dass die Schmerzen beim Golferarm an der Innenseite des Gelenks ihren Ursprung haben und von dort ausstrahlen. Die Behandlung beider Erkrankungen ist aber ähnlich.

Was kann man gegen einen Tennisarm machen?

Die Tennisarm-Behandlung ruht auf mehreren Säulen. Im Wesentlichen sind das Schonung, spezielle Dehn- und Kräftigungsübungen und Medikamente. In seltenen Extremfällen kann eine Operation nötig sein. Darüber hinaus werden viele Therapien angeboten, deren Wirksamkeit jedoch nicht erwiesen ist. Sie werden daher in der Regel von der Krankenkasse nicht bezahlt, sondern gehören zu den Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL), deren Kosten die Patienten selber tragen müssen.

  • Tennisarm schonen und Bandagen tragen

    Ein Tennisellenbogen entsteht durch Über- oder Fehlbelastungen. Eine wichtige Maßnahme zur Behandlung ist es daher, die auslösenden Bewegungen zu vermeiden. Sollte das nicht möglich sein, weil es sich beispielsweise um eine berufliche Tätigkeit handelt, kann es helfen, die Arbeitsabläufe abzuwandeln, etwa den Arm anders zu lagern oder Schrauben über mechanische Hilfen wie einen Akkuschrauber einzudrehen. Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, Manschetten (Orthesen) oder Bandagen zu tragen, um den Arm zu entlasten. Es ist jedoch nicht erwiesen, dass diese den Heilungsprozess beschleunigen.

  • Welche Tabletten und Salben helfen bei einem Tennisarm?

    Gegen die Schmerzen sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) die erste Wahl. Dazu zählen zum Beispiel die Wirkstoffe Ibuprofen oder Diclofenac. NSAR können in der akuten Phase des Tennisarms als Tabletten eingenommen werden. Das sollte aber höchstens über einen Zeitraum von wenigen Tagen am Stück erfolgen, in Absprache mit dem behandelnden Arzt auch länger. Sinnvoll ist die zusätzliche Einnahme eines Magenschutzpräparates, um Magenprobleme zu vermeiden. Alternativ können auch Salben mit den genannten Wirkstoffen auf den Tennisellenbogen aufgetragen werden. Was besser hilft, ist nicht bekannt. Denn es gibt keine Studien, die Tabletten und Salben direkt miteinander vergleichen.

  • Kortison-Injektionen gegen einen Tennisellenbogen?

    Kortison-Spritzen sind nach Ansicht der Fachleute nicht die richtige Wahl. Denn durch sie bessern sich zwar in der Regel kurzfristig die Beschwerden. Langfristig sind andere Behandlungsformen aber genauso wirksam, und bei Kortison ist das Risiko für Nebenwirkungen oder Komplikationen höher.

  • Dehn- und Kräftigungsübungen als Tennisarm-Behandlung

    Das richtige Training verbessert die Beweglichkeit und kann dazu beitragen, dass die Symptome eines Tennisarms schneller abnehmen. Im Vordergrund steht dabei das sogenannte exzentrische Training, bei dem die Streckmuskulatur im Unterarm einerseits gedehnt und andererseits aufgebaut wird. Das Training sollte sanft beginnen und langsam gesteigert werden. Wichtig ist die regelmäßige Durchführung – möglichst dreimal täglich über einen Zeitraum von ein bis drei Monaten. Studien zeigen, dass die Betroffenen so schneller schmerzfrei werden. Am besten wäre es, das Training auch nach Abklingen fortzusetzen, um erneuten Schmerzen im Arm vorzubeugen. Eine manuelle Therapie durch einen Fachmann kann die Behandlung ergänzen.

  • Den Tennisarm operieren

    Eine Operation ist bei einem Tennisarm das letzte Mittel zur Behandlung und wird nur bei schweren chronischen Fällen erwogen. Es gibt verschiedene Methoden, bei denen beispielsweise geschädigtes Gewebe entfernt oder gereizte Nerven verödet werden. Es ist auch möglich, den Sehnenansatz zu versetzen, um zur Entlastung beizutragen.

  • Weitere Therapien bei einem Tennisarm

    Gegen einen Tennisellenbogen werden viele weitere Behandlungen angeboten, die in der Regel keine Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind. Entweder haben die Fachleute gar keine Hinweise gefunden, dass diese Verfahren tatsächlich helfen, oder die wissenschaftlichen Nachweise über eine Wirkung reichen nicht aus. Das trifft unter anderem auf folgende Therapien zu:

    • Ultraschalltherapie
    • Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)
    • Elektrotherapie (ET)
    • Lasertherapie
    • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
    • Akupunktur
    • Friktionsmassage
    • Magnetfeldtherapie
    • Sauerstofftherapie
    • Strahlentherapie
    • Injektionen mit Eigenblut, Botox oder Hyaluronsäure
Frau behandelt ihren Tennisarm mit Dehnübungen.

© iStock / Hirurg

Dehn- und Kräftigungsübungen verbessern die Beweglichkeit und helfen, die Symptome eines Tennisarms zu behandeln.

Wie lange dauert es, bis ein Tennisarm ausheilt?

Die Frage, wie lange man mit einem Tennisarm krank ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Der Verlauf hängt unter anderem davon ab, wie intensiv die Beschwerden zu Beginn der Behandlung sind. Außerdem ist es nicht immer möglich, den schmerzenden Arm ausreichend zu schonen. Viele Betroffene haben schon nach wenigen Wochen keine Symptome mehr. 80 Prozent der Betroffenen sind innerhalb eines Jahres schmerzfrei, leider gibt es aber auch hartnäckigere Fälle. 

Umso wichtiger ist es, schon leichte Schmerzen im Arm nicht zu ignorieren, sondern direkt einen Arzt aufzusuchen und vor allem durch Dehn- und Kräftigungsübungen eine Verschlechterung des Zustandes abzuwenden. Ein Tennisarm, der nicht behandelt wird, kann sich zu einer chronischen Störung entwickeln.

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