Haut & Allergie
pH-Wert der Haut und Säureschutzmantel: So funktioniert die Hautbarriere
Veröffentlicht am:10.09.2025
5 Minuten Lesedauer
Die Haut schützt uns vor äußeren Einflüssen, hilft bei der Abwehr von Krankheitserregern und reguliert den Feuchtigkeitshaushalt. Was den pH-Wert der Haut beeinflusst und wie Sie den Säureschutzmantel der Haut intakt halten.

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Was ist der sogenannte Säureschutzmantel der Haut?
Die menschliche Haut besteht aus verschiedenen Schichten (Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut) und erfüllt wichtige Funktionen für unseren Körper. Sie ist an der Sinneswahrnehmung beteiligt, reguliert die Körpertemperatur und ist Teil unseres Immunsystems, indem sie den Körper von außen vor gesundheitsschädlichen Bakterien und Keimen schützt. Ein Bestandteil dieser Hautbarriere ist der sogenannte Säureschutzmantel.
Ende der 20er Jahre des neunzehnten Jahrhunderts prägte der deutsche Hautarzt Alfred Marchionini den Begriff „Säureschutzmantel“. Damit beschrieb er einen dünnen Film auf der Haut, der unter anderem aus Schweiß, Wasser, Talg, Fetten, abgestorbenen Hornzellen und verschiedenen Säuren besteht.
Diese Substanzen vermischen sich zu einem leicht sauren Wasser-Fett-Film, der für den gesunden pH-Wert der Haut sorgt – normalerweise zwischen 4 und 6. Der saure pH-Wert bildet eine natürliche Schutzumgebung, die das Wachstum vieler krankmachender Keime hemmen kann und gleichzeitig nützliche Hautbakterien, das Mikrobiom der Haut, unterstützt.
Allerdings ist der Begriff „Säureschutzmantel“ etwas irreführend. Der Wasser-Fett-Film, in der Fachsprache Hydrolipidfilm, ist nicht allein verantwortlich für den Schutz der Haut. Er bildet vielmehr zusammen mit der sogenannte Hornschicht die Hautbarriere.

In unserem Körper gibt es unterschiedliche pH-Werte
Anhand des pH-Wertes bestimmen Fachleute, wie sauer oder basisch (auch alkalisch) eine Substanz ist. Eine Flüssigkeit mit einem Wert von 0 wird als sehr sauer eingestuft, ein Beispiel dafür wäre die Schwefelsäure. Ein pH-Wert von 14 ist dagegen sehr basisch, etwa bei der Natronlauge.
Das menschliche Blut hat einen ungefähren pH-Wert von 7,4, ist also fast neutral. In unserem Magen herrscht ein saures Milieu, die Magensäure erfüllt eine wichtige Funktion in unserer Verdauung. Auch die Vagina der Frau weist einen sauren pH-Wert auf, um beispielsweise Scheidenpilze abzuwehren. Und so ist es auch auf der Hautoberfläche. Der saure pH-Wert stärkt die Barrierefunktion der Haut, denn ein zu geringer Säuregehalt kann Entzündungen und Infektionen begünstigen.
Verschiedene innere und äußere Faktoren können den pH-Wert der Haut beeinflussen. Das kann die Abwehr von schädlichen Mikroorganismen schwächen.
Ältere Menschen weisen einen erhöhten, also eher basischen, pH-Wert auf der Haut auf, ebenso Neugeborene. Bei ihnen ist die Hautbarriere instabiler, Feuchtigkeit und Fette aus der Haut können verloren gehen. Das macht die Haut trockener und Krankheitserreger können leichter hindurchdringen und sich vermehren. In der Folge sind Neugeborene sowie Seniorinnen und Senioren häufig anfälliger für Hautprobleme wie Trockenheit, Ekzeme oder Infektionen.
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Physiologische Lücken im Säureschutzmantel durch höheren pH-Wert
Nicht überall auf der menschlichen Haut lässt sich ein saurer pH-Wert messen. So ist der Wert beispielsweise zwischen den Zehen und zwischen den Fingern sowie in Hautfalten höher als auf der restlichen Hautoberfläche. Das ist unter anderem ein Grund, warum die Haut an diesen Stellen anfälliger für Reizungen und Infektionen sowie Pilzerkrankungen ist – beispielsweise Fußpilz oder Entzündungen in den Körperfalten wie in der Leiste oder unter der Brust. Ein höherer pH-Wert in der Achselhöhle begünstigt das Wachstum von geruchsbildenden Bakterien, was mitverantwortlich für den Schweißgeruch ist.
Weitere „innere“ Faktoren, die den pH-Wert der Haut beeinflussen können:
- Schweiß, Talg und Hautfeuchtigkeit
- hormonell bedingte Einflüsse
- Stoffwechsel- und Hauterkrankungen
- genetische Veranlagung
Was stört den pH-Wert von außen?
- Reinigungsprodukte, Kosmetika und Seifen mit einem zu hohen pH-Wert
- chemische, reizende Stoffe
- antibakterielle Mittel, beispielsweise zur Behandlung von Infektionen
- häufiges und heißes Duschen
Händewaschen mit herkömmlicher Seife, die in der Regel einen alkalischen pH-Wert von ungefähr 10 aufweist, erhöht den pH-Wert der Haut um durchschnittlich drei Einheiten. Die Haut kann zwar kurzzeitige Verschiebungen des pH-Werts wieder ausgleichen, der saure pH-Wert stellt sich jedoch erst nach ungefähr 90 Minuten wieder ein. Häufiges Waschen der Hände oder Duschen mit einem seifenbasierten Reinigungsprodukt beeinträchtigt die Regenerationsfähigkeit der Hautbarriere.
Oft versuchen Menschen, die unter Akne oder fettiger Haut leiden, ihr Hautbild zu verbessern, indem sie ihr Gesicht häufig und intensiv reinigen. Doch das schadet mehr als es nützt. Denn zu aggressive Reinigungsprodukte reizen die Haut und begünstigen weitere Entzündungen.
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Wie kann ich die Barrierefunktion meiner Haut stärken?
Eine gestörte Hautbarriere ist typisch für viele Hautkrankheiten – zum Beispiel Schuppenflechte (Psoriasis) und Neurodermitis. Bei vielen entzündlichen Hautkrankheiten liegt der pH-Wert der Haut im basischen Bereich. Das kann die Haut durch eine geschwächte Barrierefunktion zusätzlich belasten. Doch es gibt einige Möglichkeiten, die Hautbarriere zu schützen oder zu stärken.

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So halten Sie den Säureschutzmantel Ihrer Haut intakt:
- Nutzen Sie zur Reinigung der Haut sogenannte Syndets. Das sind synthetisch hergestellte Seifen-Alternativen wie Dusch- oder Waschgels oder Waschstücke, die einen hautneutralen pH-Wert von 4,5 bis 6,5 haben.
- Vermeiden Sie zu häufiges Duschen und Händewaschen und nutzen Sie eher lauwarmes statt heißes Wasser.
- Pflegen Sie Ihre Haut mit einer leichten, rückfettenden Creme oder Lotion ohne Duft- und Konservierungsstoffe, die die Haut zusätzlich austrocknen und reizen können. Gute Pflegeprodukte enthalten natürliche Feuchthaltefaktoren und Fette, die eine geschädigte Hautbarriere wieder aufbauen.
- Verwenden Sie einen Sonnenschutz mit mindestens Lichtschutzfaktor 30, denn auch UV-Strahlung kann die Hautbarriere schädigen.
Wichtig: Wenn Sie unter starken oder langanhaltenden Hautreizungen oder -entzündungen leiden, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.
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