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Gesundheitsmagazin

Immunsystem

Post-Zoster-Neuralgie als Komplikation einer Gürtelrose

Veröffentlicht am:01.12.2023

5 Minuten Lesedauer

Nach einer überstandenen Gürtelrose kommt es in einigen Fällen zu einer Post-Zoster-Neuralgie. Mehr über die Symptome und die Therapie.

Ein Mann lässt sich in einer Praxis wegen seiner Post-Zoster-Neuralgie beraten.

© iStock / FatCamera

Was ist eine Post-Zoster-Neuralgie?

Eine Gürtelrose (Herpes zoster) ist die Spätfolge einer durchgemachten Windpocken-Infektion. Erreger ist das zu den Herpesviren gehörende Varicella-Zoster-Virus (VZV). Nach einer akuten Windpocken-Infektion – häufig in der Kindheit – verschwindet das Virus nicht, sondern bleibt inaktiv in bestimmten Nervenknoten. Wenn es in späteren Jahren wieder aktiv wird, etwa wenn das Immunsystem geschwächt ist, kann eine Gürtelrose entstehen: ein schmerzhafter Hautausschlag im Bereich der entsprechenden Nervenbahnen.

Bei den meisten Menschen klingt der Hautausschlag nach zwei bis vier Wochen ab – und mit ihm die Schmerzen. Bei etwa jedem zehnten Betroffenen mit einer Gürtelrose schmerzen die Nervenbahnen weiterhin. In manchen Fällen kehren die Schmerzen nach der überstandenen Gürtelrose sogar wieder zurück, nachdem sie schon verschwunden waren. Bestehen drei Monate nach der Abheilung des Hautausschlags immer noch Schmerzen an den betroffenen Körperstellen, sprechen Fachleute von einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN).

Wie entsteht eine Post-Zoster-Neuralgie?

Einige Varicella-Zoster-Viren überdauern nach einer akuten Windpocken-Infektion in bestimmten Nervenknoten (Ganglien) im Gehirn und Rückenmark. Ein intaktes Immunsystem hält die Viren in Schach. Wird es durch bestimmte Erkrankungen, Medikamente oder zunehmendes Lebensalter geschwächt, können die Viren aktiv werden und sich vermehren. Sie wandern entlang der Nervenbahnen in die Haut und schädigen mitunter die Nervenzellen.

Bei der akuten Gürtelrose verursachen vor allem die entzündlichen Verletzungen der Nervenstrukturen die Schmerzen. Diese Nervenstrukturen können geschädigt werden und vernarben. Die Folge: Nach der Krankheitsphase kommt es zu einem gestörten Schmerzempfinden mit den Symptomen einer Post-Zoster-Neuralgie.

Post-Zoster-Neuralgie: Typische Symptome

Die Post-Zoster-Neuralgie-Symptome variieren je nach betroffener Nervenregion:

  • anhaltende brennende oder bohrende Schmerzen
  • plötzlich einschießende Schmerzen
  • heftige Schmerzen bei Berührung
  • Missempfindungen wie Juckreiz oder Taubheitsgefühle

Schmerzen und Missempfindungen treten im Bereich der vorangegangenen Gürtelrose auf: am Rumpf, manchmal auch an einem Arm oder im Gesicht. Der Schmerz kann intensiver werden und sich über die Stellen des ursprünglichen Ausschlags ausbreiten.

Die Haut ist an diesen Stellen überempfindlich und jede Berührung schmerzhaft. Menschen mit einer Post-Zoster-Neuralgie haben häufig Probleme, diese Hautregionen zu waschen, sich im Bett zu drehen oder sich zu umarmen. Die Lebensqualität ist stark eingeschränkt.

Mann mit Post-Zoster-Neuralgie nimmt Medikamente, um seine Schmerzen zu lindern.

© iStock / elenaleonova

Mit verschiedenen Medikamenten können die Symptome einer Post-Zoster-Neuralgie gelindert werden.

Wer erkrankt an einer Post-Zoster-Neuralgie?

Das Risiko, an einer Post-Zoster-Neuralgie zu erkranken, hängt von mehreren Faktoren ab. Nur nach einer akuten Gürtelrose kann es zu einer Post-Zoster-Neuralgie kommen. Die Gürtelrose ist wiederum die Spätfolge einer Varicella-Zoster-Infektion, die sich oft im Kindesalter als Windpocken zeigt. Ohne vorangegangene Windpocken ist keine Gürtelrose möglich. Im Gegenteil gilt: Auch, wenn die Windpocken seit Jahrzehnten vergangen, mild verlaufen und längst vergessen sind, besteht das Risiko für eine Gürtelrose.

Risiken für Windpocken und Gürtelrose reduzieren

Eine Impfung gegen Windpocken reduziert auch das Risiko, später an Gürtelrose zu erkranken und eine Post-Zoster-Neuralgie zu entwickeln. Impfungen gegen die Windpocken gehören seit dem Jahr 2004 zu den empfohlenen Impfungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Säuglinge und Kleinkinder. Vor einer geplanten Schwangerschaft sollten Frauen, die in ihrem Leben noch keine Windpocken hatten, ebenfalls gegen Windpocken geimpft werden.

Auch wer schon einmal an Windpocken erkrankt war, kann sich später gegen Gürtelrose impfen lassen, um sein Risiko zu reduzieren. Die STIKO empfiehlt eine Herpes-zoster-Impfung für Menschen ab 60 Jahren, die nicht gegen Windpocken geimpft sind, sowie für besonders gefährdete Menschen (wie etwa chronisch Kranke) ab 50 Jahren. Die Kosten für diese Impfung übernimmt die Krankenkasse.

Risiko für Post-Zoster-Neuralgien steigt mit dem Alter

Das mögliche Auftreten einer Post-Zoster-Neuralgie hängt vom Lebensalter der Gürtelrose-Betroffenen ab: Während das Risiko bei den 55- bis 59-Jährigen bei 30 Prozent der Herpes-Zoster-Fälle liegt, bleiben die Schmerzen bei der Hälfte der Betroffenen über 60 Jahren länger bestehen und sogar bei zwei Dritteln der über 70-Jährigen. Frauen trifft es häufiger als Männer.

Ein weiterer Risikofaktor ist die betroffene Körperstelle oder Nervenbahn: So ist das Risiko für eine PZN nach einer Gürtelrose im Gesicht und an den Augen sowie am Steißbein erhöht. Außerdem steigt das Risiko, wenn die Betroffenen bereits zu Beginn der Gürtelrose – teilweise noch vor dem Ausschlag – starke Schmerzen haben.

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Wie wird eine Post-Zoster-Neuralgie diagnostiziert?

Um eine Post-Zoster-Neuralgie zu diagnostizieren, ist die Krankengeschichte wichtig. Wie lange dauern die Schmerzen bereits an? Hatten Sie vor einigen Wochen oder Monaten an der entsprechenden Stelle bereits einen schmerzhaften Hautausschlag – eine Gürtelrose? Auch Fragen nach dem Impfstatus sowie nach der Intensität der Schmerzen gehen in eine Diagnose von Arzt oder Ärztin ein.

Eventuell erhalten Sie einen standardisierten Fragebogen, in dem Sie die Schmerzen mittels einer Skala einschätzen. Anschließend untersucht die medizinische Fachperson das betroffene Hautareal nach Rötungen, Pusteln oder Narben und prüft, wie berührungsempfindlich die Haut ist. In unklaren Fällen ermittelt Arzt oder die Ärztin mithilfe einer Blutuntersuchung die Entzündungswerte und eventuell spezielle Antikörper gegen das Varicella-Zoster-Virus. Wenn noch andere Ursachen für die Nervenschmerzen in Frage kommen, erhalten Sie eine Überweisung in eine Fachpraxis für Neurologie.

Im Idealfall waren Sie bereits mit der Gürtelrose in ärztlicher Behandlung, was die Diagnose erleichtert. Mit einer Behandlung der Gürtelrose kann sich das Risiko für eine Post-Zoster-Neuralgie und andere Komplikationen verringern.

Wie lassen sich die Symptome der Post-Zoster-Neuralgie behandeln?

Bei einer Post-Zoster-Neuralgie zielt die Therapie darauf ab, die Schmerzen zu lindern, Missempfindungen zu unterdrücken und die Lebensqualität zu verbessern. In vielen Fällen werden die Symptome mit der Zeit schwächer. Es kann aber auch zu einem chronischen Verlauf kommen, bei dem die Beschwerden zwar nachlassen, aber immer wieder auftreten.

Die Behandlung richtet sich danach, wie schwer die Symptome sind. Es kann sein, dass Sie nach ärztlicher Rücksprache mehrere Wirkstoffe und Dosierungen ausprobieren müssen, bis Sie die passende Post-Zoster-Neuralgie-Therapie finden. Dabei gibt es unterschiedlichen Wirkstoffe:

  • Schmerzpflaster wirken gezielt an den betroffenen Stellen.
  • Antikonvulsiva sind Medikamente gegen Krampfanfälle, die die Nervenzellen weniger erregbar machen und sich seit Jahren in der Schmerztherapie bewährt haben.
  • Antidepressiva verhindern unter anderem, dass Schmerzsignale im Rückenmark weitergeleitet werden.
  • Schmerzmittel können einzeln oder mit anderen Therapieverfahren kombiniert werden und die Schmerzen dämpfen.

Eine neuere Therapieoption für schwer zu behandelnde Schmerzen sind sogenannte Nervenblockaden, bei denen bestimmte Nerven mit lokal angewendeten Betäubungsmitteln oder Steroiden „abgeschaltet“ werden. Diese Therapie einer Post-Zoster-Neuralgie führen ausschließlich spezialisierte Schmerzärzte und -ärztinnen durch. Manche Betroffene profitieren auch von der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS), bei der mithilfe von Elektroden auf der Haut die Nerven mit Stromimpulsen angesprochen werden. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit dieses Verfahrens fehlen allerdings noch.

Heilbar ist die Post-Zoster-Neuralgie mit keiner der Therapien. Alle Behandlungen lindern jedoch die Schmerzen und verringern so den Leidensdruck. Die Lebensqualität der Betroffenen verbessert sich spürbar.

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