Muskel-Skelett-System
Skoliose: frühzeitig handeln ist wichtig
Veröffentlicht am:24.02.2022
13 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 12.09.2025
Ist die Wirbelsäule verkrümmt und in sich verdreht, spricht man von Skoliose. Warum eine frühzeitige Behandlung so wichtig und die Prognose in der Regel gut ist.

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Was ist eine Skoliose?
Von einer Skoliose spricht man, wenn die Wirbelsäule verkrümmt und in sich verdreht ist. Die Skoliose entsteht meistens während des Wachstums im Jugendalter, sie wird daher als „adoleszent“ bezeichnet. Als „idiopathisch“ („unbekannte Ursache“) wird die Skoliose beschrieben, wenn die Ursache für die Verkrümmung nicht bekannt ist. Das ist in der Regel der Fall. Kommt es bei Erwachsenen zu einer Skoliose, dann meist nach dem 50. Lebensjahr. Grund sind in dem Fall oft altersbedingte Veränderungen der Bandscheiben, Wirbel und Wirbelgelenke.
Häufiger tritt Skoliose jedoch im Kindes- und Jugendalter auf. Erhält ein Kind die Diagnose „Skoliose“, ist dies kein Grund für die Eltern, sich Vorwürfe zu machen – die Entstehung lässt sich nicht beeinflussen und hängt nicht mit einer schlechten Haltung zusammen.
Etwa 2 Prozent aller Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren sind von einer Skoliose betroffen. Zu 75 Prozent liegt aber nur eine leichte Verkrümmung vor. 15 Prozent leiden unter einer mittleren, 5 Prozent unter einer starken und weitere 5 Prozent unter einer sehr starken Skoliose.
Bei Mädchen tritt die Verkrümmung häufiger auf als bei Jungen. Zudem handelt es sich häufiger um eine ausgeprägtere Form als bei Jungen. Auch bei Erwachsenen sind Frauen häufiger von Skoliose betroffen als Männer.
Symptome einer Skoliose
Eine Verkrümmung der Wirbelsäule verursacht in der Regel keine Beschwerden. An diesen Anzeichen lässt sich erkennen, ob eine Skoliose vorliegt:
- Die Wirbelsäule ist sichtbar gekrümmt. Das wird vor allem dann erkennbar, wenn sich Betroffene nach vorne beugen.
- Der Oberkörper ist auf eine Seite gelehnt.
- Die Schultern stehen unsymmetrisch.
- Eine Schulter oder Hüfte ragt heraus.
- Die Rippen ragen auf einer Seite heraus.
Einige Jugendliche mit Skoliose leiden unter Rückenschmerzen und Verspannungen im Schulterbereich. Ob die Ursache dafür die Skoliose ist, ist aber im Einzelfall unklar.
Bei Erwachsenen ist Skoliose, die wegen altersbedingter Veränderungen auftritt, eine sogenannte „degenerative Skoliose“. Sie ist oft nur leicht ausgeprägt und bleibt unbemerkt. In manchen Fällen ist die Wirbelsäule jedoch stärker verformt; dann wird die Krümmung sichtbar und es kann zu Beschwerden, im äußersten Fall zu einem Buckel kommen.

Schreitet die Skoliose weiter voran?
Bei Verdacht auf eine Skoliose gilt es, einen Arzt aufzusuchen. Je früher Diagnose und Ausmaß festgestellt werden, desto eher kann mit der angemessenen Behandlung begonnen werden. Das Ausmaß der Skoliose und ihr Potential für Verschlimmerung können Arzt oder Ärztin anhand des Krümmungsgrades und der Reife der Knochen abschätzen. Je länger sich die Knochen noch im Wachstum befinden und je stärker die Krümmung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Skoliose weiter voranschreitet.
Skoliose: Diese Folgen können ohne Behandlung auftreten
- Rückenschmerzen: Weil Wirbel und Bandscheiben sich bei einer Wirbelsäulenverkrümmung stärker abnutzen, kann es sein, dass im Erwachsenalter Rückenschmerzen auftreten, wenn die Skoliose bereits im Kindesalter bestand. Später lässt sich aber nur schwer feststellen, ob die Ursache für die Rückenschmerzen tatsächlich eine Skoliose ist.
- Auswirkungen auf innere Organe: Ist die Wirbelsäulenverkrümmung sehr stark ausgeprägt, kann es sein, dass die Rippen auf innere Organe wie Herz und Lunge Druck ausüben. Wer als Kind oder Jugendlicher eine Skoliose hat, kann daher im Erwachsenalter unter Kurzatmigkeit leiden. Auch die Pumpleistung des Herzens kann beeinträchtigt sein. Diese Folgen einer schweren Skoliose sind aber sehr selten.
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Untersuchungen: So wird eine Skoliose diagnostiziert
Zunächst wird der Arzt ausschließen, dass die Verkrümmung andere Ursachen hat. Außerdem werden Körperhaltung und Anatomie untersucht. Wenn eine Skoliose festgestellt wird, werden folgende Untersuchungen vorgenommen, um die Ausprägung näher zu bestimmen:
- Röntgenbild der Wirbelsäule: Um die Stärke der Krümmung und den Krümmungsgrad der Wirbelsäule (sogenannter Cobb-Winkel) zu bestimmen, wird ein Röntgenbild im Stehen angefertigt.
- Feststellung des Wachstumsstadiums: Der Arzt schätzt bei Kindern und Jugendlichen anhand bestimmter Informationen wie etwa der Körpergröße, bisheriger Wachstumsschübe und dem Einsetzen der Menstruation bei Mädchen ab, wie lange die Wirbelsäule noch wachsen wird.
- Röntgenbild zur Bestimmung der Skelettreife: Dabei werden fünf Stadien (0 bis 5), die sogenannten Risser-Stadien, unterschieden. 0 bedeutet, dass das Knochenwachstum noch im vollen Gange ist, 5 bedeutet, es ist bereits abgeschlossen. Im Stadium 5 schreitet die Skoliose nicht weiter voran, das Skelett ist bereits vollständig ausgebildet.

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Behandlung und Übungen bei Skoliose
Je nach Alter des Patienten oder der Patientin, Ausprägung und Fortschreiten der Skoliose kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten infrage:
- Beobachten des Verlaufs: Ist die Wirbelsäulenkrümmung nur sehr schwach ausgeprägt, ist keine Behandlung notwendig. Bei Kindern sind in der Wachstumsphase der Wirbelsäule regelmäßige Kontrollen alle drei bis sechs Monate entscheidend, um früh eingreifen zu können, falls die Skoliose voranschreitet.
- Physiotherapie: Ist die Krümmung schwach ausgeprägt, sind physiotherapeutische Übungen das Mittel der Wahl, um einer weiteren Verkrümmung entgegenzuwirken.
- Tragen eines Korsetts: Bei mittelstarken Krümmungen und fortschreitenden Skoliosen wird Kindern zusätzlich zur Physiotherapie ein orthopädisches Korsett verschrieben. Es übt Druck auf bestimmte Stellen an der Wirbelsäule aus. So kann einer weiteren Verkrümmung der Wirbelsäule vorgebeugt werden. Das Korsett muss getragen werden, bis die Wirbelsäule vollständig ausgewachsen ist. Für Kinder und Jugendliche ist das keine einfache Situation. Sie sollten sich mit ihren Eltern, in Selbsthilfegruppen oder falls nötig mit einem Therapeuten darüber austauschen können. Besonders wichtig ist, dass sie verstehen, wie entscheidend das konsequente Tragen des Korsetts für den Behandlungserfolg ist.
- Operation: Aufgrund der Risiken, die eine Operation mit sich bringt, wird sie nur bei sehr wenigen Kindern, die unter einer besonders starken Skoliose leiden, erwogen und durchgeführt. Dabei werden mehrere Wirbelkörper miteinander verbunden, um die Wirbelsäule zu begradigen. Auch bei Erwachsenen mit Skoliose kann eine Operation infrage kommen, wenn die Einschränkungen im Alltag zu stark sind. Jedoch geht der Eingriff mit Risiken wie Nerven- und Wirbelschäden einher und sollte gut überlegt sein.
Zusätzlich zu den verschiedenen Therapiemethoden sind bei Skoliose Sport und Bewegung immer sinnvoll, um die Rückenmuskulatur zu stärken. Rücken- und Kraul-Schwimmen kräftigt beispielsweise den Rücken. Sportarten, die die Wirbelsäule stark belasten können, sollte man nur in Absprache und unter Beobachtung mit dem betreuenden Arzt ausüben. Dazu zählen etwa Squash, Kunsturnen und Turmspringen. Grundsätzlich sollte auf einen aktiven Alltag mit ausreichend Bewegung geachtet werden. Bei körperlichen Einschränkungen können Hilfsmittel wie Gehhilfen sinnvoll sein.
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