Gehirn & Nerven
FSME-Impfung: für wen und wann sie ratsam ist
Veröffentlicht am:30.07.2025
6 Minuten Lesedauer
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist durch Zeckenbisse übertragbar und kann eine Gehirnentzündung auslösen. Besonders hoch ist die Gefahr in den FSME-Risikogebieten. Mehr über die FSME- Symptome – und wer sich impfen lassen sollte.

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Was ist FSME und wie hoch ist das Risiko, sich anzustecken?
FSME, oder genauer die „Frühsommer-Meningoenzephalitis“, ist eine Virusinfektion. Das auslösende Virus wird meist durch den Stich einer Zecke auf den Menschen übertragen. Nach der Infektion kann es zu einer Gehirnentzündung, in der Fachsprache Enzephalitis, kommen. Neben der durch Bakterien ausgelösten Borreliose (Lyme-Krankheit) ist FSME die wichtigste in Deutschland durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, jedoch seltener. FSME überträgt sich nicht von Mensch zu Mensch, es ist also nicht möglich, sich bei einer infizierten Person anzustecken.
Wo sind die FSME-Risikogebiete?
FSME ist meldepflichtig und das Robert-Koch-Institut (RKI) erfasst anhand dieser gemeldeten Zahlen jährlich sogenannte Risikogebiete, in denen die Infektion besonders häufig auftritt. Das sind derzeit vor allem die südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern sowie Teile von Hessen, Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Im Rest der Republik gibt es vereinzelt Gebiete mit einem erhöhten FSME-Vorkommen. Die Risikogebiete werden laufend aktualisiert und ergänzt. 2025 kamen die Landkreise Celle in Niedersachsen und Elbe-Elster in Brandenburg hinzu, ebenso der Raum um die Stadt Augsburg in Bayern.
Wie wahrscheinlich ist eine Ansteckung?
Die Gefahr, sich tatsächlich mit FSME anzustecken, ist allerdings – selbst in den Risikogebieten – relativ gering. Denn je nach Region tragen nur ungefähr 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das FSME-Virus in sich. Dennoch war die Zahl der gemeldeten FSME-Fälle 2024 mit 686 fast doppelt so hoch wie der jährliche Mittelwert. 2023 gab es bundesweit 478 gemeldete FSME-Infektionen.
FSME wird vor allem in den Monaten April bis Oktober übertragen – also vom Frühling bis in den Herbst, wenn die Zecken besonders aktiv sind. Deshalb spricht man auch von „Frühsommer“-Meningoenzephalitis. Doch auch in milden Wintern können die Zecken noch aktiv sein und Infektionen sind möglich.
Ganz selten kommt es zu einer Übertragung des FSME-Virus auf den Menschen durch den Verzehr infizierter Rohmilch oder von Rohmilchprodukten wie Käse.
Symptome: Wie ist eine FSME-Infektion zu erkennen?
Die Inkubationszeit, also die Zeit vom Stich durch eine infizierte Zecke bis erste Krankheitszeichen auftreten, beträgt eine bis zwei, in seltenen Fällen auch drei Wochen. Bei etwa 70 bis 95 Prozent der Infizierten zeigen sich jedoch keine Symptome oder die Krankheit durchläuft nur eine kurze Krankheitsphase.
FSME-Infektion in zwei Phasen
Bei einem Teil der Menschen, die an FSME erkranken, verläuft die Erkrankung in zwei Phasen. In der ersten zeigen sich grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit oder Schwindel. Klingen diese nach ein paar Tagen wieder ab, ist die Erkrankung für die meisten Betroffenen durchgestanden.
Andere erkranken nach einem kurzen Übergang von circa einer Woche ohne Symptome erneut. In dieser zweiten Phase entwickelt sich bei einigen Betroffenen eine Hirnhautentzündung, in der Fachsprache Meningitis, die sich auch auf das Gehirn ausweiten kann (Meningoenzephalitis). In anderen Fällen entzündet sich das Rückenmark (Myelitis). 5 bis 30 Prozent sind von einem einzelnen oder einer Kombination dieser Krankheitszeichen betroffen. Auch in dieser Krankheitsphase leiden die Betroffenen unter Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Störungen des Nervensystems.
Risiko für einen schweren Verlauf
Bei schweren Verläufen können Lähmungen der Arme und Beine oder Einschränkungen beim Schlucken und Sprechen hinzukommen, die teilweise mehrere Wochen oder Monate anhalten.
Diese Beschwerden klingen meist allerdings vollständig wieder ab. Ein Teil der Betroffenen, insbesondere Erwachsene, erleiden jedoch bleibende Schäden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, neurologische Ausfälle und Lähmungen einzelner Körperpartien. Bei ungefähr einem Prozent der Erkrankten mit Beteiligung des Nervensystems endet die FSME-Infektion tödlich. Faktoren wie ein höheres Alter und Bluthochdruck können laut RKI den Verlauf einer FSME-Infektion negativ beeinflussen.
Ältere Jugendliche und Erwachsene erleiden generell eher einen schweren Verlauf als Kinder. Ab einem Alter von 40 steigt das Risiko für eine schwere Erkrankung, besonders anfällig für Komplikationen sind Senioren und Seniorinnen, wobei es bei Männern doppelt so häufig zu einem schweren Verlauf kommt wie bei Frauen.
FSME-Impfung: Wer sollte sich impfen lassen?
Im Gegensatz zu der ebenfalls durch Zecken übertragenen Borreliose, ist gegen FSME eine Impfung möglich. Laut RKI waren jedoch fast alle der 2024 an FSME Erkrankten – 98 Prozent– entweder gar nicht oder nicht ausreichend gegen die Infektion geimpft. Selbst in Risikogebieten sei die Impfquote gering, sogar bei Menschen über 60, die besonders zu einem schweren Verlauf neigen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt eine FSME-Impfung, im Volksmund auch als „Zeckenimpfung“ bezeichnet, für
- Personen, die in FSME-Risikogebieten „zeckenexponiert“ sind, die sich also in der Freizeit, etwa zum Sport oder Campen, häufig in der Natur aufhalten.
- beruflich „zeckenexponierte“ Menschen, also Mitarbeitende der Forst- und Landwirtschaft oder Laborpersonal, die während der Arbeit mit Zecken oder dem FSME-Virus in Kontakt kommen können.
- Reisende in FSME-Risikogebiete im Ausland. Ob ein bestimmtes Land zu den betroffenen Gebieten gehört, erfahren Sie beispielsweise auf der Webseite des Auswärtigen Amtes.
Die AOK übernimmt die Kosten für die FSME-Impfung für alle Versicherten, die zu dem beschriebenen Personenkreis gehören.
Wie bei vielen Impfungen kann es auch nach einer FSME-Impfung zu Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, erhöhter Temperatur oder Magen-Darm-Beschwerden kommen. Diese Symptome treten besonders nach der ersten Impfung auf, danach seltener.
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Wie ist der Ablauf einer FSME-Impfung?
Für die vollständige Grundimmunisierung sind drei einzelne Impfungen erforderlich. Dieser Schutz besteht zunächst für drei bis fünf Jahre, abhängig vom Alter des oder der Geimpften. Um zu Beginn einer Zeckensaison im Frühjahr einen guten Schutz vor der FSME zu haben, empfiehlt sich die erste Impfung bereits Anfang des Jahres. Je nach Impfstoff folgt dann im Abstand von einem bis drei Monaten die zweite Impfung. Danach baut sich innerhalb von zwei Wochen ein ausreichender Schutz vor FSME für die laufende Saison auf. Soll der Impfschutz darüber hinaus bestehen, bedarf es je nach Impfstoff einer dritten Impfdosis bis zu zwölf Monate später.
Für Menschen, die sich dauerhaft in einem der Risikogebiete aufhalten, ist es sinnvoll, die Immunisierung drei Jahre nach der Grundimmunisierung aufzufrischen. Weitere Auffrischimpfungen sollten dann alle fünf Jahre wiederholt werden, bei Menschen ab 50 beziehungsweise 60 Jahren, kann dies je nach Impfstoff auch alle drei Jahre erforderlich sein.
Impfungen der AOK im Überblick
Impfungen für Erwachsene
Impfungen schützen langfristig vor lebensgefährlichen Krankheiten. Hier finden Sie eine Übersicht der AOK-Impf-Leistungen.
Lohnt sich die FSME-Impfung nach einem Zeckenstich?
Bei ungeimpften Menschen, die von einer Zecke gestochen wurden, kann eine nachträgliche Impfung eine mögliche FSME-Infektion nicht verhindern. Allerdings macht es Sinn, sofort mit den Impfungen zu beginnen, um bei weiteren Zeckenstichen geschützt zu sein. Wer bereits eine FSME-Infektion durchgemacht hat, ist eine gewisse Zeit vor einer neuen Ansteckung geschützt. Allerdings empfiehlt die STIKO auch in diesem Fall die regelmäßigen Auffrischimpfungen.
Für Menschen, die kurzfristig in ein Risikogebiet reisen, ist eine sogenannte Schnellimpfung, je nach Impfstoff, eine bis zwei Wochen nach der ersten Standardimpfung möglich. Die Grundimmunisierung muss allerdings auch hier durch die dritte Impfung vervollständigt werden.

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Impfschutz für Kinder und Schwangere
Bei Kindern nimmt die Infektion mit FSME zwar meist einen leichteren Verlauf als bei Jugendlichen und Erwachsenen, allerdings verbringen sie viel Zeit zum Spielen im Freien und können häufiger von Zecken gestochen werden. Deswegen ist der Impfschutz gerade für Kinder in Risikogebieten wichtig. Die Impfung gegen FSME ist bereits ab einem Alter von einem Jahr möglich und ist Teil des AOK-Leistungskatalogs. Auch für Stillende und Frauen nach dem ersten Drittel einer Schwangerschaft, die sich in einem FSME-Risikogebiet aufhalten, ist eine Impfung möglich. Frauen sollten dies mit ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen besprechen.
Auch mit FSME-Impfung: Wie Sie sich vor Zeckenbissen schützen
Da auch andere Erkrankungen durch Zecken übertragen werden können, ist es wichtig, Zeckenbisse zu vermeiden – selbst mit bestehendem FSME-Impfschutz. Für Borreliose gilt das Infektionsrisiko beispielsweise bundesweit und ist nicht auf Risikogebiete beschränkt.
Eine FSME-Impfung schützt nicht vor Borreliose und weiteren Infektionskrankheiten.
So schützen Sie sich vor dem Biss einer Zecke:
- Tragen Sie im Garten oder auf Spaziergängen im hohen Gras lange, idealerweise helle Kleidung sowie geschlossene Schuhe und ziehen Sie die Strümpfe über die Hosenbeine.
- Verwenden Sie zeckenabweisende Mittel, wenn Sie sich in der Natur aufhalten.
- Untersuchen Sie sich und Ihre Kinder gründlich nach dem Aufenthalt im Grünen, besonders Kniekehlen, Leisten, Achseln, hinter den Ohren und am Haaransatz.
- Wenn Sie ein Exemplar entdecken, entfernen Sie die Zecke sofort.
Wichtig: Wenn Sie sich nach einem Zeckenstich unwohl fühlen oder unter Kopfschmerzen, Fieber und Übelkeit leiden: Suchen Sie Rat bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin, auch wenn Sie nicht in einem Risikogebiet leben. Eine spezielle Therapie gegen FSME gibt es allerdings nicht, die Behandlung richtet sich nach der Art der Symptome. Anders als bei der Borreliose helfen bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis keine Antibiotika.