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Kindernotfall: So reagieren Sie bei einer Gehirnerschütterung richtig

Veröffentlicht am:17.06.2022

6 Minuten Lesedauer

Ihr Kind ist gestürzt und dabei auf den Kopf gefallen? Auch wenn Sie keine äußeren Verletzungen sehen, kann eine Gehirnerschütterung vorliegen. Wann Sie zur Ärztin oder zum Arzt müssen und wie Kopfverletzungen vorgebeugt werden kann.

Kleiner Junge sitzt auf dem Boden und hält sich den Kopf. Er hat vielleicht eine Gehirnerschütterung.

© iStock / SbytovaMN

Gehirnerschütterung: die häufigste Kopfverletzung im Kindesalter

Es ist schnell passiert: Nur einen Augenblick hat man es aus den Augen gelassen und schon ist das Baby vom Wickeltisch gefallen. Kleinkinder bringen sich beispielsweise durch waghalsige Kletteraktionen in Gefahr, ältere Kinder stürzen beim Radfahren oder anderen sportlichen Aktivitäten. Im Laufe der Kindheit haben so gut wie alle Kinder einen oder mehrere Unfälle.

In vielen Fällen wird der Kopf bei einem Sturz oder einem anderen Unfall verletzt. Oft wissen Eltern nicht, wie sie sich in der Situation richtig verhalten sollen. Wichtig ist: Bleiben Sie nach dem Vorfall besonders aufmerksam und achten auf Anzeichen einer Gehirnerschütterung. Diese kann auch dann vorliegen, wenn keine äußeren Verletzungen zu erkennen sind.

Eine Gehirnerschütterung (medizinisch: „Commotio cerebri“) ist die leichte Form eines Schädel-Hirn-Traumas. Etwa 580 von 100.000 Kindern werden in Deutschland jährlich wegen eines Schädel-Hirn-Traumas behandelt, 90 Prozent davon haben eine Gehirnerschütterung erlitten.

Wie gefährlich ist eine Gehirnerschütterung?

Das Gehirn liegt im Schädel in einer schützenden Flüssigkeit (Liquor). Wenn der Kopf allerdings heftig auf den Boden prallt oder gegen einen Gegenstand schlägt, kann es passieren, dass das Gehirn trotz der Flüssigkeit an den Schädelknochen prallt. Die Folge dieser Erschütterung: eine leichte Funktionsstörung des Gehirns.

Diese ist in der Regel vorübergehend. Nach einigen Stunden hat sich in den meisten Fällen wieder alles normalisiert.

Allerdings kann es auch sein, dass eine schwere Form des Schädel-Hirn-Traumas (medizinisch: „Compressio cerebri“) vorliegt. In diesem Fall platzen kleine Blutgefäße im Schädelinneren oder das Gehirn schwillt nach dem Unfall an. Als Folge der Schwellung (Hirnödem) wird das Gehirn im Schädelinneren zusammengedrückt: eine potenziell lebensbedrohliche Situation. Diese muss nicht sofort nach dem Sturz auftreten, sondern kann sich erst innerhalb von Stunden oder Tagen entwickeln.

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Ihr Kind hat sich am Kopf verletzt? So reagieren Sie richtig

  • Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, um Ihre Angst nicht auf Ihr Kind zu übertragen.
  • Um Schmerzen am Kopf zu stillen und die Entstehung einer Beule zu verhindern, ist es sinnvoll, die verletzte Stelle zu kühlen. Legen Sie für 15 bis 20 Minuten ein in ein Handtuch gewickeltes Kühlpad oder einen mit Eiswürfeln gefüllten Waschlappen auf die betroffene Stelle. Ist ihr Kind nicht bei Bewusstsein, hat es eine blutende Kopfwunde oder beruhigt es sich nicht einige Zeit nach dem Kopfstoß, suchen Sie sofort ärtzliches Fachpersonal auf. Aber auch wenn ihr Kind nach der Verletzung sehr schnell wieder ruhig wird, sollten Sie es den Tag über gut beobachten und bei Verwirrung, Desorientierung oder Gleichgewichtsstörungen eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
  • Behalten Sie Ihr Kind nach dem Unfall gut im Auge. Das betrifft auch die Nacht.
  • Ihr Kind hat eine kleine Beule am Kopf? Solange sie fest ist, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Sollte allerdings Stunden oder Tage nach dem Unfall ein großer Bluterguss oder eine weiche, schwabbelige Schwellung entstehen, suchen Sie eine Ärztin oder einen Arzt auf. Diese Symptome können auf einen Knochenbruch hinweisen.
  • Nur bei einer kleinen Schürfwunde können sie diese erst einmal selbst versorgen: desinfizieren Sie die Stelle mit einer Desinfektionslösung. Größere Wunden müssen immer von ärztlichem Fachpersonal behandelt werden.

Anzeichen einer Gehirnerschütterung beim Kind

Bemerken Sie eines oder mehrere folgender Anzeichen bei Ihrem Kind, zögern Sie nicht, den Rettungsdienst über die 112 anzurufen. Diese Symptome können auf eine Gehirnerschütterung oder eine noch schwerere Kopfverletzung hindeuten:

  • Übelkeit und Erbrechen: Beides kann unmittelbar nach dem Unfall oder bis zu sechs Stunden danach auftreten.
  • Bei Säuglingen: fehlende Lautäußerungen und Trinkunlust.
  • Bei Kleinkindern: anhaltendes weinerliches Verhalten und Reiben am Kopf.
  • Bei größeren Kindern: Klage über starke Kopfschmerzen.
  • Bewusstlosigkeit
  • Krampfanfälle
  • Sprach- oder Gangstörungen, zum Beispiel verwaschene Sprache, mangelndes Gleichgewicht
  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • Plötzliche Wesensänderung: Das Kind verhält sich zum Beispiel auf einmal introvertiert oder ist besonders anhänglich.
  • Erinnerungslücken
  • Verwirrtheit
  • Schlafprobleme, auffallende Müdigkeit und Schläfrigkeit, schwere Erweckbarkeit
  • Ungleich große Pupillen
  • Auffallende Hautblässe
  • Äußere Verletzungsanzeichen: Das kann etwa ein Bluterguss, eine Beule, eine starke Blutung oder Blut oder klare Flüssigkeit (Gehirnflüssigkeit) sein, die aus Ohren, Nase oder Mund austritt.

Während Sie auf die Notärztin oder den Notarzt warten, sollten Sie Ihr Kind mit erhöhtem Oberkörper lagern und es nicht aus den Augen lassen, um sicherzustellen, dass ihr Kind bei Bewusstsein bleibt. Sollte Ihr Kind bewusstlos werden, müssen sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden.

Kleines Mädchen sitzt gut geschützt vor einer Gehirnerschütterung im Kindersitz im Auto.

© iStock / romrodinka

Wenn Ihr Kind im Auto mitfährt, sollte es in einem passenden Kindersitz gesichert werden. So beugen Sie einer Gehirnerschütterung vor, sollte es zu einem Unfall kommen.

Behandlung einer Gehirnerschütterung

Besteht der Verdacht auf eine schwerere Kopfverletzung, folgen weitere Untersuchungen, um auszuschließen, dass Druck auf das Gehirn besteht oder Blutgefäße im Schädel geplatzt sind. Dafür wird Ihr Kind stationär aufgenommen.

Bleibt es bei der Diagnose einer Gehirnerschütterung und besteht keine Gefahr mehr, muss sich Ihr Kind zu Hause schonen, um die Gehirnerschütterung auszukurieren. Es kann sein, dass das ärztliche Fachpersonal zu einer Bettruhe von einigen Tagen rät. Bei Kopfschmerzen oder Übelkeit können nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt Medikamente eingenommen werden. Ihr Kind sollte in dieser Zeit auf Sport und auf Fernsehschauen verzichten. Das Flackerlicht des Fernsehers kann zu Kopfschmerzen – und sehr selten auch zu Krampfanfällen – führen. Zudem sollte eine intensive Sonneneinstrahlung vermieden werden.

Meist dauert es wenige Tage bis hin zu einigen Wochen, bis die Gehirnerschütterung vollständig auskuriert ist. Länger anhaltende Beschwerden, die nach einigen Wochen auftreten und als „postkommotionelles Syndrom“ bezeichnet werden, sind selten. Treten Beschwerden wie Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder psychische Symptome wie etwa depressive Verstimmungen oder Reizbarkeit auf, sind sie in der Regel nicht von Dauer.

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Wie kann ich einer Gehirnerschütterung vorbeugen?

Aufgrund ihres großen Bewegungsdrangs und ihres noch nicht ausgeprägten Gefahrenbewusstseins besteht bei Kindern immer ein Risiko für Verletzungen. Machen Sie sich also keine Vorwürfe, wenn hin und wieder etwas passieren sollte. Um für mehr Sicherheit zu sorgen, sind folgende Vorsichtsmaßnahmen empfehlenswert:

  • Bei Säuglingen: Um einem Sturz vom Wickeltisch vorzubeugen, sollten Sie während des Wickelns immer eine Hand am Kind haben. Falls Sie etwas holen müssen, legen Sie Ihr Kind besser kurz auf einer Decke auf dem Boden ab. Vertrauen Sie außerdem nicht darauf, dass Kinder unter zehn Jahren, wie zum Beispiel ältere Geschwister, Ihr Baby unfallfrei halten oder tragen können.
  • Bei Kleinkindern: Ihr Kind ist sehr aktiv? Dann schnallen Sie es im Hochstuhl oder Einkaufswagen besser an, um Kletteraktionen und Stürze zu vermeiden. Vor allem auf dem Balkon oder in der Nähe eines offenen Fensters oder von Treppen müssen Sie besonders aufmerksam sein. Kippen Sie Fenster wenn möglich nur und sichern Sie Treppen und Balkone mit Gittern ab. Regale und Schränke sollten kippsicher an der Wand befestigt sein, um Unfälle zu verhindern. Im Auto gilt: Ihr Kind sollte immer in einem passenden Kindersitz sitzen und angeschnallt sein. Machen Sie hier keine Ausnahmen bei kurzen Strecken oder im Mietwagen am Urlaubsort.
  • Bei Schulkindern: Ihr Kind sollte beim Fahrradfahren unbedingt einen gut sitzenden Helm tragen und die Verkehrsregeln sicher beherrschen. Auch bei anderen risikoreichen Sportarten wie Inline-Skaten, Klettern, Bergsteigen, Skifahren, Schlittenfahren, Skateboarden und Reiten ist ein Helm unverzichtbar.

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