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Gesundheitsmagazin

Haut & Allergie

Reaktion auf verwandte Substanzen: Latex, Hausstaub und Beifuß

Veröffentlicht am:12.05.2025

4 Minuten Lesedauer

Sie niesen bei Hausstaub und vertragen keine Meeresfrüchte? Reiner Zufall? Nicht unbedingt, denn Kreuzreaktionen bei Allergien machen auch andere Stoffe zum Problem. Darauf können Sie bei der Naturlatex-, Hausstaub- und Beifußallergie reagieren.

Abbildung einer blühenden Beifuß-Ambrosie.

© iStock / Elenathewise

Das passiert bei einer allergischen Reaktion auf verwandte Auslöser

Wenn eine Person nachweislich allergisch – etwa auf Birkenpollen – reagiert, ist der Auslöser der Allergiesymptome klar. Doch dabei muss es nicht bleiben: Bei Kreuzreaktionen stuft der Körper nicht nur die eigentlichen Allergene, sondern auch Substanzen mit ähnlichen Allergie-auslösenden Strukturen als schadhaft ein. So können Allergiker und Allergikerinnen sowohl beim Kontakt mit Birkenpollen als auch nach dem Verzehr von Sellerie eine allergische Reaktion entwickeln. Die verschiedenen Allergene aus der Pflanzen- und Tierwelt sind nicht zwangsweise miteinander verwandt. Auf den ersten Blick haben sie manchmal nichts gemeinsam, wie zum Beispiel Krustentiere und Hausstaub – Ihr Immunsystem reagiert aber möglicherweise auf beides, weil die Eiweißmoleküle hier in großen Teilen ähnlich sind und die Immunglobulin E-Antikörper sie als fremd identifizieren und „angreifen“. Eine Kreuzallergie kann eine Person entwickeln, die bereits eine Allergie besitzt, nur so funktioniert die Reaktion über Kreuz. Anders als bei der eigentlichen Allergie erfolgt hier aber keine Sensibilisierungsphase, bei der erst beim wiederholten Kontakt Beschwerden entstehen. Bereits der erste Kontakt mit dem Kreuzallergen reicht für eine allergische Reaktion aus.

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Kreuzreaktion bei Hausstaubmilbenallergie

Die Hausstaubmilbenallergie ist weit verbreitet: Forschende schätzen, dass davon hierzulande etwa sieben Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Häufiges Husten, Niesen, eine verstopfte Nase, aber auch Schlafstörungen, ständige Atemwegsinfektionen und Hautreaktionen zählen zu den Beschwerden. Die Verursacher sind Allergene, die sich vor allem im Kot der Kleinstlebewesen befinden – sie verbinden sich mit Hausstaub und gelangen so leicht in die Atemwege und damit in den Körper. Mittlerweile sind über 20 verschiedene Allergene im Zusammenhang mit der Hausstaubmilbe bekannt. Eines davon ist das Muskelprotein Tropomyosin, abgekürzt „Der p 10“. Der Stoff ist ein Panallergen – so nennen Forschende weitverbreitete Substanzen, die über Kreuz reagieren können. Etwa zehn Prozent der Menschen, die empfindlich auf den Kot der Hausstaubmilben reagieren, reagieren auch beim Verzehr wirbelloser Tiere wie Krebse, Garnelen und Muscheln mit allergischen Reaktionen, denn diese enthalten das Muskelprotein ebenfalls.

Worauf können Menschen mit einer Latexallergie sonst noch reagieren?

Einmalhandschuhe, Luftballons und Kondome – das alles kann bei Personen mit einer Latexallergie ungewünschte Reaktionen hervorrufen. Sie entwickeln nach dem Kontakt etwa einen Hautausschlag oder Juckreiz. Ursächlich ist eine Allergie auf ein Protein im Saft des Gummibaums: Naturkautschuklatex, kurz Latex. Besonders häufig tritt diese Allergie bei Menschen in Gesundheitsberufen auf, die aufgrund von Hygienemaßnahmen Handschuhe aus Naturlatex tragen. Etwa 30 bis 50 Prozent der Latex-Allergiker und Allergikerinnen zeigen durch eine Kreuzreaktion zusätzlich eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten pflanzlichen Lebensmitteln. Vor allem frische Früchte sind beim sogenannten Latex-Frucht-Syndrom Auslöser, aber auch der Verzehr ausgewählter Nüsse und Knollen kann bedenklich sein. Doch wie kommt es, dass Sie im Rahmen einer Latexallergie plötzlich auf Avocado, Banane, Kiwi, Pfirsich, Kartoffel, Paprika oder Tomate reagieren? Die Kreuzreaktion entsteht auch hier durch eine Reaktion des IgE-Antikörpers. Er erkennt die strukturelle Ähnlichkeiten auf den verschiedenen Lebensmittelproteinen und schlägt Alarm. Mittlerweile sind mehrere Proteine bekannt, die das Latex-Frucht-Syndrom verursachen. Das bedeutsame Latexallergen β-1,3-Glucanase kann etwa zu Kreuzreaktionen mit Paprikaproteinen führen.

Kreuzreaktion bei einer Beifußallergie

Die Beifuß-Ambrosie besitzt ein großes Allergiepotenzial – die Pollen der Pflanze gelten in den USA als häufigster Verursacher von Heuschnupfen und allergischem Asthma. Ursprünglich stammt die Beifuß-Ambrosie aus Nordamerika, breitet sich aber immer mehr in Europa aus. Bereits kleine Mengen, etwa sechs Pollen pro Kubikmeter Luft, können bei überempfindlichen Menschen Symptome hervorrufen. Sie reichen von geschwollenen Augen über Schnupfen bis hin zu Atemnot. Daneben wächst hierzulande der gemeine Beifuß, der ebenfalls zu allergischen Beschwerden führt. Gelegentlich kommt es bei einer Beifußallergie zu einer allergischen Reaktion über Kreuz, zum Beispiel mit Karotte oder Mango. Kreuzreaktionen sind auch mit Gewürzen wie Koriander, Anis oder Curry möglich. Häufig ist eine Knollensellerieallergie mit einer Beifußpollenallergie vergesellschaftet.

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Eine Person schält Garnelen über einer Schüssel.

© iStock / Lazy_Bear

Menschen mit Hausstauballergie können auch beim Verzehr von Krustentieren allergisch reagieren.

Tipps für Menschen mit einer Reaktion auf allergenverwandte Substanzen

Kreuzreaktionen existieren nicht nur bei Überempfindlichkeiten auf Hausstaubmilben, Latex oder Beifuß – sie können bei allen Allergien auftreten.

  • Bei einer allergischen Reaktion auf verwandte Auslöser ist es wichtig, dass Sie gut informiert sind. Erkunden Sie mit einer Tabelle die Zusammenhänge, beispielsweise zwischen Latex und Lebensmitteln. Der Allergieinformationsdienst des Helmholtz Instituts oder der Deutscher Allergie- und Asthmabund geben Auskunft dazu.
  • Wie stark jemand auf ein Allergen reagiert, ist unterschiedlich. Sofern keine lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktion zu erwarten ist, können Sie ausprobieren, ob Sie die Lebensmittel verarbeitet besser vertragen – durch Erhitzen oder Schälen nimmt die Allergenmenge oft ab.
  • Stresssituationen können allergische Reaktion verstärken. Achten Sie auf genügend Entspannung im Alltag, etwa mit Yoga oder progressiver Muskelentspannung.

Wann sollte man bei Beschwerden ärztlichen Rat einholen?

Die Symptome bei einer Kreuzreaktion sind meist mild: Die Zunge kribbelt oder brennt und die Stimme wird heiser. Manchmal sind die Beschwerden aber schwerwiegender – es kommt zu juckenden Hautausschlägen, Schwindel, Magen-Darm-Problemen oder sogar zu Atemnot und Kreislaufversagen. Da einige Kreuzreaktionen, etwa durch Garnelen bei Hausstaubmilbenallergie, Ihren gesamten Körper betreffen können, ist eine ärztliche Abklärung der Beschwerden ratsam. Mediziner und Medizinerinnen diagnostizieren eine Allergie über Kreuz mit einem Haut-Pricktest oder einer Blutuntersuchung. Bestätigt sich die Allergie ist ein Allergenverzicht wichtig. Das Mitführen eines Notfallsets ist nur bei schweren Allergiereaktionen, wie Herz-Kreislaufproblemen und Luftnot, nötig.

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