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Gehirn & Nerven

Restless-Legs-Syndrom: Was ist das?

Veröffentlicht am:17.06.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 11.07.2023

Das Restless-Legs-Syndrom beschreibt das Phänomen der unruhigen Beine. Betroffene spüren in Ruhephasen – vor allem abends und nachts – einen oftmals quälenden Bewegungsdrang mit Unruhe-, Spannungs- oder Druckgefühl. Was können Betroffene dagegen tun?

Eine Frau sitzt auf dem Bett und hält ihre unruhigen Beine.

© iStock / sopradit

Was ist das Restless-Legs-Syndrom?

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Zwischen drei und zehn Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Dabei können die sogenannten unruhigen Beine prinzipiell in jedem Alter auftreten, ihre Häufigkeit steigt aber mit dem Lebensalter an. Es haben etwa doppelt so viele Frauen wie Männer RLS. Grundsätzlich ist der Schweregrad der Erkrankung sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während einige Patienten und Patientinnen ihre Beschwerden kaum wahrnehmen, stellen sie für andere eine große Belastung dar.

Laut der International RLS Study Group kennzeichnen diese fünf Symptome beziehungsweise Kriterien das Restless-Legs-Syndrom:

  1. Das Leitsymptom des RLS ist ein unangenehmer Bewegungsdrang, oft, aber nicht immer, begleitet von Missempfindungen oder einem Druckgefühl. Diese Beschwerden sind meistens auf die Beine konzentriert, woher der Begriff „unruhige Beine“ stammt. Die Anzeichen können sich bei einem schweren Verlauf aber auch auf die Arme ausbreiten und sogar die Brustwand betreffen.
  2. Typischerweise verstärken sich die Beschwerden in Ruhe, also beim Sitzen oder im Liegen. Manche Betroffene vermeiden daher Situationen wie lange Reisen, Konzerte oder Sitzungen.
  3. Umgekehrt nehmen die Beschwerden in der Regel durch Bewegung ab, zumindest solange man in Bewegung ist.
  4. Die Symptome des Restless-Legs-Syndroms treten vor allem abends oder nachts auf beziehungsweise sind zu dieser Zeit schlimmer als tagsüber.
  5. Die auftretenden Symptome lassen sich nicht ausschließlich auf eine andere bestehende Krankheit zurückführen (Differentialdiagnosen sind beispielsweise Wassereinlagerungen oder Krämpfe in den Beinen sowie Gelenkentzündungen).

Welche Ursache hat das Restless-Legs-Syndrom?

Die Mechanismen im Körper, die zum Restless-Legs-Syndrom führen, sind weiterhin nicht bekannt. Es werden jedoch viele verschiedene Erklärungsmodelle diskutiert. So spielen unter anderem der Nervenbotenstoff Dopamin und der Mineralstoff Eisen eine Rolle beim RLS. Das Syndrom kann zudem durch andere Erkrankungen begünstigt werden, zum Beispiel durch Nierenschäden oder Eisenmangel. An unruhigen Beinen leiden einige Frauen auch während einer Schwangerschaft und kurz nach der Geburt. Zeigt sich das RLS in dieser Zeit zum ersten Mal, verschwindet es in der Regel von selbst wieder. Außerdem scheint auch die Vererbung eine Rolle zu spielen – bei mehr als jedem zweiten Betroffenen treten die unruhigen Beine familiär gehäuft auf.

Eine Schwangere sitzt auf der Couch und hält sich den Bauch und das Bein.

© iStock / m-gucci

In der Schwangerschaft ist das Restless-Leg-Syndrom ein häufiges Phänomen.

Wie wird das Restless-Legs-Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose des Restless-Legs-Syndroms wird in erster Linie durch die typischen Symptome gestellt, die der Arzt oder die Ärztin in einem ausführlichen Gespräch erfragt. Dann werden durch Blutuntersuchungen äußere Ursachen und begünstigende Umstände wie Eisenmangel oder Nierenschwäche abgeklärt.

Liegt keine äußere Ursache für die Symptome vor, können weitere Tests durchgeführt werden, um den Verdacht auf das Restless-Legs-Syndrom zu bestärken. Beim Dopamintest nehmen die Patienten und Patientinnen dafür den Wirkstoff L-Dopa ein, der auch zur kurzfristigen Behandlung der Erkrankung eingesetzt werden kann. In 90 Prozent der RLS-Fälle bessern sich daraufhin die Beschwerden. Allerdings nicht bei allen Betroffenen, das heißt: Wenn L-Dopa nicht wirkt, kann der Arzt oder die Ärztin trotzdem nicht ausschließen, dass es sich um das Restless-Legs-Syndrom handelt.

Eine weitere Möglichkeit zur Diagnose ist ein Besuch im Schlaflabor, etwa 80 Prozent der Betroffenen zeigen dort wiederkehrende Bewegungen der Beine im Schlaf. Diese Beinbewegungen im Schlaf treten jedoch auch bei Menschen ohne RLS auf und finden sich andererseits bei jedem fünften RLS-Patienten und -Patientinnen nicht.

Was können Sie gegen unruhige Beine tun?

Das Restless-Legs-Syndrom ist individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Zur Behandlung gibt es medikamentöse Therapien, aber auch sehr viele nichtmedikamentöse Maßnahmen, um die unruhigen Beine in den Griff zu bekommen. Ausprobieren heißt die Devise. Das können Sie selbst für sich tun:

  • Gute Schlafgewohnheiten sind wichtig, also regelmäßig zu Bett gehen und ausreichend schlafen.
  • Alles, was die Durchblutung anregt, gilt als positiv. Das können zum Beispiel Wechselduschen sein, Fußbäder sowie kalte und warme Wickel. Es kann auch helfen, unruhige Beine zu massieren und zu bürsten.
  • Bewegung trägt beim Restless-Legs-Syndrom dazu bei, die Beschwerden zu lindern, etwa Spaziergänge, Fahrradfahren, Kniebeugen und Dehnübungen.
  • Versuchen Sie zwischen Ihren täglichen Aufgaben, schwerer körperlicher Arbeit und der Schlafenszeit zur Ruhe zu kommen. Für einen angenehmen Schlaf in der Nacht kann es hilfreich sein, auf einen eventuellen Mittagsschlaf zu verzichten.
  • Vermeiden Sie Zigarettenrauchen. Verzichten Sie auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke vor allem in den Mittags- oder Abendstunden. Das verbessert bei manchen Patienten und Patientinnen die RLS-Symptome.
  • Vermeiden Sie so gut es geht Stress, vor allem vor der Schlafenszeit.

Es gibt aussichtsreiche Forschung zu nicht-medikamentösen Verfahren wie der Spinalen Gleichstromstimulation (sogenannte anodale transkutane spinale Gleichstromstimulation (tsDCS)) und der Infrarotlicht-Therapie, die möglicherweise das Behandlungsspektrum ergänzen können. Sprechen Sie dazu mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin – allerdings sind beide Methoden bislang noch keine Kassenleistung.

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Wie wird das Restless-Legs-Syndrom behandelt?

Die Maßnahmen zur Selbsthilfe reichen beim Restless-Legs-Syndrom nicht immer aus, um die Beschwerden zu lindern – vor allem, wenn diese sehr stark und belastend sind. Für die Behandlung wird der Arzt oder die Ärztin zunächst klären, ob eine Grunderkrankung die Ursache der Symptome ist. Diese wird dann behandelt. Handelt es sich bei den unruhigen Beinen um eine Nebenwirkung von Medikamenten, gilt es abzuwägen, ob die Medikation geändert werden soll. Liegt ein Eisenmangel vor, wird dieser behandelt.

Für die weitere medikamentöse Behandlung des Restless-Legs-Syndroms stehen einige Mittel zur Verfügung. Erste Wahl sind sogenannte Domapinagonisten in niedriger Dosierung. Sie wirken wie der Botenstoff Dopamin im Gehirn. Es gibt verlässliche Studien, die eine beschwerdelindernde Wirkung belegen. Jedoch können diese Medikamente unerwünschte Nebenwirkungen haben, zum Beispiel Übelkeit und auch Schlafstörungen. In einer höheren Dosis können sie sogar Einfluss auf das Verhalten nehmen – beispielsweise eine vermehrte Lust nach Essen oder Sex bewirken. Spiel- oder Kaufsucht und Zwangshandlungen sind ebenfalls mögliche Nebenwirkungen. Wenn diese Arzneimittel mehr Nebenwirkungen als erwünschte Wirkungen haben, können andere Medikamente helfen.

Unter Umständen ist es möglich, dass sich die Beschwerden unter der medikamentösen Therapie verschlechtern. Sie treten dann zum Beispiel zu einer früheren Tageszeit als üblich auf, können stärker sein oder weitere Körperbereiche betreffen. Dies wird Augmentation (Vergrößerung) genannt. Vor allem bei der Behandlung mit L-Dopa in hoher Dosis, das ähnlich wie Dopaminagonisten wirkt, wurde dieses Phänomen beobachtet. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin, wenn sich die Symptome unter der medikamentösen RLS-Behandlung verschlechtern.

RLS-Selbsthilfegruppen

Die RLS e.V. Deutsche Restless Legs Vereinigung ist Ansprechparnter für alle Betroffene sowie Interessierte, Ärzte, Ärztinnen, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Die Vereinigung organisiert unter anderem deutschlandweit Selbsthilfegruppen, bei denen Betroffene Unterstützung und Austausch finden.

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