Haut & Allergie

Nachtkerzenöl: Wirksamkeit und Anwendungsgebiete im Überblick

Veröffentlicht am:14.10.2025

4 Minuten Lesedauer

Nachtkerzenöl wird bei Neurodermitis und Hitzewallungen empfohlen, es soll bei Ekzemen helfen und Menstruationsbeschwerden lindern. Auch in vielen Kosmetikprodukten ist das Öl aus den Pflanzensamen enthalten. Welche Wirkung tatsächlich belegt ist.

Eine kleine mit Öl gefüllte Schale steht auf einem Holztisch, daneben liegen Nachtkerzenblüten.

© iStock / Madeleine_Steinbach

Was ist Nachtkerzenöl?

In der Abenddämmerung öffnet die Nachtkerze (Oenothera biennis) ihre gelben, süßlich duftenden Blüten – das Schauspiel erinnert an Kerzen in der Nacht, und verleiht dem Gewächs seinen Namen. Die zweijährige Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 150 Zentimetern erreicht, stammt ursprünglich aus Mittelamerika. Von dort aus breitete sie sich zunächst nach Nordamerika und dann innerhalb von Europa aus. Mittlerweile können Sie die Pflanze überall auf der Welt antreffen, wo ein gemäßigtes Klima herrscht – auch in Deutschland. Die Nachtkerze wird schon lange zur Linderung von Beschwerden angewendet. Amerikanische Ureinwohner behandelten mit den Säften der Pflanzenstängel und Blätter äußerlich Hautentzündungen oder Wunden. Innerlich angewendet, sollten die Blätter Menschen mit Halsschmerzen und Magen-Darm-Erkrankungen helfen. Heute interessieren sich Forschende und Anwendende vor allem für die Pflanzensamen. Sie sind zahlreich in den bis zu vier Zentimeter großen Pflanzenfrüchten enthalten – aus ihnen wird das Nachtkerzenöl gewonnen.

Das Gewächs vereint bioaktive Verbindungen, etwa Kaffeesäure, Gallussäure, Rosmarinsäure und Rutin. Diese sogenannten Flavonoide und Phenole besitzen entzündungshemmende Eigenschaften und wirken antioxidativ – die Inhaltsstoffe können also zellschädigende freie Radikale im Körper reduzieren.

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Hilft Nachtkerzenöl bei Neurodermitis?

Die chronische Hauterkrankung Neurodermitis kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen – insbesondere der Juckreiz, der in Verbindung mit Hautausschlägen auftritt, ist quälend. Einige Menschen probieren, ihre Beschwerden mit Gurkenkrautöl und Nachtkerzenöl zu lindern. Produkte mit Nachtkerzenöl waren früher sogar im Vereinten Königreich als verschreibungspflichtige Behandlung bei atopischer Dermatitis zugelassen. Bei einer atopischen Dermatitis besteht eine Verbindung zwischen der Hauterkrankung und einer Allergie. Die Genehmigung für die Produkte wurde allerdings 2002 zurückgezogen – es fehlte an Nachweisen für die Wirkung von Nachtkerzenöl. Bis heute ist nicht belegt, dass Nachtkerzenöl, innerlich oder äußerlich angewendet, bei Neurodermitis oder Ekzemen hilft.

Welche Wirkung haben Nachtkerzenöl-Kapseln bei Brustschmerzen, PMS und in den Wechseljahren?

Brustschmerzen sind bei Frauen nicht selten. Sie können durch Hormonveränderungen in Abhängigkeit vom weiblichen Zyklus oder davon losgelöst auftreten. Die überwiegende Anzahl der Studien konzentriert sich auf die zyklusabhängigen Brustschmerzen. Obwohl Nachtkerzenöl nicht in allen Untersuchungen überzeugen konnte und die Studiengruppen in der Regel recht klein waren, sehen einige Forschende darin eine wirksame Therapieoption bei Brustschmerzen. Depressive Verstimmungen, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind häufige Symptome eines weiteren Frauenleidens: des prämenstruellen Syndroms (PMS). Die positive Wirkung von Nachtkerzenöl bei PMS-Symptomen ist nicht belegt – wenn sich Frauen dadurch besser fühlen, könnte das am Placeboeffekt liegen. Außerdem fehlen Beweise, dass Nachtkerzenöl Hitzewallungen in den Wechseljahren wirksam lindert.

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Was bewirken Nachtkerzenöl-Kapseln in der Schwangerschaft?

Einige Hebammen setzen Produkte mit Nachtkerzenöl zum Ende der Schwangerschaft ein. Über die Wirkung von Nachtkerzenöl in der Schwangerschaft gibt es jedoch keine evidenzbasierten Belege. Daher werden die Produkte nicht in medizinischen Leitlinien empfohlen. Ein eigenmächtiger Einsatz ist nicht ratsam. Klären Sie die Einnahme und eventuelle Nebenwirkungen unbedingt vorab mit Fachpersonal ab.

Eine junge Frau tropft sich mit einer Pipette Öl auf die Wange.

© iStock / Yaroslav Astakhov

Möglicherweise kann äußerlich angewendetes Nachtkerzenöl die Hautdurchfeuchtung verbessern, bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis fehlt aber der wissenschaftliche Nachweis.

Darreichung und Nebenwirkungen von Nachtkerzenöl

Nachtkerzenöl gibt es in verschiedenen Darreichungen, etwa in Kapseln oder Salben. In Form von Gesichtsöl ergänzt Nachtkerzenöl bei einigen Menschen die Hautpflegeroutine und ist unter Umständen geeignet für die Anwendung im Gesicht: Erste Studien deuten darauf hin, dass Nachtkerzenöl die Durchfeuchtung der Haut verbessern kann. Holen Sie sich bei Beschwerden, etwa Problemen mit der Haut oder den Hormonen, aber ärztlichen Rat ein. Sich auf eigene Faust mit Nachtkerzenöl zu behandeln, kann die Diagnose unnötig hinauszögern. Außerdem ist bei den möglichen Anwendungsgebieten nicht klar, ob und inwieweit entsprechende Produkte tatsächlich zur Linderung beitragen. Tatsächlich gibt es keine ausreichenden Belege, um die Wirksamkeit für die meisten klinischen Anwendungsgebiete zuverlässig zu beurteilen. Einige Menschen berichten nach der Einnahme über Blähungen, Durchfall, Übelkeit oder Kopfschmerzen. Bei der Anwendung von Nachtkerzenöl bringen Sie am besten Geduld mit: Die möglichen Effekte können in einem Zeitraum von bis zu vier Monaten eintreten, eine Wirkgarantie gibt es aber nicht.

Fachlich geprüft
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