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Gesundheitsmagazin

Muskel-Skelett-System

Welche Auswirkungen hat der Kiefer auf den Rest des Körpers?

Veröffentlicht am:26.05.2025

4 Minuten Lesedauer

Der Kiefer hat vor allem eine Aufgabe: Die Nahrung zerkleinern und fein mahlen. Das klappt in Zusammenarbeit mit Muskeln und Nerven. Wird das empfindliche System gestört, können Sie das an vielen Körperstellen bemerken. So beugen Sie vor.

Eine junge Frau mit schmerzverzerrtem Gesicht fasst sich mit einer Hand an den Kiefer.

© iStock / ArtistGNDphotography

Der Kiefer arbeitet mit vielen Körperstrukturen zusammen

Es geschieht tagtäglich beiläufig, beinahe schon unbemerkt: das Kauen von Speisen. Der Kauvorgang basiert auf einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Körperstrukturen. Lippen, Mundboden, Gaumen, Zunge und Wangen positionieren die Speisebestandteile in der Mundhöhle, dann geht es los: Der Ober- und Unterkiefer mitsamt den Zähnen, die Kiefergelenke und die Kaumuskulatur bearbeiten das Essen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten willkürlichen Akt – Sie führen die Kaubewegung also bewusst aus. Auch wenn es von außen so aussieht, als wenn sich das Kiefergelenk ausschließlich nach oben und unten bewegt, unterliegt die Kaubewegung einem komplizierten, rhythmischen Ablauf. Dabei bewegen sich die Zähne des Unterkiefers gegen die des Oberkiefers – schwingend und gleichmäßig. Der Kauvorgang unterscheidet sich von Situation zu Situation und von Mensch zu Mensch. Schließlich spielen die Struktur der Speisen, aber auch Anzahl, Form und Festigkeit der Zähne im Mund eine Rolle. Außerdem sind die Führung Ihres Unterkiefers im Kiefergelenk und die Muskelkraft, die Sie beim Kauen einsetzen, wichtige Taktgeber. Apropos Muskelkraft: Beim Kauen setzen Sie eine Kraft von bis zu 30 Newton frei – das entspricht etwa drei Kilogramm Gewichtskraft. Spezielle Sensoren in der Kaumuskulatur, dem Unterkiefer, dem Kiefergelenk und den Zähnen sorgen dafür, dass Sie nicht zu fest zubeißen.

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Kieferschmerzen: So beeinflusst der Kiefer den Rest des Körpers

Ist der Kiefer verspannt, ist das manchmal nicht nur lokal spürbar, sondern auch in anderen Körperregionen. Das liegt an der zentralen Lage des Kiefergelenks: Es befindet sich am Schädel und damit in der Nähe empfindlicher Areale. Viele davon stehen über Muskeln und Nerven direkt mit dem Kiefergelenk in Verbindung. Das trifft etwa auf die Ohren, Augen, den vorderen Hals, die Schultern und den Bereich rund um die Halswirbelsäule zu. Schmerzen unter dem Ohr und am Kiefer können also durchaus zusammenhängen.

Das Kiefersystem gehört zu den sensibelsten Einheiten im Organismus. Bereits minimale Veränderungen, wie ein Essensrest zwischen den Zähnen, können den Kaumechanismus empfindlich stören. Nicht selten ist das Kiefergelenk für Beschwerden verantwortlich, die auf den ersten Blick nichts mit der Körperregion zu tun haben.

Das Kiefergelenk kann unter anderem an folgenden Symptomen beteiligt sein:

  • Kieferschmerzen
  • Kauschmerzen
  • Zahnschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Taubheitsgefühl und Kribbeln im Gesicht
  • Sehstörungen
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Schluckbeschwerden
  • Nackenverspannungen
  • Schulterschmerzen

Was verursacht Schmerzen im Ohr und Kiefer?

Ist der Muskel im Kiefer verspannt oder entwickeln Sie Schmerzen im Unterkiefer, kann das verschiedene Gründe haben. Wenn Sie exzessiv Kaugummi kauen oder in der Zahnarztpraxis lange den Mund öffnen, fordert das die Kiefergelenke stark. Eine Überbeanspruchung entsteht zudem durch zu festes Zubeißen beim Essen. Möglicherweise haben Sie Ihren Unterkiefer zu schnell und zu großräumig bewegt, vielleicht beim ausgiebigen Gähnen. Die Beschwerden, etwa einseitige Schmerzen im Kiefer, verschwinden meist, wenn sich der Kiefer von den Strapazen erholt. Direkte Verletzungen stören das Kiefergelenk langfristiger. Dazu zählen Unterkieferbrüche durch einen Sturz sowie Kieferverletzungen an den Bändern oder Kapseln durch einen Sportunfall. Auch Muskelverletzungen durch eine Zerrung oder Nervenverletzungen als Komplikation einer zahnärztlichen Spritze dauern oft länger an.

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Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) als Ursache von Kieferschmerzen

Beim Kiefergelenksyndrom ist das Kausystem krankhaft gestört. Mediziner und Medizinerinnen bezeichnen das als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) oder Myoarthropathie des Kausystems. Dabei kommt es zu Funktionsstörungen – sie betreffen die Kiefer, Kaumuskulatur und Nerven. Schätzungsweise haben 20 Prozent der Bevölkerung behandlungsbedürftige Beschwerden im Rahmen einer CMD. Das trifft vor allem auf Frauen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren zu, aber auch Männer sowie noch häufiger Kinder und Jugendliche können dadurch Schmerzen im Bereich des Kopfes, des Nackens oder der Schultern aufweisen. Die Funktionsstörung entsteht unter anderem, wenn Ober- und Unterkiefer nicht richtig zusammenpassen, etwa durch Fehlstellungen oder unpassenden Zahnersatz. Auch die Körperhaltung spielt eine Rolle: Wer viel sitzt, belastet die Kiefergelenke stärker. Zudem kann Stress Schmerzen im Kiefer verursachen.

Ein Mann bekommt eine Schiene in den Kiefer eingesetzt.

© iStock / microgen

Bei Kieferschmerzen kann eine Schienentherapie helfen.

Was kann man bei Schmerzen am Kiefer tun?

Mit diesen Tipps können Sie Kieferschmerzen lindern und ihnen vorbeugen:

  • Überlastungen vermeiden: Verzichten Sie auf alles, was Ihren Kiefer unnötig belastet. Dazu gehört stundenlanges Kaugummikauen und Gähnen bei weit geöffnetem Mund. Achten Sie darauf, nicht zu viel Druck beim Abbeißen und Kauen auf den Kiefer auszuüben.
  • Entspannungsübungen einbauen: Eine verspannte Kaumuskulatur begünstigt Kiefergelenkstörungen. Sitzen Sie im beruflichen Alltag viel, sorgen Sie für eine muskuläre Entspannung – etwa mit Sport im Fitnessstudio, Spaziergängen an der frischen Luft oder Bewegungspausen. Eine gute Übung ist der „Zungenwaschlappen“. Dabei strecken Sie Ihre Zunge entspannt aus dem Mund. Lassen Sie die Zunge „hängen“ und fixieren Sie diese leicht mit den Zähnen. Zählen Sie gedanklich bis 18, legen Sie die Zunge zurück in den Mund und beginnen Sie von Neuem. Machen Sie morgens und abends fünf Wiederholungen. Alternativ können Sie Ihre Kaumuskulatur lockern, indem Sie alle zwei Stunden für fünf Minuten auf einem Kirschkern lutschen. Gönnen Sie sich regelmäßige Auszeiten, um die Psyche zu entlasten – wie wäre es mit Gehmeditationen?
  • Praxistermin vereinbaren: Halten die Beschwerden über mehrere Wochen an oder sind sehr ausgeprägt, vereinbaren Sie einen Termin in einer Zahnarztpraxis. Schließlich können für die Symptome Entzündungen im Zahnhalteapparat oder den Nasennebenhöhlen und Nervenverletzungen verantwortlich sein. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin kann gezielte Übungen für zu Hause empfehlen. Zudem kann eine Schienentherapie oder eine Physiotherapie verordnen werden. Schließlich begünstigen auch Zähneknirschen oder Zähnepressen Kieferschmerzen.

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