Gesunde Ernährung

Übergewicht bei Kindern: Wie Armut das Risiko erhöht

Veröffentlicht am:08.10.2025

5 Minuten Lesedauer

Leben Familien unterhalb der Armutsgrenze, sind Kinder eher von Übergewicht betroffen – das zeigen Untersuchungen. Weniger Geld erschwert den Einkauf gesunder Lebensmittel und die Mitgliedschaft in Sportvereinen. Diese Tipps unterstützen Familien.

Ein Mädchen in einem gelben T-Shirt greift nach Spielkordeln zur Bewegung.

© iStock / SolStock

Übergewicht bei Kindern entsteht durch einen Kalorienüberschuss

Kinder, die von Übergewicht betroffen sind nehmen mehr Energie mit Lebensmitteln auf als sie im Alltag verbrauchen. Die verschiedenen Faktoren, die zu diesem Kalorienüberschuss führen, sind aber vielfältig. In erster Linie befinden sich zu viele Kalorien auf dem Speiseplan. Daneben gibt es begünstigende Faktoren für den Kalorienüberschuss wie zu wenig Bewegung und das Gesundheitsbewusstsein der Eltern. Wenn Eltern das Übergewicht ihres Kindes nicht als problematisch ansehen, unternehmen sie wahrscheinlich keine Schritte zum Abbau der überflüssigen Pfunde. Das Robert-Koch-Institut weist auch auf den Zusammenhang zwischen Übergewicht und den Bedingungen hin, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen. Ein geringer Bildungsstand der Eltern und Armut begünstigen demnach Adipositas bei Kindern und Heranwachsenden ebenfalls. Vor allem das Thema Armut ist wichtig. Liegt das Einkommen einer Familie unterhalb der Armutsgrenze, ist der finanzielle Handlungsspielraum begrenzt – das schränkt die Gestaltung eines gesunden Alltags ein.

Wann gilt eine Familie als arm?

Armutsgefährdet ist, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens lebt. Wie hoch diese Grenze genau ist, hängt davon ab, wie viele Personen im Haushalt leben und wie alt sie sind. Familien mit wenig Einkommen gelten also dann als armutsgefährdet, wenn ihr Geld nicht für das Nötigste reicht, etwa für gesunde Ernährung, Kleidung oder Freizeit.

Wie kann Armut zu Adipositas im Kindes- und Jugendalter führen?

Familien mit geringem Einkommen müssen beim Einkaufen stärker aufs Budget achten. Ähnlich sieht es bei Freizeitaktivitäten aus, zum Beispiel bei einer Mitgliedschaft in Sportvereinen. Dadurch haben Kinder aus Familien mit kleinem Geldbeutel oft einen erschwerten Zugang zu gesunder Ernährung und Sportangeboten. Welche Auswirkungen das hat, zeigt die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS). Die letzte Datenerhebung erfolgte zwischen 2014 und 2017. Demnach sind Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status (SES) drei Mal so oft von Übergewicht betroffen wie Kinder und Jugendliche aus Familien mit hohem SES. Ein Grund dafür ist das Ernährungs- und Bewegungsverhalten. Die begleitende Ernährungsstudie zu KiGGS zeigt, dass über die Hälfte aller Kinder aus einkommensschwachen Familien nicht täglich frisches Obst isst. Außerdem trinken sie deutlich öfter und meist täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke als Kinder und Heranwachsende aus Familien mit mittlerem oder hohem Einkommen. Im direkten Vergleich bewegen sie sich auch weniger. Natürlich spielt das Geld keine alleinige Rolle. Aber die verfügbaren Mittel erschweren es, im Alltag eine gesunde Ernährung und Bewegung sicherzustellen. Ein niedriges Familieneinkommen hat erheblichen Einfluss auf den Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen. Beim Gesundheitsverhalten können die beobachteten Unterschiede zwischen den Einkommensgruppen überwiegend der Bildung und der beruflichen Stellung der Eltern zugeschrieben werden.

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Arme Wohngegenden können Übergewicht begünstigen

Familien mit begrenzten finanziellen Mitteln sind häufig nicht nur beim Einkauf und der Wahl der Sportangebote beeinträchtigt, die Kinder wachsen auch oft in sozial benachteiligten Wohngebieten auf. Diese können ebenfalls ein starkes Übergewicht bei Kindern fördern. Forschende vermuten dahinter verschiedene Ursachen. Ärmere Wohngegenden animieren durch ihre Gestaltung womöglich nicht ausreichend zu sportlichen Aktivitäten. Tatsächlich zeigt die AOK-Familienstudie 2022: Besonders Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status oder aus stark benachteiligten Kommunen sind seltener in Sportvereinen aktiv und können oft nicht schwimmen.

Ein Mädchen mit Übergewicht streckt sich mit dem Arm nach oben aus dem Schwimmbecken.

© iStock / FS-Stock

Eltern können bei Sportvereinen nach Ermäßigungen und passenden Angeboten für Kinder mit Übergewicht fragen, um so die Bewegung zu fördern.

Vorbeugende Maßnahmen erreichen nicht alle Kinder gleich

Es gibt verschiedene präventive Maßnahmen, um Übergewicht vorzubeugen. Dazu gehören unter anderem Präventionsangebote in Schulen. Kinder und Heranwachsende lernen dabei, wie eine gesunde Ernährung aussieht, wie wichtig Bewegung ist und wie sie das in ihren Alltag integrieren können. Doch die Programme erreichen Schüler und Schülerinnen nicht alle gleich gut. Laut Untersuchungen sind die schulische Gesundheitsförderung und Programme zur Unterstützung übergewichtiger Familien lediglich bei Kindern aus hohen sozialen Schichten erfolgreich. Diese Unterschiede lassen sich nicht durch fehlendes Wissen erklären: Bei fast allen Kindern verbesserte beispielsweise das schulische Programm das Ernährungswissen. Vermutlich liegt das Problem eher darin, dass Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status das Gelernte schlechter im Alltag umsetzen können, etwa weil ihnen zu Hause die Unterstützung fehlt. Unter Eltern mit niedrigem sozioökonomischem Status fehlt mehr als der Hälfte das nötige Wissen oder die Fähigkeit, um sich richtig zu ernähren. Daher sollten die Programme durch Angebote auf anderer Ebene, wie durch gesetzliche Regelungen in Form einer Zuckersteuer ergänzt werden.

Passende Angebote der AOK

Wie kann Übergewicht verringert werden?

Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen betrifft Familien mit kleinen Geldbeuteln besonders stark. Neben der Verringerung sozialer Ungleichheit sind strukturelle Maßnahmen wichtig, die gesunde Lebensweisen erleichtern. Die WHO empfiehlt, dass Kinder in der Schule gesunde Mahlzeiten bekommen und genügend Bewegungsmöglichkeiten nutzen. Außerdem sollten gesunde Lebensmittel gefördert und Werbung gezielt reguliert werden, um dieses Ziel zu erreichen. Zudem brauchen gerade sozial benachteiligte Familien eine verlässliche Ganztagsbetreuung, die Chancengleichheit schafft.

Als Elternteil können Sie auch selbst tätig werden:

  • Melden Sie Ihr Kind für ein gesundes Verpflegungsangebot im Kindergarten oder der Schule an.
  • Erweitern Sie Ihr Gesundheitswissen, indem Sie sich beispielsweise über Rezepte für Kinder mit Übergewicht informieren.
  • Fragen Sie beim ortsansässigen Sportverein nach, ob es Vergünstigungen für einkommensschwache Familien gibt – hier können Sie sich auch erkundigen, welcher Sport für Kinder mit Übergewicht geeignet ist. In den Ferien bieten kirchliche Träger oder Städte oft preiswerte oder kostenlose Sportangebote an.
  • Seien Sie ein Vorbild und bauen Sie Bewegung in den Alltag ein – das können gemeinsame Spaziergänge zum Supermarkt oder im Park sein.
  • Entscheiden Sie sich im Supermarkt für saisonales Obst und Gemüse, das ist preisgünstiger als eingeflogene Lebensmittel.
  • Nehmen Sie frühe Hilfen in Anspruch, etwa über das Jugendamt, das Gesundheitsamt oder Familienzentren – hier erhalten Sie eine Beratung und Informationen zu Versorgungsangeboten für von Übergewicht betroffene Kinder und Jugendliche.
Fachlich geprüft
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