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Ernährungsformen

Soja, Erbsen & Co.: Allergien gegen pflanzliche Proteine

Veröffentlicht am:30.05.2025

6 Minuten Lesedauer

Immer mehr Menschen in Deutschland ernähren sich vegetarisch oder vegan. Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Getreide liefern ihnen wichtige Proteine. Doch Soja, Erbsen & Co. können allergische Reaktionen auslösen. Erfahren Sie mehr darüber.

Auf einem Tisch sind verschiedene Sojaprodukte zu sehen: Tofu, Milch, Käse, Sojabohnen.

© iStock / naito8

Kann eine pflanzliche Ernährung allergische Reaktionen auslösen?

Brötchen ohne Butter, Kaffee ohne Milch oder Kuchen ohne Ei – manche Menschen ernähren sich rein pflanzlich und verzichten auf Fleisch, Fisch und andere tierische Erzeugnisse. Sie greifen stattdessen zu Sojawürsten, Patties aus Erbsenprotein oder Pflanzenmilch. Fleisch wird in der veganen Ernährung am häufigsten durch Soja ersetzt. Danach folgen Weizenprotein, Reis, Erbsen, Ackerbohnen, Pilze und Lupine.

Mit der Abkehr von traditionellen tierischen Produkten steigt auch das Risiko für allergische Reaktionen auf pflanzliche Lebensmittel. Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Getreide liefern zwar wichtige Proteine, doch sie enthalten auch eine Reihe von (teilweise) hochpotenten Allergenen. Dazu gehören Speicherproteine, Lipidtransferproteine (LTP) oder Oleosine. Das Immunsystem des Körpers stuft solche pflanzlichen Proteine als schädlich ein und antwortet mit einer Abwehrreaktion. Die Symptome können leicht, manchmal auch lebensbedrohlich sein. Milde Beschwerden sind Hautreaktionen, zu den schweren gehört der allergische Schock, der zum Kreislaufversagen führt. Zu einer Anaphylaxie, also einer schweren allergischen Reaktion mit Luftnot und drohendem Kreislaufversagen kann es kommen, wenn eine Sensibilisierung bereits stattgefunden hat. Im Kindesalter lösen sowohl tierische als auch pflanzliche Lebensmittel wie Kuhmilch, Hühnereier, Erdnuss, Haselnuss und Cashew häufig eine schwere allergische Reaktion aus. Bei Erwachsenen sind es vor allem pflanzliche Lebensmittel: Weizen, Haselnuss, Soja und Sellerie.

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Gründe für eine rein pflanzliche Ernährung

Im Jahr 2024 ernährten sich knapp 1,5 Millionen Menschen in Deutschland vegan. Im Vergleich zu den beiden Jahren davor ist die Zahl leicht gesunken. Dagegen stieg die Zahl derjenigen, die sich vegetarisch ernähren und auf Fleisch und Fisch verzichten, auf 8,43 Millionen im Jahr 2024.

Sich vegan zu ernähren, kann verschiedene Gründe haben. Eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für diese Ernährungsform spielen Klimaschutz und Tierwohl. Aber auch religiöse und gesundheitliche Aspekte können eine Motivation sein. Wichtig ist, dass der Körper ausreichend mit Proteinen, essenziellen Aminosäuren sowie Makro- und Mikro- Nährstoffen versorgt wird – insbesondere mit Vitamin B12, Eisen, Zink, Jod, Calcium, Selen, Riboflavin und den langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA.

Um diesen Bedarf bei einer veganen Ernährungsweise zu decken, müssen täglich Hülsenfrüchte – hier wird gerne Soja eingesetzt – aber auch Nüsse, Gemüse, Kartoffeln und Vollkornprodukte auf dem Speiseplan stehen. Sie sind wichtige Proteinquellen. Häufig müssen jedoch sehr große Mengen davon verzehrt werden. Für Säuglinge und Kleinkinder ist das gar nicht möglich. Problematisch wird die Ernährung, wenn Veganer und Veganerinnen auf Soja oder andere Hülsenfrüchte allergisch reagieren und darauf verzichten müssen.

Soja-Allergie: Sie tritt immer häufiger auf

Sojabohnen sind die weltweit wichtigste Hülsenfrucht. Sie enthalten viele Nährstoffe und sind eine kostengünstige und hochwertige Proteinquelle. In vielen Lebensmitteln werden Sojabohnen mittlerweile verarbeitet, zum Beispiel in Fleisch, Fleischersatzprodukten, Backwaren, Frühstückscerealien oder Getränken. Auch in Deutschland ist Soja zu einer Art Grundnahrungsmittel geworden und immer häufiger ein Allergieauslöser. Von einer Sojaallergie sind Kinder eher selten betroffen. Dagegen lösen Sojabohnen bei Erwachsenen häufig allergische Reaktionen aus. Außerdem kann es zu Kreuzreaktionen mit anderen Hülsenfrüchten kommen sowie mit Pollen – insbesondere Birkenpollen. Die Allergene in Soja und in den Birkenpollen ähneln sich so stark, dass das Immunsystem sie nicht unterscheiden kann.

Die Symptome – egal ob durch eine Allergie auf Soja oder eine Kreuzallergie - beschränken sich in der Regel auf lokale Beschwerden, zum Beispiel eine orale Kontakturtikaria. Wenige Minuten nach dem Kontakt der Haut oder Schleimhaut mit bestimmten Stoffen bilden sich Quaddeln oder ein Ödem. Um den Mund herum und in der Mundhöhle kommt es zu Brennen, Schmerzen, Juckreiz, schlechtem Geschmack, Kribbeln, Taubheit oder einer erhöhten Speichelproduktion.

Wird das in Soja enthaltene Protein jedoch schnell und in großen Mengen aufgenommen, kann es auch zu einer schweren anaphylaktischen Reaktion führen.

Soja muss als Allergenquelle in der Europäischen Union deklariert werden.

Schon gewusst?

Auf der Verpackung von Lebensmitteln muss gut sichtbar und lesbar angegeben werden, wenn bestimmte Zutaten oder Stoffe enthalten sind, die besonders häufig Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten auslösen. Das schreibt die Lebensmittelinformationsverordnung vor. Zu den 14 wichtigsten Allergenen gehören glutenhaltiges Getreide, Krebstiere, Eier, Fisch, Erdnüsse, Sojabohnen, Milch, Schalenfrüchte, Sellerie, Senf, Sesamsamen, bestimmte Konzentrationen von Schwefeldioxid und Sulfiten, Lupinen und Weichtiere.

Immer neue Produkte auf dem Lebensmittelmarkt

Die Lebensmittelindustrie bietet immer neue Produkte an – nicht nur für die vegane Ernährung. Immer häufiger wird in Lebensmitteln Erbsenprotein eingesetzt. Es ist reich an pflanzlichem Eiweiß und essenziellen Aminosäuren. Durch den Konsum ist auch die Zahl der Erbsenallergiker und -allergikerinnen deutlich angestiegen. Sie sollten – wie Sojaallergiker und -allergikerinnen – auch auf mögliche Kreuzreaktionen achten.

Außerdem arbeit die Lebensmittelindustrie daran, Produkte gezielt mit Protein anzureichern oder die Mengen zu reduzieren, die jeden Tag verzehrt werden müssten, um den Nährstoffbedarf zu decken. Dazu werden gezielt Proteinisolate, die einen besonders hohen Proteingehalt haben, und -konzentrate mit einem niderigeren Proteingehalt eingesetzt. So steigt die Zahl der hochverarbeiteten Lebensmittel in der vegetarischen und veganen Ernährung und die Vorteile der pflanzlichen Ernährung verringern sich.

Für Allergiker und Allergikerinnen ist es ganz wichtig, die Zutatenliste auf Lebensmitteln aufmerksam zu lesen. Doch nicht immer können sie sich darauf verlassen. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) stellte in einer Studie fest, dass Süßwaren, Schokoladen und Schokoladenriegel, die als vegan gekennzeichnet waren, ungewollt Spuren von Milch enthielten. In sieben von 30 Proben wurden sogar erhebliche Mengen an Kuhmilcheiweiß nachgewiesen. Unabhängig davon, dass das Lebensmittel dann nicht mehr vegan ist, kann der Verzehr bei Menschen mit einer Milchallergie eine allergische Reaktion auslösen.

Eine junge Frau ist im Supermarkt einkaufen. Sie hält ein Glas in der Hand und schaut sich an, welche Zutaten enthalten sind.

© iStock / nensurla

Für Allergikerinnen und Allergiker ist es wichtig, sich die Zutatenliste eines Lebensmittels genau anzuschauen.

Allergie auf Erdnüsse

Unter den Hülsenfrüchten sind Erdnüsse der häufigste Auslöser für eine Nahrungsmittelallergie. Bisher sind 17 Erdnussallergene in einer Datenbank der WHO registriert. Ihre Allergenität hängt von der Verarbeitung ab. Durch Rösten der Erdnüsse steigt sie, durch Kochen nimmt sie ab. Erdnüsse müssen in der Europäischen Union als Allergenquelle deklariert werden. Auch wenn sie nur als Zutat in einem Lebensmittel enthalten sind. Bei einer Erdnussallergie können auch Kreuzreaktionen auf andere Nahrungsmittel und andere Hülsenfrüchte auftreten. Bei Kindern vor allem auf Erbsen, Linsen, Soja, Süßlupinen und Kichererbsen.

Was tun bei einer Kuhmilch- und Hühnereiallergie?

Menschen, die eine Allergie gegen Milch, Milchprodukte und Eier haben, gehen häufig davon aus, dass alle Lebensmittel, die als vegan gekennzeichnet sind, für sie unbedenklich sind. Allerdings können vegane Produkte unbeabsichtigt auch Spuren tierischer Substanzen enthalten. Außerdem sind Kreuzreaktionen möglich. Betroffene mit einer Kuhmilch- oder Hühnereiallergie können außerdem zusätzliche Allergien gegen pflanzliche Proteine haben, etwa in Hülsenfrüchten wie Soja oder Nüssen. In diesem Fall müssen sie auf die wichtigen Proteinquellen in ihrer Ernährung verzichten. Damit bei ihnen kein Mangel an wichtigen Nährstoffen auftritt und um Langzeitschäden zu vermeiden, ist eine Ernährungsberatung sinnvoll.

Sind Pflanzendrinks unbedenklich?

Pflanzliche Getränke aus Getreide, Nüssen oder Hülsenfrüchten enthalten Zusatzstoffe wie Aromen, Pflanzenöle, Salz, Zucker, Säureregulatoren und Emulgatoren. Aus allergologischer Sicht ist darüber hinaus problematisch, dass Pflanzendrinks mit isolierten Pflanzenproteinen angereichert werden – vor allem mit Erbsenprotein. Lebensmittel, die aus Erbsen hergestellt sind, sind nicht kennzeichnungspflichtig. Das ist für Menschen mit einer Erbsenallergie ein großes Problem.

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